@******ina,
leider verstehe ich Deine Meinung nicht so richtig.
Zu dem Beitrag von Yuu_by, der die Prostitution als grundsätzlich schädlich ansiehst, sagst Du
Danke, Yuu_by, dass Du die Worte findest, die mir gefehlt haben. Ich schließe mich dem an...
Daß Du die Prostitution für grundsätzlich falsch hältst kam aus Deinen bisherigen Beiträgen nicht raus. Das erzeugt natürlich ein anderes Bild ... wenn Du gegen etwas bist, das aber nicht äußerst, dann ist es schwer hier zu einem (produktiven) Meinungsaustausch zu gelangen.
Daher noch einmal, nur um Mißverständnisse zu vermeiden:
Bist Du GRUNDSÄTZLICH gegen die Prostitution?
@****by
Du trittst dagegen aus meiner Sicht nicht für eine Liberalisierung ein, sondern eher für eine stärkere Bevormundung: Dann entscheiden irgendwelche Psycho-Experten, wer sich prostituieren darf und wer nicht. Oder entscheidet das die ausbildende Meister-Hure und wenn ja, woher nimmt sie die dafür notwendigen Kenntnisse?
Ich weiß, daß das nahe beieinanderliegt, doch ich will keinesfalls mehr neue "Kontrollinstrumente" als unbedingt nötig, da jedes dieser Instrumente auch die Gefahr in sich birgt, missbraucht zu werden.
Dieser "Ausbildungsgang" soll eher der (zukünftigen) Hure Einblicke geben, selbst einschätzen zu können, was los ist. Ich habe oben ein Beispiel genannt, wie gerade die Dissoziation nach einem Missbrauch im Kindesalter ein Klassiker ist um die Frau später in die Prostitution zu bringen. Ich bin NICHT der Meinung, daß man Ihr das verbieten darf. Ich bin jedoch der Meinung, daß eine Aufklärung über bestimmte Prozesse im Gehirn dazu führt, daß die Frau "besser" entscheiden kann und klarer sehen kann, was Ihr gut tut und was sie womöglich weiter schädigt.
Das "Ausbildungssystem" soll also nicht regulieren, wer in die Prostitution gehen "darf", sondern vielmehr sicherstellen, daß eine Frau, die sich für die Prostitution einsetzt, auch einschätzen kann, was sie tut.
Nein, Jabolo, entweder man ist der Meinung, dass diese geschäftliche Transaktion ungesund ist: Dann muss man sie nicht bekämpfen, so wie ein Veganer keine gewaltsamen Tierbefreiungsaktionen durchführen muss. Aber man wird sich für ihre Abschaffung und nicht für ihre Veränderung einsetzen. Und sei es nur mit den Mitteln des Boykotts, d.h. diese Ware nicht zu kaufen.
Da ich nicht glaube, daß ein Mensch "für den anderen Entscheiden" sollte, bin ich vor allem ein großer Freund von Aufklärung. Ein ordentlich gewachsenes Bio-Huhn würde im Supermarkt ca. 15 Euro kosten. Der Durchschnittskunde verdrängt gerne die Massentierhaltung, die er auch selbst ablehnt, und greift lieber zu dem 1,79-Euro-TK-Hühnchen.
Wenn der Supermarkt hier GUT aufklären würde, bei dem einen Regal steht ein Schild drüber "Massentierhaltung" und bei dem anderen ein Schild "Artgerechte Tierhaltung", dann würde der Verbraucher in der Tendenz anders entscheiden.
Unser Wirtschaftssystem besteht derzeit aus sehr viel Maskerade. Wer Media-Markt nicht mag, der geht zu Saturn. Und landet immer wieder bei der Metro. Wer Bio-Fleisch kaufen will landet meistens bei dem Fleisch mit den schönsten Siegeln und Bildern auf der Verpackung, nicht aber bei WIRKLICH artgerecht gehaltenen Tieren.
So haben wir Verbraucher letzten Endes oft so gut wie keine Ahnung, was wirklich los ist.
Wer sich gesund ernährt, der weiß, um welche Nahrungsmittel er einen großen Bogen machen will. Und andere glauben, nur weil "Bio" oder "Fit" auf der Verpackung steht, wäre es etwas gutes. Katjes hat Jahrelang Werbung gemacht mit "Die enthalten gar kein Fett". Und Heidi Klum, auch ohne Fett auf den Rippen.
Meiner Meinung nach ist das irreführend: Es ist nicht das Fett, es ist der Zucker, der dick macht. Und kaum ein Lebensmittel heute ist Zuckerfrei.
Zurück zum Thema:
Ich glaube, daß die Aufklärung sehr, sehr wichtig ist. Und da ich auch glaube, daß Menschen "frei" sein müssen, selbst zu entscheiden, ist der einzige WEg für mich, auf dem ich sehe, wie die Welt (und das Prostitutionsgewerbe) sich positiv weiterentwickeln kann, die ist, für angemessene Aufklärung in der Gesellschaft zu sorgen.
Das ist letztlich auch mein GEdanke bei der Hurenausbildung:
Daß eine Frau WEISS, worauf sie sich einlässt. Und dann ist es hundertprozentig Ihre entscheidung.
@*****lnd
Prostitution gab es seit Jahrtausenden lange vor Kapitalismus und sonstigen Begründungen der Neuzeit als notwendiges Regulativ der Gesellschaft.
Zweimal Ja.
1) Prostitution ist "stabil". Ein stabiles System bedeutet nicht, daß es "gut" ist oder "moralisch", sondern einfach nur, daß es stabil existiert. Ein stabiles System gegen ein instabiles zu ersetzen kann nicht funktionieren.
Solange wir also kein System parat haben, das alle Beteiligten "besser" hinstellt als bei der Prostitution, so lange wir die Prostitution bestehenbleiben. Und welches sind die Vorteile (Sekundärgewinne) der Prostitution?
a) Schneller Sex für Männer
b) Schnelles Geld für Frauen
c) Emotionale Unverbindlichkeit für beide
d) Kompensation von Traumata
e) Geld für die Zuhälter/Betreiber
f) ....
Es wird schwer, all diese Sekundärgewinne abzudecken um ein neues System aufzubauen.
Das ist ja die Sache: Es gibt so viel Nutzen, dadurhc ist das System so stabil.
2) Die Grenze ist extrem fließend
Wie viele Frauen lassen sich auf einen Mann ein, weil Sie sich davon Vorteile versprechen? Weil der Mann das Essen bezahlt, weil er sein Gras teilt oder weil er so eine schöne Wohnung hat? Wie viele Frauen nehmen die Urlaubseinladung an, weil sie (kostenlosen) Urlaub machen wollen und wissen genau, daß der Mann gerne Sex hätte. Und machen es dann, weil sie es sonst unfair fänden. Prostitution fängt da an, wo die Frau mit jemandem Sex hat, weil sie dadurch (potentiell) etwas von Ihm bekommt, was sie ohne den Sex nicht hätte. Und an der STelle ist Prostitution eine schon fast Zwangsläufige Folge.
Wenn das ganze dann mit einem genauen Geldbetrag und vorher definierten Stellungen/Leistungen gemacht wird, dann ist dieser "natürliche" Prozess einfach nur extrem professionalisiert. Wo zieht man die Grenze?
In Polen gab es mal einen Trend (ich weiß nicht, ob es den noch immer gibt), daß Frauen in der Nähe von Kaufhäusern waren und es einen unausgesprochenen Deal gab: Wenn ein Mann eine Frau mit reinnimmt und Ihr die Klamotten kauft, die sie gerade haben will, dann kriegt er später Sex dafür.
Ist das Prostitution?
Ich sehe prostitution auch als ein "natürliches System" an, welches durch die professionalisierung und Effizienz im Rotlicht extrem pervertiert wird. Wobei der Begriff "natürlich" hier nicht positiv gemeint ist, sondern wertneutral. Ich meine damit: Sie liegt in der Natur des Menschen, ob man das nun gut findet oder nicht.
Alles Liebe, Julian!