Ganz sicher
ist virtuelles D/S nichts für jeden Menschen. Man sieht das ja auch an den Berufen. Da gibt es rein praktische, rein theoretische und ganz viele irgendwo dazwischen. Neigungen und Erlebnisebenen sind zum Glück von Mensch zu Mensch verschieden.
Das ist das Eine. Aber innerhalb der Berufe, um bei dem Beispiel zu bleiben, gibt es Riesenunterschiede vom Lehrling bis zum Meister, oft noch darüber hinaus zum Virtuosen seines Fachs. Und es gibt auch die Stümper, die zwar gelernt haben, aber nichts auf die Reihe bekommen. Und es gibt innerhalb eines Berufsfelds ganz verschiedene Spezialisten, bei den Ärzten ist der Tierarzt kaum dem Herzchirurgen vergleichbar.
Ich meine daher, dass nicht nur BDSM überhaupt, sondern gerade auch virtuelles D/S steht und fällt mit dem Können des D und der Affinität seiner/seines Sub zu genau dem, was da angeboten wird.
Was die Sehnsucht nach Realem anbelangt, kann ich aus meiner eigenen Erfahrung berichten:
Es kommt auf die Intentionen an. Wer zum Beispiel nach SoG hineinschnuppern möchte, wird zunächst kein großes Verlangen nach Komplikationen und Striemen haben, die vor dem Ehemann vielleicht verborgen werden müssen, da soll vermutlich einfach den Fantasien Genüge getan werden. Frau möchte wissen, was da so auf sie zukäme, wenn sie sich näher einlassen würde. Dazu genügen zunächst Informationen, die möglichst einen breiten Überblick gewähren, denn wer weiß denn von den Neugierigen schon um Grundlagen wie SSC oder Unterscheidungen von D/S zum BDSM oder gar etwas über die Nischen und Fetische? Und Frau möchte auch wissen, wie sich das anfühlen könnte und wie Schmerz zu Lust wird.
Die zweite Gruppe betrifft die Frauen, bei denen klar scheint, dass sie wegen Mann und Kindern, Verwandten, beruflicher oder öffentlicher Verpflichtungen niemals mit BDSM in Verbindung gebracht werden dürfen, die dennoch nicht darauf verzichten möchten, diese Neigung diskret im möglichen Rahmen auszuleben. Dabei gehe ich natürlich von meinen Möglichkeiten des virtuellen SM aus, der nicht nur Aufgabenerfüllung beinhaltet, sondern semi-real erlebt wird.
Eine weitere Gruppe ist seltener: das sind die Dominas, die ebenfalls diskret die andere Seite erleben möchten, aber vor realen Erfahrungen zurückschrecken- oder meinen, das ginge real gar nicht wegen ihrer Veranlagung.
Und die Hauptgruppe sind die Frauen (Männer lasse ich mal außen vor), die mit ihrem Herrn die ersten Schritte bis zu einer starken Vertrautheit virtuell erleben und dann, wenn die Sehnsucht entsteht, nicht zögern, sich nun auch real zu begegnen. Meine Erfahrung geht genau in diese Richtung, wenn man eine Sub/Sklavin/Dienerin..... möchte, wird aber (keine meiner Subs wohnte näher als 240 km, nur eine war ledig) in der Zeit zwischen den Treffen virtuell fortgesetzt. Es wäre ja irgendwie seltsam, wenn man das D/S-Miteinander dann nur noch im Realen erleben wollte. Es ist so auch eine Art modifiziertes 24/7 machbar, das alle Verpflichtungen ausklammert, aber den gesamten Freizeitbereich für D/S beansprucht, wenn man das möchte.
Es ist wie im übrigen BDSM natürlich davon auszugehen, dass man ehrlich miteinander umgeht, sich gegenseitig vertrauen kann. Eines der häufigsten Abers beruht darauf, dass dem nicht so ist und man virtuell "verarscht" werden könnte. Ich denke aber, das betrifft nicht nur das virtuelle D/S, das kann im Internet überall geschehen, Trolle gibt es auf allen Ebenen, auch bei den Vanillas.