Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Geschichte der O
2647 Mitglieder
zur Gruppe
Kopfkino
1592 Mitglieder
zum Thema
Unter die Kleidung sehen - zeigt eure Fotos dazu!279
Total angezogen - und trotzdem sieht man ihre Nippel deutlich unter…
zum Thema
Suche Designerin/Schneiderin: Fotos mit spezieller Kleidung3
PLZ 71xxx Modedesignerin/Schneiderin gesucht... In den nächsten…
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Making Movies

********mann Mann
910 Beiträge
Themenersteller 
Dieser Beitrag wurde als FSK18 eingestuft.
Zur Freischaltung

********mann Mann
910 Beiträge
Themenersteller 
Making Movies
Am nächsten Morgen spürte Julia bereits Übelkeit bei der Morgentoilette, zog sich mechanisch an, packte ihre Sachen.
Beim Frühstück ließ sie die angebissene Toastscheibe liegen.
Markus betrachtete sie mit sorgenvoller Miene.

„Alles in Ordnung, Julia?“ fragte Markus, er wirkte fast wie ausgewechselt.

‚Nichts ist in Ordnung, du Narr!‘ dachte sie, war aber zu schwach, um sich zu artikulieren.

„Geht schon wieder“, keuchte sie dann und trank einen Schluck Kaffee, der wie Blei schmeckte.

Sie wusste nicht genau, was der gestrige Tag mit ihr angerichtet hatte, aber es war definitiv eine Überdosis gewesen.

Folglich genügte nur ein kleiner Reiz, um sie beinahe kollabieren zu lassen…
Julia las im Vorbeifahren am Straßenrand das Hinweisschild für Touristen:

„Killing Fields“

Im gleichen Augenblick spürte sie, wie die angebissene Toastscheibe wieder hoch kam, Leichengeruch im Auto, das sie zum Flughafen Phnom Penh bringen sollte.
Julia klopfte an die Scheibe, riss die Tür auf und übergab sich am Straßenrand.
Der Leichengeruch verfolgte sie – dabei hatte sie weder Tuol Sleng, das berüchtigte Foltergefängnis „S 21“, heute Museum, noch die Killing Fields selbst gesehen.

Ein internationaler Gerichtshof hatte zwar den Gefängnisdirektor verurteilt, aber die wahren Drahtzieher dieser Katastrophe hatten zuvor jahrelang unbehelligt nahe der thailändischen Grenze gelebt.
Keine dumpfbackigen Maoisten, die hatten in Paris studiert…

Markus und auch zunehmend Jacques Bertrand machten sich Sorgen um die Hauptdarstellerin, sie hielt tapfer durch, trank im Flieger Mineralwasser, beantwortete aber alle Fragen nur einsilbig.

Es passierte auf einem der Laufbänder im Flughafen Singapur.
Julia’s Gesichtsfeld veränderte sich, sie sah zunächst doppelt, als hätte sie Alkohol getrunken, dann nur noch verschwommen.
Sie verpasste das Ende des Laufbandes, stürzte auf den blank gewienerten Boden – dann wurde es dunkel um sie.

Julia bekam nicht mehr mit, wie sich Markus und ein Malaie, der behauptete, Arzt zu sein, über sie beugten.

„Blood pressure down“, gab der Malaie eine erste Diagnose.

Das eilig herbei gerufene Notfall-Team des Flughafens stabilisierte ihren Kreislauf – dann ging es mit Sirenengeheul in ein Krankenhaus.

Als Julia wieder erwachte, hing sie an einem Tropf. Das Weiß der Wände blendete, sie schloss wieder die Augen.
Hier war alles so aseptisch rein und es roch nach Desinfektionsmitteln.

‚Bertrand wird toben‘, dachte sie. ‚Hoffentlich kann ich hier bald wieder raus!‘

Sie hob den Oberkörper an, schwang die Beine aus dem Bett, ließ es aber gleich wieder bleiben, da ihr schwindlig wurde.

Eine junge, hübsche Krankenschwester, ebenfalls im blendendem Weiß, schimpfte auf Englisch mit ihr, hievte die beiden Beine zurück auf das Bett.
Sie huschte aus dem Raum, nicht ohne vorher noch einmal „Don’t move!“ zu murmeln und kam nach zwei Minuten mit dem Stationsarzt wieder.

Der stellte ihr ein paar Fragen, fühlte den Puls und maß den Blutdruck.
Er schien halbwegs zufrieden, da der erste Wert bereits wieder über 100 lag.

Die Patientin war auf dem Flughafen einfach zusammen geklappt.
Der Stationsarzt war ratlos, hatte bisher keine organische Ursache gefunden, auch die Blutwerte schienen in Ordnung zu sein.

Julia machte sich darauf gefasst, hier doch ein paar Stunden länger verweilen zu müssen.
Nach einer halben Stunde kamen Krankenschwester und Stationsarzt offenbar mit dem Chefarzt wieder – ein groß gewachsener Chinese mit randloser Brille, der sich als „Dr. Chuang“ vorstellte.

Er stellte wieder ein paar Fragen, die Julia geduldig beantwortete, obwohl ihr Englisch nicht ganz so perfekt wie ihr Französisch war.

Die beiden letzten Tage wären anstrengend gewesen, Dreharbeiten, sie ist Schauspielerin.
Nur eine leichte Übelkeit, die Hitze in Kambodscha, wenig gegessen, antwortete sie wahrheitsgemäß.

Nur zwei Stunden ausruhen, dann wäre sie wieder fit.
Und wenn man sie nicht gehen ließe, dann würde sie sich auf eigenes Risiko selbst entlassen.

Der Chefarzt schüttelte den Kopf. Wenn die Patientin in ihrem Zustand bei 40 °C auf die Straße lief und vielleicht vor ein Auto – das könne er nicht verantworten.

„MRI“, legte er fest. Julia vermutete, dass dies für den deutschen Begriff „Magnetresonanz-Tomographie“ stand und seufzte auf.
Die wollten sie wirklich hier behalten! Und was wurde aus der Filmproduktion?

„Pregnant?“ fragte der chinesische Chefarzt den malaiischen Stationsarzt, der den Kopf schüttelte.
Julia bewegte auch den Kopf hin und her – aber konnte man da wirklich ganz sicher sein?
Hatte sie nicht auch einmal mit Markus ohne Kondom…?

Wahrscheinlich hätten die an Hand des Blutbildes gesehen, wenn da etwas in ihrem Körper vor sich ging, von dem sie noch nichts wusste.

Die machten hier im Krankenhaus wirklich Nägel mit Köpfen.
Bereits nach zehn Minuten fand sich Julia in einer Röhre wieder, um Tumore ausschließen zu können.

Markus hatte es derweil geschafft, die resolute ältere Stationsschwester davon zu überzeugen, dass er der Ehemann der Patientin sei.

Die Frau kannte sich mit den Sitten in Europa nicht so aus, wusste nicht, ob man da nach der Hochzeit den Ring nun links oder rechts trug.
Folglich ließ sie ihn in das Zimmer, als Julia zurück geschoben wurde.

wird fortgesetzt...
********mann Mann
910 Beiträge
Themenersteller 
Making Movies
Markus setzte sich neben das Bett, sagte zunächst nichts, nahm aber ihre Hand.
Julia wollte dem ersten Impuls folgen, die Hand wieder weg zu ziehen, aber sie tat es nicht.

Julia musterte die blauen Augen, in die sie sich einst verliebt hatte. War das erst ein paar Wochen her?
Sie konnte es kaum glauben…Sie sah Sorge und Betroffenheit.
Markus wollte etwas sagen, aber sie kam ihm zuvor.

„Ich möchte Markus Beyer aus Berlin zurück, bitte“, sagte sie mit leiser Stimme.

„Es tut mir leid, Julia, ich habe dich überfordert. Du bekommst den alten Markus zurück, versprochen!“ Er umklammerte ihre linke Hand fester.

„Only ten minutes!“ hatte die Stationsschwester geknurrt – blieben noch sieben…

„Ich liebe dich, Julia! Falls du in den letzten beiden Tagen einen anderen Eindruck gewonnen hast, dann ist es allein meine Schuld. Wir finden gemeinsam einen Weg, aber oberste Priorität hat, dass du wieder gesund wirst!“

„Ich liebe dich auch, Markus, aber versteh‘ auch bitte, dass ich Zeit brauche, um mich mit dem anzufreunden, was du…“

Sie ließ es unausgesprochen im Raum stehen und sie hoffte, Markus hatte verstanden, dass ihr manche Sexualpraktiken zu bizarr waren.

„Du bekommst alle Zeit der Welt, Liebste, um gesund zu werden und erst recht für das andere…“

Die Tür wurde aufgestoßen und die resolute, etwas füllig wirkende chinesische Stationsschwester stürmte herein wie ein Taifun.

„Time over, Sir!“ meckerte sie. Zu dem hatte sie heraus gefunden, dass die Patientin nicht unter dem Namen „Mrs. Beyer“ hier logierte, sondern als „Miss Lindner“, es sei denn, sie hatte noch keine Zeit gefunden, den Pass nach der Hochzeit ändern zu lassen.

Markus wollte seiner Verlobten noch einen Kuss geben, wurde aber hinaus bugsiert, konnte nur noch winken.

Jacques Bertrand wollte man erst recht nicht zur Patientin lassen, obwohl er sagte, er sei der Chef und müsse sich um seine Angestellte kümmern.
Dabei winkte er mit einem Geldschein.

Das hatte in Thailand und Kambodscha Wunder gewirkt, aber in diesem klinisch reinen Stadtstaat war man offensichtlich anders drauf.
Letztendlich hatte er sich mit Charme und Wortgewalt doch Zugang zum Krankenzimmer verschafft.

Julia war dem Regisseur dankbar, dass er nicht mit Plattitüden kam, wie „Was machst du denn für Sachen, Julie?“

Wieder einmal griff ein Mann nach ihrem linken Handgelenk.

„Ich fürchte, die behalten mich bis morgen hier. Es tut mir leid, Jacques!“

„Nein, mir tut es leid, Julie! Hitze und Stress, ich habe dich in 16 Stunden durch zwei Länder gejagt und verspreche dir, es kommt nicht wieder vor. Werde schnell gesund, Julie!“

Unausgesprochen blieb, was der Buschfunk trommelte. Bei so einer Produktion mit vielen Mitarbeitern blühte der Tratsch.
Da war von sexuellen Ausschweifungen die Rede, Julie hätte es nicht nur mit Markus, sondern auch mit Luc Besson und Francois Cluzet getrieben.

Ben Kingsley hatte nur Nein gesagt, weil er der Religionsgemeinschaft der Quäker angehöre und zu dem glücklich verheiratet sei – so zumindest die Klatsch- und Tratsch-Version…

Jacques Bertrand wusste, da war häufig mehr als nur ein Körnchen Wahrheit dran.

Er konnte aber seiner Darstellerin nun unmöglich ins Gesicht sagen, sie solle sich etwas zurück halten, was den Sex betraf.
Er hoffte, sie kam selbst auf den Trichter.

„Was wird nun aus der Produktion, Jacques?“ hörte er sie fragen.

„Kein Problem, Liebes, wir ändern das Drehbuch…“

‚Wieder einmal‘, schmunzelte Julia.

„Ja, Markus, also John Meyers, verliert dich im Getümmel von Singapur, ist der Meinung, du willst wieder einmal einen Journalisten-Kollegen kontaktieren, dabei hast du dich nur verlaufen. Diese Szenen drehen wir gleich morgen früh ohne dich. Kurier dich aus, Julie, du bekommst Pausen in der Südsee, versprochen.“

Jacques Bertrand drückte ihre Hand und verschwand, bevor ihn die Stationsschwester, dieser chinesische Drachen, hinaus warf.

Der Tropf war leer, die Kanüle wurde entfernt.
Der Stationsarzt schaute noch einmal vorbei, um der Privat-Patientin und Schauspielerin aus Europa, von der er allerdings noch nie etwas gehört hatte, gute Nacht zu sagen.

Sie solle sich keine Sorgen machen, alle Befunde wären negativ.
Sie habe weder einen Tumor noch einen Herzfehler. Man würde sie allerdings zur Beobachtung noch mindestens bis morgen hier behalten.

‚Klar‘, dachte Julia, ‚die Versicherung der Filmproduktion bezahlt ja auch alles.‘

‚Alles wird gut, wir drehen noch ein paar Szenen in der Südsee, relaxen zwischendurch am Pool – und dann ist dieses Abenteuer überstanden.‘
Über diesen Gedanken schlief Julia ein.

Am nächsten Vormittag kam es Julia hinter der sich automatisch öffnenden Glastür vor, als liefe sie gegen eine Wand.
Der Arzt hatte Recht gehabt: Gestern in ihrem Zustand wäre ihr wohl wieder schwindlig geworden.
40 °C im Schatten und Luftfeuchtigkeit wie in einer Waschküche.

Markus und die bisherige Produktionsassistentin Aurelie – von Bertrand zur persönlichen Betreuerin bestimmt – bemerkten den verzögerten Schritt und stützten sie sofort ab.

„Alles in Ordnung, Julia?“ fragte Markus.

„Puh, drinnen alles klimatisiert und hier…“

Man führte sie sofort in die mit laufendem Motor wartende Limousine.
Julia hatte festgestellt, dass in diesen tropischen Ländern kaum je einer den Motor abstellte, wenn er wusste, er würde demnächst wieder los fahren – damit die Air Condition weiter lief.

wird fortgesetzt...
********mann Mann
910 Beiträge
Themenersteller 
Dieser Beitrag wurde als FSK18 eingestuft.
Zur Freischaltung

********mann Mann
910 Beiträge
Themenersteller 
Making Movies
Phnom Penh? Sollte man das nicht lieber aus der Liste der Erinnerungen streichen?
Nein, es gehörte wohl dazu. Licht und Schatten – die zärtliche und die dunkle Seite ihres Markus, der bereits friedlich wie ein Baby schlummerte…

„Schade“ wurde das Lieblingswort von Julia an den nächsten Tagen.
Schade, dass man Neuseeland schon wieder verlassen musste.
„Herr der Ringe“ – schon am Flughafen wurde man von der Pappmaché-Figur des Gollum begrüßt.
Sie wäre gern wie eine Elbe über die Berge und Täler der Südinsel geschwebt.

Aus dem nächsten versprochenen Urlaubstag wurde wieder nur ein halber – wegen des langen Fluges über den Pazifik.
Julia nahm sich vor, den Rest des Tages gebührend zu genießen.

Junge Männer mit Grünzeug auf dem Kopf trommelten, junge Frauen ließen die Hüften kreisen und ehe es sich sich Julia versah, hatte sie einen Blütenkranz um den Hals.
In den Regenpfützen schillerte Öl in allen Regenbogenfarben.

„Ia orana“, sagte ein junger Mann im Lendenschurz und steckte ihr eine Blüte hinter das linke Ohr.
Julia wusste nicht, dass es hier bedeutete, sie wäre vergeben. Der Tahitianer hatte den goldenen Ring bemerkt.

So stellte sich Julia einen Urlaubsbeginn vor. Papeete, das mit seinem Verkehrschaos und Abgaswolken so gar nicht dem Südsee-Klischee entsprach, bekam sie nicht zu Gesicht.

Man kutschierte sie direkt nach Westen, zum InterContinental Tahiti Beachcomber.
Julia war entzückt und sogar Markus schien begeistert.
Das Urlaubsparadies schlechthin – nur dumm, dass man zum Arbeiten hier war – aber noch nicht heute!

Die Überwasser-Bungalows waren selbst dem spendablen Bertrand zu teuer gewesen – so bezogen Julia und Markus ein geräumiges schickes Zimmer an Land mit Terrasse und Blick auf einen gepflegten Park.
Weiter vorn schimmerte blau-weiß das Meer.

Nach einer Dusche schlüpfte Julia in einen knappen Bikini und wand sich ein buntes Tuch um die Hüften.

An einer Pool-Bar lümmelten die hoch bezahlten Stars, die zu dem noch ein paar Tage mehr Urlaub genossen hatten, als sie selbst.
Man hatte hier die Möglichkeit, sich einen Drink an einen Liegestuhl bringen zu lassen oder direkt im Pool im Wasser stehend zu genießen.

Francois Cluzet sprang auf, verschüttete beinahe etwas von seinem Drink, stürmte auf sie zu und umarmte sie.

„Wir haben uns Sorgen um dich gemacht, Julie! Ich hoffe, es geht dir besser?“

„Aber ja, Francois, nur ein kleiner Schwächeanfall nach anstrengenden Dreharbeiten in Kambodscha!“

Sie wirbelte wie zur Bestätigung ihrer Worte einmal herum und ließ den dünnen Stoff um ihre Hüften schwingen.

Cluzet betupfte ihre Wangen mit Küssen. „Schön, dass du wieder dabei bist!“

Selbst der immer etwas zurück haltende Ben Kingsley ließ es sich nicht nehmen, sie zu begrüßen.
Hievte sich aus seinem Liegestuhl, umarmte sie kurz und flüsterte ihr ins Ohr:

„Ein hartes Geschäft, Julie, pass auf dich auf!“

„Thank you“, hauchte sie und fühlte sich überglücklich.

Es hieß nichts anderes, als dass diese Filmstars sie als Kollegin akzeptierten und sich sogar Sorgen um sie gemacht hatten.

Julia hätte in diesem Moment die ganze Welt umarmen können, weil das nicht ging, umarmte sie ihren Markus.
Auch ein Signal an alle, wem ihr Herz wirklich gehörte.

Sie streifte das Lendentuch ab und sprang in den Pool. An der Bar bestellte sie einen bunten Cocktail Mai Tai.

Markus kletterte an der Leiter hinterher und flüsterte ihr ins Ohr:

„Hälst du das für eine gute Idee, ich meine ja nur, wegen der Blutdruck-Tabletten?“

„Habe ich abgesetzt!“ zwitscherte Julia vergnügt.

Markus gab auf, er wollte ihr nicht die Urlaubslaune verderben, würde nur darauf achten, dass sie es nicht übertrieb.

Dann hatte er eine Erscheinung: Eine junge Frau, fast so schön wie die an seiner Seite stolzierte im blauen Bikini am Swimming Pool vorbei.
Wenn sie zur Filmproduktion gehörte – wo hatte die sich so lange versteckt?
Markus begriff, dass er sie schon viele Male gesehen hatte, nur dass Aurelie jetzt das lange blonde Haar offen trug und die Brille abgesetzt hatte.
Sie kletterte anmutig in den Pool.

„Mach‘ den Mund wieder zu, Markus“, hörte er seine Verlobte sagen. „Du tust gerade so, als hättest du Aurelie noch nie gesehen…“

„Doch schon – aber nicht so…“

Julia nahm sich vor, besonders nett zu Aurelie zu sein, auch wenn sie den Verdacht hegte, Bertrand habe sie als ihre persönliche Aufpasserin bestellt.

So wie Markus sie gemustert hatte – hoffentlich erwuchs ihr da keine Konkurrentin.

„Wusstest du, Julia, dass Aurelie dein Double in Singapur war? Mit hellbrauner Perücke.“

Julia schüttelte den Kopf, sie hatte im Krankenhaus gelegen. Sie hoffte nur, zwischen den beiden lief nichts.
Wenn diese Blondine einen auf Anastasia Steele machte, hatte sie wirklich ein Problem.
Aber nichts deutete darauf hin. Aurelie bestellte ebenfalls einen bunten Cocktail und saugte am Halm.

Markus schien es nicht zu interessieren, wie sie erleichtert feststellte.
Er hatte unter Wasser den Arm um ihre schmale Taille geschlungen.

Überraschend stieg Markus aus dem Pool, schüttelte sich kurz wie ein Hund.

„Ich mache einen Ausflug nach Papeete, bleib nur hier und amüsier dich, Liebste!“

Falls Markus eine Überraschung plante, wollte sie ihm diese nicht verderben und nicht darauf beharren, mitzufahren.

wird fortgesetzt...
********mann Mann
910 Beiträge
Themenersteller 
Making Movies
Als Julia später den Pool verließ, kletterte Aurelie als Betreuerin hinterher.
An den Liegestühlen hatten sich ein paar Touristen eingefunden und machten Selfies mit dem bekannten Schauspieler Francois Cluzet.
Ben Kingsley hatte rechtzeitig das Weite gesucht.

Einer der Touristen bat die beiden hübschen Bikini-Miezen, stehen zu bleiben.

„Seid ihr auch Schauspielerinnen?“

„Oui“, zwitscherte Julia. „Non, seul assistant et double“, sagte Aurelie bescheiden.

Der Mann wollte gar kein Selfie, sondern nur ein Bikini-Foto der beiden jungen Frauen, falls die mal berühmt wurden.

Auf der Terrasse streifte Julia die nassen Stofffetzen ab und machte keine Anstalten, sich wieder anzukleiden, sondern rückte zwei Liegen zurecht.

„Ein wenig Sonnenbaden, Aurelie, natürlich im Schatten? Komm‘, zieh dich aus, uns sieht hier keiner hinter der Brüstung.“

Aurelie zögerte immer noch, streifte dann aber doch den Bikini ab und ließ sich von Julia eincremen.
Die anderen Männer waren weit weg und Markus noch weiter…

Die Mädchen hatten allerdings nicht bedacht, dass der als Casanova bekannte Luc Besson nur zwei Zimmer weiter wohnte und ihre weiblichen Rundungen schon fast zwei Minuten unbemerkt bewundert hatte, ehe er leise sagte:
„Nicht erschrecken, ihr Süßen, ihr seid so hübsch, ich möchte euch malen!“

Aurelie wollte aufschreien, hielt sich dann aber eine Hand vor den Mund und mit der anderen versuchte sie, ein Handtuch über ihre Blöße zu zerren, was ihr nur zum Teil gelang.

Julia hingegen drehte sich langsam in Rückenlage und machte keinerlei Anstalten, nach einem Handtuch zu angeln.

‚Also stimmt es doch, was gemunkelt wird, der hat sie schon so oft nackt gesehen, dass sie kein Problem damit hat‘, dachte Aurelie.

„Malen?“ fragte Julia. „Und was schwebt dir vor? Zwei Mädchen unter einer Palme wie bei Gauguin?“

„Richtig geraten, liebste Julie!“ grinste Besson. „Ich hole nur meine Staffelei, bin gleich wieder da!“

Er schwang sich einfach über die Terrassen-Brüstungen, verfolgt von den bewundernden Blicken von Julia.
‚Was für ein Mann‘, seufzte sie – aber sie hatte sich entschieden.

„Ich mache da auf keinen Fall mit, halbnackt als Model posieren!“ Aurelie hatte die geballten Hände auf die Hüften gestemmt.

„Er hat ‚euch‘ gesagt, Aurelie…“ Julia ließ dabei mitschwingen, dass die Französin als von Bertrand bestallte Aufpasserin nicht von ihrer Seite weichen dürfe, zumindest nicht bis zum Schlafengehen.
Also konnte sie genau so gut auch mitmachen.

Aurelie fügte sich in ihr Schicksal, aber nur, weil Luc Besson einer der engsten Vertrauten von Jacques Bertrand war und sie gerne beim nächsten Projekt auch wieder zum Team gehören würde.

Besson kam mit seiner Staffelei, einer Farbpalette und Blütenkränzen wieder und führte die beiden jungen Frauen in einen entlegenen Teil des Parkes, wo hoffentlich nicht ständig fotografierende Touristen herum schlichen.
Am liebsten hätte er die beiden Grazien nackt gemalt, ahnte aber, dass Aurelie da nicht mitmachen würde.

Also Lendenschurze und Blütenkränze, Leis, welche die Brustwarzen bedecken würden.

Julia dachte an die Werbeaufnahmen in Berlin und konnte sich in Aurelie hinein versetzen, die partout das Bikini-Oberteil nicht ablegen wollte.

„He, du bist schön, du musst nichts verstecken!“

Sie streichelte das Haar und die Schultern und löste den Verschluss des BH.
Aurelie errötete und beeilte sich, mit einem Lei ihre Brüste wenigstens ansatzweise zu bedecken.

Dann setzten sie sich im Schneidersitz so hin, dass in ihrem Rücken die heran rauschenden Wellen des Pazifiks zu sehen waren und Besson begann zu malen.

Julia bedauerte, dass der muskulöse Oberkörper des Franzosen meist von der Staffelei verdeckt wurde.
Die Sonne wanderte weiter, Julia schmiegte sich enger an Aurelie, schnupperte an den blonden Locken, die sie auch gerne gehabt hätte.

Wie lange sollte das noch gehen? Langsam bekam sie in der Hitze Durst, auch wenn es hier nicht ansatzweise so stickig war wie in Thailand, Kambodscha oder Singapur.

„So, fertig!“ sagte Besson nach einer reichlichen Stunde und die Mädchen kamen, um sich selbst zu bestaunen.

„Wow!“ entfuhr es Julia. „Fast wie Gauguin, nur mehr Pastellfarben, moderner…“

„Falls es mit der Schauspielerei nicht klappt, kannst du immer noch Galeristin oder Kunstkritikerin werden“, lachte Luc.

„Ganz okay, ich erkenne mich wieder“, sagte Aurelie und nahm dafür in Kauf, dass Luc Besson ihr spielerisch ganz leicht auf die Rippen boxte – nur ein Hauch, aber es veränderte sie.

Vielleicht wäre es doch keine schlechte Idee, mit dem berühmten Kameramann in die Kiste zu steigen?
Ein gutaussehender Mann – und zudem eine jobsichernde Maßnahme…

Als sie wieder an der Terrasse ankamen, die zu ihrem Zimmer gehörte, war Markus überraschend schon zurück, warf einen Blick auf das Bild und sagte:

„1000 Euro?“

„Unverkäuflich“, grinste Luc.

„2000 Euro…“

„Ach, wisst ihr was! Nehmt es als vorzeitiges Hochzeitsgeschenk von mir, ich schenke es euch!“

„He, ich bin auch drauf!“ lachte Aurelie.

„Von dir male ich ein neues Porträt, okay?“

„Oui, warum nicht?“

wird fortgesetzt...
********mann Mann
910 Beiträge
Themenersteller 
Making Movies
Luc Besson hatte schon lange ein Auge auf die blonde Produktions-Assistentin geworfen, die sich nun in der Südsee gar nicht mehr so zugeknöpft zeigte und reif zu sein schien…

Beim Abendessen saßen sie draußen, während auf einer Bühne junge Männer Musik machten.
Es dauerte nicht lange, da wurden die Trommelwirbel lauter und eine Reihe junger anmutiger Frauen in knappen Kostümen ließen die Hüften kreisen.

„Komm‘, wir gehen tanzen, Aurelie!“ rief Julia und versuchte, ihre Betreuerin zum Mitmachen zu bewegen.

„Ich fürchte, ich habe kein Talent dafür, bitte, Julia!“ flehte Aurelie.

Markus und Luc rieben sich die Augen, denn Julia stürmte die Bühne, streifte das leichte Abendkleid ab, trug darunter nur einen dünnen Stofffetzen und ein Bikini-Oberteil, mischte sich in die Reihe der Tänzerinnen und war von diesen bald nur noch durch ihre hellere Haut und das hellere Haar zu unterscheiden.

„Ein Naturtalent, auch in dieser Beziehung“, sagte Besson bewundernd und Aurelie ärgerte sich über ihre Absage, denn die Hüftschwünge hätte sie auch noch hinbekommen.

Nach dem Auftritt gab es rauschenden Beifall – aber Julia war noch nicht am Ende.

Sie schnappte sich ein Mikrofon und bat auf Deutsch und Französisch Markus Beyer auf die Bühne.

Markus wusste nicht, was sie vorhatte, aber er würde nicht den Spielverderber geben, da er auch noch eine Überraschung in der Tasche hatte.

Julia tanzte um ihn herum, ging in die Hocke, kam wieder hoch, noch ein paar sexy Hüftschwünge.
Dann ließ sie sich wieder das Mikrofon reichen und sagte:

„Ich erneuere hiermit mein Eheversprechen, Markus, ich liebe dich! Je t’aime mon amour!“

‚Was für ein Show-Talent‘, dachte Jacques Bertrand. ‚Die kann man auch in Las Vegas als Tänzerin auftreten lassen. Eine Gelegenheits-Prostituierte, die in Las Vegas Karriere machte? Hm, das gab es schon und der Film war von der Kritik zerrissen worden.‘

Aber die andere Idee setzte er sofort in die Tat um, sprach mit dem Geschäftsführer des Hotels, ließ alles für ihre Rückkehr vorbereiten.
Der Manager versprach, die Überraschung zu organisieren.

Jetzt wusste alle Welt, dass sie und Markus ein glückliches Paar waren, dachte Julia und hoffte, die Gerüchte um ihre sexuellen Ausschweifungen würden verstummen.

Markus griff in die Hosentasche, zauberte ein Kästchen hervor und legte Julia ein goldenes Kettchen mit einer ebenfalls in Gold eingefassten für Tahiti typischen und teuren schwarzen Perle um den Hals.
Die beiden küssten sich auf offener Bühne, Julia schlüpfte wieder in ihr Abendkleid und schlenderte zum Tisch, Hand in Hand mit Markus.

Luc Besson hatte den Arm um die Schultern von Aurelie gelegt.

Ein wenig bedauerte er es, dass es keine flotten Dreier mehr geben würde, aber dafür hatte er die süße Blondine ganz allein für sich.

Am nächsten Morgen wurden sie daran erinnert, dass sie zum Arbeiten hier waren.
Auf dem Flughafen Faaa wurden die Szenen gedreht, wie John und Marie verkleidet als englisches Pärchen sich zunächst unter eine Reisegruppe mischten und wieder einmal den Häschern entwischten.

Sie kletterten über Absperrungen und schafften es, unerkannt mit einem LKW-Bus, hier auf Tahiti Le Truck genannt, bis zum Hafen von Papeete zu gelangen.

Der Himmel verdunkelte sich und es begann zu regnen, was Bertrand nicht daran hinderte, weiter zu machen.
John und Marie schafften es klatschnass, an Bord eines Frachters zu gelangen, der Waren des täglichen Bedarfes nach Rangiroa weit im Osten bringen sollte.

Die Marie im Film hielt es immer noch für keine gute Idee, sich auf einem der Atolle zu verstecken, da die Berge von Tahiti oder Moorea doch viel bessere Deckung bieten würden, fügte sich aber ihrem Schicksal.

Während die wiedervereinigten Verfolger-Teams noch den Flughafen und die Straßen von Papeete absuchten, war das Pärchen längst auf hoher See.

In Wirklichkeit flog der ganze Tross mit zwei gecharterten Propellermaschinen nach Rangiroa.
Bertrand sagte bedauernd, dass sie hier vorläufig Quartier nehmen würden, denn auf Tikehau wäre fast alles ausgebucht.

Julia befand mit Blick auf die Postkartenidylle mit türkisfarbener Lagune, dies habe noch mehr Südsee-Flair als der aufgeschüttete Sandstrand vor dem Tahiti Beachcomber.
Sie bezogen einen Beach Bungalow im Kia Ora Resort and Spa und Julia warf sich aufs Bett.

Markus schlenderte draußen ein bisschen herum und stellte fest, dass ihr Nachbar Francois Cluzet einen noch luxuriöseren Bungalow mit eigenem kleinen Pool bezogen hatte und zu ihm rüber winkte.
Als er es seiner Julia berichtete, zuckte sie nur mit den Schultern:

„Irgendwann einmal gibt man auch dir und mir so einen Luxus-Bungalow, Schatz!“

Viel Zeit zum Ausruhen blieb nicht, denn bereits nachmittags wurden die Szenen gedreht, wie der Whistleblower und seine Freundin versuchten, bei polynesischen Fischern ein hochseetüchtiges Auslegerboot zu mieten, um den Häschern auf Nimmerwiedersehen zu entschwinden – zumindest vorläufig.

Markus war der Meinung, schon wieder eine Logik-Lücke im Drehbuch entdeckt zuhaben, denn bei entsprechender Vergütung wurde doch jeder redselig und man würde denen doch sagen, in welche Richtung sie entschwunden waren – allerdings nicht, auf welche Insel.

Das wussten nicht einmal die Hauptdarsteller.
Das war bisher genau so streng geheim, wie im Film selbst.

Zu dem wunderte sich Markus darüber, dass er bisher nicht einmal gefragt worden war, ob er denn so ein Boot überhaupt segeln könne.
Selbst wenn sie begleitet wurden, müsste er doch so tun als ob.

Typisch Franzosen – einfach los machen, es wird schon was draus werden…

wird fortgesetzt...
********mann Mann
910 Beiträge
Themenersteller 
Making Movies
Als dann vom Chef persönlich, Jacques Bertrand, endlich die Frage an ihn gerichtet wurde, konnte er strahlend antworten:

„Oui, allerdings nur auf einer Jolle, mit meinem Vater auf dem Müggelssee und dem Wannsee in Berlin, einmal auch auf der Ostsee – aber nicht zu vergleichen hiermit!“

„Prima! Keine Sorge, da kommt ein Lotse mit und natürlich der Katamaran mit Luc Besson und ein paar Assistenten, sowie Aurelie Chevalier…“

Markus war beruhigt, denn Hochsee-Segeln an gefährlichen Korallenriffen vorbei war doch noch etwas anderes, als das Kreuzen auf einem Berliner Gewässer.

Marie und John hatten ein Boot gemietet, was nicht so aussah, als würde es den nächsten Sturm überleben.
Zunächst wurde es von einem kräftigen Katamaran aus der Lagune von Rangiroa auf hohe See hinaus gezogen und wie versprochen, war auch ein polynesischer Fischer als Lotse mit an Bord.

Julia wunderte sich, dass der Regisseur nicht mit kam.

„Ich darf für diese Szenen Regie führen!“ Luc Bessons beeindruckender Brustkorb spannte sich vor Stolz noch breiter.

„Jacques dreht mit dem zweiten Kameramann Jean hier noch ein paar Szenen mit Francois Cluzet und Ben Kingsley, die wieder auf eurer Spur sind, aber sich über das weitere Vorgehen streiten.“

Auf hoher See, aber im Windschatten des Atolls Arutua, mussten Julia und Markus umsteigen – eine ziemlich wacklige Angelegenheit.

Julia musste einen Crash-Kurs über sich ergehen lassen über Takelage, Segel reffen, Steuerruder.
Wenigstens konnte sie Backbord, Steuerbord, Achtern und Bug auseinander halten und bekam dafür einen Kuss.

Zum Glück war Westwind und sie mussten nicht kreuzen, konnten direkt am Wind segeln.
Julia machte es zunehmend Spaß. Sie musste nur aufpassen, dass sie nicht von der unteren Stange, an der das Segel befestigt war, getroffen wurde – Markus nannte es „Großbaum“.

Der sie begleitende Katamaran fuhr näher längsseits, ein nicht ganz ungefährliches Manöver – zum Glück war die See ausgesprochen ruhig.

Luc Besson machte seine Aufnahmen, wie die beiden Flüchtenden an malerischen Atollen vorbei segelten, natürlich wegen der Korallen-Riffe im gebührenden Abstand.
Er reckte den Daumen nach oben, Markus grüßte zurück.

‚Der alte Fuchs Bertrand hat ursprünglich mal die Katze im Sack gekauft, aber die beiden scheinen jeder Situation gewachsen, als wären sie am Meer groß geworden‘, dachte Besson und strahlte. ‚Jetzt müssen wir noch rüber nach…

Wie hieß die einsame Insel eigentlich?‘

Er ließ es sich vom polynesischen Lotsen auf der Karte zeigen: Tikei.

Wieder einer der verrückten Einfälle von Bertrand, das lag noch ein ganzes Stück weit im Osten.
Plötzlich quäkte das Funkgerät. Besson ging selbst ran, war bestimmt der Chef.

„Luc, ihr müsst umkehren, ich brauche dich hier! Der Trottel Jean ist auf einen Seeigel getreten und liegt auf der Krankenstation von Rangiroa. Gebt ihnen alles, was sie brauchen, GPS, Wasser, Lebensmittel, Karte, Kompass. Die können da zwei Tage Adam und Eva im Paradies spielen, bis wir die Szenen auf Tikei drehen – wenn sie partout nicht wollen, bring‘ sie eben wieder mit hierher! Ach, noch eins: Die kleine Chevalier bleibt auch auf Tikei, soll aufpassen, dass die beiden nicht vor Übermut herum segeln und wir sie suchen müssen!“

„Alles klar, Jacques, wird gemacht! Das wären dann aber zwei Eva’s!“ lachte Besson.

Aurelie Chevalier hatte das gehört und stand mit roten Bäckchen vor ihrem Liebhaber von letzter Nacht.

„Bitte, Luc, was soll ich da?“ flehte sie.

„Macht euch zwei schöne romantische Urlaubstage, Befehl vom Chef!“ grinste er sie an.

Der Katamaran wurde bis auf Preiweite an das Segelboot mit Ausleger heran gefahren.

Luc Besson ließ sich eine Flüstertüte geben.

„Ahoi! Befehl von Bertrand: Wir übergeben euch alles, was ihr zum Weitersegeln und für zwei Tage auf Tikei braucht! Ich muss leider mit dem Team zurück – Aurelie wird jetzt übersetzen. Wir kommen in spätestens in zwei Tagen zu den Dreharbeiten wieder. Viel Spaß!“

Markus glaubte, sich verhört zu haben! Die wollten sie alleine zu einer unbekannten Insel segeln lassen?

Inzwischen ging der Katamaran vorsichtig längsseits. Aurelie lief über eine Planke, beladen mit GPS, Karten und Kompass.
Sie stolperte und wäre mit ihrer wertvollen Fracht beinahe in den Pazifik gestürzt, aber Markus konnte sie gerade noch auffangen.

Dann reichte man ihnen Proviant, Streichhölzer, Fackeln, Decken und eingeschweißte Sechserpacks mit PET-Flaschen mit Mineralwasser herüber.

„Gruß von mir!“ rief Luc und warf einzeln zwei Flaschen Rotwein hinterher, die Markus geschickt auffing. „Viel Spaß bei der Robinsonade!“

Ehe Markus, noch völlig verblüfft, etwas sagen konnte, wurde die Planke entfernt und der Katamaran nahm Fahrt auf, wendete im gebührenden Abstand und brauste mit schäumenden Bugwellen Richtung Westen zurück.

„Willkommen an Bord, Madame Chevalier“, sagte Markus und verbeugte sich übertrieben.

„Irgendwelche seemännischen Erfahrungen?“

„Oui, Monsieur le Capitaine! Ich wurde in der Bretagne geboren, mein Opa war Fischer und nahm mich auch mal mit!“

Wie zur Bestätigung ging Aurelie sofort auf die Knie, da der Großbaum über ihrem Kopf schwebte.
Sie ergriff sofort ein Tauende und fixierte das hin- und herschwankende Holz.

„Julia, Steuerruder, Kurs Ost! Aurelie, du bleibst am Segel!“

wird fortgesetzt...
********mann Mann
910 Beiträge
Themenersteller 
Making Movies
„Aye, aye, Käpt’n!“ sagten beide kichernd.

Markus hoffte, die See würde so ruhig bleiben, dann würde er es mit den beiden Mädels problemlos bis Tikei schaffen – nur die Riffe dort machten ihm Sorgen, die kannte er natürlich nicht.
Ziemlich leichtsinnig von den Franzosen, drei junge Leute, die hier noch nicht gesegelt waren, einfach dem Meer zu überlassen.

Offenbar hatte man großes Vertrauen in ihn, weil er mit seinen blauen Augen und dem blonden Haar aussah wie ein deutscher Seebär.

Markus vertiefte sich in die mit Folie überzogenen Karten. Schien wirklich kein Problem zu sein.
Gleich würde links am Horizont das Atoll Takapoto auftauchen, dann nur noch ein paar Seemeilen ostwärts bis Tikei, was allerdings kein Atoll, sondern eine Insel war, was Markus weniger behagte.

Bei einem Sturm hätte man keine geschützte Lagune, in die man das Boot bringen könnte.

Markus erklärte es seinen beiden Matrosinnen, die ihre zugewiesenen Aufgaben zuverlässig erfüllten und zu dem in Shorts und weißen, nass gespritzten T-Shirts hinreißend aussahen.

Julia dachte an ihren Geografie-Unterricht zurück, wo sie nicht die hellste Leuchte gewesen war, aber so viel wusste sie noch: Ein Vulkan versinkt langsam im Meer, oben am Rand siedeln sich Korallen an und in den Korallengärten schwimmen dann Fische, die man in Deutschland nur im Aquarium oder auf dem Bildschirm in Animationsfilmen als vermenschlichte Wesen bewundern kann.

Wie aber entsteht so eine Koralleninsel?

„Es gibt nur vier Koralleninseln im Tuamotu-Archipel, alles andere sind Ring-Atolle“, hörte sie Markus sagen.

Wahrscheinlich war es wohl so, dass der Schlund des Vulkans zugeschwemmt wurde und sich auch dort Korallen ansiedelten.
Diese Polypen produzierten auch Kalzium, weshalb es mit der Zeit zuwuchs und zu einer Insel wurde.

Tatsächlich kam bis zum Sonnenuntergang das Eiland Tikei in Sicht.
Markus und Aurelie refften etwas das Segel, während Julia das Boot auf Kurs hielt.

Zunächst sah man nur ein paar windschiefe Kokospalmen am Horizont, dann im Licht der untergehenden Sonne ein paar Hügel, bestenfalls mit Buschwerk bestanden.

‚Das sieht aus, wie das Ende der Welt‘, dachte Julia bestürzt aber auch ein recht romantischer Ort, an dem man mit Markus Sonnenuntergänge erleben konnte – wenn da Aurelie nicht wäre.

Julia wischte die Gedanken beiseite. Mit der sympathischen Französin hatte sie sich bis jetzt immer gut verstanden und sogar Model gesessen für den Hobbymaler Luc Besson.

Markus manövrierte ganz vorsichtig heran, immer ein Blick auf die genauen Karten geheftet.
Julia und Aurelie hatte er eingeschärft, ihm die kleinsten Veränderungen in der Färbung des Wassers zu melden. Helleres Wasser gleich Untiefe oder Korallenriff.

Er schaffte es tatsächlich in der Brandung, das Auslegerboot an einen Strandabschnitt zu landen, wo der Rumpf nicht gleich aufgeschlitzt wurde.

„Badeschuhe oder Sandalen anziehen!“ mahnte er die beiden jungen Frauen. „Hier sind überall scharfkantige, abgestorbene Korallen!“

Das Boot wurde an einer fünf Meter entfernten Kokospalme vertäut – zum Glück hatte man ein so langes Seil dabei.
Dann ging es ans Ausladen. Die beiden vergleichsweise schmächtigen Frauen mühten sich mit den wasserdichten Kisten und Gebinden ab.

Julia zog sich aus und wrang das Salzwasser aus ihrem T-Shirt, ebenso Markus.
Nur Aurelie genierte sich noch etwas und behielt die nassen Sachen an.
Bei diesem Klima würde es auf der Haut trocknen, obwohl die Sonne bereits malerisch als oranger Feuerball im Meer versank.

Im Licht der letzten Sonnenstrahlen machte die Drei sich auf, eine geschützte Stelle für die Nacht zu finden und wurden bereits nach zweihundert Metern fündig.

Gelegentlich vorbei kommende polynesische Fischer hatten an einem Hügel eine Art Unterstand gebaut, nichts weiter, als eine hölzerne Plattform auf Stelzen mit einem Dach und einer Wand die vor den Westwinden schützte.

„Besser als nichts!“ sagte Markus und machte sich auf den Weg zurück, um die wichtigsten Vorräte und Decken vom Strand zu holen.

Julia sammelte trockenes Treibholz und Aurelie entfachte ein Feuer.
Auf der Glut machten sie eine Büchse warm und Markus entkorkte eine Flasche Rotwein.

„Auf die zeitweilige Besiedlung von Tikei!“ Die Drei stießen mit Plastikbechern an.

Sie rückten enger zusammen, weil es im Vergleich zu Südost-Asien nun doch etwas kühler wurde.
Ein Traum für jeden Mann: Links und rechts eine junge, bildhübsche Frau, in der Hand einen Becher Wein und oben Millionen von Sternen.

Aurelie fröstelte bald, weil das nasse T-Shirt auf ihrer Haut für einen zusätzlichen Kühleffekt sorgte.
Sie ging nun doch, um sich hinter dem Verschlag umzuziehen.

„Ein wenig schüchtern, die Dame“, grinste Markus.

Aurelie kam wieder, gewandet in einen bunten Pareo, den sie um ihren schlanken Körper drapiert hatte.
Markus hätte sie sofort angebaggert – aber er hatte ja schon die schönste Frau des Universums an seiner Seite.

Was haben sich die Franzosen nur dabei gedacht? Würde das gut gehen?
Markus wusste es nicht, aber die Abgeschiedenheit dieser Insel machte es notwendig, dass sie zusammen hielten.

Nach dem letzten Schluck Wein machten sie sich im Schein einer Fackel bettfertig.

Drei junge Menschen, für die Strom, fließendes Wasser, Internet und all die Dinge selbstverständlich waren. Zurückgeführt auf den Anfang der Zivilisation.

Zum Zähne putzen diente Mineralwasser, davon hatten sie genug.
Markus machte die Fackel aus, jetzt erhellte nur noch der Mond die Szenerie. Eine einsame Insel in den Weiten des Pazifiks…

Julia breitete die Decken aus und probierte die Liegestatt.

wird fortgesetzt...
********mann Mann
910 Beiträge
Themenersteller 
Dieser Beitrag wurde als FSK18 eingestuft.
Zur Freischaltung

********mann Mann
910 Beiträge
Themenersteller 
Dieser Beitrag wurde als FSK18 eingestuft.
Zur Freischaltung

********mann Mann
910 Beiträge
Themenersteller 
Making Movies
Die Insel war vier Quadratkilometer groß, hatte ihnen Markus erklärt. Es gab nicht viel an Vegetation zu bewundern, bis auf Kokospalmen und teils blühende Sträucher.

Die beiden jungen Frauen marschierten schweigend den Strand entlang. Es war bereits alles gesagt.

„Wenn das hier vorbei ist, gehen Markus und ich nach New York, zum Conservatory of Dramatic Arts, nur für einen Sommer-Lehrgang…“ sagte Julia, um das Schweigen zu brechen.

„Dazu wünsche ich euch viel Erfolg! Alle sagen, ihr habt Talent, vor allem du, Julie!“

Sie mussten über eine umgestürzte Palme steigen.
Manchmal waren die Winde hier wohl so stark, dass selbst die widerstandsfähigen Kokospalmen umkippten.
Sie kamen zu einer Kolonie brütender Seevögel, es mussten mindestens tausend sein.

Auf dieser verlassenen Insel hatten sie ihre Ruhe zum Brutgeschäft und offenbar auch keinerlei Angst vor Menschen, da ihnen hier niemand nachstellte.

„Wir müssen die Kolonie umgehen, Vorsicht, Aurelie, vor dem Korallengestein!“ rief Julia laut, um das laute Geschrei der Vögel zu übertönen.

Von einer Hügelkuppe aus sahen sie es dann: Das Meer wirkte aufgepeitscht, es war nicht mehr blau, sondern bleigrau.
Von Westen her wurden die Wolken immer dichter.

„Quer durch?“ rief Aurelie. „Ja, wenn wir nicht nass werden wollen!“ sagte Julia.

Je weiter sie nach Nordosten kamen, um so dichter wurden die Palmenwäldchen.
Und es hatten sich noch ein paar andere tropische Gewächse angesiedelt, die das Fortkommen jetzt erschwerten.
Zum Glück gab es hier weder Schlangen noch gefährliche Säugetiere, erinnerte sich Julia.

Sie kämpften sich durch das Gehölz, das aber lange nicht so undurchdringlich wie ein tropischer Regenwald war.
Und sie kamen keine Minute zu früh am Nordstrand an, denn Markus winkte ihnen bereits zu – deutete mit einer Hand zum Himmel im Westen.

Das waren nicht nur Regenwolken – das sah aus wie eine schwarze Sturmfront!

„Kommt Mädels, wir müssen das Segel reffen und den Mastbaum umlegen. Ich brauche eure Hilfe!“

Julia verstand sofort, was Markus meinte. Wenn sich das zu einem Unwetter entwickelte, dann war das Boot in Gefahr.

Sie halfen ihm nach Kräften, das Segel zu reffen. Dabei wurde das Haar von den Windböen zerzaust.
Schwieriger gestaltete sich schon das Umlegen des Mastes, aber mit vereinten Kräften schafften sie auch das unfallfrei.

Inzwischen war die Unwetterfront nur noch wenige Kilometer entfernt.
Markus sicherte das Auslegerboot mit einem zweiten Tau an einer stabil aussehenden Palme, kontrollierte noch einmal, ob sie alle wichtigen Dinge von Bord geschafft hatten. Mehr konnte er nicht tun.

Selbst wenn das Boot leck geschlagen wurde – man würde sie hier ja wieder abholen, hatte Luc versprochen.
Allerdings erst nach dem Sturm, und keiner wusste, wie lange der dauern würde…

Markus hatte noch eine Segeltuchplane geborgen. „Für alle Fälle! Falls uns das Dach des Unterstandes weg fliegt, können wir darunter kriechen!“ schrie er gegen den Sturm an, der ständig zunahm.
Julia befürchtete, er würde Orkanstärke erreichen. Oder nannte man das hier Taifun?

Egal, jetzt schnell zu ihrem Schlupfwinkel, denn erste Regenböen peitschten über den Strand.
Es wurde stockfinster und der Taifun begann erst, Fahrt aufzunehmen.

„Ich habe zwei Fische zum Abendessen gebraten, falls wir dann noch Appetit haben.“

Markus ließ dabei offen, wie er die Fische gefangen hatte.
Mit einer improvisierten Harpune, unter Wasser – Julia wusste es nicht, aber sie bewunderte insgeheim den Mann, den sie heiraten würde.
Das war ja eigentlich ein Schreibtisch-Täter, ein Jurist – aber er bewährte sich auch hier.

Markus sicherte die Bretterwand des Unterstandes noch mit Treibholzstücken, hatte aber weder Hammer noch Nägel zur Verfügung, um das Dach sturmfester zu machen.
Er konnte nur hoffen, dass es hielt.

Sie kuschelten sich unter den Decken aneinander, ohne sexuelle Hintergedanken.
Markus ging es nur darum, das Leben der ihm anvertrauten Frauen zu schützen, so wie es Männer seit zehntausend Jahren gemacht hatten – denn nur Frauen können neues Leben reproduzieren.

Der Sturm wurde wirklich, wie befürchtet, zum Taifun, am Horizont zuckten Blitze, Regen prasselte auf das Dach, das immer noch hielt. Wie lange noch?

Als das Wüten des Taifuns für einen Moment etwas nach ließ, schrie Aurelie:

„Ich muss mal!“ Und ehe Julia sie festhalten konnte, war die Französin von der Plattform runter.
Eine Bö erfasste sie und sie wurde weg geschleudert.

„Aurelie!!“ schrie Julia und hechtete hinterher, um ihrer Freundin beistehen zu können.

Ehe Markus überhaupt reagieren konnte, war auch sein Herzblatt von der Dunkelheit verschluckt worden.

„Die sind völlig verrückt geworden!“ Aber es ging nicht anders – er robbte hinterher.

Aufrechter Gang war nicht mehr möglich. Wahrscheinlich war das vorhin das Auge das Taifuns gewesen.
Der abflauende Sturm hatte Aurelie Glauben gemacht, sie könne mal kurz pullern gehen…

Julia sprang wie ein Soldat im Krieg in geduckter Haltung immer weiter – aber von Aurelie keine Spur!

Der Taifun wütete wieder richtig los, hatte nur Atem geschöpft. Sie konnte kaum die Hand vor Augen sehen.
Wie sollte sie da Aurelie finden?

Julia warf sich in den Sand, spürte einen stechenden Schmerz im linken Knie – wahrscheinlich hatte sie sich an einer versteinerten Koralle eine Schnittwunde zugezogen.
Julia ignorierte den Schmerz.

Nur noch hundert Meter bis zum Strand – irgendwo musste Aurelie doch sein!

wird fortgesetzt...
********mann Mann
910 Beiträge
Themenersteller 
Making Movies
Plötzlich flog ihr etwas entgegen! Julia konnte sich nur noch tiefer in den Sand krallen, so klein wie möglich machen.
Das Stück Holz mit den Ausmaßen eines Baumstammes flog haarscharf über ihren Kopf hinweg, streifte sie beinahe.

„Scheiße, was war das?“ schrie Julia gegen den Wind.

Sie hatte keine Ahnung. Eine entwurzelte Palme, der Mast des Bootes?
Sie konnte nicht ahnen, dass der Sturm das Boot umgekippt hatte, der Ausleger hatte sich gelockert und war landeinwärts geflogen.

Aurelie war hangabwärts gerollt, wollte neben dem Boot Schutz suchen, was keine gute Idee war.
Der abgerissene Ausleger hatte zwar Julia knapp verfehlt, aber zuvor sie am Kopf getroffen.
Die nächste Woge erfasste sie, aber davon bekam sie nichts mehr mit, sie war bewusstlos.

Julia stürzte auf gut Glück ins aufgewühlte, schäumende Wasser. Hier irgendwo musste doch Aurelie sein.
Sie schrie ihren Namen…

Dann sah sie im Licht eines Blitzes einen Arm aus dem Wasser ragen, rannte, schwamm, fand die Arme und die Schultern der Freundin und zog sie mit einem Rettungsschwimmer-Griff aus den Fluten.

Aurelie blutete wie sie selbst auch aus mehreren Schnittwunden.
Das Blut wurde durch das Salzwasser von vorn und das Süßwasser von oben ständig abgewaschen.

Viel schlimmer war: Aurelie war bewusstlos, konnte nicht aus eigener Kraft zurück zum Unterstand, der wenigstens etwas Schutz vor den Urgewalten bot.

„Markus!!“ schrie Julia gegen den Sturm an.

„Hier! Du hast ihr das Leben gerettet, sie wäre ertrunken!“ keuchte Markus neben ihr.

Sie standen nun vor der Entscheidung, am Strand abzuwarten, bis der Sturm abflaute, oder gemeinsam Aurelie den Hügel hoch zu schleppen.

Oben am Unterstand hatten sie einen Erste-Hilfe-Koffer, nicht viel mehr, als man in jedem Auto mitführte – aber immerhin.
Die Entscheidung war gefallen. Sie trotzten dem Sturm und dem Regen und schleppten die bewusstlose Aurelie zurück ins Camp.

Markus warf sich schwer atmend auf die Plattform. Zu seiner Überraschung hielten sowohl die Wand als auch das Dach immer noch.
Die polynesischen Fischer hatten ganze Arbeit geleistet.

Julia bettete die Patientin stabil. Dann versuchte sie, mit Pumpbewegungen das Salzwasser aus den Lungen zu bekommen, was auch gelang.
Aurelie spie das Wasser aus. Dank des schnellen Eingreifens von Julia war sie nur kurze Zeit unter Wasser gewesen.

„Nur ein Semester Medizin, aber du verhälst dich wie eine professionelle Notfall-Ärztin!“ rief Markus gegen den immer noch tosenden Wind.

Julia reagierte gar nicht auf das Kompliment.

„Notfall-Koffer! Kompressen gegen die Blutungen!“ befahl sie barsch und Markus gehorchte.

Julia brachte die Blutungen zum Stoppen, fühlte zwischendurch nach dem Puls der Patientin, der im Keller war.
Dann tastete sie den Oberkörper ab. Der Pareo hing in Fetzen an Aurelie, wie bei ihr selbst auch – aber das war im Moment Nebensache.

„Gehirnerschütterung, Schnittwunden, wahrscheinlich drei Rippen angebrochen“, so ihre erste Diagnose.

„Was ist mit deinen Schnittwunden?“ Markus bestand darauf, auch sie zu verarzten.
Er legte eine Kompresse auf Julia’s linkes Knie und bandagierte es.

„Eigentlich müsste ich noch einen Druckverband anlegen wegen der angeknacksten Rippen – aber das mache ich morgen!“ sagte Julia völlig erschöpft.

Sie sank neben der rasselnd atmenden Patientin auf die harten Holzdielen.

„Danke, Julia!“ Markus wollte seiner zukünftigen Frau einen Kuss auf die Lippen hauchen, aber die war bereits eingeschlafen.

Der Sturm rüttelte noch einmal am Dach, dann zog der Taifun über den offenen Ozean weiter nach Osten.
Der Regen trommelte noch ein paar Stunden weiter und wiegte endlich auch Markus in den Schlaf.

Am nächsten Morgen war das Meer dunkel- und der Himmel hellblau. Die Sonne schien, als wäre gestern Abend nichts geschehen.
Markus machte einen Rundgang. Zwei, drei Palmen waren entwurzelt worden.

Das Boot lag kieloben fünf Meter weiter landeinwärts und war nicht mehr zu gebrauchen, obwohl er sich alle Mühe gegeben hatte, es zu sichern.

Julia blinzelte gegen die Sonne, sah sofort nach ihrer Patientin, die ruhiger atmend neben ihr schlummerte.

Markus versuchte, ein Feuer zu entfachen. Da aber alle Holzreste quietschnass waren, gelang es ihm nicht.

„Sorry, zum Frühstück nur Fisch und Wasser, Frau Doktor!“

Julia kaute angewidert auf dem geschmacklosen Fischfilet herum, das trocken geblieben war.
Markus hatte es gestern in Blätter gewickelt, wie die Einheimischen es auch tun würden.

„Die letzten Reste Toast musste ich weg werfen“, sagte Markus, „völlig durchgeweicht.“

Dann stand er auf und umarmte Julia.

„Du bist nicht nur die schönste Frau auf diesem Planeten, sondern auch die mutigste – auch wenn ich es zunächst für Leichtsinn hielt…“

Sie legte Aurelie einen Druckverband an, die aufgrund der Schmerzen aufwachte.

„Au! Wo bin ich?“

Julia und Markus wechselten einen schnellen Blick. Amnesie – hoffentlich eine vorübergehende Erscheinung.

„Es ist alles in Ordnung, Aurelie! Du hattest einen Unfall, der Wind hat dich weg gepustet. Ein paar Rippen angeknackst, das wird wieder. Beweg‘ mal deine Hände, Arme und Beine!“

wird fortgesetzt...
********mann Mann
910 Beiträge
Themenersteller 
Making Movies
Aurelie gehorchte und bewegte einzeln die Gliedmaßen. Julia wollte damit nur testen, ob nicht vielleicht doch eine teilweise Lähmung eingetreten war, bedingt durch eine bisher nicht erkannte Rückgrat-Verletzung.

„Wo bin ich?“ wiederholte Aurelie verzweifelt.

„Insel Tikei, Tuamotu-Archipel, Französisch Polynesien“, antwortete Markus wie ein Geografie-Professor.

„Und was mache ich hier?“ Aurelie wollte den Kopf schütteln, ließ es aber gleich wieder bleiben wegen der Schmerzen im Schädel.

Sie sank zurück auf die zusammen gerollte Decke, die als Kopfkissen diente.

„Wir drehen einen Film, Markus und ich sind Schauspieler und du bist Produktions-Assistentin“, erklärte Julia geduldig.

„Und wo sind die anderen?“

„Die mussten noch mal zurück nach Rangiroa, wurden durch den Sturm aufgehalten, werden uns aber sicher bald abholen.“

Julia versuchte, so beruhigend wie irgend möglich auf die Patientin einzuwirken.
Sie ertappte sich bei dem Gedanken, dass bei Aurelie wahrscheinlich auch die Erinnerung an den heißen Sex zu Dritt gelöscht war.
Aber irgendwann würde die Erinnerung zurück kommen – oder auch nicht…

Julia flößte der Patientin etwas Wasser ein. Den Fisch bot sie ihr gar nicht erst an, denn wegen der Gehirnerschütterung würde Aurelie den erbrechen.

Dann spannte sie eine Leine zwischen Unterstand und einer nächststehenden Palme, die den Sturm überlebt hatte und hängte nass gewordene Ersatz-Pareos und Badetücher zum Trocknen auf.

Am Mittag war auch das gesammelte Treibholz so weit getrocknet, dass Markus ein Feuer entfachen konnte.
Sie machten zwei Büchsen warm und flößten Aurelie etwas Suppe ein.

„Ich trolle mich mal zum Strand und halte nach unseren Rettern Ausschau“, sagte Markus, verschwieg dabei aber seine weiteren Gedanken.

Wenn der Taifun auf Rangiroa ebenso gewütet hatte wie hier, war es gut möglich, dass heute gar keine Rettung kam.

Vielleicht waren dort der Katamaran und andere Boote beschädigt worden?

Markus hoffte, dass dies nicht der Fall sein würde…

Hubschrauber hatte wohl nur das französische Militär, das nicht mehr so präsent war wie zu den Zeiten, als noch Kernwaffen-Tests durchgeführt wurden.

Markus musste zwei Stunden ausharren, bis er den Katamaran sah, der zwei Bugwellen vor sich her schob und rasch näher kam.
Er atmete tief aus – Glück gehabt.

Aurelie musste in ein Krankenhaus, obwohl Julia ganze Arbeit geleistet hatte.

Vielleicht hatte sie noch innere Verletzungen, die man nur mit Röntgen und anderen bildgebenden Verfahren feststellen konnte?

Der Katamaran drosselte die Geschwindigkeit und fuhr vorsichtig über die Korallenriffe.

„Saubere Bruchlandung, Markus!“ rief ihm Luc Besson vom Bug her entgegen und sprang in die Brandung, selbstverständlich mit Schuhen.

Markus boxte dem Franzosen vor die Brust. „War der Taifun, Mann, ich kann segeln!“

„Sollte ein Scherz sein! Sonst alles glimpflich abgelaufen, bis auf die Tatsache, dass wir einen Einheimischen entschädigen müssen? Es hat auch bei uns mächtig gepustet!“

Er klopfte dem Kumpel auf die Schulter.

„Aurelie ist verletzt, wäre beinahe ertrunken…“

„Merde! Transportfähig?“ fragte Luc Besson besorgt.

Seine Kamera-Assistenten schleppten Ausrüstung vom Boot und Markus fragte sich, was das sollte.

„Ja, dank der hervorragenden medizinischen Erstversorgung durch Frau Doktor Lindner, die ihr Julie nennt!“

„Haben wir eine Trage mit?“ rief Besson zum Katamaran herüber und der polynesische Lotse schrie „Oui!“ zurück.

„Dann aber los! Zwei Mann ab zur Bergung, depechez-vous!“

Der Polynesier und ein Assistent liefen sofort los Richtung Unterstand, wo sie Julia dabei antrafen wie sie die Patientin gerade in einen sauberen Pareo wickelte.
Markus und Luc trotteten hinterher.

„Sag‘ mal, Luc, was soll der Scheiß mit den Kameras? Müssen wir nicht so schnell wie möglich zurück nach Rangiroa, auch und vor allem wegen Aurelie?“

„Besteht Lebensgefahr? Nein? Wir könnten auch einen Hubschrauber von Tahiti anfordern, der ist in acht Stunden hier. Im Vertrauen, Markus, wir sind jetzt bei 30 Millionen Euro Produktionskosten, Bertrand springt im Quadrat, wenn wir das machen. Weshalb seid ihr hier? Genau – wegen der Szenen, die hier spielen. Liegt an dir und der bezaubernden Julie, wie schnell das geht…“

Manchmal konnten die charmanten Franzosen auch kalt wie Hundeschnauze sein, dachte Markus.

Aurelie wurde an ihnen vorbei getragen und auf dem dahin dümpelnden Katamaran in den Schatten gebettet.

Zu Markus‘ und auch Julia’s Entsetzen wurden die Motoren angeworfen und der Katamaran suchte sich einen neuen Ankerplatz – damit er aus dem Bild kam, wie Besson erklärte.

„Okay, Drehbuch-Änderung“, sagte der Chef-Kameramann und gleichzeitig Regisseur für diesen Drehort.

„Zum hundersten Male“, schnaubte Julia.

„Und es ist beileibe nicht die Letzte! Heute Nacht noch wird euch Onkelchen Jacques die weiteren Änderungen erklären. Haltet euch fest – die letzten Szenen dreht ihr mit Mathieu Amalric – der wird gerade eingeflogen!“

wird fortgesetzt...
********mann Mann
910 Beiträge
Themenersteller 
Making Movies
Markus dachte nach. Amalric? „James Bond – Ein Quantum Trost?“

„Genau der! Er spielt einen schmierigen Journalisten, der euch in die Falle lockt, grande finale!“

Julia versuchte gerade, ihre professionelle Einstellung wieder zu finden. Für Aurelie bestand keine Lebensgefahr.
Sie würden ein paar Szenen abdrehen und dann abdampfen.

„Ihr habt eine Bruchlandung hingelegt und müsst nun warten, bis polynesische Fischer euch zufällig finden und retten“, nahm Luc Besson den Faden wieder auf.

Mit vereinten Kräften wurde das Boot wieder auf Kiel gelegt, zum Wasser gezerrt, der Mast gesetzt und das Segel befestigt.
Dann schoben ein paar Schwimmer das kaputte Boot ein Stück hinaus aufs Meer.

Die Szene mit der angeblichen Bruchlandung musste ganz schnell im Kasten sein, denn durch ein Leck schoss Wasser und der Kahn sank.

Julia, nun wieder im knappen Bikini, brauchte nicht viel Schauspieltalent aufbieten, um ihr Entsetzen zu spielen.

Kurz vorm Ufer soff das Auslegerboot ab und sie schwammen an Land.

Luc Besson rief „Cut!“ und schien zufrieden.

Es folgten die Szenen, wie Markus unter Wasser Fische jagte – mit einem selbst gebastelten Speer.
Ein Kameramann hatte sich in eine Taucherkluft gezwängt und staunte nicht schlecht, mit welcher Präzision dieser deutsche Laiendarsteller das erledigte und dazu in seiner knappen Badehose für die weiblichen Kinogänger auch noch sexy aussah.

Kein Wunder – Markus hatte das gestern bereits geübt.

„Cut! Wirklich gut gemacht, Markus, du willst schnell wieder in ein Hotel!“

Markus hätte seinem Kumpel beinahe eine geklatscht.

Ein Lagerfeuer am Unterstand, der den Taifun nahezu unbeschadet überstanden hatte. Markus briet die Fische und Julia himmelte ihn an.

„Okay, jetzt noch eine Liebesszene, dann sind wir fertig für heute“, sagte Luc Beson aber es geschah etwas Außergewöhnliches:
Seine Hauptdarsteller streikten!

„Wir bringen Aurelie in ein Krankenhaus! Jetzt!“ Julia stampfte mit dem nackten Fuß im Sand auf – zum Glück war keine scharfkantige Koralle in der Nähe.

Ihr Knie hatte man mit einem durchsichtigen Pflaster getaped und sie musste sich immer so vor der Kamera positionieren, dass man es nicht sah.

„Was ist mit den Szenen, wo polynesische Fischer uns retten?“ fragte Markus lauernd, wollte aber eigentlich genau so schnell weg von hier wie seine meuternde Verlobte.

„Drehen wir auf Rangiroa! Und wenn die Diva sagt ‚Feierabend‘, dann ist eben Feierabend. Alle Mann an Bord – Mademoiselle natürlich auch!“ lachte Besson und machte eine übertriebene Verbeugung.

Julia trommelte mit ihren kleinen Fäusten auf die breite Brust des Franzosen ein.

„Ich bin keine Diva und hoffentlich werde ich auch nie eine! Es geht mir nur um meine Freundin – wir haben genug Zeit vertrödelt!“

„Beim Sex entwickelt die nicht immer so viel Temperament, die reizende Julie!“

Luc Besson konnte der rechten Geraden von Markus gerade so noch ausweichen…

Es war spät am Abend als sie das Kia Ora Resort erreichten. Aurelie wurde sofort ins Centre Médical in Avatoru gebracht und Julia begleitete sie.
Sie war beruhigt, als ein Dr. Sanchez ihr sagte, sie habe alles richtig gemacht. Man würde die Patientin röntgen und zunächst dabehalten.

Als Julia erschöpft wieder an ihrem Bungalow im Kia Ora Resort ankam, traute sie ihren Augen nicht!

Markus hatte eine glutäugige Schönheit mit langem schwarzen Haar im Arm, deren Rock nicht von alleine hoch gerutscht war.
Die Hände ihres Angebeteten waren an einer Stelle, wo sie nach ihrer Meinung definitiv nichts zu suchen hatten!

Was wollte die Schlampe eigentlich? In ihrem Revier wildern?
Es war etwas anderes, wenn sie selbst die Initiative ergriff – wie im Fall Aurelie, die sich allerdings an nichts mehr erinnerte. Aber das hier ging eindeutig zu weit…

„Ich störe nur äußerst ungern, aber zufällig ist das auch mein Bungalow. Ich würde mich gern schlafen legen!“ sagte sie giftig.

Es war ihr gleichgültig, wen Markus da begrabscht hatte, schlimm genug, dass er ihre Abwesenheit ausgenutzt hatte.

Die junge Frau zog den Rock wieder glatt und räusperte sich verlegen.

„Excuses, ich bin Florence Fournier, bringe eine Nachricht von Jacques Bertrand und zu dem haben Markus und ich…eine Filmszene geprobt!“

Julia warf sich rücklings auf das breite Bett und lachte minutenlang bis ihr die Tränen kamen.

„Das ist…zum Schießen! So eine dämliche Ausrede habe ich noch nie gehört, ha ha!“

Als sie sich ein wenig beruhigt hatte, setzte sich Markus neben sie aufs Bett und nahm ihre Hand, die sie ihm entziehen wollte.
Dann setzte er seine Dom-Miene auf und umklammerte ihr Handgelenk.

„Es klingt vielleicht verrückt und belustigt dich, Jule, aber das Witzigste daran ist: Es ist die Wahrheit!“

Wenn Markus‘ Stimme so eine dunkle Färbung annahm, war es nach Julia’s Erfahrung besser, zu schweigen.

„Dein Einsatz, Florence!“ sagte er und ließ das fest umklammerte Handgelenk wieder los.

„Hm, na, ja, ich habe zwei gute Nachrichten für dich, Julie, auch wenn du uns in einer missverständlichen Situation angetroffen hast…“

wird fortgesetzt...
********mann Mann
910 Beiträge
Themenersteller 
Making Movies
Florence setzte sich auf die andere Seite des Bettes und bedachte Julia mit einem verlegenen Blick.

„Wir haben alle mindestens einen Tag frei, denn Monsieur Bertrand wartet auf schlechtes Wetter…“

„Schlechtes Wetter?“ echote Julia. Sie hatte bereits genug „schlechtes Wetter“ auf Tikei erlebt.

„Ja, ein neues Tief ist angesagt, aber erst übermorgen. Eure Verfolger sind euch ganz nahe, hier auf Rangiroa, dann in einem Sturm kentert das Boot mit Monsieur Cluzet und Du rettest ihm das Leben, was noch wichtig für die weitere Story wird…“

„Das wären dann die Drehbuch-Änderungen 101 bis 103“, seufzte Julia.

„Oui, ich habe meinen Laptop mit und überspiele euch das auf eure Tablet-PC’s. Ich soll mich an John, also Markus, ran machen und habe eine, sorry, Bettszene mit ihm…“

Julia musste schlucken. Das sollte eine gute Nachricht sein?

„Und jetzt halt dich fest, Julie! Du wirst von Mathieu Amalric verführt! Der gibt sich als Journalist aus, ist aber ein Agent, der natürlich nur an die Dateien will, die John einst in Monrovia kopierte. Als er seinen Revolver zieht, um dich zu erschießen, obwohl er vorher Sex mit dir hatte, wird er von Truffaut, also Francois Cluzet erschossen, da du ihm das Leben gerettet hast. Ich kenne auch die Schlußszene, die darf aber nicht auf eure Tablets überspielt werden – ist eine Überraschung für euch Zwei von Monsieur Bertrand!“

„Okay“, sagte Julia etwas verwirrt, „aber für meinen Geschmack habt ihr eine Szene ein wenig zu lebensecht geprobt.“

Markus lachte, Florence lächelte wieder verlegen.
Es wurde eine Flasche Wein entkorkt und draußen auf der Terrasse im Kerzenschein mit Blick auf die mondbeschienene Lagune klirrten die Gläser aneinander.

Julia war immer noch nicht ganz beruhigt. Wäre sie länger in Avatoru geblieben, wäre Markus der Florence dann nicht an die Unterwäsche gegangen?
Nahe genug dran war er jedenfalls schon…

Es wurde noch ein unterhaltsamer Abend und Julia erfuhr, dass die Eltern von Florence von der französischen Karibik-Insel Martinique stammten, was ihren Teint, die dunklen Haare und Augen erklärte.

„Ich erinnere mich wieder an dich, Florence. Du hast als Statistin mit im Bus gesessen, von Thailand nach Kambodscha.“

„Oui, habe ich. Ich gehörte schon die ganze Zeit zum Produktions-Team, ihr habt mich nur nicht wahr genommen…“

Jetzt war es an Markus, verlegen den Blick ins Weinglas zu richten.
Er hatte die rassige Schönheit sehr wohl wahr genommen, allerdings immer wieder abgelenkt durch Julia und Aurelie.

„Und deine Referenzen als Schauspielerin, Florence?“ wollte Julia wissen, obwohl sie selbst bis auf zwei Werbespots auch keine vorzuweisen hatte, zumindest bisher nicht.

„Ich habe zwei Mal eine nackte Leiche in TV-Krimis gespielt. Wisst ihr, wie kalt es auf einem Obduktions-Tisch ist, und man darf sich nicht bewegen, ja bei Großaufnahmen nicht einmal atmen? Meine große Chance, auch einmal eine lebendige Rolle zu spielen!“

Markus und Julia mussten kichern. Diese Florence wurde Julia von Minute zu Minute sympathischer.
Nur Eines stand fest: Mit der würde sie bei aller Sympathie nicht ins Bett steigen.
Das hatte auf Tikei kein gutes Ende genommen…

Als die Flasche Wein alle war, verabschiedete sich Florence mit Wangenküsschen bei Markus und Julia.

„Bonne nuit!“

„Sie hat vorgeschlagen, eine Szene schon mal zu proben. Ich bin doch auch nur ein Mann,Jule! Und als ich ihr an den Oberschenkel fasste, bist du herein geschneit!“ sagte Markus später im Bett, eng an seine Julia gekuschelt.

„Bonne nuit, Casanova!“ sagte Julia und gab ihm einen Gute-Nacht-Kuss. ‚Eine weniger, die glaubt, bei uns ende alles in Sex-Orgien…‘

Aus dem ganzen freien Tag wurde nur ein halber, denn am Nachmittag wurden die Szenen gedreht, wie Fischer die beiden von Tikei zurück nach Rangiroa brachten.
Man hatte tatsächlich ein Boot mieten können, das dem zerstörten Wrack täuschend ähnlich sah.
Dass es jetzt an einem anderen Strand lag, würde im Film gar nicht auffallen.

Nach nur knapp zwei Stunden Arbeit hatten Julia und Markus wieder frei.
Sie liehen sich Taucherbrillen und Schnorchel, um in der Lagune von Rangiroa die exotischen Fische zu beobachten.
Nach einiger Zeit gesellte sich auch Florence im roten, knappen Bikini zu ihnen.

Julia hegte den Verdacht, dass die karibische Schönheit auch die verletzte Aurelie als Aufpasserin vertreten sollte, behielt dies aber wohlweislich für sich…

Sie saßen auch abends wieder gemeinsam auf der Terrasse und Julia wurde das Gefühl nicht los, dass Florence durchaus geneigt war, mit ihnen ins Bett zu steigen, aber auch regelmäßig den Rückzieher machte – weil sie ihre ablehnende Haltung spürte.

Julia dachte, sie hätte in der Südsee schon alles erlebt – aber ein neues Tief zog auf, wie es die Wetterfrösche angekündigt hatten…

Die Verfolger hatten die Spur neu aufgenommen. Das flüchtende Pärchen beging den Fehler, wieder auf Rangiroa aufzutauchen.
Sie hätten irgendwo anders hinfliehen müssen – aber jetzt war es zu spät.

Sie konnten ein Boot chartern, wurden aber von einem schnelleren Schiff verfolgt.

Jacques Bertrand war begeistert, als dunkle Wolken aufzogen und der Wind auffrischte – genau so hatte er es sich vorgestellt…

wird fortgesetzt...
********mann Mann
910 Beiträge
Themenersteller 
Making Movies
Hauptsache, es entwickelte sich nicht zum Taifun – das würde die Dreharbeiten unmöglich machen – wegen der Sicherheit der ihm anvertrauten Menschen und auch wegen der Technik.

Markus und Julia mussten das neue Boot in der rauen See alleine segeln, Aurelie lag ja im Krankenhaus und Florence war als Person noch gar nicht eingeführt.

Das Motorboot mit Cluzet und seinen Spießgesellen kam natürlich auf, aber das zig Mal geänderte Drehbuch sah vor, dass er über Bord fiel.

Seine Männer warfen ihm zwar einen rot-weißen Rettungsring hinterher, aber die Strömung sorgte dafür, dass er sich zu schnell vom Motorboot entfernte und in Richtung des kleinen Kutters mit Ausleger trieb.

Julia alias Marie sprang in die aufgewühlte See, ebenso zwei Kameramänner in Taucheranzügen mit Unterwasserkameras vom begleitenden Katamaran aus.
Das war nicht ganz ungefährlich, aber wegen der vielen Hilfskräfte ringsum sollte eigentlich nichts schief gehen.
Eigentlich…

Als Julia bei Francois Cluzet ankam, sackte der bereits wie ein Stein nach unten.
Innerhalb einer Sekunde wurde Julia klar, dass war nicht einfach nur ein Filmdreh, der Schauspieler schwebte in Lebensgefahr!

Sie tauchte hinterher und bekam ihn unter den Achseln zu fassen.
Aurelie hatte 50 Kilogramm gewogen, Cluzet wog 40 mehr.

Nur unter Aufbietung all ihrer Kräfte gelang es Julia, den schweren Mann nach oben zu bringen. Sie schluckte Gischt und Meerwasser.

Niemand kam ihr zu Hilfe, die Kameramänner, die am nächsten waren, hielten das für große Schauspielkunst und verharrten an ihren Positionen.

Julia musste den Bewusstlosen allein bis zum Kutter schleppen, der in der Dünung gefährlich hin und her schaukelte.
Markus warf ihr ein Tauende zu, dass sie im zweiten Versuch zu fassen bekam.
Da sie Cluzet nur noch mit einem Arm hielt, drohte er ihr zu entgleiten.
Markus sprang nun doch ins Wasser, um seiner Verlobten zu helfen.

Sie mussten aber so schnell wie möglich wieder an Bord, denn der Wind frischte weiter auf und trieb das Segelboot weiter.

Sie schafften es, mit vereinten Kräften den Schauspieler in den Kutter zu ziehen.
Julia begann sofort mit den Wiederbelebungsmaßnahmen, darin hatte sie inzwischen Erfahrung.

Francois Cluzet spie das Salzwasser aus, aber es schien so, als bekäme er danach nicht genug Luft.

Der Kreislauf schien nicht zu versagen, das Herz schlug noch, stellte Julia erleichtert fest und begann mit Mund-zu-Mund-Beatmung.

Nach dem dritten Mal bewegten sich die Hände, Cluzet schlug die Augen auf.

„Ein Kuss von der reizenden Julie – dass ich das noch erleben darf!“ keuchte er.

Julia legte den Zeigefinger auf die Lippen zum Zeichen, dass er schweigen solle.
Denn das stand nicht im Drehbuch – allerdings war auch kein Tontechniker in der Nähe.

Gemäß Drehbuch musste jetzt das andere Boot kentern, denn sonst wäre es für die Männer ja ein Leichtes gewesen, dass flüchtende Pärchen endgültig zur Strecke zu bringen.

Taucher befestigten drei Seile an der Lee-Seite des Bootes und schafften es tatsächlich, es zum Kentern zu bringen.
Die Kameraeinstellungen, von Luc Besson koordiniert, waren so, dass man im Film die Froschmänner natürlich nicht sah.

Besson und Bertrand atmeten erleichtert auf, dass es beim ersten Mal im Kasten war.
Denn bei der rauen See konnte man dies nicht beliebig oft wiederholen.
Jetzt mussten nur noch die im Wasser paddelnden Männer vom Katamaran aufgenommen werden – dann zurück nach Rangiroa.

Auf dem Kutter richtete sich Francois Cluzet auf und schüttelte sich.

„Ich hatte einen Krampf, habe Wasser geschluckt, ging unter…Du hast mir das Leben gerettet, Julie, im Film wie in der Realität…“

Julia umarmte ihn und weinte vor Erleichterung, weil es dem berühmten Mimen schon wieder besser ging.

Das Tiefdruckgebiet zog weiter, vermutlich wieder einmal nach Tikei, und am Abend blinkten Mond und Sterne über der Lagune von Rangiroa, als wenn nichts geschehen wäre.

Francois Cluzet hatte sich in Schale geworfen, trug einen Anzug und ein weißes Hemd und wieder einmal eine Flasche guten Bordeaux in der Hand.

„Gestatten Sie, Monsieur Beyer, dass ich mich bei Ihrer bezaubernden zukünftigen Frau bedanke?“ sagte er förmlich, kniff dabei aber ein Auge zu.

Cluzet wartete erst gar nicht auf die Antwort von Markus, sondern setzte sich auf die Terrasse und goss ein.

„Wisst ihr, bei ‚Ziemlich beste Freunde‘ habe ich die ganze Zeit bewegungslos in einem Rollstuhl gessen – aber das hier ist fast schon zu viel Action für einen alten Mann!“ seufzte er.

„Alt?“ lachte Julia. „Ich würde dich nicht älter als 40 schätzen!“

„Danke, Mademoiselle, ich lade dich zu meinem runden Geburtstag im September ein, leider schon der Sechzigste!“

„Wenn ich Zeit habe, komme ich, das heißt kommen wir!“ lachte Julia und hauchte ihrem Markus einen Kuss auf die Wange.

„Man hört so allerlei munkeln. Jacques Bertrand und auch Mathieu Amalric wollen dich in ihren neuen Projekten haben – aber von mir habt ihr das nicht!“ Cluzet hob das funkelnde Weinglas und prostete ihnen zu.

„Hälst du das für eine gute Idee, ich meine den Rotwein, nach den Ereignissen des heutigen Tages?“ fragte Julia besorgt.

Der Mann war kurze Zeit bewusstlos gewesen.

„Rotwein ist für einen Franzosen Lebenselixier – es sei denn, man ist Abstinenzler!“

wird fortgesetzt...
********mann Mann
910 Beiträge
Themenersteller 
Dieser Beitrag wurde als FSK18 eingestuft.
Zur Freischaltung

********mann Mann
910 Beiträge
Themenersteller 
Making Movies
Plötzlich hatte der angebliche Journalist und Liebhaber von letzter Nacht einen Revolver in der Hand.
Sein Blick wirkte eiskalt. Kein Zweifel – der würde sie erschießen!

Der Zeigefinger von Clement krümmte sich um den Abzug, Marie ging in Deckung, ein Schuss knallte und im Kopf von diesem Clement klaffte ein Loch – das die Maskenbildnerin in der Pause geschminkt hatte…

Truffaut, gespielt von Francois Cluzet, steckte die Waffe weg.

„Du hattest noch was gut bei mir, Marie!“ sagte er, meinte aber auch die reale Person Julia.

Zur gleichen Zeit sollte Florence alias Anna John abknallen, nach dem sie heraus gefunden hatte, ob die Informationen noch irgendwo anders gespeichert waren, zum Beispiel in einer Cloud im Internet.
Aber sie brachte es nicht übers Herz, sie konnte nicht abdrücken…

„Gib‘ mir den Stick, Marie, beenden wir es jetzt! Glaubst du, irgendein Journalist würde das bringen, biologische Kriegsführung gegen ganze Volksgruppen, nur weil da ein paar Kämpfer von Boko Haram darunter sind? Die ganze Zeit ging es auch um etwas Anderes! Dein Liebster hat zufällig auch die Dateien mit allen CIA-Spionen in Afrika kopiert. Wenn das veröffentlicht wird, sind einige Männer in Mali und Nord-Nigeria tot, willst du das?“

Marie schüttelte den Kopf und übergab den Memory Stick.

„Cut! Prima! Müssen wir nicht wiederholen! Gute Arbeit“, rief Bertrand erschöpft und wedelte mit seinem karierten Taschentuch.

Marie und John fanden wieder zueinander, küssten sich am Hafen von Papeete im Sonnenuntergang.
Damit war der Film im Kasten – glaubten sie…

Markus und Julia wollten eine Abschlussfete im InterConti Beachcomber, aber alle, die sie eingeladen hatten, drucksten herum, sagten, man würde hier noch bleiben.
Nachfragen waren zwecklos – alle hielten dicht.

Julia versuchte es mit ihrem Charme bei Luc Besson und Mathieu Amalric, aber die setzten eine Verschwörermiene auf.
Ebenso erging es Markus, der es zum Verdruss von Julia bei Florence und anderen Damen der Produktion versuchte.
Man scherzte und trank Wein. Schlauer geworden waren die beiden an diesem Abend nicht, reagierten sich mit heißem Vanilla-Sex im ihrem Hotelzimmer ab.

Julia streckte freiwillig die Arme über Kopf, als wolle sie gefesselt werden.
Markus fragte mit einem Blick, ob sie dies wirklich wolle und ließ erst dann die Handschellen klicken.

„Ich möchte deine Schülerin sein, Markus! Nimm‘ mir die Angst vor dieser anderen Welt!“

„Alles was du willst, Jule! Es wird nur das geschehen, wozu du bereit bist und worum du mich bittest!“

Der nächste Tag veränderte alles. Beim Frühstück kam Florence vorbei – in ihrer offiziellen Funktion als Produktions-Assistentin und sagte, auf dem Zimmer lägen Baströcke und Blütenketten, die sie bitte anlegen sollten.

Julia und Markus wechselten einen verständnislosen Blick, machten aber den aus ihrer Sicht Quatsch mit.

Am künstlich aufgeschütteten Strand wartete ein Katamaran ohne Motor, dafür mit polynesischen Ruderern.
Bildhübsche Mädchen, nur mit Lendenschurz und Kokosnuss-BH’s bekleidet, warfen ihnen weitere Blütenkränze über den Kopf, lachten dabei.

Dann mussten sie auf den Katamaran steigen, begleitet von einem zweiten, auf dem Luc Besson an der Kamera stand.

„Das werden die Schlußszenen des Films!“ zischte Julia Markus ins Ohr, der immer noch nicht wusste, was gespielt wurde.

Ein älterer Polynesier mit beeindruckendem Kopfschmuck mimte einen heidnischen Priester – Julia wusste nicht, wie man das hier nannte.
Er rief Unverständliches auf das Meer, wiederholte es auf Französisch.

„Es ist unsere Hochzeit, Markus!“ rief Julia. „Die traditionelle tahitianische Variante!“

Das war es also, was Jacques Bertrand als Überraschung in petto hatte.

Sie wurden aufgefordert, die Blütenkränze ins Meer zu werfen, um die Götter gnädig zu stimmen.
Julia warf alle ins Wasser – bis auf einen, denn sie hatte keinen BH angelegt.

Markus machte das Gleiche, dann umarmte er seine Julia und küsste sie.
Den Beifall vom Strand konnten sie nicht hören, dafür waren sie zu weit weg.

Der Katamaran mit dem Brautpaar drehte um und brachte sie wieder an Land.
Markus und Julia hofften jetzt auf eine kleine Fete am Strand – aber der Tag sollte für sie so stressig werden wie die Dreharbeiten zuvor…

Eine Maskenbildnerin führte sie zu einer spanischen Wand, hinter der sie sich umziehen mussten. Markus schlüpfte in ein weißes Hemd, einen schwarzen Anzug und eine Krawatte – den Knoten musste er nicht selbst binden.
Es war schon praktisch, wenn man zu einer internationalen Filmproduktion gehörte.

Julia stieg in einen Traum von einem weißen Kleid. Die Kostümbildnerin kannte ihre Maße und es passte wie angegossen.
Unglaublich, was das Team nebenher so alles organisiert hatte.

Alles andere, was an diesem Tag passierte, waren Traumsequenzen, viel zu schön, um wahr zu sein!
Julia musste sich kneifen, um in die Realität zurück zu finden…

Die Stretch-Limo zu einer Kirche in Papeete, der evangelisch-lutherische Pfarrer, Nachfahre der Missionare aus dem 19. Jahrhundert, der sie fragte, ob er die Predigt auf Englisch oder Französisch halten solle…Es war ihr egal.

Das „Ja“- Wort, die Ringe wurden wieder angesteckt, nur eben an der anderen Hand.
Und wer konnte schon behaupten, dass berühmte französische Regisseure und Schauspieler die Trauzeugen waren?
Eine Story für die Enkel – die allerdings fragen würden: ‚Mathieu…wer?‘

Auf der Fahrt zurück zum Hotel gaben sie sich ihr Eheversprechen noch einmal – nur mit Augenkontakt.
Julia las daraus, dass sich Markus der Verantwortung bewusst war, noch behutsamer mit ihr umgehen würde.

Dazu brauchten sie keine Worte und kein Papier…

wird fortgesetzt...
********mann Mann
910 Beiträge
Themenersteller 
Making Movies
Julia schwitzte in dem eng geschneiderten weißen Brautkleid, war der Meinung, Baströckchen und Blütenkranz wären die geeignetere Kleidung für eine Beach-Party.
Sie umtanzte ihren Ehemann – an den Begriff musste sie sich erst gewöhnen – ging in die Hocke, stand wieder auf, ließ die Hüften kreisen.

Der Manager des Hotels sagte zu Jacques Bertrand: „Zwei Wochen Training, und die gewinnt das La Heiva-Festival als Solo-Tänzerin. Sie ist wirklich begabt!“

„Ich weiß!“ sagte Bertrand und schmunzelte vor sich hin.

Sein Grinsen wurde noch breiter, als sich Mathieu Amalric zu ihm gesellte, ein Glas Champagner in der Hand – alles auf Kosten der Produktion.

„Meine 10000 kann ich in den Wind schreiben, obwohl du mit gezinkten Karten gespielt hast, mein Freund!“

„Ach, ja, inwiefern?“ griente Bertrand.

„Na, die Wette besagte, ein Blockbuster mit Laiendarstellern – und dann hast du Francois Cluzet, Ben Kingsley und mich engagiert!“ sagte Amalric.

„Laien als Hauptdarsteller, zu dem hast du dich selbst angeboten, Mathieu!“

„Weil ich nach dem Rechten sehen wollte, Jacques!“ lachte Mathieu Amalric und stieß an.

„Du machst keine Miese, denn deine Gage ist höher als dein Wetteinsatz! Geh‘ jetzt und tanze mit der Braut!“

„Hula, nein, danke!“

„Das heißt hier Tamuré und die Band hat bestimmt auch andere Musik drauf! Okay, gehe ich eben mit gutem Beispiel voran!“

Bertrand stand auf, stapfte durch den weißen Sand, ließ einen verblüfften Mathieu Amalric zurück und klatschte die Braut ab.
Der einheimischen Kapelle rief er zu, französische Popmusik zu spielen.

„Danke, Jacques, mehr als eine gelungene Überraschung – es ist ein Traum!“ strahlte ihn seine Hauptdarstellerin an.

Die Kameras am Strand, in der Kirche, praktisch überall, hatte sie gar nicht wahr genommen.
Fiktion und Realität vermischten sich – es war die Hochzeit von Marie und John und die von Julia und Markus.

„Der Film ist immer noch nicht fertig abgedreht, liebste Julie…“ flüsterte der Regisseur seiner Tanzpartnerin ins Ohr.

„Was kommt jetzt noch?“ wollte Julia wissen.

„Truffaut, also Cluzet, verschafft euch eine neue Identität und schickt euch nach Kanada – mit der Maßgabe, nicht herum zu erzählen, dass die USA Krankheitserreger frei gesetzt haben. Das wäre ungefähr so, als wenn man behauptete, die CIA habe Sprenglöcher ins World Trade Center gebohrt…“

„Es gibt Leute, die glauben so etwas…“ sagte Julia, wollte sich aber diesen Tag nicht mit Verschwörungstheorien verderben.

„Nichts ist unmöglich in dieser verrückten Welt. Ach, komm‘, lass‘ uns feiern, Julie!“

Dieser bisher schönste Tag im Leben von Julia ging viel zu schnell vorbei…


Julia ließ den Blick vom Balkon über den Central Park schweifen.

„Wir nehmen dieses Apartment, was denkst du, Markus?“

„Ein bisschen klein, aber wenn es für dich okay ist…“

Markus trug Julia seit dem Ende der Dreharbeiten von „Chasse John Meyers“ auf Händen.
Er würde das so lange tun, bis sie ihn anflehte, ihr eine andere Welt zu zeigen.

Der Anfang war gemacht. Bereits auf Tahiti hatte sie ihn gebeten, seine Schülerin sein zu dürfen.
Jetzt hielt er sich zurück, wartete auf ein neues Zeichen…

Sie hatten die Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule für das Sommersemester geschafft.
Julia mit Leichtigkeit. Sie musste sich mit einem schüchternen, jungen Amerikaner streiten, den sie an die Wand quatschte.
Julia selbst hatte sich gewundert, wie viele englische Schimpfworte ihr wieder einfielen.
In letzter Zeit hatte sie meistens Französisch geredet, mit Markus Deutsch.

Sogar Markus hatte es geschafft, allerdings ganz knapp. Große Worte auf einer Bühne schwingen war nicht so sein Ding.
Er wollte kein gefeierter Shakespeare-Darsteller werden, sondern sich auf seine Rolle als Manager und Rechtsberater von Julia konzentrieren.

Sie gaben dem Makler Bescheid, dass sie die möblierte Wohnung nehmen würden.
Geld spielte keine Rolle. Sie waren von den Franzosen fürstlich entlohnt worden, zu dem hatte Markus Reserven, resultierend aus einer Schenkung seines Vaters vor einigen Jahren.

Sie machten einen Spaziergang durch den Central Park, die grüne Lunge New Yorks.

„Wir müssen auch noch einmal nach Berlin zurück, zur standesamtlichen Trauung. Ich möchte auch eine kleine Feier, mit meinen und deinen Eltern…“ sagte Markus und wusste im gleichen Augenblick, er hatte sich auf vermintes Terrain begeben.

Bisher war Julia allen diesbezüglichen Fragen immer ausgewichen.
Ihr Gesicht bewölkte sich, ungeachtet des strahlenden Sonnenscheins über New York.

Julia setzte sich auf eine Bank, Markus ergriff ihre Hand, drückte sie nur sanft.

An ihnen vorbei huschten Jogger, junge Männer mit Skate-Boards und Mädchen auf Rollschuhen.

„Mein Vater ist bis nach Belgien geflohen, um sich den Unterhaltszahlungen für mich zu entziehen. Mit meiner Mutter habe ich mich zwei Jahre lang nur gestritten, an meinem 18. Geburtstag hat sie mich raus geworfen, weil sie angeblich mit mir nicht mehr zurecht kam…Das ist die Wahrheit, Markus! Ich habe sie dir bisher verschwiegen, weil du aus so einer intakten Welt kommst…“

wird fortgesetzt...
********mann Mann
910 Beiträge
Themenersteller 
Making Movies
Markus konnte sich kaum vorstellen, dass man mit Julia den lieben ganzen Tag lang streiten konnte – er hatte sie anders kennen gelernt.
Es muss also auch an der Mutter gelegen haben.

„Keine Chance auf Aussöhnung?“

Julia schüttelte den Kopf.

„Und was ist, wenn ich nach langer Zeit mal wieder den Dom raus kehre und dir befehle, noch heute einen Brief an deine Mutter zu schreiben? Ist das zu viel verlangt? Lade sie ein!“

„Bitte, nicht, Markus!“ Julia war den Tränen nahe.

Markus hatte einen wunden Punkt getroffen. Der erste Schatten, der sich auf ihre noch junge Ehe legte.
Markus spürte das auch, versuchte, zurück zu rudern. Er legte einen Arm um ihre Schultern.

„Okay, ich befehle es dir nicht, ich bitte darum! Schreib‘ ihr, dass du jetzt Schauspielerin bist, mit berühmten französischen Regisseuren und Schauspielern zusammen gearbeitet hast. Vielleicht ist sie ja stolz auf dich…“

„Du kennst sie nicht, Markus. Sie würde sagen: ‚Brotlose Kunst – ungewisse Zukunft!‘ Damit hätte sie nicht einmal unrecht, wir wissen ja noch nicht, ob es ein Erfolg wird…“ schluchzte Julia.

Markus als ihr Manager wusste einen Tick mehr: Zum Beispiel, dass die Produzenten in Frankreich mehrere Millionen Euro für Werbung locker gemacht hatten.
Die würde anlaufen, sobald der Film fertig geschnitten war. Und dieser Tag war nicht mehr fern.

Und von „brotloser Kunst“ konnte auch keine Rede sein, sie waren sowohl von Assmann in Berlin als auch von der Produktionsfirma, die hinter Bertrand stand, bezahlt worden.
Im letzten Fall waren das für Julia knapp zwei Jahreseinkommen gewesen, was in Deutschland allerdings noch versteuert werden musste.

„Vielleicht hast du Recht, Markus“, lenkte Julia plötzlich ein. „Ein paar altmodische Zeilen auf Briefpapier, dazu ein Hochzeitsfoto von uns, okay, ich mach‘ es!“

„Danke, Julia! Ich möchte sie einfach kennen lernen, deine Mutter!“

Markus gab seiner Frau einen Kuss und sie schlenderten weiter durch den Central Park.

„Was wollen wir heute noch unternehmen, Markus? Theater, Musical, Museum, Restaurant?“

„Ich habe da so eine Idee, Liebste“, sagte Markus und ließ es zunächst im Raum stehen, um seine Frau neugierig zu machen.

Eigentlich wollte er darauf warten, dass sie es selbst ins Gespräch brachte, aber…

„Was für eine Idee?“ Jetzt hatte er sie!

„Erinnerst du dich noch an deine Bitte auf Tahiti, du möchtest meine Schülerin werden?“

„Ja, sicher, dazu stehe ich immer noch. Aber was hat es mit der Abendgestaltung zu tun?“

„Ich demonstriere dir an einer anderen Schülerin, die die Reifeprüfung bereits abgelegt hat, was alles möglich ist. Du kannst dann entscheiden, ob du es auch möchtest oder eben nicht. Und so eine rekrutieren wir heute!“

Julia blieb abrupt stehen. Sie musste an Aurelie denken, die unter den Schlägen mit einem Tauende lustvoll gestöhnt hatte, sich an nichts mehr erinnerte und es hinterher als Sünde bezeichnet hatte.

Markus interpretierte es anders. War er wieder einmal zu schnell vorgeprescht, wie einst in Phnom Penh?
War seine Frau noch nicht so weit?

„Bitte, wir können es auch verschieben oder ganz sein lassen…“ sagte Markus enttäuscht.

„Nein, ich bin neugierig, ich will es, Markus! Aber was ist, wenn du dich im Laufe der Zeit in die andere verliebst?“

„Ich liebe nur dich, Julia, aber ich will versuchen, eine Frau zu finden, die ich nur als Objekt sehe, als Demonstrations-Objekt für dich. Ich weiß, dass klingt blöd. Aber wenn sich daraus eine längere Beziehung entwickelt, dann verwechsele Leidenschaft und Begierde nicht mit Liebe. Versuch‘ es, bitte!“

Sie nahmen den Weg zurück zu ihrer neuen Wohnung, die sie sofort nutzen durften.

„Als deine Sub sage ich: Ja, das ist in Ordnung. Als deine Frau sage ich: Ich habe meine Zweifel…Aber: Versuch macht klugt!“

Sie duschten und zogen sich um und Markus befand, seine Frau sähe im kleinen Schwarzen von einem französischen Modedesigner so sexy aus, dass er den Abend am liebsten hier mit Kuschelsex verbracht hätte.
Das war zwar immer noch prickelnd, aber es genügte ihm auf Dauer nicht. Und Julia wusste das auch.

Der Fetisch-Club in Manhattan, den sich Markus im Internet ausgesucht hatte, versprach zwar auf seiner Webseite, allen Variationen von BDSM gerecht zu werden – aber die Ersten, die ihnen über den Weg liefen, waren ein homosexuelles Paar.
Beide in Lederhosen, lederne Weste auf nacktem Oberkörper und Schirmmützen aus dem gleichen Material.

Markus wäre am liebsten umgekehrt, aber Julia zog ihn weiter in den spärlich beleuchteten Raum, ergriff die Initiative, da sie sich nun einmal entschlossen hatte, da mitzumachen.

Die Luft war zum Schneiden dick, obwohl das Rauchen schon seit vielen Jahren verboten war.
Sie setzten sich an einen Tisch und Markus wurde sich immer unsicherer, ob dies der richtige Ort sei, um eine Frau zu treffen, die ihrem Anforderungsprofil entsprach.

Zunächst kam eine Kellnerin, deren üppige Oberweite durch ein rotes Mieder gebändigt wurde.

„What can I do for you?“ fragte sie näselnd, mit dem typisch amerikanischen breiten Kaugummi-Grinsen.

Sie orderten eine Flasche Rotwein aus Kalifornien.
Julia dachte sofort an die Stunden, als der berühmte Schauspieler Francois Cluzet mit einer Flasche Bordeaux aufgetaucht war und sie geplaudert hatten.

Im Nachhinein überwiegen die positiven Erinnerungen.
Das Chaos und die lebensgefährlichen Situationen hatte sie schon beinahe verdrängt.

wird fortgesetzt...
********mann Mann
910 Beiträge
Themenersteller 
Making Movies
Markus musterte die Anwesenden, darunter auch einige ansehnliche Frauen, die offenbar alleine hier waren.
Nur traute er sich nicht, einfach an den Tresen zu gehen, um eine anzuquatschen.
Wenn er allein hier gewesen wäre – war er aber nicht…

Nach dem vierten Schluck Wein war Julia schon auf dem Sprung, um wieder die Initiative zu ergreifen, da ihr Mann unentschlossen wirkte – da kam sie…

„Hi, ich bin Amy, darf ich mich kurz zu euch setzen?“

Markus lud sie mit einer Handbewegung ein, Platz zu nehmen. Man musterte sich.

Amy hatte eine schlanke Figur, die durch das enge rote Kleid noch betont wurde.
Lange, wellige, dunkelbonde Haare, sie sich auf ihren Rücken ergossen und neugierige grau-blaue Augen.
In der U-Bahn würde man sie kurz wegen ihrer Figur bewundern, aber kein Gesicht, das man sich merkte – wenn da der sinnliche Mund und die gänzenden, großen Augen nicht gewesen wären…

Markus räusperte sich und bot dem Gast ein Glas Wein an, das sie dankend annahm.

„Entschuldigt, wenn ich hier so rein platze, aber sucht ihr Zwei etwas für BDSM-Spielchen zu Dritt?“ fragte Amy sehr direkt.

Dabei wirkte sie weder verlegen, aber auch nicht wie eine erfahrene Nutte, die sich anpries.
Von ihr ging etwas Wissendes, Erfahrenes aus – eigentlich genau das, was Markus suchte.

Er wechselte einen kurzen Blick mit Julia, die mit einem leichten Kopfnicken zu verstehen gab, es wäre okay, wenn man weiter mit ihr verhandelte.
Die Frau war etwas älter als sie und wirkte nicht unsympathisch.

Markus wusste, Amerikaner reden nicht lange um den heißen Brei herum und wurde nicht enttäuscht.

„Ich bin Miet-Sklavin, 200 Dollar die Stunde. Bei gegenseitiger Sympathie und längerem Engagement 100 Dollar. Ihr müsst mir nur noch sagen, was euch vorschwebt, was eure Fantasien sind!“

Markus und Julia mussten schlucken. Das war mal eine direkte Ansage!

Amy hingegen war es gewohnt, auf ihre Kunden einzugehen.
Bei einem Manager oder Banker hätte sie frech 500 verlangt und die bekam sie meist auch…

Da diese jungen Leute noch unentschlossen wirkten, versuchte sie es mit Small Talk.

„Woher kommt ihr?“

„Germany“, stotterte Markus. „Meine Frau Julia und ich bin Mark, Markus…“

„Jung verheiratet? Herzlichen Glückwunsch nachträglich! Was immer es ist – Amy erfüllt jeden Wunsch, wirklich jeden!“ lachte sie.

Das war so herzlich, ungekünstelt und ansteckend, dass die beiden mitlachen mussten.

Die halb vollen Rotweingläser klirrten aneinander, aber Amy wusste immer noch nicht, was die beiden Deutschen wirklich von ihr wollten.

„Germany? Ich bin jeden Sommer in Frankreich und Deutschland, liebe die alten Schlösser und Burgen…“ Amy ließ dabei offen, was sie da so trieb.

Markus‘ Stimme nahm eine andere Färbung an, Julia kannte den Unterschied genau, war zugleich neugierig und ängstlich, was jetzt kommen würde.

„Wir müssen uns von deinen Qualitäten überzeugen, Amy, dann sagen wir dir, worum es geht!“

Die Amerikanerin zuckte unmerklich zusammen, die Stimme des Gegenüber klang jetzt wie die eines erfahrenen Doms.
Schlagartig wurde ihr klar, worauf das hinauslief.

Die junge Frau an seiner Seite hatte Scheu, in die Welt von BDSM einzutauchen, sie sollte ihr dabei helfen.
Das würde sie gerne tun, wenn die Kasse stimmte…

„Gibt es hier einen Session-Room?“ fragte Markus mit rauer, tiefer Stimme.

„Aber sicher, ich bringe euch hin!“ Amy stand auf und hoffte, dass der Deutsche nicht auf perverse Sachen stand.

Schnittwunden und Anpinkeln – obwohl sie so etwas in den letzten sieben Jahren auch schon erlebt hatte…

Julia erschrak zunächst, als sie Andreaskreuz, Hunde- und Bullenpeitschen erblickte.
Dazu noch ein paar Utensilien, deren Verwendungszweck sie nicht so recht deuten konnte und die der Fantasie eines Marquis de Sade entsprungen zu sein schienen…

Amy enttäuschte Markus nicht. Unaufgefordert streifte sie das enge, rote Kleid vom Körper, trug darunter keinen BH.
Ihre Brüste waren etwas flacher als die von Julia, aber ansehnlich.

Auf ein Nicken von Markus hin ließ sie auch das rote Spitzen-Höschen zu Boden gleiten.
Julia bewunderte den straffen, durchtrainierten Körper.

‚Die engagiere ich auf jeden Fall, und sei es nur als Fitness-Trainerin‘, dachte sie.

Markus fesselte geschickt die Handgelenke und hängte Amy an einer Kette mit Haken ein.

Dann begann er, mit jeweils zwei Fingern jeder Hand, den durchgestreckten nackten Körper abzutasten, gründlicher als jeder Frauenarzt.
Unter der glatten, gepflegten Haut hatte Amy Muskeln, die jeder Leichtathletin zur Ehre gereichen würden – stellte Markus als Erstes fest.

„Regelmäßig Sport?“ fragte er die Miet-Sklavin.

„Yes, Sir! Fitness-Center und New York Marathon, Sir!“

Markus setzte seine gewissenhafte Erkundungstour fort, berührte sie überall. Und die erfahrene Sklavin atmete ruhig weiter, obwohl es sie erregte und lächelte ihn an.

Julia bewunderte sie dafür. Würde sie es schaffen, irgendwann auch einmal zu werden wie diese Amy?
Sie wusste es nicht, aber sie ahnte, Markus würde es gefallen.

Markus knetete die linke Brust von Amy, hob sie leicht an, spürte eine Unebenheit.

„Eine Narbe, Brandverletzung oder Peitschenhieb?“ fragte er barsch.

wird fortgesetzt...
********mann Mann
910 Beiträge
Themenersteller 
Dieser Beitrag wurde als FSK18 eingestuft.
Zur Freischaltung

********mann Mann
910 Beiträge
Themenersteller 
Making Movies
„Sehe ich das richtig: Ich bin so eine Art Demonstrations-Objekt für deine Frau, die ganz langsam an die Welt von BDSM heran geführt werden soll? Ich soll ihr die Furcht nehmen?“

„Völlig richtig, Amy“, sagte Markus und wickelte ellenlange Spaghetti um seine Gabel. „Es gibt im Deutschen die Begriffe ‚Geselle‘ und ‚Lehrling‘, oder korrekt ‚Auszubildende‘. Du bist der Journeyman und Julia Apprentice – ich der Master, alles klar?“

Amy nickte.

„Erzähl‘ etwas mehr über dich. Was machst du hauptberuflich? Weshalb reist du so gerne nach Europa – nur, um Schlösser zu fotografieren?“ Markus grinste über den Tisch.

„Amy Chandler, 27, nicht mit Hudson-Wasser getauft, sondern geboren in Sayreville, New Jersey…“

„Moment mal“, unterbrach sie Markus. „Wohnt da nicht auch die Familie Bongiovi, Jon BonJovi? ‚Whoa, whoa, livin‘ on a prayer‘“, sang er an.

Amy musste lachen. „Ja, richtig, ich war mit Jon nicht in der Schule, dafür bin ich zu jung, aber ich habe die Mutter beim Einkaufen getroffen!“

Für Julia waren das böhmische Dörfer, aber sie würde sich den Titel mal im Internet anhören, wenn ihrem Mann das gefiel, dann ihr vielleicht auch…

„Ich arbeite als Angestellte in einer Anwaltskanzlei, achte natürlich sorgfältig darauf, dass sie von meinem kleinen Nebenjob nichts erfahren, ist bisher gut gegangen“, seufzte Amy.

Sie ließ dabei mitschwingen, dass sie, sollte sie je einem Teilhaber der Kanzlei in einem Club begegnen, sie ihren Job los wäre, oder sie den Anwalt erpressen könnte.
Je, nach dem…

Markus hatte sofort eine Idee, wie er das Dilemma von Amy lösen könne.

„Ich bin auch Manager und Rechtsberater von Julia, könnte in Zukunft eine Sekretärin oder persönliche Referentin gebrauchen. Letztendlich biete ich dir zwei Jobs an“, preschte er wieder mal vor, mit Julia nicht abgestimmt, was sie erzürnte.

„Markus! Noch sind wir, bin ich, nicht so berühmt, dass ich einen ganzen Stab um mich herum brauche!“

Amy ließ sich von dem Einwand nicht beirren.

„Du hast auch einen Abschluss in Jura?“ Markus nickte.

Amy nahm einen Schluck Wein, musste das erst mal sacken lassen. Aber würde das gut gehen?
Geschäftliches und Privates würden sich ständig vermischen, sie drei wären ständig zusammen.

Sie suchte beinahe schon verzweifelt den Blickkontakt zu Julia – alles hing jetzt von ihr ab…

„Wir machen wie vereinbart zunächst ein paar Probe-Sessions, inwieweit ich bereit bin, in die Welt von BDSM einzutauchen. Alles weitere wird sich finden. Amy hat drei Monate Zeit, um sich zu überlegen, ob sie bei uns ganz einsteigen will, von mir aus auch als persönliche Referentin. Ich sage nicht grundsätzlich Nein.“

Markus fand, das war eine sehr diplomatische Antwort von Julia gewesen, die niemandem weh tat.

Auf dem Weg nach draußen, Markus winkte ein Yellow Cab heran, kam ihr wieder die Warnung der Französin Aurelie in den Sinn: ‚Du schreitest über einen roten Teppich, dein Mann ist nicht an deiner Seite, er verprügelt in einem Session-Room eine Sklavin, die ihm alles gibt, wozu du noch nicht bereit bist!‘ Nur dass diese Sklavin nicht Aurelie, sondern Amy heißen würde…

Wenn es denn so kommen sollte, würde sie es mit Fassung tragen.
Nur eines durfte nicht passieren: Dass ihr die Amerikanerin den Mann weg schnappte.

Sie brachten Amy nach Hause. Dank ihrer Nebeneinnahmen konnte sie sich ein schickes Apartment in Lower Manhattan leisten.
Man verabschiedete sich mit Wangenküsschen, verabredete sich für Mittwoch.

Sie kuschelten sich im Bett aneinander.

„Du bist wieder einmal vorgeprescht, Markus, wir kennen die Frau doch kaum…“

„Ich weiß, Schatz, und es tut mir leid! Ist doch Zukunftsmusik, du hast selbst gesagt, wir haben drei Monate Zeit, um zu entscheiden, ob es passt.“

„Aber sie gefällt dir, hm?“

„Eines sollst du wissen, Julia: Egal, was passiert, du bleibst die schönste, begehrens-werteste, mutigste und talentierteste Frau, der ich je begegnet bin. Ja, ich gebe zu, Amy ist eine Frau, die etwas aushalten kann. Die ideale Partnerin für einen Dom. Aber wenn sie Sachen mit sich anstellen läßt, vor denen du zurück schreckst, heißt das doch nicht, dass ich dich nicht mehr liebe, dich in den Wind schieße! Vertrau‘ mir, bitte, Julia!“

Markus hatte nicht „Jule“ gesagt, was seine Worte noch glaubwürdiger, eindringlicher machte.

Am Mittwoch klingelte eine gut gelaunte Amy an der Tür.

„Hi, Julia, wo ist denn dein Mann?“

Sie gab Wangenküsschen, denn sie wusste, der Weg zu einer lukrativen Daueranstellung führte nur über diese junge, attraktive Frau.

„Ich weiß nicht, er wollte noch etwas erledigen, wird sicher gleich kommen!“

Julia wirkte etwas verlegen, denn normalerweise hatten sie und Markus keine großen Geheimnisse voreinander – aber für Amy musste es genau so wirken.

„Nimm‘ doch Platz, Kaffee, Wasser, Wein?“

Bei einem Kaffee kamen sich die beiden jungen Frauen näher.

„Sag‘ mal, Amy, ist das nicht gefährlich, wenn du dich im Sommerurlaub mit Männern triffst, die du nur aus dem Internet kennst?“ wollte Julia wissen.

„Bisher war kein Psychopath darunter, ich lebe noch!“ sagte sie fröhlich.

„Und dein krassestes Erlebnis?“ Julia schenkte Kaffee nach.

wird fortgesetzt...
********mann Mann
910 Beiträge
Themenersteller 
Making Movies
„Oh, da gibt es einige! Ein Deutscher, ein Landsmann von euch, hat mich mal abends an einer Burgruine angekettet, nackt, versteht sich. Plötzlich zog ein Gewitter über dem River Rhein auf. Ein Blitz schlug nur zwanzig Meter entfernt ein, und weisst du, was die Pfeife gemacht hat? Er ist abgehauen, hatte Angst vor dem Gewitter. Da wusste ich, das ist kein richtiger Dom, sondern eine Memme. Ich war klatschnass, hatte mich erkältet und dachte, ich würde da verdursten, aber er kam zum Glück wieder, entschuldigte sich und machte mich los!“

„Du hast ein ziemlich bizarres Hobby, wenn ich das so formulieren darf, Amy!“

„Meistens treffe ich mich in Europa mit Fotografen, denen geht es nur um die Location, das Model, das Licht, das perfekte Foto. Sie stellen es dann ins Internet. Alles nette Kerle, aber ab und zu suche ich den Kick, das Risiko…Aber ich habe ja immer nur zehn Tage Urlaub, dann geht es zurück zum Big Apple!“

„Moment mal, Fotos im Internet? Und was ist, wenn da mal ein Anwalt rein schaut?“ Julia zog eine Augenbraue hoch.

„Ich trage eine Augenbinde oder Maske oder die Haare hängen in meinem Gesicht. Bisher hat noch niemand ein Foto ins Netz gestellt, das von mir nicht abgesegnet war…“

Ein Schlüssel bewegte sich im Schloss und Markus stieß schwer bepackt die Türe auf.

Natürlich waren die Frauen neugierig, was er eingekauft hatte, aber Markus stellte den Rucksack zunächst in eine Ecke.

„So, Ladies! Bereit für das BDSM-ABC?“

Amy schaltete sofort in ihren Sklavinnen-Modus, machte einen Knicks und sagte „Yes, Sir!“

Sie schlüpfte wieselflink aus Jeans und Oberteil, streifte die Unterwäsche ab und legte alles ordentlich zusammen.
Julia beeilte sich, ebenfalls blank zu ziehen.

Dann schielte sie nach rechts, wo sich Amy bereits hingekniet hatte, die Beine leicht gespreizt, die Hände flach auf den Oberschenkeln, den Blick gesenkt.

Markus verschwand im Schlafzimmer und ließ Julia ratlos zurück. Was sollte das nun wieder?
Sie suchte den Blickkontakt zu Amy, die allerdings schwieg, denn sie hatte keine Redeerlaubnis.
Sonst hätte sie Julia erzählt, dass dies durchaus üblich war – die Sub im Ungewissen lassen, wann der Herr wiederkommt und was passieren wird.

Nach zehn Minuten kam Markus auch wieder, trug jetzt schwarze Hosen und ein schwarzes Hemd und dazu passende glänzende schwarze Schuhe.
Er rückte einen Stuhl näher und begann mit der Lektion.

„Über die Hierarchie müssen wir uns nicht mehr groß unterhalten. Master – Slave – Student. Amy hat im gewissen Umfang Weisungsbefugnis gegenüber Julia, gibt ihr Hilfestellung. Ihr bekommt Redeerlaubnis, um euch auszutauschen, auf Wunsch ziehe ich mich auch mal ein paar Minuten zurück, obwohl das nicht üblich ist. Als Safewörter lege ich ‚Bangkok‘ und ‚Phnom Penh‘ fest. Das erste bedeutet ‚Stop‘, das zweite ‚Abbruch‘. Alles verstanden?“

„Yes, Sir!“ – „Ja, Herr!“

Julia musste schlucken. Markus hatte als Synonym für „Abbruch“ Phnom Penh gewählt, und sie wusste genau, warum:
Überforderung. Andererseits: Der flotte Dreier MMF mit Luc Besson war gar nicht übel gewesen – nur war ihr eben damals schlecht und sie war müde…

Amy konnte sich keinen Reim darauf machen, wusste nur, dass dies Städte irgendwo in Asien waren.
Aber sie würde schon heraus finden, was da passiert war…

„Da Julia eine Erstklässlerin ist, überreiche ich ihr heute eine Zuckertüte. Für Amy: Ein Sitte aus Deutschland, mit Süßigkeiten soll den Schülern der erste Schultag sozusagen versüßt werden. Aber keine Sorge um eure Figuren: Hier drin sind keine Bonbons!“

Er überreichte Julia eine kleine Zuckertüte, die sie neben sich legte und nicht öffnete.

„Danke, Herr!“

„Ich sehe, du lernst sehr schnell, Studentin Julia!“ Markus grinste nicht, sondern blieb ernst.

„Beginnen wir endlich mit dem ABC, wie in einer Schule üblich. Bevor ich zum ‚A‘ komme, zunächst das ‚C‘, C wie Collar…“

Markus kramte wieder in seinem Rucksack, holte zwei samtene Halsbänder hervor und legte jeder eines um den Hals.
Sie hatten vorn einen metallenen Ring.
Julia wusste nicht, ob Bronze oder Gold – es sah zumindest sehr edel aus.

„So lange ihr die Halsbänder tragt, erwarte ich bedingslose Unterwerfung. Nach Ende der Session dürft ihr sie abnehmen, oder, wenn es beliebt, weiter tragen…“

Er warf seiner Julia einen erwartungsvollen Blick zu. Und sie dachte: ‚Für die Nacht okay, aber am Tage sind wir gleichberechtigte Ehepartner‘.

„Buchstabe ‚A‘ – A wie Angst. Ich verstehe, wenn Studentin Julia etwas Furcht vor dem empfindet, was kommen wird, das ist verständlich. Ich werde mein Versprechen einhalten, sie in kleinen Schritten heran zu führen, nichts tun, was ihr widerstrebt. Ich behalte mir vor, auch mal an Amy zu demonstrieren, was alles möglich ist. Nein, du musst keine Angst haben, Studentin Julia, hier wird niemand zu etwas gezwungen. Falls du dennoch ein unbehagliches Gefühl hast, kannst du jederzeit die Safewörter benutzen, eine Sprecherlaubnis beantragen und dich mit Amy austauschen. Ist das Okay für dich, Studentin Julia?“

„Ja, Herr, danke!“

„In medias res, starten wir durch, und zwar gleich mit einem interessanten Thema: ‚B‘ – B wie Bondage. Ich bevorzuge die japanische Shibari-Tradition…“

Für Amy war es nicht völlig neu. Sie hatte mal in dem von ihr bevorzugten Fetisch-Club einen Japaner kennen gelernt, der sie kunstgerecht verschnürte.

Markus zauberte aus seinem unerschöpflich scheinenden Rucksack zwei acht Meter lange Seile hervor und begann umgehend mit Kikko Shibari, einer sogenannten Schildkrötenpanzer-Fesselung.

Dazu brauchte er nur wenige Minuten und Amy musste zwischendurch aufstehen, weil ja das Seil auch durch ihren Schritt hindurch geführt wurde.

wird fortgesetzt...
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.