Hier geht es weder um Erbschaften oder Krankheiten und auch nicht um Unterhalt sondern um die emotionale Aufarbeitung der Abstammung!
Ich möchte hier noch einmal auf die Trennung von zwei verschiedenen Themen aufmerksam machen:
1. Die Rechte eines Kindes, seinen "wahren Erzeuger" kennenzulernen
2. Die Unterhalts-Verpflichtung eines Spenders
Gegen ersters habe ich keine Einwände. Ich sehe das recht neutral.
Wenn eine Frau sich in einem ONS schwängern lässt oder wenn bei einem Gang-Bang ein Kondom platzt und die Frau schwanger wird, dann wird das Kind auch nie erfahren, wer der "genetische" Vater ist. Davon wird ein Kind nicht zwangsläufig traumatisiert, und eine Aufklärungspflicht in Sinne von "Dich habe ich nur bekommen wegen einem kaputten Kondom beim Gangbang" halte ich auch nicht für unbedingt nötig.
Doch auch andersrum ist es für mich vorstellbar. Aufklärungspflicht? Informationspflicht? Auch okay. Ist wohl eine Frage der Perspektive.
Was mich jedoch massiv stört ist eben die rechtliche Unsicherheit was die persönliche wirtschaftliche Situation angeht. Wie der Name schon sagt ist der "Samenspender" ein SPENDER. Der Samenspender ist derjenige, der bereit ist, seinen eigenen Samen herzugeben damit ein anderes, ihm meist fremdes, Paar sich einen Kinderwunsch erfüllen kann.
Früher war das garantiert anonym, und nun auf einmal baut der Gesetzgeber auf dem Rücken der Kinder ein Konstrukt auf, in dem ein SPENDER entgegen aller vorherigen Zusagen theoretisch unterhaltspflichtig werden KANN. Das ist der Punkt, der mich stört: Das populistische Thema "Kinder dürfen erfahren, wer der Vater ist" wird vorgeschoben, hintenrum aber ein massives Problem igonriert.
Wieso nicht eine GEsetzesgrundlage schaffen, auf der ein Spender zwar nicht mehr garantiert anonym, aber dennoch garantiert ohne wirtschaftliche Belastungen spenden kann?
Solche komischen Konstrukte werden die Spendenbereitschaft gewaltig reduzieren. Und zwar bei den Menschen, die an sich schon gerne spenden würden. Und in einer Zeit, wo auch die Organspende immer mehr in Verruf kommt und die Zahl der Organspender gewaltig zurückgeht, in einer Zeit in der bei der Lebendspende immer mehr Nebenwirkungen bekannt werden, die vorher "garantiert ausgeschlossen" waren, da halte ich es für katastrophal, eine gesetzliche Sicherheit aufzulösen, auch noch rückwirkend, und jeden Samenspender potentiell zum Zahlemann machen.
Die Aussage, einen solchen Fall "hätte es in Deutschland noch nicht gegeben" hilft da recht wenig weiter. Es gibt massig Konstrukte, die hier zu massiven Nachteilen des Spenders führen.
Warum solche unsicheren Rechtslagen schaffen? Warum damit die Spenderbereitschaft untergraben?
Alles Liebe, Julian!