Es geht mir letztlich um die Frage der Vaterschaft:
Bei so einer Aussage werde ich wohl besser aus dieser Art von Diskussion aussteigen.
Ansonsten könnte ich meine gute Kinderstube vergessen. So technisch über Kinder zu denken und zu reden, treibt mir Wut ins Gesicht.
Da scheint mir doch wirklich die Empathie von Deiner SEite aus zu fehlen.
Du bist derjenige, der ein Kind völlig "technisch" an die Genetik bindet und das gleich mit der "Würde des Menschen" gleichsetzt.
Leider habe ich schon genügend Menschen erlebt, die Ihren (genetischen) Vater stets nur als "Erzeuger" bezeichnen, die tatsächliche Bindung dagegen, die in der Familie stattfindet, ist eine ganz andere.
Sehr beeindruckt hat mich einmal ein Vater, der in der Unsicherheit eines noch ausstehende Vaterschaftstests über das betroffene 4jähriges Kind gesagt hat:
"Natürlich ist das mein Kind, ganz egal was bei dem Vaterschaftstest rauskommt. Da können doch ein paar Gene nichts dran ändern!"
Diese extreme Betonung der Genetik gerade im Fall einer Samenspende scheint mir eine immense Abwertung der emotionalen Bindung zur Folge zu haben.
Ohne den "Empfänger" der Samenspende wäre niemals ein Kind entstanden. Und ohne den "Empfänger" hätte der Samenspender auch kein Kind gezeugt.
Abschließend möchte ich dem Schreiber des Zitates noch einen drastischen Vergleich vor Augen führen.
Der Mensch (hier Paar) ist keine Sache (Auto), das bei einem Defekt in die (medizinische) Werkstatt gebracht wird. Nach der Reparatur kann man mit der Sache wieder ganz ordentlich fahren, das Paar kann sich auf ein Kind freuen.
Den Mensch habe ich keinesfalls zu einer Sache gemacht. Doch wenn Du schon dauernd Gesetze zitierst: Während bei Schwangerschaftsabbrüchen gerade in juristischen Diskussionen immer wieder so wichtig ist, wann "Leben entsteht", können wir sicherlich davon ausgehen, daß "Speram" nicht gleichbedeutend mit "Kind" ist. Ansonsten wäre Oralverkehr ja Kanibalismus.
Die "Spende" dürfte also auch unter Juristen unstreitig einer "Organspende" sehr viel ähnlicher sein als einer "Adoption".
Ich weiß nicht, warum Du nun eine solche Spende mit einem Ersatzteil für ein Auto vergleichst. Diesen Gedankengängen zufolge sollten wir wohl auf jegliche ARt von Organspende verzichten, und auf Medizin insgesamt, weil ein "Defekt" im Körper ja nicht in die "Medizinische Werkstatt" gebracht werden soll.
Sollte das für Kinder die durch Samenspende gezeugt wurden nicht gelten, sollte das auch im Grundgesetz verankert sein. Und das ganz an vorderster Stelle damit die leseschwachen nicht schon vorher erlahmen.
Mir wird beim Lesen Deiner Zeilen immer bewusster, daß Du offenbar die Genetik über alles setzt, und dabei die Emotionalität herabsetzt.
Mir persönlich ist die EMOTIONALE Bindung eines Kindes sehr viel wichtiger als die Genetik. Wenn ein Kind 18 Jahre liebevoll großgezogen wird, wen siehst Du dann als "Vater" an? Den, der 18 Jahre da war oder den, der vor 18 Jahren und 9 Monaten mit besoffenem Kopf irgendwo sein Sperma hinterlassen hat?
Wo bleibt nun die Würde des Mannes, der sich 18 Jahre liebevoll um das Kind kümmert, in einer (ursprünglich) sicheren Rechtslage? Kriegt der jetzt den schwarzen Peter gezeigt nach dem Motto: Ja, Du warst ein liebevoller und liebender Vater, aber nun spielt das keine Rolle mehr, weil da ein paar Gene nicht stimmen"?
Die Kinder- und Jugendberatungen können ein Lied davon singen, wie Kinder leiden wenn sich ein Elternteil aus dem Staub macht, oder für das Kind noch nie wahrnehmbar in Erscheinung getreten ist.
Das stimmt so nicht ganz.
Das von Dir erwähnte Lied ist wohl eher das, bei dem ein Elternteil fehlt. Denn das adoptierte oder per Samenspende gezeugte Kind, welches in einer intakten Familie groß wird, hat diese Probleme nicht.
Und wieder ... die Genetik spielt hier nur eine sehr untergeordente rolle.
Die Emotionalen Bindungen dagegen lässt Du erschreckend oft außen vor.
Unter diesen Gesichtspunkten sehe ich es inzwischen sogar noch kritischer, ob ein Kind die Daten des Samenspenders herausfinden können soll. Wozu denn? Wenn das Kind aus einem namenlosen ONS ensteht hat es dazu auch kaum eine Chance. Und wenn die (emotionalen) Eltern entscheiden, ein Kind zu wollen, welche (emotionale) Bedeutung hat dann der Samenspender?
Stell Dir doch mal die Zukunft der Samenspende vor:
Wenn die Spender zurückgehen und die offenen Beziehungen zunehmen wäre es doch durchaus eine Option für eine Frau, sich durch einen ungeschützten GangBang das Kind-Thema zu lösen.
Scheint Dir hier die "Würde des Kindes" unbelasteter?
Alles Liebe, Julian!