Part II - Vergeltung
„So long, schick‘ mir eine Mail, Markus, wann ihr nach New York City kommt! Man sieht sich!“Sie konnten gerade noch winken – da war die Leitung schon unterbrochen.
Julia hatte schon noch ein paar Fragen, zum Beispiel hatte sie mit eigenen Augen gesehen, wie der Hubschrauber der Terroristen abgeschossen worden war.
Oliver Stone hätte vermutlich darauf geantwortet: ‚Ferngesteuert wie eine Drohne, kompliziert, aber machbar! Die sind alle vorher ausgestiegen!‘
Und die Enthauptung des Rock-Sängers Frank Doneghan? Ein Fake?
Julia hatte nur einen Schrei gehört, aber war nicht wirklich dabei gewesen.
Was hatte dann dieser Hasan in die Kameras gehalten? Eine täuschend echte Nachbildung wie aus einem Wachsfiguren-Kabinett?
Je länger Julia darüber nachdachte, um so weniger verrückt erschien ihr dieser Oliver Stone.
Menschen lassen sich leicht manipulieren. Wenn jemand sagt, Terroristen haben drei Prominente entführt, glaubt man das zunächst – aber waren das wirklich fanatische Terroristen, nur dem Dschihad verpflichtet?
Dieser Hasan hatte sich sehr gewählt ausgedrückt, wie ein Hochschul-Absolvent – und dies zudem in einer Fremdsprache!
Markus riss Julia aus ihren Gedanken, vielleicht war das auch gut so.
„Was meinst du? Machen wir einen Vertrag mit ihm?“
„Wir müssen ihm noch ein paar Flausen austreiben – aber einen Besseren bekommen wir wohl nicht…“
Es würde noch viele Streitgespräche mit Mr. Stone geben, Hauptsache, ihr Projekt kam voran!
Eine war bei diesem wichtigen Termin nicht dabei gewesen – ausgerechnet die PR-Managerin.
Anja saß auf einer Bank an der Ha-Yarkon-Street und starrte ins Leere, nahm die Umwelt gar nicht wahr – die Autos, die vorbei eilenden Menschen.
Jürgen hatte mit den einheimischen Security-Leuten gesprochen, die man zusätzlich engagiert hatte.
Die Security-Branche boomte in Israel – kein Wunder, überall mussten Leute beschützt werden, vor allem in den Siedlungen in den Palästinenser-Gebieten.
Und die waren alle gut ausgebildet, hatten zumindest den Grundwehrdienst absolviert, einige auch in Spezialeinheiten.
Einige der jungen Männer sprachen auch leidlich gut Englisch.
Man hatte aus den Fehlern von Jerusalem – wo Jürgen allerdings nicht die Verantwortung hatte - und Breckenridge in den USA gelernt.
Julia wurde bewacht wie der Heilige Gral.
Er setzte sich neben seine Lebensgefährtin, fuhr sanft durch das kastanienbraune Haar, küsste ihre Wange.
„Alles ist gut, Anja! Komm‘, wir gehen ein paar Schritte, vielleicht zum Strand, hm?“
Er vermied jegliche Anspielung auf das Schlüsselereignis, damals, in dieser kleinen Kneipe in Berlin, als Anja beinahe alles erzählt hätte…
Anja lächelte ihn an. Sie kämpfte gegen die depressiven Schübe, die seltener wurden – vielleicht würden sie eines Tages ganz verschwinden.
Jürgen gab ihr Halt, sie schlang die Arme um seinen Nacken.
„Danke! Ich liebe dich!“
Nur Eines würde er niemals preis geben, nicht einmal seiner Anja:
Er hatte in Berlin die Dynamit-Stangen im Sprengstoffgürtel gegen Papprollen gefüllt mit Sand ausgetauscht…
ENDE