Burnout entwickelt sich schleichend und von den Betroffenen unbemerkt meist über Jahre hinweg. Man merkt es nicht, welchen Raubbau man mit sich betreibt, dass es nichts Gutes ist, was man sich antut, weil es tut lange Zeit absolut nicht weh. Im Gegenteil: Man fühlt sich sogar gut dabei, wenn man schafft und schafft und immer mehr schafft. Vielleicht ist man sogar Workaholic.
Das ganze Negative zeigt sich erst Jahre später, wenn man kurz vor dem Zusammenbruch steht oder gar zusammenbricht und auf einmal nichts mehr geht, kein Wochenende mehr Entspannung bringt, kein Urlaub mehr lang genug ist und die ganzen negativen Symptome zum Vorschein kommen.
Ärzten fällt es schwer, Burnout zu diagnostizieren, weil die Symptome unspezifisch sind. Die "Diagnose" (es gibt sie so nicht in Deutschland) fällt, wenn überhaupt, erst nach unzähligen Arztbesuchen aufgrund der im späteren Verlauf hinzutretenden körperlichen Symptome und der immer mehr in den Vordergrund rückenden psychischen Auffälligkeiten der Betroffenen bis hin eben zur Depression. Dann ist es aber schon zu spät. Die Aufarbeitung der Vergangenheit zeigt einem dann, was man falsch gemacht hat. Das hilft einem dann natürlich nur noch für die Zukunft.
Wenn man dann noch der Meinung ist, so etwas wie Burnout gibt es gar nicht, Modekrankheit, alles faule Drückeberger, dann kann es einen schon sehr überraschen, wenn man dann plötzlich selbst an den Punkt gelangt, an dem nix mehr geht.
Insofern empfinde ich es schon etwas anmaßend, zu sagen, Burnout ist "selbstgemacht oder man hat machen lassen". Niemand entscheidet sich bewusst dafür krank zu werden. Wer ist schon gern krank? Insofern sollte man meiner Meinung nach auch nicht differenzieren zwischen Kranken, die vermeintlich mehr für ihre Krankheit können und jenen, die weniger dafür können. Schuldzuweisungen helfen sowieso überhaupt niemanden.
Und egal, wie viel Schuld jemand an seiner Krankheit selbst hat: Hilfe hat er trotzdem verdient!!