Phantasie oder Realität oder beides?
Den eigenen Phantasien auf dissoziiertem Wege zu folgen und sich der dabei entstehenden Erregung hinzugeben war das eine. Viel komplexer wurde es jedoch in dem Moment, in dem man überlegte, sich der Realität, wenn auch nur sehr zaghaft zu nähern, gerade wenn etwas wie Liebe auf dem Spiel stehen konnte.
Ähnlich wie die Verfilmung eines Romans konnten die Bilder auf der Leinwand mal mehr und mal weniger herbe Enttäuschungen bereithalten, Schauspieler weniger auf Grund ihrer Rolle, sondern mehr auf Grund ihres zu Grunde liegenden Naturells als unpassend empfunden werden, Orte und Stimmungen, die nunmehr vorgegeben und eben nicht mehr der eigenen Phantasie überlassen wurden, als unwirklich empfunden, Texte dem eigenen Anspruch an Humor oder Intellekt einfach nicht gerecht werden und zu einer zerstörerischen Desillusionierung führen.
Das Gedankengänge wirkten wie sie wirkten, lag im Grunde genommen einzig und allein an uns und nicht am Einfluss Außenstehender oder doch? Lag in diesem Aspekt nicht eine vehement große Gefahr, nämlich die, dass die entsprechende Umsetzung als die eines anderen empfunden und folgedessen ihrer Wirkung beraubt wurde?
Sollte die Existenz weitreichender Phantasien nicht dem Schutz vor genau dieser Beeinflussung unterliegen und viel lieber eine solche bleiben?
In dem Moment, in dem zwei Menschen zur selben Zeit an einer Phantasie partizipierten, bestand zudem die Gefahr, dass einer von beiden unbemerkt eine Richtung einschlug, die fern ab derjenigen war, die der andere in diesem Augenblick lebte.
Ein Nährboden für Enttäuschungen, Missverständnisse und Eifersucht!
Auch wenn derartige Überlegungen und Gewissheiten immer wieder an die Oberfläche traten, kam ich nicht umhin, diesen immer wieder neu aufkeimenden Momenten intensiver Lust aus dem Wege zu gehen und sie ein für alle mal hinten mich zu lassen. Im Gegenteil. Es schien, als ob immer wieder neue Szenen Besitz von mir ergreifen wollten und übergab mich dem unbändigen Verlangen nach mehr.
Unter Berücksichtigung meiner immer wieder aufkommenden Zweifel vertraute ich ihr schließlich an, dass meine Phantasien mehr beinhalteten, als bisher offenbart und begann mit den Blicken des stärkeren Geschlechts. Ich versuchte ihr zu erklären, dass es mich erregte, wenn Männer sie auf genau die Art betrachteten, die auch sie so verführerisch fand und achtete auf jedes noch so kleine Detail.
Je mehr ich von meinen Gedankengängen preisgab, desto aufmerksamer schien sie dabei zu werden und holte mir die Erinnerungen einer ersten Verabredung herbei.
Begierig folgte ich ihren Bewegungen und ihrem Atem, der, nachdem ich angefangen hatte, sie zu berühren, schneller zu werden schien.
Als ich beschrieb, wie die Männer ihrer habhaft wurden, hatte ich sie schließlich soweit und sie gab sich mir vollkommen hin. In dem Moment, in dem ich auf ihr kam, schilderte ich auch das Finale meiner Phantasien und erkannte, wie auch sie sich in ihrem Höhepunkt verlor.
„Und hättest Du?“, fragte ich sie, nachdem sich unser Atem wieder etwas beruhigt hatte.
„Was? Sie auf meine Leggings spritzen lassen?“
Stille.
„Das hättest Du wirklich gewollt?“
Mit weit geöffneten Augen blickte sie mich an.
„Hättest Du denn bis dahin alles weitere zugelassen?“, versuchte ich ihre Skepsis zu relativieren.
„Naja, sich mit Männern über Mode zu unterhalten, ist schon etwas anderes, als sich von ihnen auch anwichsen zu lassen. Meinst Du nicht auch?“, begegnete sie mir mit einer gehörigen Portion Ironie.
Ich schaute sie an und versuchte abzuschätzen, ob sich hinter dieser Ironie tatsächlich Ablehnung oder lediglich zurückgewiesenes Interesse verbarg.
„Absolut.“, gab ich etwas verhaltener zurück und merkte, wie mein Schwanz bei der Vorstellung, sie könnte diesen Phantasien durchaus etwas abgewinnen, erneut zu erstarren begann.
„Hättest Du Dich von ihnen anfassen lassen?“
Stille.
„Wenn es nur um die Leggings gegangen wäre? Ja. Warum nicht?“
„Und wenn es um mehr gegangen wäre? Wenn es darüber hinaus um eine Art von Fetisch gegangen wäre?“
„Ist es denn einer?“
„Ein Fetisch? Definitiv!“
„Auch Deiner?“
„Definitiv!“
„Und weshalb?“
„Weshalb kann ich Dir gar nicht genau sagen. Das metallisch Glänzende, noch dazu dermaßen Körperbetonte löst bei mir etwas aus, dass mich von jetzt auf gleich unglaublich erregt.“
Stille.
„Doch es ist nicht nur meiner!“
Neugierig schaute sie mich an.
„Viele Männer und bestimmt auch viele Frauen haben ihn. Sind Dir entsprechende Blicke noch nie aufgefallen?“
Nachdenklich schüttelte sie den Kopf.
„Eigentlich nicht, jedenfalls habe ich sie nicht damit in Verbindung gebracht.“
Stille.
„Hättest Du es denn zugelassen?“, hörte ich ihre Worte und deutete sie als Versuch, einer Antwort auf die Frage, ob sie sich auch dann hätte anfassen lassen, wenn etwas wie ein Fetisch im Raume gestanden hätte, aus dem Wege zu gehen.
„Beantwortest Du meine Frage gerade mit einer Gegenfrage?“, machte ich sie darauf aufmerksam und erkannte ein Schmunzeln in ihrem Gesicht.
„Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Du bist der erste, der das überhaupt auch nur im Entferntesten zulassen würde.“, antwortete sie nach einer kurzen Pause.
„Von so manchem Typen jedenfalls nicht!“
„Darüber habe ich noch nie nachgedacht.“, wiederholte sie verträumt.
„Was hast Du denn mit mir vor?“, fragte sie leise, unterdessen sie sich weiterhin in Gedanken verlor.
Als sie dabei eher beiläufig meinen Schritt berührte, blickte sie auf.
„Dein Schwanz ist schon wieder dermaßen hart, dass ich glaube, dass das alles tatsächlich stimmt!“