Ich erzähle mal meine Geschichte, weil sie offensichtlich doch von den anderen abweicht.
Ersten Kontakt mit der Fotografie hatte ich bereits in der Schulzeit. Aus dieser Zeit stammte dann auch mein erstes eigenes S/W-Labor auf das ich sehr stolz war. So habe ich ein paar Jahre hin- und herfotografiert und es waren nicht die schlechtesten (Jahre).
Dann kam ich in die Lehre, die nun absolut nichts mit Fotografie zu tun hatte und ich lernte gleichzeitig ein älteres Fotografenehepaar kennen. Die haben mich dann gewissermaßen unter die Fittiche genommen. So hatte ich tagsüber eine 'normale' Lehre, die ich hasste und nachmittags und abends war ich in einem Studio beschäftigt. Da bekam ich zwar kein Geld aber ich habe die Arbeit geliebt.
In der ersten Zeit habe ich nur Filmrollen geladen, Chemikalien angesetzt usw.
Irgendwann durfte ich dann auch zum ersten Mal als Lichtassi arbeiten. Beim Anblick der Modelle habe ich allerdings ein so dummes Gesicht gemacht, daß die Damen total aus dem Takt fielen. Also erst mal weiter Filmrollen laden ...
Wer jetzt denkt: 'Der hat sich aber ausnutzen lassen' irrt gewaltig denn mein damaliger Chef hat sich sehr viel Zeit für mich genommen und ich habe die Arbeit freiwillig gemacht.
Dort hatte ich dann auch den ersten Kontakt mit der Aktfotografie. Ein sehr nettes Modell, das kostenlos länger geblieben ist. Himmel war ich nervös! Damals hat das Modell mich beruhigt - heute ist es andersrum.
Neben der Technik wurde mir auch vieles über die Ethik vermittelt. Fotografische Ethik - gibts das heute noch?
Na ja, dann kam die Studienzeit und während der ersten Semester habe ich munter weiter fotografiert. Dann allerdings wurde die Belastung durch das Studium zu groß und die Kamera wurde eingemottet.
Nach dem Studium dann Betriebsgründung und Familie. Wenig Zeit für die Fotografie, die sich anfangs auch nur im familiären Bereich abspielte.
WENN EINEN ABER EINMAL DER VIRUS GEPACKT HAT ...
Für die Arbeit im Labor fehlte mir die Zeit. Da kam die Digitaltechnik gerade recht. Irgendwie konnte ich mich aber nicht so recht mit den Kameras anfreunden. Das änderte sich erst als mir eine 300D in die Hände fiel und seit dem bin ich wieder dabei. Es hat zwar eine Weile gedauert bis ich mich wieder eingearbeitet hatte aber heute bin ich wieder so weit, daß ich meine Arbeiten zeigen kann.
Mit anderen Worten: Ich habe bis heute 26 Jahre gelernt. Denn in diesem Job hört das Lernen niemals auf. Das hängt auch damit zusammen daß das Fotografieren eben nicht nur der technische Vorgang ist. Die Beschäftigung mit dem was man fotografiert gehört ebenso dazu. Das 'sich in die Situation einfühlen können' ist, denke ich, der schwierigere Teil.
Dann kommen die handwerklichen Nebengewerke dazu: der Kulissenbau, die Holzverarbeitung, ggf. das Schmieden, Schweißen etc., die Elektrotechnik, Beleuchtungstechnik usw.
Man kann natürlich auch ein kleines Vermögen für Requisiten ausgeben ...
Aber jede Reise beginnt bekanntlich mit einem kleinen Schritt. Ein (angehender) Fotograf, eine Kamera und eine Bedienungsanleitung.
Bei Interesse ergibt sich der Rest von selbst.
Nur nicht entmutigen lassen.
LG Stefan