Ich möchte
jetzt - abseits von allen Metadiskussionen - noch mal zum Ausgangsposting zurückkehren.
Liebe TE - grundsätzlich glaube ich, dass es eine Neigung sein muss, die in einem drin steckt. Angeboren ist. Über die genauen Ursachen wird noch gestritten, aber es ist doch ziemlich klar, dass bei der Entwicklung der Sexualität in der Pubertät die Neigung schon mit vorhanden ist (ebenso wie Homo-, Hetero-, Bi- oder Transsexualität). Das zum 1.
2. Viele sind sich aber nicht bewusst, dass "das" in ihnen drin steckt (was "das" auch immer ist). Später einmal haben sie ihr Coming Out, sprich sie werden sich dessen bewusst und gestehen es sich selbst ein, verfolgen dieses Ziel auch in ihrer Partnerschaft. Wenn sie es öffentlich machen oder zumindest bestimmten Personen anvertrauen, nennt man das Outing. Ab diesem Zeitpunkt wird versucht, wenn irgend möglich, Sex und Partnerschaft dieser Neigung entsprechend auszuleben.
3. Das schließt aber nicht aus, dass es einen großen Graubereich gibt, in dem sehr viel gespielt und experimentiert wird, auch ohne Outing und großes BDSM-Bewusstsein. Wer hat wohl noch nicht Augenbinde, Fesseln und Klapse ausprobiert? Ich erinnere mich an einen Arbeitskollegen, der an seinem Schlüsselbund immer einen Handschellenschlüssel trug, aber empört von sich wies, BDSMler zu sein. (Dass er nicht bei der Polizei war, war mir klar.) Man muss sich also nicht zur BDSM-Community zählen, um Praktiken zu betreiben und zu genießen, die aus dem BDSM-Bereich stammen.
4. Wie findet man nun heraus, ob "das" etwas für einen ist? Easy, zumindest heutzutage. Erregen dich Berichte und Erzählungen über BDSM? Dann versuche herauszufinden, wann und wo genau das Aquaplaning in deiner Unterwäsche stattfindet. Bitte unterscheide aber zwischen Phantasie und vorstellbarer Realität - Vergewaltigungen mögen im Kopfkino unglaublich geil sein, aber wirklich erleben möchte sie kaum jemand. Mach dich schlau und versuche dich selbst darin wiederzufinden und einzuordnen. Dann hast du ungefähr eine Verortung, ob mehr S/M, D/s oder Bondage in dir steckt. Gleichzeitig lernst du die Begriffe, Regeln und Praktiken kennen.
Und 5. experimentiere selbst damit. Aber bitte, sei vorsichtig, nur mit jemandem, dem du vertraust, der mit dir ein Safewort ausmacht, deine Tabus respektiert, und am besten gecovert! (Was das alles bedeutet, solltest du spätestens seit Punkt 4. wissen.) Dann weißt du irgendwann einmal, was du selbst machen willst, was dein Partner will und ob ihr zusammenpasst. Nichts spricht dagegen, auch bei etwas mitzuspielen, das nicht so ganz deines ist aber deinen Partner kickt, wenn es deine Grenzen nicht wirklich überschreitet! Und um sich mal den Po versohlen zu lassen (und dabei geil zu werden), muss man kein Vollblutmasochist sein. Aber über kurz oder lang musst du wissen, was DU willst, und dir den dazu passenden Partner suchen. Oder die Partnerin. Das kann auch der Mann aus dem JC sein, warum nicht. Einen Versuch wär es wohl wert - nur solltest du am Anfang vorsichtig sein und wirklich "versuchsweise" spielen. Wenn er deine Hingabe wert ist, wird er das respektieren und dich behutsam so einführen, dass du immer mehr willst.
Alles Gute!
Der Drache