Die Gefühle gehen auf und ab
Hallo liebe JC-Forumsbesucher,
seit Tagen befasse ich mich mit den Themen "freie Liebe", "offene Beziehungen" und "Sex außerhalb der Partnerschaft". Nach meiner Geschichte würden mich eure Erfahrungen interessieren. Ich erhoffe mir dadurch neue Denkanstöße und vielleicht neue Erkenntnisse. In Ansätzen las ich in diesem Fred auch schon sehr viel interessante Beiträge.
Mein Freund und ich sind seit einem Jahr zusammen. In dieser Zeit lernte ich sehr viel Neues über mich kennen, welches immer noch reift und in mir wächst. Mit ihm wurde ich aus meinem sexuellen Dornröschenschlaf geweckt und erlebe Sex neu und anders. Ich befinde mich in einer Art sexuellen Pubertätsphase. Nichts ist mit meinen Erfahrungen vorher vergleichbar, weil ich eine ganz andere Intensität von Sex bekomme und erlebe. Es ist spannend und aufregend und ich bin noch lange nicht am Ende meines Weges und wahrscheinlich, wenn ich es richtig anstelle, wird es immer weiter gehen.
Schnell musste ich auch merken, dass es neben mir noch andere Frauen gibt, die in den Genuss seines Sex' kommen. Anfangs hat mich das alles sehr verletzt und ich litt. Es gab Momente, da stand ich heulend vor ihm und zeigte ihm meine Verzweiflung. Dass mich Phantombilder begleiten, mit welcher Frau er jetzt wohl rumvögelt und, und, und. Ich war getrieben von Misstrauen, Verlustängsten und großer Verzweiflung, weil ich es doch so gern auf die Reihe bekommen wollte. In vielen, intensiven und offenen Gesprächen wurden mir seine Beweggründe für die anderen Frauen immer klarer und bewusster. Mittlerweile bin ich an einem Punkt angekommen, wo ich seine "Fremdficks" akzeptieren kann und auch selbst beginne, diese Seite zu leben.
Vor einigen Tagen war ich für ein paar Tage weg. Ich hatte in dieser Zeit eine andere sexuelle Begegnung und ich wusste, dass auch er diese Gelegenheit nutzt, um jemand anderen zu treffen. Das Wiedersehen mit ihm Zuhause fiel anderes aus, als ich mir erhoffte. Anstatt mit einer Freude und einer geilen Nummer willkommen geheißen zu werden, war die Stimmung eher distanziert und angespannt. Die Themen kamen auf den Tisch, wobei auch Sex und vor allem unser Sex diskutiert wurden. Immer mehr merkte ich eine Veränderung und zunehmend kam in mir das Gefühl auf, dass das was in meiner Abwesenheit war, dabei eine Rolle spielt.
Es vergingen drei Tage bis wir soweit waren, dass ich ihn fragte was war, als ich weg war. Ich vermutete, dass er auf eine Frau getroffen war, in die er sich verliebte, was sonst immer ausgeschlossen wurde. Er traf eine Frau, die ihm so eine sexuelle Erfüllung gab, die er so noch nie kennen gelernt und getroffen hatte. Er ist sonst eigentlich derjenige, der die Frauen Neues kennen lernen lässt und die Frauen sind von ihm begeistert. Sicherlich wird auch diese Frau von ihm begeistert sein und will ihn wiedersehen, aber er vermutet, dass sie Männer "seines Schlages" kennt. Ich kann die Begeisterung aus seinen Erzählungen für diese Begegnung hören. Es schmerzt nicht, falls das nun der ein oder andere denkt, ich freue mich für ihn. Ich finde solche Begegnungen berühren die Seele. Seine wurde berührt von dem Wesen und der sexuellen Lust dieser Frau. Er hat seit dem ersten Gespräch über das Treffen mit ihr sehr viel erzählt. Seit dem wurde überhaupt sehr viel über uns gesprochen und wir erleben und genießen gerade eine schöne und intensive Zeit.
In der Nacht von Samstag auf Sonntag fragte ich ihn, ob er die Frau wiedersehen werde. Sie wohnt etwa 260 Kilometer von uns weg. Worauf er antwortete, wenn es die Situation zuließe, ja. Mit der Situation bin ich gemeint, ich bin das Hindernis, weshalb er sie vorerst nicht wiedersieht. Ich merke aber, dass ich nicht ein Hindernisgrund für ihn sein möchte, so eine, tiefgehende Begegnung, nicht wieder zu erleben. Aber im gleichen Gedankenzug bekomme ich auch sehr große Angst, das ich etwas verlieren könnte, was ich nicht will.
Diese Frau brachte bislang zwischen ihm und mir eine schöne Veränderung, eine so offene Gesprächsbereitschaft, wie es sie so zuvor nicht gab, dass es auch für mich eine Bereicherung ist.
Ich kenne diese Frau nicht, aber so wie er von ihr erzählt hat, bewundere ich sie ebenfalls in ihrem Wesen und weiß, dass sie anscheinend in ihrem Leben an einen Punkt gekommen ist, wo ich gerne hin möchte. Sie scheint eine unglaubliche Authentizität zu haben, die wohl umhaut.
Ich empfinde keine Eifersucht auf sie, sondern ich möchte meinem Freund und mir einen Weg schaffen, dass solche Begegnungen einen Platz haben, ohne das jemand sich verletzt fühlt oder Verlustangst des anderen haben muss. Er hat sich in sie nicht verliebt, sondern, es ist für ihn in sexueller Hinsicht einfach eine wundervolle Begegnung, die jeder an seiner Stelle weiter kennen lernen möchte.
Ich bin jetzt schon gespannt was ich an weiteren Denkanstößen bekomme.
Einen ganz besonderen Dank an Morigane, du bist schon ein klasse Mensch
Rothaar