Birgit:
So mancher möchte mir erzählen, dass Neigung sich genauso wie deren Auslebung sich am Geldbeutel fest macht und das diejenigen, die wenig bis gar kein Geld haben doch auch bitte keine Neigung haben und diese doch auch bitte bitte nicht ausleben. Weil das könnte das elitäre Gefühl der Vermögenden stören.
Tut mir sehr leid, aber das interpretierst wirklich du hinein. So schreibt das nämlich keiner hier.
Was ich und andere meinen, ist Folgendes:
Es gibt da doch diese Bedürfnispyaramide, Maslow lässt grüßen. Und da steht Sex zwar nicht an oberster Stelle, aber doch relativ weit oben, zwecks der Arterhaltung.
Und wie wir wissen, ist das Finden, Erobern und Halten von (potentiellen) Partnern mit Aufwand verbunden, der neben Zeit und Energie auch zumindest ein Minimum an Geld braucht. Ein(e) potentielle(r) Partner(in) fragt vielleicht nicht danach, aber zumindest unbewusst will er/sie schon wissen, wie es damit steht, es wird wahrgenommen. Für Goethe war die Gretchenfrage zwar die Religion, aber in Wahrheit steckte immer Geld dahinter. Wer sich nicht das Geringste leisten kann, der wird auch keine Chancen haben - außer bei denen, denen es ebenso geht und die folglich selbst nicht mehr erwarten.
Vielleicht ist es anders, wenn man erst einmal zusammen ist und sich Liebe entwickelt hat, "in guten wie in schlechten Zeiten", wie es heißt. Am Anfang aber spielt die Wahrnehmung auch in diesr Hinsicht sehr wohl eine Rolle.
Jetzt zu BDSM. Das und andere Neigungen zählen im Vergleich zu Sex als Kinkerlitzchen, weil weder für die Selbst- noch für die Arterhaltung notwendig, somit Luxus. Für Luxus muss Geld aber erst einmal da sein. Ist es das nicht, weil andere Dinge Priorität haben, kann man ihn auch nicht haben/machen. Und irgend etwas gibt immer, das zu zahlen ist.
Dominanz ist letztlich nichts anderes als Machtausübung über den sub, Kontrollverschiebung. Und zwar freiwillig von subs Seite. Wenn sub Dom als Loser wahrnimmt, und wenn auch "nur" vom beruflichen Aspekt her, wird er dann geneigt sein diesem die Kontrolle über sich selbst zu übergeben? Das Kostbarste, was er besitzt? Ungefähr so wahrscheinlich wie dass ich der Hypo Alpe Adria mein sauer verdientes Geld anvertrauen werde!
Macht wird nun einmal mit Geld gleichgesetzt, und jemand, dem ich zutraue mit Macht umgehen zu können, wird eher als Dom akzeptiert werden als jemand, der offenbar erfolglos rüberkommt. (Ich rede jetzt nicht von durchaus ehrbaren Berufen, die auf der Rangleiter halt eher unten stehen, sondern wirklich "ganz unten", durchaus im Wallraff'schen Sinne.)
Ich spreche Dom deshalb nicht die Fähigkeit oder das Wollen zu dominieren ab. Und ich sage NICHT, dass Geld aus einem Menschen einen Dom macht! Ich sage nur: ganz ohne Geld wird jemand wohl nicht als Dom akzeptiert werden.
Das sind die Kernsätze aller meiner Postings zu diesem Thema. Und das deckt sich NICHT mit dem, was du herauszulesen scheinst.
Man mag es traurig finden, man mag es abstreiten, aber es ist eine Tatsache, und ich sage es wertfrei: Erfolg macht sexy. Und Erfolglosigkeit macht unsexy.
Hausmann ist insofern eine Ausnahme, weil sich jemand in einer bestehenden Partnerschaft bewusst und in Absprache mit seinem Partner dafür entscheidet. Ein Single wird kaum Hausmann sein - außer wiederum, er kann es sich leisten, weil vermögend.
Ebenso wie Student eine Ausnahme ist, weil in Ausbildung und meistens mit Geld von den Eltern ausgestattet. Hat es aber auch schon schwerer im Vergleich zu seinen verdienenden Konkurrenten, weil eben mit begrenztem Budget.
Und, Birgit: Auf FemDoms trifft das genauso zu. Der Hartz4-Assibraut aus der Plattenbausiedlung würde ich mich ebenso wenig ausliefern wollen wie ihrem männlichen Pendant. Wobei ich zugebe, dass das nicht nur eine Sache des Geldes, sondern der Sprache, der Bildung, der Ansichten ... allgemein des Niveaus ist. Niveau kann man nicht kaufen, stimmt schon. Aber ganz ohne Geld ist es kaum möglich, ein Niveau zu erreichen und es dann auch zu halten.