Wieviele Sexpartner einer hatte,
könnte darauf hinweisen, wie es um seine Werte oder seine Moral bestellt ist.
Ich selbst habe aber am eigenen Leib erfahren, dass das eben gar nicht so ist.
Mit 17 war ich heftig in meinen ersten Freund verliebt und hatte so was veilchenhaft Keusches im Gemüt. Ich wollte tatsächlich unberührt in 'die Ehe' gehen und habe das meinem Freund nicht so wirklich kommuniziert.
Der nämlich überfiel mich regelrecht während eines Sprachurlaubs in Nizza bei meinen Gasteltern und nahm mich. Ich war perplex, irritiert, verstört und hatte hernach keinen Respekt mehr. Weder vor ihm noch vor mir.
Ich habe mich dann ins Leben geworfen, habe getanzt und gefeiert und geflirtet und geknutscht; seine Eifersucht war mir sicher. Ich habe mich deshalb auch getrennt.
Aber ich habe mich auch für sehr lange Zeit verloren. So wollte ich das nicht. Ich wollte fürsorgende Nähe, liebevollen Umgang, offene Kommunikation und Freude am Leben mit allem kombinieren, was mir wichtig ist. Und dieser Überfall in Südfrankreich hat mir so den Boden unter den Füßen weggezogen, mir rückblickend so meinen Lebensplan versaut, dass er traumatische Auswirkungen haben konnte.
Ich habe den Glauben an das männliche Gefühl für Liebe verloren und mein Gefühl dafür überhöht und gar nicht gemerkt, dass ich in meiner defizitären Opferhaltung Situationen inszeniert und Dinge getan habe, die ich 'so' niemals wollte.
Ich hatte also unglaublich mehr Sexpartner, als ich aus meiner Moralvorstellung heraus hätte jemals haben wollen.
Mein Selbstwert war am Boden und so habe ich mich dort am Boden wohl auch vor die Säue geworfen, habe den Säuen die Pausen versüßt und ihnen gut zugeredet.
Mich selbst hatte ich dabei vergessen. 30 Jahre später darf ich in meinem Bewusstsein wachsen und das alles aufarbeiten.
Ich finde nicht, dass das hier ein lustvoller Angeberthread ist, in dem jeder unreflektiert und mit bloßen Imponiergehabe seine Strichliste veröffentlicht.
Hinter jedem Menschen und hinter jeder Zahl steht eine ellenlange Geschichte und Erfahrungen, die ein ganz besonderer Mensch gemacht hat, aufgrund seiner einmaligen Konstellationen.