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Making Movies

********mann Mann
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********mann Mann
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Making Movies
„Einen Sekt für die Damen, als Schlummertrunk?“

„Da sagen wir nicht Nein“, sagte Julia mit ihrem charmantesten Lächeln, das sofort wieder aus ihrem Gesicht verschwand, weil sie die Antwort von Amy erwartete.

„Markus hatte meinen Rücken flammend rot geschlagen, fing mich auf und daraus entstand diese besonders innige Umarmung, es tut mit leid, Julia, ich konnte nicht ahnen, dass du…Wie auch immer: Nur Dom-Sub-Beziehung, ich nehme dir den Mann nicht weg, obwohl ich ihn attraktiv finde…“

Die Flugbegleiterin brachte zwei Sekt.

„Schwöre es mir, Amy!“ zischte Julia.

Amy war geneigt, ebenfalls mit den Augen zu rollen, beherrschte sich aber, blieb gelassen.

Sie hob Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand und sagte: „Ich schwöre, dass ich dir den Mann nicht ausspanne!“

„Ich möchte, dass es wieder so wird wie in New York, als wir alles gemeinsam machten“, sagte Julia und stieß mit Amy an.

Dabei lag New York gerade einmal zwei Flugstunden hinter ihnen…

Berlin im Spätsommer, aber sie hatten keine Zeit, es zu genießen.

Markus‘ Vater besorgte ihnen aufgrund seiner ausgezeichneten Kontakte eine bezahlbare Villa, die sie mieteten, gab sogar einen Zuschuss.
Ideal für BDSM-Spielchen zu Dritt, die sie so gerne trieben.
Es gab nur das Problem, dass sie meistens zu müde dafür waren.

Täglich acht Stunden Arbeit im Synchronisations-Studio. Julia brachte ein, was sie in New York gelernt hatte.
Sie konnte mit ihrer Stimme in ihrer Muttersprache viel mehr Emotionen ausdrücken.

Wochen später würden Kritiker sagen, die deutsche Synchron-Fassung von „Jagd auf John Meyers“ wäre besser als das französische Original.
Nur einer war nicht zufrieden: Der Synchron-Regisseur.
Er wollte, dass ihre Stimme genau so gehetzt klang, wie im Original, schickte Julia los, damit sie eine Runde um den Block rannte.

Sie verblüffte alle, in dem sie einen Flickflack machte, über einen Tisch und einen Sessel turnte und schnell atmend sagte: „Okay, weiter!“

Markus und seine Eltern trieben die Hochzeitsvorbereitungen voran, denn es stand noch die standesamtliche Trauung ins Haus.

Julia telefonierte mit ihrer Mutter, die sich über die Annäherung erfreut zeigte und sich für den lieben Brief bedankte.

„Wir haben beide Fehler gemacht, Julia, es tut mir leid, danke für die Einladung zur Hochzeit!“

Julia traf sich mit ihrer Mutter in Potsdam, dort, wo sie groß geworden war.

Nein, sie umarmten sich nicht nach so langer Zeit, aber beide spürten, die Eiszeit war vorbei und Tauwetter angesagt.

„Es tut mir leid, Mutti, was ich dir damals alles an den Kopf geworfen habe. Ich war ein rebellischer Teenager, kann sein, dass es viele Mädchen in dem Alter gibt, die die eigene Mutter zum Teufel wünschen…“

„Du bist ohne Vater groß geworden, Julia, ich wollte alles richtig machen, aber es kam bei dir anders an. Jetzt bist du wieder da, Julia, nur das zählt!“

Frau Lindner nahm nun doch ihre Tochter in den Arm. Beide hatten feuchte Augen.

„Ich hoffe nur, du hast jetzt das gefunden, wovon du immer geträumt hast, sowohl den richtigen Mann als auch die richtige Berufung?“

„Ja, Mutti, habe ich!“ Julia zückte ihr Handy und spielte den zweiten Trailer ab. Diesmal hatte ihn ihr Markus sofort gezeigt.

Frau Lindner rückte ihre Brille zurecht und staunte: Viel nackte Haut, noch mehr Action, exotische Schauplätze.
Dann die Einblendungen der Namen, ganz groß, auf Französisch:

„Avec…Julie Renard…Markus Beyer…Ben Kingsley…Francois Cluzet…Mathieu Amalric…“

„Aber wo ist dein Name, Julia?“ fragte Frau Lindner über den Brillenrand.

„Na, ja, Julie Renard ist ein Künstlername, eine Reporterin am Eiffelturm hat mich mal für eine Französin gehalten und seitdem…“

„Schämst du dich für den Namen Julia Lindner?“ Martina Lindner warf die Brille auf den Tisch.

„Nein, Mutti, gewiss nicht, das ist ein Mißverständnis, das weiter verbreitet wurde. Ich werde es in einem Interview klar stellen, versprochen…“

Sie hatten sich gerade versöhnt und nun stand wieder etwas zwischen ihnen.

„Ich bitte darum, Julia“, sagte Frau Lindner pikiert. „Moment mal, Renard? So hieß meine Großmutter!“

„Genau, Mutti, daher der Name, irgendwie haben wir doch französische Wurzeln, oder?“

Sie ließen sich vom Kellner Kaffee und Kuchen bringen und plauderten weiter. Sie hatten viel nachzuholen.

„Mein künftiger Schwiegersohn, dieser Markus, groß, blond, stattlich, eine gute Wahl, Julia!“ sagte Frau Lindner, versöhnlicher gestimmt.

„Ja, Mutti, ich liebe ihn!“

Was da noch so alles lief zwischen ihr, Markus und der amerikanischen Assistentin musste die Mutter nicht unbedingt wissen, sie wäre aus dem Stuhl gekippt.

Julia fuhr mit der S-Bahn zurück, spürte die Blicke der Männer, aber noch wurde sie nicht erkannt.

In der Villa wurde sie von Markus und Amy erwartet, die umher flatterten, als hätte jemand eine Blendgranate in einen Hühnerstall geworfen.

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********mann Mann
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„Das musst du dir anschauen, Julia!“ Markus hüpfte im Quadrat. „Die französische Presse überschlägt sich nach einer Vorab-Premiere. Sie vergleichen dich mit Keira Knightley, Natalie Portman – einer sogar mit Romy Schneider…“

Julia waren diese Fußstapfen zu groß. Sie hatte die Phase „Prinzessin“ gleich ausgelassen, knisternde Erotik wie zwischen Alain Delon und Romy Schneider würde sie auch hin bekommen, aber Filme, wie „Die Spaziergängerin von Sanssouci“ waren noch einmal ein ganz anderes Level.
Julia blieb auf dem Teppich – da lag noch ein weiter, sehr weiter Weg vor ihr.

Die Euphorie von Markus war verständlich. Positive Presse bedeutete neue Aufträge, die klamme Kasse konnte das gebrauchen.
Julia war der Goldesel – nur würde er es nicht so drastisch formulieren…

„Ich liebe dich, Julia!“ sagte er stattdessen.

Dafür, für diesen Moment, hatte er eine Anwaltskarriere aufgeben. Irgendwann würde sich das auszahlen.

Auch Amy blieb als pragmatische Amerikanerin auf dem Teppich. Gute Presse in Frankreich bedeutete noch nicht Erfolg in Deutschland, den USA, weltweit…
Es war nur ein Anfang…

Es wurde fast so, wie in New York, wie es sich Julia gewünscht hatte.
Sie joggte mit Amy am Wannsee entlang. Sie traten auf herab segelndes gelbes und braunes Laub, das inzwischen von den Bäumen fiel.
Sie tranken abends Rotwein, ließen sich gemeinsam von Markus versohlen, der immer neue Varianten entsann.

Er fesselte sie aneinander, die Beine hoch gereckt, schlug mit einem Flogger auf beide Oberkörper.
Immer genau darauf bedacht, dass es Julia nicht zu viel wurde. Amy hätte sich natürlich mehr gewünscht.

Es sprach sich in Deutschland herum, dass man in Julia in Frankreich den kommenden Star sah.
Sie spielte Episoden- und Nebenrollen im ARD-Tatort und bei RTL.
Das half zumindest, die Rechnungen zu bezahlen und das Grundgehalt von Amy.


Sie flogen nach Paris zur Premiere. Julia fast am Ziel ihrer Wünsche – schreiten über einen roten Teppich.
Aurelie hatte nicht Recht behalten – Markus war an ihrer Seite.
Musste er auch – als Hauptdarsteller des Films „Chasse John Meyers“.

Applaus bei der offiziellen Premiere. Alle verneigten sich, auch Francois Cluzet und Mathieu Amalric – Ben Kingsley war nicht angereist.
Die französische Presse, geschmiert von Jacques Bertrand und den Produzenten, überschlug sich:
Der beste französische Action-Film seit 20 Jahren!

Amy Chandler blieb im Hintergrund, freute sich, endlich nahm das Fahrt auf.
War doch keine so schlechte Idee gewesen, sich an Markus und Julia zu hängen, sagte sie sich.

Der Film lief in den Kinos an und erreichte in Frankreich, Deutschland und Russland den ersten Platz.
Vor allem in Russland feierte man die unverhohlene Kritik an den USA und der CIA, die vor nichts zurück schreckten, auch nicht dem Einsatz biologischer Waffen.

Auch in Asien lief der Film wie erwartet. Nur in den USA wurde es zum Flop.

Es kam im Februar zum Tag der Entscheidung. Julia im beige-farbenen langen Kleid, Hand in Hand mit Markus auf einem roten Teppich.
Die Unkenrufe von Aurelie waren verhallt.

Das Theatre du Chatelet in Paris. „Chasse John Meyers“ war mehrfach für den César nominiert.
Julia schwirrte der Kopf, sie wusste nicht mehr, in welchen Kategorien.

„Beste Regie“ – Jacques Bertrand ging leer aus. „Beste Nebenrolle“ – Julia war nominiert, wurde nicht aufgerufen.

Man ließ in der zweiten Reihe die Köpfe hängen – Pech gehabt…

Julia trug es mit Fassung. Wenn nicht heute, dann eben mit dem nächsten, dem übernächsten Film.

Dann ging es los. Beste Kamera: Luc Besson – „Chasse John Meyers“; Bester Schnitt: „Chasse John Meyers“. Luc Besson hielt die vergoldete Trophäe hoch.
Er brauchte inzwischen ein extra Regal für die Auszeichnungen.

Julia hatte schon mit der Preisverleihung abgeschlossen – da hörte sie ihren Namen!
Sie stolperte nach vorne. César für die beste Nachwuchs-Darstellerin des Jahres!

„Julie Renard – Chasse John Meyers!“ sagte der Laudator, es drang kaum zu ihr vor.

Mit Tränen in den Augen bedankte sie sich bei Markus, Amy und ihrer Mutter, die damit eigentlich nichts zu tun hatte.
Sie hatten sich gerade erst wieder gefunden.

In der rauschenden Ballnacht von Paris überreichte ihr Luc Besson mit einem schelmischen Grinsen eine CD.

„Ich habe gehört, ihr wollt noch standesamtlich heiraten? Mein Geschenk für euch! Im Film sind von der Hochzeit in Papeete nur vier Minuten zu sehen, hier ist das komplette Material, 70 Minuten, von mir selbst geschnitten!“

„Danke, Luc!“ Julia hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, verschwendete keine Gedanken mehr an die flotten Dreier mit ihm und Markus – das war Vergangenheit.

Die Trauung in Berlin musste verschoben werden wegen der vielen Pressetermine in Paris, die Markus und Amy koordinierten.

Immer wieder tauchten Fragen auf nach ihren weiteren Plänen und Julia musste zugeben, sich noch nicht entschieden zu haben.

Sie hatte eine Anfrage der SAT.1ProSieben Media AG, die Hauptrolle der „Hebamme“ in einem mehrteiligen Mittelalter-Drama zu spielen.

Viel Blut, Intrigen, sie wurde als Hexe angeklagt, müsste bei einer Untersuchung und der Folter wieder mal nackte Haut zeigen, womit sie überhaupt kein Problem mehr hatte.
Dazu natürlich Liebesszenen mit einem Ritter, der ihr Beschützer, später ihr Ehemann wurde.

Markus als ihr Berater zögerte noch. Bei einer so aufwändigen TV-Produktion wäre sie ein Jahr daran gebunden.

Wenn zwischenzeitlich Anfragen kämen zu internationalen Kino-Filmen, müsste man dann diese absagen.

Markus pokerte, sagte am Telefon immer wieder, man sei noch am Überlegen.

Dann wurde ihnen eine Frist gesetzt vor vier Wochen. Sie sagten, es wären noch andere, junge talentierte Schauspielerinnen im Gespräch, wie Emilia Schüle.

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********mann Mann
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Die formelle Trauung fand im Standesamt von Potsdam statt, dem Geburtsort von Julia. Es flossen Tränen, vor allem bei Frau Beyer und Frau Lindner.

Für die beiden Protagonisten war es inzwischen Routine, hatten sie doch schon nach tahitianischem Ritus und kirchlich geheiratet.

Als Überraschungsgast tauchte Francois Cluzet auf, der nebst einem Freund von Markus, Thomas Brennecke, gleich als Trauzeuge verpflichtet wurde.

Jacques Bertrand, Mathieu Amalric und Luc Besson waren auch eingeladen gewesen, mussten aber wegen dringender anderer Termine absagen.

Die Presse in Potsdam hatte natürlich Wind davon bekommen, dass der französische Star Cluzet anwesend war – draußen empfing sie ein Blitzlichtgewitter.

Auf der Feier im Anna Amalia Restaurant mit Blick auf den spätwinterlichen Templiner See wurde das Video von Tahiti gezeigt, viel gelacht und getanzt.

Als Markus seinen Freund Thomas, genannt Tom, mit Amy tanzen sah, kam ihm eine Idee…

Er nahm ihn beiseite, sie schlenderten raus auf die Terrasse, aber nicht, um eine zu rauchen.

„Die Amerikanerin gefällt dir, hm?“

„Ja, sportliche Figur, schöne Augen, worauf willst du hinaus, Markus? Ich kenn‘ dich doch, willst du uns verkuppeln? Dürfte nicht allzu schwer werden, sie scheint auch auf mich zu stehen…“

Tom wirkte mit seinen schwarzen Haaren und dunklen Augen auf Frauen wie ein Latin Lover.
Markus wusste, der war in Sachen BDSM noch einen Zacken schärfer drauf, als er selbst.
Sie waren oft genug zusammen in Berliner Fetisch-Clubs gewesen und manch eine Dame hatte sich nach der Begegnung mit Tom in einem Session-Room geschworen „Nie wieder!“

In der Hochzeitsnacht, es war ja nicht die erste, kuschelten sich Julia und Markus eng aneinander.
Es gab die unausgesprochene Vereinbarung, heute keine Spielchen zu treiben, sondern bei der klassischen Variante zu bleiben.

„Was meinst du, Julia? Passen Amy und Tom zueinander?“

„Sie haben getanzt, geplaudert, sogar Händchen gehalten…Warum fragst du, willst du sie los werden?“ gähnte Julia.

„Nein, ich will sie als Mitarbeiterin natürlich behalten. Ich habe nur das Gefühl, dass du deine Eifersucht tief in dir drin nur gut versteckst. Da habe ich gedacht, es wäre besser, wenn sie sich in einen anderen Mann verliebt…“

„Ach, Markus, das haben wir zwei Frauen längst untereinander geklärt…Komm‘, ich habe jetzt Lust auf dich!“ Sie streckte ihre Arme aus.

„Ich weiß – ich habe euch im Flugzeug damals belauscht, mich nur schlafend gestellt!“

„Du Schuft!“ Julia warf ein Kopfkissen auf sein Gesicht.

„Hilfe! Ich ersticke! …Manchmal frage ich mich, wer ist hier Bottom und Top?“ keuchte Markus.

„Du meldest dich morgen zur Bestrafung, Jule!“

Die gleiche Frage nach dem Loswerden musste sich Markus am nächsten Morgen von Amy anhören, als er sie mit seinem Ansinnen konfrontierte.

„Nein, ich möchte nur nicht weiter zwei Frauen bespielen, versteh‘ es bitte nicht falsch, Amy! Gerade weil ich dich schätze, möchte ich, dass du glücklich wirst, mit einem Mann, der nur für dich da ist!“

Dieser Logik konnte sich Amy nicht völlig verschließen, zumal ihr dieser deutsche Latin-Lover-Typ nicht unsympathisch war.

„Habt ihr beim Tanzen über eure Neigungen gesprochen?“ wollte Markus wissen.

„Selbstverständlich nicht!“ empörte sich die Amerikanerin. „Was erwartest du von mir? Dass ich da hin gehe und sage ‚Guten Tag, ich bin eure neue Sklavin, Sir?‘“

„Ja, in etwa so“, musste Markus zugeben und Amy schüttelte ihre dunkel-blonde Mähne.

„Warum nur hat Gott euch Männer erschaffen?“

Markus fasste sie grob am Oberarm an und zischte ihr ins Ohr:

„Damit sie Frauen wie dir die geheimsten Wünsche erfüllen! Geh‘ heute Nachmittag zu ihm, ich gebe dir die Adresse und sei bitte auf einiges gefasst!“

Amy rollte mit den Augen. Sie hatte in den vergangenen sieben Jahren so viel erlebt, da konnte sie dieser deutsche Dom nicht mehr schocken – dachte sie…

Amy hatte sich die langen Haare von Julia zu einem Zopf flechten lassen und fuhr mit einem Taxi nach Kleinmachnow, wo das Haus von Tom stehen sollte, fast genau an der Grenze zwischen den Bundesländern Berlin und Brandenburg.
Aber so gut kannte sie sich als Amerikanerin in Deutschland noch nicht aus.

Sie wunderte sich nur, dass sich ein allein stehender junger Mann so ein schickes Haus leisten konnte.
Wahrscheinlich eine gute Partie, aber daran dachte sie am Allerwenigsten, als sie mit klopfendem Herzen klingelte.

Tom öffnete, vollkommen in Schwarz, aber leger gekleidet. Er schloss gerade eine Wette mit sich selbst ab, wie lange es diesmal die Dame aushalten würde.
Eine Stunde, zwei – bevor sie schreiend davon lief?

Die Frauen wussten, worauf sie sich einließen, aber wenn es ihnen zu viel wurde, durften sie gehen.
Bisher hatte er noch keine genötigt, was zu Anzeigen hätte führen können.
Und wer wollte schon sein bizarres Sexualleben vor einem Gericht verhandelt sehen?

Amy machte einen Knicks, ein wenig verunsichert wegen des langen Schweigens.

„Ich bin gekommen, um Ihnen zu dienen, Sir!“

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********mann Mann
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Markus fasste um ihre schmale Taille und wirbelte sie herum.

„Noch haben wir den Job nicht“, mahnte Julia, aber ihre Augen glänzten.
Das war die große Chance! Sie hatte nur nicht damit gerechnet, dass sie so schnell kommen würde.

Sie hatten Kuschel-Sex und schliefen ermattet ein, träumten von der Strandpromenade in Tel Aviv und von roten Teppichen…

Am nächsten Morgen in Kleinmachnow. Amy hatte Rühreier gebraten und Kaffee gekocht und sogar die Kapseln für die teure, edel aussehende Maschine gefunden.

Da sie nicht mehr nur als Sklavin hier war, hatte sie sich vollständig angekleidet, schlich ins Schlafzimmer und beobachtete den Traumprinzen mit den seltsamen Neigungen zwei Minuten lang.
Ein attraktiver Mann – und das Beste war: Er wollte mit ihr zusammen sein!

Sie weckte ihn mit einem zärtlichen Kuss. Tom musste sich kurz die Augen reiben.
Eine Frau, die am nächsten Morgen noch da war…Ein Traum? Nein, kein Traum!

„Ich habe Frühstück gemacht, Tom“, flüsterte sie.

„Komm‘, wir machen einen kleinen Spaziergang, Amy, zur Arbeit kommen wir noch früh genug!“ sagte er nach dem sie gegessen hatten.

Sie schlenderten durch die Siedlung. Im Norden blinkte das Wasser der Havel.

Amy wusste nicht, ob sie die Ereignisse vom gestrigen Abend noch einmal ansprechen sollte, wie er darauf reagieren würde.

„Tom, hättest du wirklich mit einer Nadel meine…?“

„Nein, ich hatte eine Stelle daneben anvisiert…“

Amy’s Handy vibrierte in der Wintermanteltasche. Sie zuckte entschuldigend mit den Schultern und formte mit den Lippen das Wort „Chef“.

„Amy, wo bleibst du? Wir haben grandiose Neuigkeiten! Oder liegste noch bei Tommy in der Buchte?“

Diese Deutschen mit ihren Slangausdrücken! Was ist eine Buchte?

Amy schüttelte den Kopf und wollte ein Taxi rufen, aber Tom sagte, er muss ohnehin in die Stadt und nimmt sie mit.

Tom öffnete mit einer Fernbedienung das Garagentor und sie stiegen in seinen Audi A 6 ein.

In Berlin wurden bereits die Koffer gepackt. Da man nicht wusste, wie lange man in Israel bleiben würde, stopfte Julia alles Mögliche hinein.
Sommersachen, warme Kleidung…

„He, da bist du ja endlich, Amy!“ rief Markus.

„Freu‘ dich mit uns, es geht nach Israel, in die Sonne! Wir drehen einen Film mit – jetzt halte dich fest – Steven Spielberg und David O. Russell! Vielleicht…“

Nein, Amy freute sich gar nicht. Sie hatte gerade die Liebe ihres Lebens gefunden und sollte ihn schon wieder verlassen?

„Wann?“ fragte sie und ahnte Schlimmes, als sie Julia aufgeregt hin und her huschen sah.

„Morgen!“ lachte Markus.

Dann hätte sie wenigstens noch einen Abend und eine Nacht mit Tom…

„Hilfst du mir, Amy? Ich bekomme den Koffer nicht zu…“ keuchte Julia.

Amy erinnerte sich an ihre Pflichten als Assistentin der Schauspielerin und ihres Managers und kniete sich auf den Kofferdeckel.

„Was ist mit dir, Amy? Nicht gut gelaufen?“ Julia wischte sich den Schweiß und die Haare aus dem Gesicht.

„Sehr gut…“

Julia bemerkte den Glanz in den Augen der Freundin. „Dich hat’s erwischt…“

Sie nahm sich die Zeit und umarmte Amy.

„Das ist es also. du hast dich verliebt und jetzt musst du schon wieder weg. Ist doch nur auf Zeit, Amy, vielleicht gibt es da gar nicht so viele Drehtage!“

Wenn Julia geahnt hätte, wie bald sie schon wieder in Berlin sein würden, ja, dann hätte sie viel weniger eingepackt.

Das Handy meldete sich, Tom rief an.

„Ich vermisse dich, American Beauty!“ Diese raue, dunkle Stimme. Amy musste sich setzen.

„Ich dich auch, Tom. Es geht nach Israel, Casting für ein großes Filmprojekt. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist Steven Spielberg der ausführende Produzent…“

„Ganz ruhig, Amy, wir treffen uns heute Abend in einem Restaurant zum Essen und du erzählst mir alles! Vielleicht bekomme ich Urlaub und kann dich besuchen! War noch nie in Israel…“

„Danke, Tom, bis heute Abend!“

Es dauerte keine zwei Minuten, da hatte sie eine SMS auf dem Display mit der Adresse des Restaurants.
Julia warf einen schnellen Blick darauf.

„He, das ist das gleiche Restaurant, in dem Markus und ich…Wir machen da eine Abschiedsparty, kommen mit!“

Julia bemerkte im gleichen Augenblick den schiefen Blick von Amy.

„Verstehe, ihr wollt alleine sein. Halten wir eben vier Tische Abstand, wenn ihr wollt, auch mehr. Markus!!“

Der Angesprochene erschien umgehend. „Die Damen wünschen?“ Er deutete eine linkische Verbeugung an und grinste dabei.

„Ruf‘ bitte Tom an, ob er schon einen Tisch reserviert hat, Hackesche Höfe, unser Restaurant!“

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Letztendlich saßen sie bei Kerzenschein dann doch gemeinsam an einem Tisch. Es war nur noch dieser eine frei gewesen.

Amy und Tom hielten Händchen, warfen sich sehnsuchtsvolle Blicke zu.
Niemand von den Gästen würde vermuten, was sich zwischen den beiden sonst noch so abspielte.

Eine Frau sprach sie an. „Entschuldigen Sie, könnte ich ein Autogramm von Ihnen und Markus haben?“

Sie hatten zum Glück welche dabei, aber die Frau blieb, nach dem sie sich bedankt hatte, unschlüssig stehen.

„Und Sie, wenn ich fragen darf, auch Schauspieler?“ wandte sie sich an das andere Pärchen.

Tom war versucht, die Dame mit seiner Dom-Stimme zu verscheuchen, griff stattdessen in seine Tasche und überreichte ihr eine Visitenkarte.

„Ich berate Sie gerne, junge Frau, in diesen Zeiten wird professionelle Beratung in finanziellen Dingen immer wichtiger! Ach, ja, meine Freundin ist die Assistentin von Herrn Beyer! Einen schönen Abend noch!“

„Tja, mein Freund Tommy hat eben viele Facetten. Das war eine davon…“ lachte Markus und die Gläser klirrten aneinander.

Sein Handy meldete sich und Julia protestierte. „Bitte, Markus!“

Es war eine Email, die im Anhang die umfangreiche Datei des Drehbuches hatte.

Markus öffnete nur den Anhang „The Life Of Leah Levni - Provisional Cast“.

„Haltet euch fest, Leute! Provisional Cast: Leah Levni – Julie Renard, Auntie Bachmann – Heike Makatsch, Major Beck – Markus Beyer, Akilah Abbas – Katie Holmes, Kriminalrat der Gestapo Braun – Christoph Waltz…“

Markus ließ das Handy sinken, obwohl die Liste noch weiter ging.

„Wenn sie schreiben ‚Provisional Cast‘ und wir stehen da drin, heißt das, wir müssen sie nur noch überzeugen, dass wir es auch können…“

Julia hatte sich als Erste gefasst.

„Dazu wünsche ich euch viel Erfolg!“ Tom erhob das Glas.

Die Nacht vor dem Abflug verbrachten die Pärchen anders, als man es erwartet hätte.

Amy und Tom hatten den Vanilla-Sex ihres Lebens, während Julia ans Bett gefesselt wurde, um den Kopf einen schwarzen Schal.

Markus hatte Massage-Öl heiß gemacht, ließ es auf Julia’s Brüste tröpfeln, die daraufhin zusammen zuckte.
Dann massierte er das Öl mit kreisenden Bewegungen ein.

„Ich habe den leisen Verdacht, du spielst mir etwas vor, Jule“, sagte Markus und knetete ihre Brüste weiter. „Du bist eine begnadete Schauspielerin – jetzt auch?“

Eigentlich hatte er es nicht so aggressiv formulieren wollen, aber jetzt war es zu spät.

„Nimm‘ es als Liebensbeweis, Markus! Ich gehe in meiner Rolle vollkommen auf, wie in einem Film. Julia ist nicht masochistisch, die Sklavin Jule hingegen kann Schmerz in Lust umwandeln. Du hast mich durchschaut, das heißt, die Illusion ist nicht perfekt genug. Ich muss noch daran arbeiten…“

Markus liebte seine Frau viel zu sehr um ob dieser Worte enttäuscht zu sein.
Mehr konnte er nicht verlangen – die nahezu perfekte Illusion einer Sklavin…

„Du bist großartig, Jule…“ Er träufelte heißes Öl auf ihr rasiertes Dreieck und Julia stöhnte auf…

Im Flieger von Berlin nach Tel Aviv waren alle in ihre Unterlagen vertieft, dass heißt sie lasen das Drehbuch auf ihren Tablet-PC’s.

Julia konzentrierte sich auf die Szene mit Markus, der ihr als Wehrmachtsoffizier, der sich in sie verliebt hatte, zur Flucht in die Schweiz verhelfen wollte.

Markus hingegen las vor allem den Anfang und den Schluss und er hatte erstmals Zweifel, ob dies das richtige Filmprojekt sei – bei allem Jubel zuvor.

Die ersten Seiten, später im Film zehn Minuten, troffen vor Blut. Siebenundsechzig Tote.
Massaker in Hebron, 1929, Araber meucheln Juden.
Ein Großteil der jüdischen Bevölkerung überlebte allerdings das Massaker, weil sie von arabischen Nachbarn vor dem Mob versteckt wurden.

So eine Gewaltorgie brachten nur die Amerikaner fertig, selbst wenn es historisch korrekt war.
Schwangeren Frauen wurden die Bäuche aufgeschlitzt, Mädchen mit Dolchen geschändet…

‚Wenn Spielberg und Russell das wirklich so drehen wollen, haben wir ein Sicherheitsproblem‘, dachte Markus.

Er sprang an den Schluss des Drehbuches. Die Friedensaktivistin Leah Levni wird ermordet – von ultra-orthodoxen, nationalistischen Juden!

Julia hingegen las die Szenen, die sie mit Christoph Waltz haben würde.
Ihr liefen Schauer über den Rücken, sie hatte Gänsehaut.
Das war eine andere Hausnummer, als der französische Action-Film…

„Wir werden ein Sicherheitsproblem haben, Julia“, sagte Markus nun laut. „Und zwar von beiden Seiten…“

„Markus, ist doch nur ein Film, die werden schon für unsere Sicherheit sorgen“, lächelte ihn seine Frau an.

Das ungute Gefühl blieb. Dieser Film würde polarisieren, es war der reine Sprengstoff.
Markus hatte nicht übel Lust, abzusagen.

Julia freute sich wie ein kleines Mädchen auf die Chance ihres Lebens, zu dem hatte er selbst auch eine Rolle – wenn sie das Casting überstanden.
Zumindest bezahlte die Produktion Flug und Unterkunft.

Markus versuchte, zu entspannen, aber es gelang ihm nicht wirklich.

Tel Aviv empfing sie mit strahlend blauem Himmel und 20 °C.
Nichts deutete darauf hin, dass dies die konfliktreichste Region der Erde war – und dies schon seit langer Zeit.

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Der Taxifahrer, der sie zum Hotel brachte, sagte, das größte Sicherheitsproblem in Tel Aviv seien nicht die Palästinenser, sondern sudanesische Asylbewerber – die würden Drogen verticken.

Das erinnerte Julia und Markus an PEGIDA-Parolen aus ihrer Heimat, mit dem Unterschied, dass in Dresden keine Sudanesen auf den Parkbänken hockten, hier jedoch unübersehbar Dutzende.

Das Hotel Carlton hatte einen Swimming Pool mit Blick auf das Mittelmeer und eine sonnenbeschienene Terrasse.

Die berühmten amerikanischen Filmemacher empfingen sie allerdings drinnen im Schatten in einem halb abgedunkelten Konferenzzimmer.
Das hatte den Charme einer Bahnhofshalle, aber Julia war gewillt, das Beste daraus zu machen, auch wenn ihr das Herz bis zum Hals schlug.

Sie versuchte, Puls und Atmung in den Normalbereich zu bringen.

‚Ist nur ein Casting, Julia, wenn sie dich nicht nehmen, gehst du den Umweg über deutsche und französische Kino- und TV-Produktionen‘.

„Bitte nehmen Sie doch Platz, Julia und Markus!“

Steven Spielberg wirkte mit dem grauen Bart und der Brille genau so freundlich, wie auf den Fotos.
Der Regisseur David O. Russell hingegen würdigte sie kaum eines Blickes, blätterte in irgendwelchen Unterlagen.

„Schön, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, extra anzureisen. Spielen Sie doch bitte die Szene, wie Major Beck Abschied nimmt von der Frau, die er für Eva Bachmann hielt, die aber die Jüdin Leah Levni ist!“

„Kamera, Ton, Licht – okay?“ knurrte Russell. „Los!“

Julia legte alles in die Szene, ohne zu überdrehen.
Ihre Zuneigung, ja Liebe zu dem Mann, bei dem sie aber nicht bleiben konnte, weil sie in Deutschland ihres Lebens nicht mehr sicher war. Markus spielte sensibel, hin- und hergerissen zwischen Pflichterfüllung und Liebe.

Die junge deutsche Frau Eva Bachmann hatte sich als Jüdin zu erkennen gegeben, er müsste es eigentlich melden. Die Nürnberger Rassengesetze – er durfte diese Frau nicht lieben…

Aber vielleicht konnte er ihr Leben retten…

„Cut!“ rief der schlechtgelaunte Russell. „Danke, ihr bekommt bis morgen Bescheid!“

Was, so schnell waren sie schon wieder entlassen? Julia konnte es kaum glauben…

Sie konnten nicht wissen, was hinter den Kulissen lief.
Es handelte sich um eine Ko-Produktion USA – Israel und die Stimmen wurden immer lauter, zumindest die Titelrolle mit einer einheimischen Schauspielerin zu besetzen.
Und was machten die arroganten Amerikaner? Alle Rollen bekamen Ausländer…

„Meine Entscheidung steht fest, die beiden können das“, sagte Spielberg.

„So übel war das nicht, die waren vorbereitet, schauen wir uns noch die anderen an“, knurrte Russell.

„Welche anderen?“ fragte Spielberg verwundert.

„Na die für die anderen Rollen“, lachte Russell. „Außer Katie Holmes und Christoph Waltz versteht sich…“

Diese Stars wurden nicht gecastet. Sie wurden angefragt, sagten zu oder ab.

Julia, Amy und Markus fragten sich, was man mit dem angebrochenen Tag anfangen solle.

Markus schlug den Damen eine Stadtbesichtigung vor, denn wenn erst einmal die Dreharbeiten beginnen würden, hätte man keine Zeit mehr, Land und Leute anzuschauen.
So schlenderten sie durch die „Weiße Stadt“, Bauhausarchitektur, beeinflusst von Walter Gropius, den klimatischen Bedingungen angepasst.

Sie stöberten in Boutiquen entlang der Allenby Street, aßen Eis in der Ben-Jehuda Street, fuhren mit einem Taxi nach Jaffa.

„Kamen hier auch die Kreuzfahrer an?“ wollte Julia wissen und hoffte, der Vortrag ihres allwissenden Gatten würde kurz ausfallen.

„Nein, deren Schiffe ankerten vor Akkon, viel weiter im Norden. Hier in Jaffa kamen die Pilger an, vor allem Juden aus Osteuropa, die einmal im Leben nach Jerusalem wollten.“

„Werden wir auch in Jerusalem drehen?“

„Ja, aber auch in Hebron und anderen Städten der Westbank…“ Und genau das machte Markus Sorgen.

Alle diese Sorgen waren wie weg gewischt, als ihnen ein diesmal gut gelaunter David Owen Russell eröffnete, sie hätten die Rollen.

„Schon alles ausgepackt? Hoffentlich nicht, denn es geht umgehend in eure Heimat, nach Berlin!“ lachte er.

„Und Mister Steven Spielberg?“ fragte Julia nahezu ehrfürchtig mit gesenkter Stimme.

„Der besucht die Holocaust-Forschungsstätte hinter dem Mount Herzl in Jerusalem, ist einer der Förderer“, erklärte Russell und Markus nickte dazu wissend.

„Yad Vashem…“

So packten sie wieder ihre Koffer und Julia nahm sich vor, bei der nächsten Reise hierher viel weniger mitzunehmen.

Im Flieger setzte sich David O. Russell für eine Weile neben sie, um seine Titelheldin besser kennen zu lernen.

„Steven ist begeistert von dir, obwohl wir nur den einen Film kennen. Wir werden dein Talent fördern, alles aus dir raus kitzeln…“

Der berühmte Regisseur und Drehbuchautor wirkte viel freundlicher als tags zuvor.

„Danke, Mister Russell!“ sagte Julia leise.

„Nenn‘ mich David…“

Das war fast wie ein Ritterschlag und Julia spürte, dass sie tatsächlich etwas rot im Gesicht wurde.

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Der Regisseur senkte die Stimme, aber Amy und Markus saßen nah genug, um es auch mitzubekommen.

„Ich erwarte im Gegenzug Disziplin, unbedingte Unterordnung unter das Projekt. Wenn wir wieder in Israel sind, müsst ihr manchmal um 4:30 Uhr raus, Maske, 6:00 Uhr Drehbeginn. Nutzt die Stunden vorher, um euch auszuruhen…“

Russell zwinkerte mit einem Auge, lächelte, aber Julia erschrak.

Die hatten in Frankreich angerufen und nachgefragt, und man hatte dem Regisseur gesteckt, was da so alles während der Dreharbeiten zu „Hunting John Meyers“ hinter den Kulissen gelaufen war…

„Keine Sorge, David, du kannst dich darauf verlassen, dass wir professionell arbeiten werden…“

Julia versuchte, nicht pikiert zu klingen, aber es gelang ihr nur halbherzig.

„War nicht böse gemeint, Julia, aber ihr seid noch jung und nicht so lange im Geschäft“, entschuldigte sich Russell.


Und schon waren sie wieder in Berlin, die letzten Schneereste schmolzen dahin wie ein Eisbecher in der Negev-Wüste.

Bereits am ersten Drehtag merkte Julia, dass hier ein anderer Wind wehte.
Sicher waren die Franzosen auch Profis gewesen – aber über hundert Drehbuchänderungen, organisiertes Chaos.

Bei den Amerikanern hingegen – perfektionierte Professionalität, egal, wohin man schaute.
Licht, Ton, Kameras – alles war schon eingestellt, wenn sie aus der Maske kam.

Der berühmte Christoph Waltz hatte nur knapp zwei Tage Zeit, David O. Russell nahm sich vor, die zwölf Minuten Film bis zum Abend im Kasten zu haben.

Julia trug die Kleidung, die 1938 üblich war, eine Hochsteckfrisur und war dezent geschminkt worden.

„The Life Of Leah Levni – Szene: Das Verhör – Klappe – die erste!“

Sie hatten es nicht geprobt, Julia’s Puls hämmerte. In einer Außenszene zuvor hatte die Gestapo bereits ihre Tante festgenommen.
Die Tante, mit der sie nach dem Massaker von Hebron, welches sie als 11Jährige überlebt hatte, ausgerechnet zu entfernten Verwandten nach Berlin geflohen war.

Sie mussten den Aufstieg der Nationalsozialisten erleben, deren Machtergreifung, die SA postierte sich vor Geschäften und pöbelte Kunden an: „Deutsche – kauft nicht bei Juden!“

1938 war die Situation unhaltbar geworden. Sie wollten wieder einmal fliehen, nahmen Kontakt zu einer Untergrundorganisation auf.
Leah wollte eigentlich nicht weg, sie hatte sich unter dem falschen Namen Eva Bachmann in einen Offizier verliebt.
Und jetzt war es zu spät…

„Guten Morgen, Fräulein Bachmann…oder soll ich besser sagen: Leah Levni?“

Waltz spielte es so wie die ersten Szenen in „Inglourious Basterds“ – genau deshalb hatte man ihn engagiert.

Aber der Mime wäre nicht zweifach Oscar-prämiert, wenn er es exakt so wieder spielen würde.
Er würde sich beharrlich steigern…
Julia konnte nur hoffen, dem gewachsen zu sein – in jeder Hinsicht…

„Nette Wohnung, hübsch eingerichtet, Häkeldeckchen – gefällt mir. Aber ich schlage vor, wir plauschen woanders weiter…“

Er gab den beiden Gestapo-Männern ein Zeichen und sie zerrten Leah die Treppe runter zu einem bereitstehenden Wagen.

„Wo ist meine Tante?“ zischte Leah dem Kriminalrat zu.

„Ich bin es gewohnt, die Fragen zu stellen, freches Mädchen!“ lachte Braun und bleckte die Zähne.
„Aber weil es dich so interessiert: Sie wird von einem lieben Kollegen befragt, den ich sehr schätze."

Der Wagen fuhr an. Nächste Szene. Ein geheimer Ort irgendwo in Berlin, nachgebaut in den Babelsberger Filmstudios.

Kriminalrat Braun spielte mit einer Art Schaukel, die von der Decke hing.
Wozu haben die hier eine Schaukel? fragte sich die 19Jährige Leah, gespielt von der 23Jährigen Julia.

„Nettes Spielzeug, interessiert es dich? Möchtest du schaukeln? Gerne – aber nicht jetzt!“

Der Gestapo-Mann behielt den charmanten Plauderton bei – aber diese Augen! Leah schauerte es...

„Du kannst uns viel Arbeit und dir Leid ersparen, wenn du mir erzählst, wer hinter der Fluchtorganisation steckt. Wir bekommen es auch von deiner Tante heraus – aber ich will es von dir hören! Also?“

„Bitte, Herr…, tun Sie meiner Tante nichts!“

„Sehr gern, ich kann da anrufen, wenn du alles erzählt hast!“

„Aber ich weiß doch nichts, Herr…!“

„Braun! Ach, wirklich nicht?“

Plötzlich umfasste er ihr Kinn mit einer Hand und starrte ihr in die Augen. Mit der rechten Hand öffnete er die obersten Knöpfe der Bluse.

David O. Russell wollte eigentlich eine Pause einlegen, aber sein Instinkt sagte ihm, die beiden würden sich rein steigern.
So ließ man die Kameras laufen.

Braun hatte eine Schere in der Hand und durchtrennte den Büstenhalter vorn. Dann wanderte seine Hand nach unten.

Julia erinnerte sich an die Folterszenen mit Francois Cluzet – aber das hier war etwas anderes, eine viel intensivere Erfahrung.

Braun alias Waltz riss urplötzlich ihre rechte Hand nach vorn, presste sie auf einem Tisch und jagte eine einfache Stecknadel unter den Nagel des Mittelfingers.

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Allerdings nicht wirklich, Julia spürte nur einen Piekser.
Sie erinnerte sich daran, wie sie sich als kleines Mädchen einen Holzsplitter eingefangen hatte, genau am Nagel.
Es hatte höllisch weh getan. Leah schrie auf, zitterte am ganzen Körper.

„Cut!“ rief Russell. „Maske! Blut an den Finger!“

Die Unterbrechung dauerte nur eine Minute, damit die Schauspieler in ihren Rollen blieben.

Leah wimmerte weiter, Tränen rannen über ihre Wangen.
Das war also das wirkliche Gesicht der Gestapo! Würde man ihre Tante genau so behandeln? Vermutlich ja…

„So, Mädchen, du kannst dir jetzt aussuchen, ob du an jedem Finger eine Nadel möchtest, mir etwas erzählen willst oder doch lieber schaukeln?“

„Schaukeln?“ echote Leah.

„Ich komme deinem Wunsch gerne nach!“

Die drei Gestapo-Männer zerrten ihr die restliche Kleidung vom Körper.
Der Regisseur achtete sorgfältig darauf, dass die Kameras nur die Seite und den Rücken der Schauspielerin zeigten.

„Cut!“ rief er. Sofort eilte eine Assistentin herbei, die Julia einen Bademantel reichte.

„Julia, du bist erstmal raus aus der Nummer! Wir haben eine Stuntfrau, gleiche Statur, Größe, sogar die gleiche Haarfarbe wie du“, sagte Russell.

„Nein, David, ich spiele das selbst! Ich muss die Schmerzen spüren, um das glaubhaft rüber zu bringen!“ sagte Julia trotzig.

„Das kann ich nicht verantworten! Ab, hinter die Kulissen, ruh‘ dich aus!“

„Ich bin nicht zum Ausruhen hier, sondern um die Leah zu spielen!“ begehrte sie auf.

Christoph Waltz verfolgte den Wortwechsel mit hochgezogenen Augenbrauen.
Er wusste, die junge Frau hatte die meisten Stunts in diesem französischen Film selbst gemacht.

„Okay, auf deine Verantwortung, Julia, wir sprechen uns wieder, falls du nachmittags nicht antreten kannst! Aber nur fünfzehn Sekunden!“

Leah wurden hinten die Handgelenke an die Knie gebunden, die abnehmbare Querstange der Schaukel unter die Kniekehlen geschoben und dann wurde sie kopfunter hoch gezogen.

Kriminalrat Braun schlug mit einer Gerte auf das Gesäß. Diesen Schmerz spürte sie kaum, denn er wurde von einem anderen überlagert…

„Cut!“ rief Russell und Julia wurde runter gelassen.

Sie hatte unsägliche Schmerzen in den Kniegelenken, sank an einer Wand zusammen und heulte.

Den Bademantel, den man ihr reichte, wies sie zurück.

Der Regisseur sah die einmalige Chance, dies jetzt so einzufangen.

„Okay, weiter!“

„Was weißt du über die Fluchthelfer?“ geiferte Braun.

Die Tür wurde aufgerissen und fünf Männer in Wehrmachtsuniformen stürmten den geheimen Folterkeller der Gestapo.
Vier davon trugen Sturmhauben – einer nicht.

Die Gestapomänner griffen nach ihren Pistolen. Sie starrten in die Läufe schussbereiter Maschinenpistolen.
Drei gegen Fünf, keine Chance.

Kriminalrat Braun ließ als Erster die Waffe fallen, seine Männer taten das Gleiche.

„Was haben Sie mit Eva Bachmann gemacht, Sie Schwein? Lassen Sie sie frei!“

„Aber ich bitte Sie, meine Herren, wir stehen doch auf der gleichen Seite! Wozu riskieren Sie ein Militärgericht?“

Braun erschien es besser, zu verhandeln, diese verrückten Männer von der Wehrmacht brachten sich gerade in Teufels Küche.

„Halten Sie das Maul, Herr Braun!“ brüllte Major Beck, griff nach einer Decke und warf sie der wie Espenlaub zitternden Leah über den nackten Körper.

„Vorschlag zur Güte, meine übereifrigen Herren von der Wehrmacht, mal abgesehen davon, dass Sie keine Ahnung haben, mit wem Sie sich anlegen…“

„Wir unterstehen nicht Ihrer Gerichtsbarkeit“, sagte Major Beck.

„Wirklich nicht? Ein Anruf vom Reichssicherheits-Hauptamt beim Oberkommando der Wehrmacht genügt, werter Herr Major…“

Die Stimme von Braun/Waltz klang wieder so einschmeichelnd wie ganz am Anfang.

„…und Sie und Ihre Kameraden finden sich in einem Militär-Straflager wieder und klopfen Steine. Streng genommen ist es sogar Hochverrat, standrechtliche Erschießung – peng!!“

Braun wandte sich jetzt direkt an die maskierten Soldaten.

„Wir finden Ihre Namen heraus, darauf können Sie sich verlassen, es sei denn, der Herr Major war so schlau wie einst der Hauptmann von Köpenick und rekrutierte Sie von der Straße weg…Nein? Gleiche Einheit? Dachte ich es mir doch! Hat er Ihnen auch gesagt, dass es um eine Fluchthilfeorganisation für Kommunisten und andere Volksschädlinge geht? Nein? Und die junge Dame da, Befreiung einer unschuldig verhafteten Deutschen mit Namen Eva Bachmann? - Die eigentlich Leah Levni heißt und Jüdin ist?“

Die Worte wirkten umgehend, die Soldaten ließen die Läufe der Maschinenpistolen sinken.

„Worin besteht Ihr ‚Vorschlag zur Güte‘, Herr Braun?“ fragte Major Beck atemlos, hin – und hergerissen zwischen der Pflichterfüllung gegenüber dem Vaterland und der Liebe zu dieser jungen Frau, von der er inzwischen wusste, dass sie Leah Levni hieß.

„Wissen Sie, Major, von mir aus kann die junge Dame da gehen, sie scheint wirklich nichts zu wissen, und in zwei Minuten wird sie auch wieder gehen können. Mir ist es persönlich egal, wie die Juden aus diesem Land verschwinden. Von mir aus auch über die Schweiz und Frankreich nach Palästina. Mit dem Problem der Juden dort beschäftigen wir uns, wenn Sie und Ihre Kameraden den Nahen Osten besetzt haben. Sie müssen eines Tages dorthin, schon wegen der Ölquellen…“

„Ihr Vorschlag, Herr Braun!“ erinnerte ihn Major Beck.

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„Die Leah darf dahin gehen, wo der Pfeffer wächst – unter einer Bedingung: Eine Agentin von uns gibt sich als Jüdin aus und begleitet sie…“

„Meine Tante!“ schluchzte Leah in ihrer Ecke.

„Die von mir aus auch“, sagte Braun und winkte ab.
„Wir vergessen das Ganze hier und Sie, Major Beck, reichen ein Versetzungsgesuch ein, am besten ein Außenposten in Ostpreußen, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen!“

„Einverstanden, Herr Kriminalrat“, sagte der Major und er und seine Männer bildeten einen Schutzwall, damit sich Leah wieder anziehen konnte, geschützt vor den Blicken der Gestapo-Leute.

„Wann und wo soll sich Eva“, Major Beck räusperte sich, „Leah mit der Frau treffen, die für Sie arbeitet?“

„Morgen 10:00 Uhr, Köpenick.“ Braun nannte die Adresse.

„Cut!“ rief Russell. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass er einmal in seiner Laufbahn als Regisseur die Kameras so lange laufen ließ.

„Fantastisch!“ Er schüttelte allen Darstellern die Hand, verweilte bei Julia.

„Das war mutig und leichtsinnig zugleich – aber richtig gut!“

Sie drehten noch die Außenszene, wie Gestapo-Kriminalrat Braun aus einem Auto heraus überwachte, dass sich Leah Levni tatsächlich mit der Undercover-Agentin traf.
Die wurde von Katja Riemann gespielt, die selbst mit braun gefärbten Haaren nicht wirklich wie eine Jüdin aussah, wie Julia fand.

Sie hatte das Drehbuch gelesen und wusste, die würde sie irgendwann los werden – aber zunächst musste sie gute Miene zum bösen Spiel machen, das die Gestapo eingefädelt hatte.

Denen ging es in Wirklichkeit darum, eines der Schlupflöcher zu schließen, durch das Kommunisten und vermeintliche Verräter das Reichsgebiet verließen und die Hintermänner zu verhaften.
Eine andere Route führte über die Ostsee nach Schweden…

„Danke, Mister Waltz, Sie sind früher entlassen als geplant!“ sagte ein aufgeräumt wirkender Russell, denn man lag vor dem Zeitplan.

„Ich habe zu danken, so bekomme ich meinen Flieger nach LA noch!“

Dann wandte sich der Oscar-Preisträger an Julia und Markus. Die Assistentin Amy stand ehrfürchtig daneben.

„Ich werde deinen Weg weiter verfolgen, Julia, viel Erfolg!“ sagte Christoph Waltz, schüttelte auch Markus und Amy die Hände, winkte und stieg in das Taxi, das man dem Star eilfertig gerufen hatte.

„So, Feierabend für heute!“ David O. Russell klatschte in Hände.
„Wir haben uns alle ein Feierabendbierchen verdient! Soll ja in Deutschland besonders gut schmecken.“

Selbst die Leute im Team, die öfter mit ihm zusammen arbeiteten, warfen sich erstaunte Blicke zu. So kannten sie den Chef gar nicht.

Amy schaute verblüfft auf ihren Tablet-Computer.

„Entschuldigen Sie bitte, Sir, die Dreharbeiten, wie sich Eva/Leah und Major Beck kennen lernen?“

„Ach, die Privatsekretärin von Mister Beyer aus New Jersey…“

Russell warf einen Blick in die Runde und grinste, einige vom Team lachten, denn es hatte so geklungen, wie:
‚Das Landei, das nicht einmal zum Team gehört, will uns weiter arbeiten lassen!‘

„Wenn ich sage ‚end of work’, meine ich das auch so – oder nennt man das in New Jersey und New York anders?“

Alle lachten wieder und Amy fühlte sich regelrecht vorgeführt und verschaukelt.

„Ich habe nur gefragt, weil es eine Drehplan-Änderung bedeutet, sorry, Sir!“ sagte sie mit fester Stimme.

„David, bitte, Sie macht doch nur ihren Job!“ mischte sich nun Julia ein, die bemerkte, dass auch ihr Mann bereits mit den Hufen scharrte und eine Zurechtweisung auf den Lippen hatte.

„Mach‘ sie zu deiner Managerin und ich bin bereit, mit ihr zu verhandeln!“

Langsam wurden dem Regisseur diese New Yorkerin und die beiden Deutschen lästig – außerdem hatte er Durst.

„Okay, da mein Mann hier als Schauspieler engagiert ist, erkläre ich offiziell Miss Amy Chandler zu meiner Managerin! Zufrieden, David?“

Die Frau hatte nicht nur Mut und Talent, sondern auch Haare auf den Zähnen, musste sich Russell eingestehen.

„Will ich schriftlich haben!“ – „Bekommst du!“

Damit war der Schlagabtausch beendet und Julia hoffte, es würde der letzte sein und die weitere Zusammenarbeit nicht beeinträchtigen.

Tom fuhr mit seinem Audi A 6 vor, um die Drei abzuholen.

David O. Russell schoss einen letzten Giftpfeil ab. „Privater Bodyguard?“

Amy’s Antwort war eindeutig. Sie rannte zu dem attraktiven Mann, umarmte und küsste ihn.

„Haben wir das auch geklärt“, murmelte Russell vor sich hin. „Jetzt habe ich aber wirklich Durst!“

Sie tranken kein Feierabendbierchen, sondern einen Schoppen Rotwein in den Hackeschen Höfen, bestellten leichte Speisen zum Abendessen.

„Was war denn los vorhin?“ wollte Tom wissen.

„Ach, hätte ich nur meine Klappe gehalten“, seufzte Amy.
„Dieser eingebildete Regisseur hält mich für eine dämliche Pute und zu dem muss er glauben, Julia und Markus hätten jetzt schon Starallüren, weil sie sich eine private Assistentin leisten…“

Amy trank zur Frustbewältigung einen großen Schluck Rotwein, verschluckte sich beinahe.

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„Gute Arbeit, danke, Amy“, sagte Russell und die Angesprochene errötete wie ein kleines Mädchen.

„Komisch, noch nie von denen gehört…“

„Die machen vornehmlich TV-Serien“, sagte Markus, der sich angeschlichen hatte.

„Wusste ich’s doch, die Idee stammt von dir, Markus! Klar, ihr seid Berliner, kennt euch hier aus. Mir egal, dass Amy vorgeschickt wurde, mir gefällt euer Engagement!“

Mit dem Spruch konnten alle leben und das gesamte Team wurde nach Adlershof verfrachtet.
Dort musste vom Szenenbildner nur eine Stereo-Anlage abgebaut werden, alles andere an Dekoration und Möbeln konnte bleiben.

UFA Serial Drama hatte extra für Hollywood den Drehplan geändert, der bei einer Daily Soap natürlich sehr eng war, auch wenn man sechs Wochen Vorlauf hatte.

Einige Darsteller einer RTL-Vorabendserie waren begeistert, als sie hörten, man suche Statisten für David O. Russell und Steven Spielberg – der allerdings gar nicht vor Ort war.

Und es geschah etwas Ungeheuerliches, etwas, das man von den Amerikanern nicht erwartet hätte: Russell änderte das Drehbuch!

Denn er befand, der deutsche Schauspieler Wolfgang Bahro wäre die Idealbesetzung für einen Spitzel, der zufällig mitbekam, wie eine junge Frau eine Kette mit einem Hamsa-Symbol – eine symmetrisch geöffnete Hand, im Judentum die Hand Miriams genannt, in einer Handtasche verschwinden ließ, bevor sie sich mit einem Offizier der Wehrmacht traf.

Der Kunstexperte Dr. Reichelt wurde desöfteren von der Gestapo konsultiert, um Schmuckstücke eindeutig einer bestimmten Glaubensrichtung zuzuordnen.
Denn die Gestapo hatte keine Ahnung von Chai, Hamsa, Kabbala, Merkeba oder Ana Bekoach.

So konnte man Leute der Lüge überführen, die behaupteten, ehrbare deutsche Christen zu sein.

Davon ahnten Eva/Leah und Major Beck nichts.
Julia und Markus mussten die Zuneigung, die aufkeimende Liebe nicht spielen, sie hatten das alles selbst erlebt und lebten es noch.

Zärtliche Blicke, Berührungen der Hände, viel Text hatten sie nicht.

Sie wechselten die Location, der alte Ballsaal in Babelsberg nachgebaut.

Wolfgang Bahro alias Dr. Reichelt schlenderte zu einer alten, roten Telefonzelle und rief an…

Julia und Markus als Eva/Leah und Klaus Beck tanzten im Walzertakt, die Blicke ineinander versenkt.
Abends in einem Park – Eva blickte sich ängstlich um, aber da war niemand.

„Klaus, ich kann nicht bei dir bleiben, ich muss Deutschland verlassen, versuche bitte, mich zu verstehen!“

„Was soll das Eva, warum musst du weg? Bist du etwa eine Kommunistin?“ Major Klaus Beck wurde blass.

„Es ist fast noch schlimmer, Klaus! Ich…“ Leah kämpfte mit den Tränen.

Julia stellte sich vor, sie müsse Markus aus welchen Gründen auch immer verlassen…

„Was kann noch schlimmer sein, Eva?“ fragte Klaus fassungslos.

„Ich bin nicht Eva, ich…ich bin Leah Levni aus Palästina, geflohen vor dem Hass der Araber und jetzt…werden wir in Deutschland wie Kriminelle behandelt. Ich mache mich schon strafbar, weil ich hier vor dir ohne aufgenähten Davidsstern stehe!“

Klaus Beck, der es schon in jungen Jahren bis zum Major geschafft hatte, versteinerte.

‚Was machen die mit uns? Ist es schon Rassenschande, weil ich sie vorhin auf die Wange geküsst habe?
Warum darf ich diese bezaubernde Frau nicht lieben?‘

„Wir dürfen uns nicht mehr sehen, Klaus! Irgendwann fliegt auf, dass ich nicht Eva Bachmann bin…“

„Cut!“ rief Russell. „Prima, Julia! Textänderung: Du sagst nicht ‘Tante’, sondern ‘Schwester Anais’ im nächsten Satz!“

„Sorry, David, wieso plötzlich Schwester? Ich bin doch mit meiner Tante hierher gekommen und hau mit ihr auch wieder ab?“ wollte Julia wissen.

„Änderung im Cast, erkläre ich dir später, weiter!“

Julia schüttelte kurz den Kopf, langsam nahm das hier Formen an, wie sie es von den Franzosen gewöhnt war.
Und was wurde mit den Szenen, die sie bereits mit Heike Makatsch gedreht hatte?

Dann konzentrierte sie sich wieder, obwohl es schwer fiel. Wer sollte ihre Schwester spielen? Warum das ganze Theater?

„…und meine Schwester heißt nicht Anna Bachmann, sondern Anais Levni“, hörte sie sich sagen.
„Wir dürfen uns nicht wiedersehen, Klaus!“

Julia wandte ihr tränenüberströmtes Gesicht der Kamera zu – dann verschwand sie im Dunkel der Nacht…

„Cut!“ rief Russell. „Müssen wir nicht wiederholen, ist okay so!“

Sie saßen abends in einem Berliner Restaurant zusammen mit David O. Russell, der ihnen noch eine Erklärung schuldig war.

Tom gesellte sich hinzu und Russell machte eine großzügige, einladende Handbewegung, er dürfe Platz nehmen.

‚So sieht nun unser letzter Abend in Berlin aus‘, dachte Amy, aber sie war genau so gespannt, wie die anderen, was der Regisseur zu sagen hatte.

Zunächst sagte er gar nichts. Denn dass er und Spielberg zum Erfolg verdammt waren, weil einige Produktionen von DreamWorks nicht so gelaufen waren, wie erhofft und man am Tropf von Banken und Mediengiganten wie Sony und Paramount hing, würde er den hier Versammelten nicht auf die Nasen binden, auch wenn der Kreis überschaubar war.

Russell erhob sein volles Bierglas, die anderen Männer ebenso.
Die Frauen hatten sich für Wein entschieden.

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„Trinken wir zunächst mal auf den erfolgreichen Abschluss der Dreharbeiten in Deutschland! Ich möchte mich auch nochmals für den Tipp mit den Adlershofer Studios bedanken – hatte ich nicht auf dem Schirm. Cheers!“

Die Gläser klirrten aneinander und alle warteten auf das Statement, das folgen sollte.

„Es ist eine amerikanisch-israelische Ko-Produktion, wie ihr wisst. Die Produktionsfirma in Israel hat uns die Pistole auf die Brust gesetzt: Israelische Top-Stars in den wichtigsten Nebenrollen – ansonsten zerreißen sie den Vertrag in der Luft! Steven kümmert sich gerade darum – und jetzt kommt die gute Nachricht: Natalie Portman wird deine Schwester spielen, Julia, sie hat bereits zugesagt! Deinen späteren Ehemann mimt Raz Degan, unter Vorbehalt, die Verhandlungen laufen noch, denn er soll ja einen Araber spielen…“

Julia ließ ihr Weinglas sinken, ohne daran genippt zu haben.
Als junges Mädchen wollte sie so sein, wie die Sternenkönigin Amidala in „Star Wars“, hatte sogar ein Poster an der Wand.
Und jetzt hatte sie die Hauptrolle und eines ihrer Idole die Nebenrolle – neben ihr!

Sie war geneigt, Markus zu bitten, sie zu kneifen. Stattdessen sagte sie:

„Natalie Portman, eine Jüdin?“ Damals in ihrer Schwärmerei hatte sie sich um die Biografie der Künstlerin nicht groß gekümmert.

„Geboren in Jerusalem als Natalie Hershlag, die Israelis haben es akzeptiert, konnten da auch schlecht Nein sagen. Wenigstens haben wir durch bekommen, das Katie Holmes deine Freundin, eine Palästinenserin, mimen darf. Mit einem Kopftuch…“

Julia hörte gar nicht mehr hin. Mit einem Schlag wurde ihr klar, wo sie hinein geraten war!

Ein Hollywood-Blockbuster, bis in die kleinsten Nebenrollen mit Top-Stars besetzt, weil man den Erfolg erzwingen wollte?

Das Handy von David O. Russell meldete sich, der Klingelton eine Komposition von John Williams, ein guter Freund von Steven Spielberg.

„Selbstverständlich erscheint Ihr Name im Abspann von ‚The Life Of Leah Levni‘, Mister Bahro“, sagte Russell, tauschte noch ein paar Höflichkeitsfloskeln aus und legte auf.
„Woher hat der deutsche Schauspieler meine Handy-Nummer?“ fragte er in die Runde.

„Sorry, David, das war ich“, meldete sich Amy. „Er hat mich danach gefragt und ich…“

„Never mind, Amy, natürlich dürfen mich bekannte Schauspieler anrufen, kein Problem!“ lachte Russell und trank sein geliebtes deutsches Bier aus.

Das klang ganz anders als gestern, stellte Amy fest und nippte am Rotwein.

„Falls euch der Name Raz Degan nicht bekannt ist: Er spielt in ‚The Green Prince‘ einen Überläufer der Hamas…“

Und wieder meldete sich das Handy von Russell, diesmal ein anderer Ton.

„Wie der Teufel es will – eine SMS von Steven: Raz Degan hat zugesagt! Du kannst schon mal recherchieren, Julia, ob dir der Mann gefällt – du hast ein paar Bettszenen mit ihm!“ lachte David O. Russell und bestellte beim Kellner ein weiteres deutsches Bier.

Amy hatte am schnellsten geschaltet und präsentierte ihrer Freundin und Arbeitgeberin ein Foto auf dem Display.

„Hm, nicht übel der Mann!“ Dafür erhielt sie einen sanften Rippenstoß ihres Angetrauten.

„Julia!“ ermahnte Markus sie.

„Ich meine ja nur, macht einen wilden, aber sympathischen Eindruck!“

Es wurde ein viel angenehmerer Abend, als es sich die meisten Beteiligten vorgestellt hatten, denn David Owen Russell zeigte seine umgängliche, kumpelhafte Seite…


Der Regisseur hatte sich in seinem Zimmer im Premier Classe Genéve in Sainte Genis Pouilly, einer Kleinstadt direkt an der schweizerisch-französischen Grenze, vergraben.
Draußen stürmte und schneite es.

Entsprechend übel war die Laune des Starregisseurs – denn es bedeutete Zeitverzögerung.
Dabei ging es ihm nicht einmal vordergründig um das Wohlergehen der Schauspielerinnen, sondern auch um die empfindliche Technik.
Die Alexa-HD-Kameras von ARRI waren schweineteuer – die stellte man nicht in einem Schneesturm auf.

Es kam eine weitere Sorge hinzu: Auf dem nächstgelegenen Flughafen Genf konnten im Moment keine Maschinen landen, weshalb sich die Ankunft des Stars Natalie Portman verzögerte.

Es klopfte an die Tür und Russell knurrte „Come in!“

„Entschuldige David, wenn ich hier so rein platze“, sagte Markus verlegen, „aber ist es genehm, wenn ich ein paar Vorschläge einbringe?“

„Als ob ich nichts anderes zu tun hätte“, maulte Russell, bat aber dennoch den Grünschnabel Platz zu nehmen.

Dann griff er zum Hörer und bestellte beim Zimmerservice Punsch, der Witterung angemessen.

„Oder doch lieber ein Bier, Markus?“

„Nein, nein, Punsch ist schon okay…“

„Nun mal raus mit der Sprache, Markus, worum geht es? Ich muss das Drehbuch komplett umkrempeln, Natalie Portman als Anais Levni einbauen…“

„Das trifft sich gut, David, genau darum geht es!“

Markus versuchte so selbstbewusst wie möglich zu erscheinen aber nun verließ ihn beinahe der Mut.
Es war schon Anmaßung, einem so erfolgreichen Drehbuchautor Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten.

Er wurde unterbrochen, eine hübsche, kleine Französin kam mit einem Servierwagen, Punsch in einer Isolierkanne, den sie in zwei stabile, dickwandige Grog-Gläser goss. Dazu ein Schälchen mit Nüssen.

„Merci, Monsieur!“ hauchte sie als Russell ihr zehn Dollar zusteckte.

Der Regissieur starrte erst das Display seines Laptops, dann Markus an.

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‚Komm‘ zur Sache, Junge!‘

„Im zweiten Teil des Films gibt es viele Dialoge, Kundgebungen, hitzige Diskussionen. Wie wär’s, wenn bei der Explosion einer Autobombe Leah’s Schwester Anais getötet wird, obwohl der Anschlag ihr galt?“

Jetzt war es raus. Markus nippte am Glas, verbrannte sich fast die Lippen.

Russell sprang auf, geneigt, den jungen Mann, der von Tuten und Blasen keine Ahnung hatte und zudem nur halb soviel Talent wie seine Frau, raus zu werfen.

Dann setzte er sich wieder, erinnerte sich an die Debatten mit Spielberg, der einen politischen Film wollte, Russell einen, der die Zuschauer fesselte – und zwar durchgängig.

„Wie viele Drehbücher hast du schon geschrieben, Markus?“

„Keines“, musste der Angesprochene zugeben, auf eine Abfuhr gefasst.

„Mir waren nur bei ‚Hunting John Meyers‘ ein paar Logik-Schlaglöcher im Drehbuch aufgefallen…“

Russell musste lachen, pustete auf den heißen Punsch, um die Oberfläche abzukühlen, verbrannte sich aber beinahe die Finger, weil die heiße Flüssigkeit überschwappte.

Markus griff eilfertig nach einer Serviette und reichte sie über den Tisch.

„Sehnsucht nach deiner Frau oder Lust darauf, im Abspann als Drehbuch-Ko-Autor benannt zu werden?“ sagte Russell und wischte sich die Hände sauber.
„Notfalls bestellen wir uns noch eine Kanne Punsch!“

„Darum geht es mir nicht, sondern um den Erfolg des Films. Zu dem stehe ich ohnehin im Abspann: Major Klaus Beck – Markus Beyer!“

„Weißt du, was die Kritiker damals über den Film ‚Pearl Harbour‘ gesagt haben? Wurde Zeit, dass die Japaner im Tiefflug Hawaii angreifen - um die eingeschlafenen Kino-Zuschauer zu wecken, ha ha! Gemeinsam werden wir das bei ‚The Life Of Leah Levni‘ verhindern!“

Julia stolperte gedankenversunken über den schwach beleuchteten Hotelflur.
Wo steckte nur ihr Göttergatte? Sie hatte wieder mal Lust auf „Shades Of Grey“-Sex – mit Handschellen, Augenbinde, Klapsen auf den Po und gern auch auf anderen Stellen…
In letzter Zeit verhielt sich Markus komisch, wollte nur noch schmusen und Kuschel-Sex…

Sie bemerkte nicht, wie ihr jemand auf der Treppe entgegen kam und stieß mit einer zierlichen Frau zusammen.
Hätte nicht viel gefehlt und die andere wäre herunter gesegelt – mit entsprechenden Folgen.

„Oh sorry!“ murmelte Julia.

„Das nenne ich mal eine stürmische Begrüßung!“ sagte die andere Frau und klammerte sich an Julia, sonst wäre sie wirklich gestürzt.

„Natalie…Portman?“ Julia wurde zunächst blass, dann rot.

Padme Amidala, das Poster an der Wand. Und jetzt hätte sie ihr Idol beinahe die Treppe hinunter…

„Tut mir leid, ich war in Gedanken, Natalie!“

„Du bist Julia oder Julie? Wir sind Schwestern – zumindest im Film! Ich glaube, ich gehe erstmal vom Absatz weg, sonst passiert wirklich noch was!“

Natalie Portman war in natura genau so sympathisch, wie Julia es sich vorgestellt hatte.

„Wie kann ich dir helfen, Natalie?“ fragte sie.

„Bring‘ mich bitte zu David, er soll wissen, dass ich es doch noch in dieses Nest geschafft habe. Wie heißt das überhaupt? Das Ortseingangsschild war verschneit…“

„Sainte Genis Pouilly!“

Julia klopfte an die Tür des Regissieurs und war erstaunt ihren Mann hier anzutreffen.

„Natalie Portman ist da, David!“

„Endlich! Bleibt so stehen, bitte, einen Moment nebeneinander!“ sagte Russell.

„Was sagst du, Markus? Wie leibliche Schwestern! Willkommen in den verschneiten Alpen, Natalie! Wie geht’s dem Kleinen?“

„Aleph geht es gut, er ist bei Papa und einer Nanny in Paris. Und Schnee macht mir nichts, Blizzards gibt es auch in New York!“ sagte Natalie Portman.

„Julia, bist du bitte so freundlich und kümmerst dich um Natalie oder soll ich eine Produktions-Assistentin anrufen?"

„Gerne! Mich interessiert nur noch, was mein Mann hier macht!“

„Jetzt, da ich nicht mehr dein Manager bin, habe ich mir einen Job gesucht: Drehbuch-Ko-Autor!“ lachte Markus.

Julia hielt das für einen Scherz, aber Russell nickte mit scheinbar ernster Miene.

„Wir haben hier noch ein paar Stunden zu tun. Beschnuppert euch und betet für gutes Wetter, man sieht sich!“ sagte Russell.

„Lust auf einen Tee oder ein anderes Getränk in meinem Zimmer, Natalie?“ fragte Julia gerade, da sprang eine Tür auf.

„Amy, rufe doch bitte beim Service an! Champagner für meine Film-Schwester!“

„Okay, aber nur ein Gläschen“, sagte Natalie Portman.

„Wird erledigt“, stotterte Amy aufgeregt und starrte den beiden Frauen hinterher.

„Diese Amy, von der Produktionsfirma, oder…?“ wollte Natalie auf dem Zimmer wissen.

„Meine Managerin, übrigens aus New York!“

Natalie Portman nickte. Jetzt machte die Bemerkung des blonden, gut aussehenden Mannes vorhin für sie Sinn.

„Und Markus, das ist dein Mann?“

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Nach einer Stunde wussten die beiden alles übereinander, auch private Details, die nicht in der Presse standen.
Als der Schampus alle war, wusste Natalie auch, dass ihr Poster einst in einem Kinderzimmer in Potsdam gehangen hatte.

„Ich verrate dir jetzt das letzte Geheimnis, Julia, wie du zu dieser Rolle gekommen bist!“ sagte sie mit Verschörermiene.

„Man hat bei meinem Management angefragt, das meine Mutter immer noch mit Argusaugen überwacht. Sie haben abgesagt, weil ich mit einem Independent-Filmprojekt beschäftigt war. Ich habe davon erst später erfahren, war aber nicht wirklich böse, denn so hatte ich mehr Zeit für meinen Sohn und meinen Mann…Und die Stunts in ‚Hunting John Meyers‘, die hast du wirklich selbst gemacht? Die Unterwasser-Szenen – mutig!“

„Der Schauspieler Francois Cluzet wurde tatsächlich ohnmächtig, hat das nicht nur gespielt, er wäre beinahe ertrunken…“

„…wenn du nicht gewesen wärst“, ergänzte Natalie den Satz.

„Zu diesem Job gehören nicht nur Mut und körperlicher Einsatz, sondern viel mehr. Ich hoffe, ich kann von dir viel lernen, Natalie!“

Irgendwann in der Nacht verabschiedete sich der Star und Julia war bereits eingeschlafen, als sich Markus nachts um zwei Uhr an sie kuschelte.

Auch der Wind schlief über den Bergen des Jura ein…

Sie trafen sich alle zum Frühstück und sahen durch die Fenster eine weiße Winter-Wunderwelt.

David Russell, der etwas übernächtigt wirkte, verhandelte gerade mit der Technik, wie man die Ausrüstung und natürlich auch die Schauspieler auf diesen verdammten Bergpfad bringen solle.
Immerhin waren Hotelangestellte dabei, den Weg zum Parkplatz zu beräumen und auf der Landstraße stiebte der Winterdienst in einer weißen Wolke vorbei.

Markus war später aufgestanden, schlug den Kragen hoch und gesellte sich kurz zu den Diskutierenden.

„Entschuldigt bitte, ist hier ein Ski-Gebiet in der Nähe? Dann haben die auch Pistenraupen, Snowcats. Ruft da mal an!“

David Russell blieb für einem Moment der Mund offen stehen, aber nicht lange.

„Darsteller, Drehbuch-Ko-Autor, Technik-Berater…Was kommt als Nächstes? Regie? Dann kann ich meinen Job an den Nagel hängen!“ schnauzte Russell, grinste aber dabei.

„Ich kann dich auch als Anwalt beraten, das habe ich wenigstens studiert! Entschuldige, David, ich kümmere mich dann mal um die Damen!“

Julia, Natalie und Amy saßen im Restaurant an einem Tisch, um zu frühstücken, verschmähten aber wegen der schlanken Linie die Croissants, begnügten sich mit Obst, Joghurt und Müsli.

„Hallo Natalie, Amy!“ Seine Julia hatte er ein „Guten Morgen!“ bereits hinterher geworfen, als sie das Zimmer verließ.

Die jungen Frauen staunten, was der Mann so alles in sich hinein schaufelte: Toast, Rührei, Speck, Tomaten.
Markus begründete es damit, dass es draußen kalt sei und der Körper mehr Wärme produzieren müsste.

„Ich will euch ja nicht zu nahe treten, aber euch pustet da draußen doch der Wind um…“

Alle drei Frauen lachten, aber zwei von ihnen würde das Lachen heute noch vergehen.

Katja Riemann kam heran geschlendert und dachte: ‚Bei so einer Hollywood-Produktion geht es viel lockerer zu als ich dachte, die sind ja gut drauf!‘

„Ich freue mich, mit Ihnen arbeiten zu dürfen, Missis Portman!“ sagte Katja Riemann.

Natalie kannte die nicht, aber wenn David und Steven sie engagiert hatten…

„Ist auch für mich eine Freude!“ sagte Natalie freundlich und nahm sich vor, Julia bei passender Gelegenheit zu fragen, in welchem Blockbuster die mitgespielt habe.

Die Frauen außer Amy mussten in die Garderobe, um sich in Kleider zu hüllen, die 1938 in Mode waren.
Davon würde man allerdings kaum etwas sehen, denn gegen die Kälte wurden sie mit Stiefeln, Handschuhen und Kopftüchern ausstaffiert.

Sie stiegen in einen BMW X4 ein, aber selbst das allradgetriebene Fahrzeug war irgendwann mit seinem Latein am Ende und die letzten Höhenmeter wurden – wie von Markus vorgeschlagen – mit einem Pistenbully bewältigt, den man eiligst heran organisiert hatte.

Auf dem Bergpfad erwartete sie nicht nur die aufgebaute Technik, sondern auch ein missmutig dreinblickender Franzose, ein Statist, der den Bergführer mimen sollte.
Seine Miene hellte sich ein wenig auf, als er von Natalie Portman und Julia in fließendem Französisch begrüßt wurde.

Zu allem Überdruß wollte Russell den Schneesturm von gestern Nacht nachstellen, weshalb ein Gebläse aufgebaut war, das die Wimpern der Damen in kürzester Zeit mit Eiskristallen verklebte.

Immer wieder mussten Pausen eingelegt werden, damit sich die Stars und der Statist bei einem Pappbecher Tee aufwärmen konnten.

Julia beobachtete den Mann, der sich „Jean“ nannte, aber wahrscheinlich weder im Film noch in der Realität wirklich so hieß.

Der goss sich heimlich einen stärkenden Trunk aus einem Flachmann in den Becher.

Julia war versucht, ihn zu fragen, ob sie auch…Aber David Russell drückte wieder mal auf’s Tempo – verständlich, er wollte wie alle so schnell wie möglich weg von hier.

Die beiden jungen Frauen gingen ein Stück abseits, sorgfältig darauf bedacht, dem Abgrund nicht zu nahe zu kommen und flüsterten Hebräisch miteinander.
Bei Julia würde man es später synchronisieren müssen…

„Wir müssen die los werden, Leah!“ sagte Anais/Natalie eindringlich. „Ein Unfall?“

„Vielleicht liegt es auch im Interesse unseres Berg-Führers, dass wir sie…“

Die angebliche Jüdin Esther, in Wahrheit die deutsche Top-Spionin Brigitte Reinhart, schöpfte Verdacht.

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„Was ist los, Mädels, warum sondert ihr euch ab?“

Katja Riemann drehte dem Bergführer den Rücken zu, so dass dieser nicht sehen konnte, wie sie den beiden jungen jüdischen Frauen einen Revolver zeigte.

„Kommt nicht auf dumme Gedanken, haltet euch an die Abmachung mit Kriminalrat Braun!“ zischte sie.

Beim Außendreh wurde Nacht simuliert, was nicht allzu schwer viel, weil sich der Himmel bereits wieder bewölkt hatte.

Jean entfachte ein Lagerfeuer, sagte, kein Problem, man wäre weit genug entfernt von einer Siedlung.
Das würde man nicht sehen.

Als sich die angebliche Esther entfernte, um pullern zu gehen, sah Anais Levni eine Chance, die sie ergreifen musste.

„Die Frau ist keine Jüdin, die mit uns fliehen will, sondern eine deutsche Agentin, auch Sie und alle anderen Fluchthelfer sind in Gefahr, Jean!“

„Warum überhaupt dieser gefährliche Weg über die Alpen, Jean?“ wollte Leah wissen.

„1936 und 1937 sind viele deutsche Kommunisten über den Rhein nach Frankreich geflohen, um sich den Internationalen Brigaden in Spanien anzuschließen, wo die Republikaner gegen General Franco kämpfen. Seither werden die Grenzen am Rhein besser überwacht…“

„Und Sie, Jean, warum machen Sie das?“ fragte Anais Levni.

„Ich bin Kommunist. Irgendwann wird dieser Hitler auch Frankreich überfallen – und dann geht es uns Kommunisten und auch Juden an den Kragen…“

Brigitte hatte sich wieder angeschlichen und das Letzte mitgehört.
Sie hatte nicht übel Lust, dieser jüdisch-bolschewistischen Verschwörung jetzt und hier ein Ende zu bereiten, alle drei zu erschießen!
Ihre Hand umkrampfte die Schusswaffe in ihrer Manteltasche.

Sie beherrschte sich aber – aus zwei Gründen: Sie wollte die Hintermänner und zudem war es viel zu gefährlich, im Dunkeln ohne einheimischen Führer den Rückweg anzutreten.

Sie verbrachten eine unruhige Nacht und dies nicht nur, weil es bitterkalt war. Man belauerte sich…

Am nächsten Morgen lachte die Sonne und der Schnee blendete die Bergwanderer.

„Nur noch zweihundert Meter, dann geht es runter ins Tal“, sagte Jean. „Man kann es schon von hier aus sehen!“

Brigitte Reinhart trat neugierig näher und bekam sofort einen heftigen Stoß in die Seite, purzelte in den Schnee, rutschte zwei Meter tiefer, konnte sich aber an einem Festbrocken festklammern.

„Hilfe!!“ rief sie.

Anais Levni trat auf die Hand und sah zu, wie die deutsche Spionin schreiend in eine Schlucht rauschte.

Man hatte Katja Riemann gegen eine Stuntfrau getauscht, die wiederum mit einem Seil gesichert war.
Wie gefährlich dieser Dreh war, zeigte sich erst, als sich bei der Bergung der Frau eine Lawine löste und donnernd zu Tal raste.

Zu diesem Zweck hatte das Team um David O. Russell extra zwei Bergretter engagiert, um für Fälle wie diesen gewappnet zu sein.

Als Julia das blasse Gesicht der Stuntfrau sah, fragte sie sich, was besser sei: Ein Taifun in der Südsee oder Schnee und Eis auf einem schmalen Pfad in den Alpen…

Um keine weiteren Lawinen auszulösen, mussten sie nach dem Dreh ein paar hundert Meter laufen, ehe sie ein Pistenbully zum bereit stehenden Wagen brachte.
Alle waren entsetzlich durchgefroren und krampften im Hotel die Hände um Punsch- oder Teegläser.

Abends im Bett fragte Julia – das Zähneklappern hatte nachgelassen – was los sei.
Markus druckste herum.

„Wir sind verheiratet, keine Geheimnisse, bitte, Markus!“ flehte Julia.

Sie wusste wirklich nicht, warum sich ihr Mann von ihr fern hielt. Und dann noch dieses Einkratzen beim Regisseur.

Julia gab ihm einen zärtlichen Kuss, wusste, Männer sprechen nicht gern über ihre Gefühle.

„Manchmal möchte ich dich fesseln, dir weh tun – aber dann…Ich habe diese Bilder im Kopf: Du bist schwanger, dann hälst du ein Baby im Arm…“

„Du willst ein Baby von mir? Ich will doch auch eins von dir, ich liebe dich, Markus!“

„Das weiß ich, aber das macht es nicht einfacher, weil genau diese Gedanken zur Unzeit kommen…“ flüsterte Markus.

„Zum Ende der Dreharbeiten setze ich die Pille ab, okay, Markus?“

„Das würdest du für mich tun? Deine Karriere auf’s Spiel setzen?“ wunderte er sich.

„Wenn dieser Film ein Erfolg wird, geht es weiter, immer weiter. Ich mache doch nur eine Pause, wie es Natalie auch getan hat. Wusstest du, dass sie wegen ihrer Schwangerschaft die vegane Lebensweise eine Weile aufgegeben hat? Hat sie mir gestern Nacht erzählt…Was ist nun? Wo sind Augenbinde und Handschellen oder wünscht der Herr, von seiner Sub verwöhnt zu werden?“ gurrte sie.

„Weil du einen anstrengenden Drehtag in den Bergen hattest, bevorzuge ich den passiven Part für dich…“

Damals in Phnom Penh hatte das noch anders geklungen – aber Kambodscha war weit weg.

Die Handschellen klickten und ein Seidenschal verdunkelte ihr Gesicht. Dann gab es kein Halten mehr…
Markus war es egal, ob sie nur eine Rolle spielte, oder es den tatsächlichen Wünschen und Träumen einer Julia Lindner entsprach.

Zumindest hoffte er, dem sehr nahe zu kommen.

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Man hätte von der Palästinensischen Autonomiebehörde nie die Drehgenehmigung bekommen, wenn man die Wahrheit darstellte.

Nach deren Auffassung war es damals nur zu vereinzelten Übergriffen gekommen, weil das Gerücht die Runde machte, Juden planen einen Angriff auf den Tempelberg in Jerusalem mit dem Felsendom und der Al-Aqsa-Moschee.

Da war guter Rat teuer – und teuer wurde es auch, denn auf einem Filmgelände bei Tel Aviv baute man Teile der damaligen Altstadt Hebrons nach.
Selbst Steven Spielberg wagte es nicht, nach der Zone H 2 in Hebron zu fragen, wo 800 Juden von der Israelischen Armee bewacht lebten.

Markus hatte all das im Hinterkopf, denn David Russell hatte es ihm erzählt.
Seine Julia würde morgen sehr bewegende emotionale Szenen haben, wo sie wieder die ältere Schwester spielen musste, die knapp der Vergewaltigung und der Ermordung durch den Mob entkam, ihre kleine Schwester suchte, die von friedliebenden Arabern versteckt worden war.

Er wollte ihr einen unvergesslichen Abend bereiten. Man residierte wieder im Carlton, obwohl es sicher noch bessere Hotels in Tel Aviv und Umgebung gab – aber die Produktion hatte sich einmal darauf festgelegt.

Julia kam aus dem Bad. Gedämmtes Licht, flackernde Kerzen. Sie ließ sich gern die Augen verbinden und zum Bett führen.
Markus streckte ihre Arme wieder einmal über Kopf, fesselte sie ans Bett.
Dann strich er mit einer Feder über ihr Gesicht, den Hals, die Brüste.

Julia bemerkte eine Veränderung. Jemand anderes beschäftigte sich mit ihren Brüsten.
Sie versuchte, so gleichmäßig wie eben möglich zu atmen, was schwer fiel, weil sie nicht wusste, was Markus und der oder die andere vor hatten.

Es waren schmale, zartgliedrige Hände an ihrer Brust. Eine Frau? Amy? Ein Szenario wie einst in New York?
Julia ließ es einfach auf sich wirken. Ihr Seufzen ging in ein Stöhnen über, denn Amy, nicht Markus, klemmte ihre rechte Brustwarze zwischen zwei Stäben ein und verschnürte diese.

Eine Zunge leckte über den steifen Nippel, immer und immer wieder.
Zähne bissen zu – Julia stöhnte wieder auf, so leise wie möglich, denn dies war ja ein Hotelzimmer und kein schallisolierter Session-Room.

Ungeachtet dessen machte Markus mit der Feder weiter, näherte sich zielstrebig den erogensten Zonen.

„Tss, tss! Der Herr ist der Meinung, dass du erst kommen darfst, wenn er oder ich, seine Zofe, es dir gestatten!“

Amy hatte sichtlich Spaß daran, mal eine andere Rolle zu spielen, begrenzt Macht auszuüben über eine andere Frau – aber nur im Rahmen dessen, was der Dom ihr gestattete.

Dem vorausgegangen war ein Telefonat mit Tom in Berlin, der es erlaubt hatte – mit der Einschränkung, Markus dürfe mit ihr nicht intim werden – „keinen weg stecken“ – wie er es lapidar ausgedrückt hatte.

Julia spürte jetzt heißes Öl auf ihrem Oberkörper.

Natürlich schmerzte der erste heiße Tropfen, aber sie hatte gelernt, sich auf das darauf folgende Einmassieren zu konzentrieren und zu freuen.

Amy hatte auch die linke Brustwarze verschnürt und leckte darüber, biss dann auch zu.

Als Markus das warme Öl auf ihrem Venushügel einmassierte, war sie nahe daran, zu kommen, aber sie wurde von vier Händen an das Laken gedrückt und versuchte, an etwas anderes zu denken.
Das gestaltete sich schwierig, denn Markus benutzte jetzt zur Stimulation offenbar einen Vibrator mit rotierendem Kopf und Klitorisreizer.

Es erforderte ein Höchstmaß an Selbstkontrolle von Julia, jetzt nicht die Beherrschung zu verlieren.
Die Reizüberflutung machte ihr zu schaffen, aber es war ein angenehmes Gefühl, sich dem hinzugeben.

Es war genau das, was Julia wollte. Und es gab nur noch eine Steigerung: Zwei weitere Männerhände!
Julia erschrak beinahe über diesen Gedanken, aber sie hatte das schon erlebt – mit Markus und Luc Besson.
Nur dass sie diesmal viel entspannter bei der Sache war. Entspannt? Nein, so konnte man diesen Grad an Erregung nicht nennen.

Julia wusste, das Herauszögern des Orgasmus bewirkte nur, dass sie später einen umso heftigeren erleben würde. Sie war bereit dafür…

Nach einer Stunde hielt sie nichts mehr, egal, was die Zofe und der Herr sagten – sie bäumte sich auf, durfte sich nicht laut artikulieren, unterdrückte den Schrei – aber in ihr explodierte alles, jede Zelle war in Erregung.

Es ging in Wellen durch ihren gestreckten Körper – Nachbeben nach einem Erdbeben.
Dafür gab es keine Richter-Skala, aber es war bestimmt eine Zehn gewesen…

Julia spürte kaum, wie ihr die Fesseln abgenommen wurden, wie man sie weiter streichelte und küsste.
Ihr Mann wollte zu seinem Recht kommen, drang in sie ein, bescherte ihr einen weiteren Orgasmus.
Amy lag neben ihnen, befriedigte sich mit einem Dildo selbst…

Am nächsten Morgen das Kontrastprogramm. Es war nur Kunstblut und die Leichen Statisten, aber Julia stolperte, rannte durch die Kulissen, wahnsinnig vor Sorge um ihre Schwester.

Drei Araber mit Knüppeln und Dolchen stellten sich ihr in den Weg, sie rannte in eine Seitengasse, schneller als der Mob.
Hände zogen sie in einen Hauseingang, der sofort wieder verbarrikadiert wurde. Sie fand ihre Schwester, die wimmernd in einem Versteck lag.

„Woher dieser Hass, wir haben doch Jahrzehnte friedlich nebeneinander gelebt?“ sagte eine alte arabische Frau und legte den Arm um die Jüdin.

Eine Frage, auf die man auch 2015 noch keine Antwort gefunden hatte…

Anais wiegte ihre kleine, in Tränen aufgelöste Schwester im Arm. „Wir müssen hier weg, Leah!“

Und ihr Weg führte sie nach Deutschland, nach dem Taumel der 20er Jahre steuerte man dort in die Katastrophe – aber das ahnte zu diesem Zeitpunkt niemand…

Steven Spielberg beharrte auf die zehnminütige Eingangssequenz des Films, alle Bemühungen von David Russell scheiterten, ihn herunter zu handeln.

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********mann Mann
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Er wusste, bei „Saving Private Ryan – Der Soldat James Ryan“ hatte es ein halbstündiges Gemetzel gegeben, die Landung der Alliierten in der Normandie 1944.

Aber das hier war etwas Anderes, eine politische Botschaft: Seht her, die anderen haben damit angefangen, nicht die israelische Armee sind die Bösen, die auf steinewerfende kleine Jungs in Gaza schießen.
Man lief Gefahr, bei diesem Film alle arabischen Staaten gegen sich zu haben.
Auch wenn die Hauptzielgruppen andere waren, normale Kinogänger in den USA und Europa…

Julia war Amy und Markus dankbar dafür, dass sie ihr diesen Abend vorher und nicht nach den Dreharbeiten geschenkt hatten. Ihre Knie waren wie Pudding.

‚Unglaublich, was Menschen anderen Menschen antun können!‘

Und die aktuelle Realität im Nahen Osten würde sie bereits in zwei Tagen kennen lernen – denn die Karawane zog nach Osten.
Zur geschichtsträchtigsten Stadt dieser Erde. Nicht einmal Rom konnte Jerusalem in dieser Hinsicht das Wasser reichen, denn es gab nur eine Stadt, die allen drei monotheistischen Religionen heilig ist.

Die Produktion hatte sich nicht lumpen lassen, man zog im King David Hotel ein, aus dem einfachen Grund:
Steven Spielberg wollte nicht nach Ost-Jerusalem ins American Colony.

Viel Zeit blieb nicht, den Luxus zu genießen, denn es waren Dreharbeiten in Beit Shemesh angesetzt, einer Ortschaft östlich von Jerusalem.

Die britische Mandatsverwaltung für Palästina wollte die Einwanderung von Juden begrenzen, weil man zu Recht Probleme mit den Arabern befürchtete.

Die beiden jungen Frauen konnten allerdings nachweisen, in Palästina geboren zu sein, so dass sie die Stempel erhielten.
Der Hinweis auf die Judenverfolgung im Deutschen Reich interessierte den englischen Paragrafenreiter nicht, davon hatte er noch nichts gehört.

Anais und Leah wandten sich in ihrer Verzweiflung an eine zionistische Organisation, die ihnen half, Fuß zu fassen.
Man schickte sie von Jerusalem in eben jenes Beit Shemesh.

Julia und Natalie mussten Oliven pflücken und Unkraut hacken, bis ihre Hände zerkratzt waren und die Rücken schmerzten.
So wie es den beiden jungen Frauen 76 Jahre zuvor ergangen war. Erst dann war David O. Russell zufrieden und rief „Cut!“

Die beiden Schwestern kuschelten sich abends völlig erschöpft aneinander.

„So habe ich mir unsere Rückkehr nicht vorgestellt“, seufzte Natalie als Anais.

„Was würdest du denn gerne tun?“ fragte die kleine Schwester – wobei man sich manchmal fragte, wer den nun die kleine und wer die große Schwester war.

Natalie Portman war kleiner und zierlicher als Julia. Im Zwielicht sah man auch den Altersunterschied von zehn Jahren zwischen beiden Schauspielerinnen nicht mehr.

„Ich würde gern schreiben – als Journalistin oder Schriftstellerin. Darüber berichten, dass hier vielleicht etwas Neues entsteht…“ schwärmte Anais.

„Etwas Neues?“ fragte ihre Schwester.

„Ja, eine Heimstätte für alle verfolgten Juden!“

„Leider ist das Land schon vergeben, lass‘ uns schlafen!“

Die beiden Schwestern wechselten ins Kibbuz Ramat Rachel südlich Jerusalems, das bereits 1929 einmal zerstört worden war und zwei Mal wieder Frontlinie werden würde, was 1939 niemand ahnen konnte…

Anais schrieb sich an der Hebräischen Universität Jerusalem auf dem Skopus-Berg ein, während ihre jüngere Schwester bei archäologischen Ausgrabungen in Ramat Rachel half und um ein gutes Verhältnis zu den arabischen Nachbarn in Bethlehem bemüht war…

Markus wäre nicht er selbst gewesen, wenn er nicht am frühen Abend nach den Dreharbeiten wieder einmal für ein Kontrastprogramm der besonderen Art gesorgt hätte.
Sie saßen vor einem Café in Jerusalem, nicht weit entfernt vom King David Hotel.

„Lust auf ein kleines Spiel, Jule?“ grinste er über den Bistro-Tisch.

Wenn der Mann schon so anfing…Hatten sie nicht vereinbart, keine BDSM-Spielchen am hellichten Tag in der Öffentlichkeit?
Andererseits hatte er Julia auch neugierig gemacht.

„Wo ist eigentlich Amy?“

„Bitte keine Gegenfragen! Aber wenn du es unbedingt wissen willst: Sie macht Telefonsex mit Tom!“

„Sie macht was?“ flüsterte Julia mit hoch gezogenen Augenbrauen über den Tisch.

„Na, ja, Videochat, Tom befiehlt und sie muss folgen. Er sieht es auf seinem Bildschirm…Bist du bereit, mir in fünf Minuten deinen Slip zu überreichen, Jule?“

Julia pustete tief durch, trank noch einen Schluck Kaffee. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte, gleichzeitig erregte es sie.
Markus sah, wie seine Frau mit sich kämpfte.

„Wenn du nicht willst, auch kein Problem, dann in zwei Stunden die ‚Shades-Of-Grey‘-Nummer im Hotel!“ sagte er leise, aber es klang wie eine Enttäuschung.

Julia stand auf, ging zur Toilette, kam nach drei Minuten wieder und überreichte ihm den zusammen geknüllten Slip in der Faust, den Markus sofort in einer Tasche verschinden ließ.

Keine Sekunde zu früh, denn die Kellnerin fragte auf Englisch nach den weiteren Wünschen.

Die Sonne ging über den Hügeln im Westen unter, Zeit für einen Cocktail, wie Markus befand.
Julia war jetzt ganz im Spiel-Modus und nickte dazu.

„Fünfzehn Minuten Zeit, um eine Gespielin für die Nacht zu besorgen! Selbst wenn du es nicht schaffst, Jule, wird die Bestrafung später milde ausfallen!“

Julia sog am Halm der aus dem Cocktailglas ragte, um sich Mut anzutrinken.
Sie nickte wie ferngesteuert, hinterfragte die Wünsche ihres Göttergatten nun nicht mehr.

Die Erste, die sie ansprach, war eine hübsche Einheimische mit langen braunen Locken.

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„Wir bringen Sie dahin!“

Sie wollte aufbegehren, aber die Männer wirkten so entschlossen, dass sie in den Nissan einstieg.

„Seitdem ein Dschihadist einen Pick-Up in eine Straßenbahnhaltestelle gelenkt hat, fahren wir auch in Zivil Streife. Wir rechnen nicht damit, dass nachts etwas passiert, aber sicher ist sicher, Miss Johannsen! Sie sind allein hier in Israel?“

Das ging die Polizisten zwar nichts an, aber Marit wollte nicht undankbar erscheinen und sagte, ihre Freundin, die mit gebucht hatte, sei leider krank geworden.

„Seien Sie in Zukunft vorsichtiger und rufen Sie ein Taxi, gute Nacht, Miss Johannsen!“

„Vielen Dank, gute Nacht!“ sagte Marit, wusste aber im gleichen Augenblick, dass letzterer Wunsch Quatsch war, denn die Nachtschicht der beiden Männer dauerte sicher noch ein paar Stunden.

Die Dreharbeiten zu „The Life Of Leah Levni“ gestalteten sich schwierig und vor allem zeitraubend.
Man drehte morgens die Szenen, wie es zum ersten Zerwürfnis zwischen den beiden Levni-Schwestern kam.

Anais lauschte an einem alten Radio an einem Nachmittag im Mai 1948 den Worten David Ben Gurions, dass man nun den Staat Israel gegründet habe als Heimstätte für alle Juden.

Anais entrollte eine blau-weiße Fahne mit einem Davidsstern und hängte sie aus dem Fenster.

„Endlich!“ rief sie ihrer Schwester zu. „He, du freust dich ja gar nicht, Leah!“

„Da nicht gleichzeitig auch ein palästinensisch-arabischer Staat gegründet wurde, bedeutet es Krieg – und zwar so lange Krieg, bis dies geschehen ist!“ sagte sie verbittert.

Es dauerte nicht lange, bis die erste Granate einschlug…

„Cut!“ rief David O. Russell. „Alle in die Autos zum Filmgelände in Tel Aviv!“

Dort standen die Kulissen, die das zerstörte Haus mit der Wohnung der Schwestern verkörperten.
Zum Glück sind die Entfernungen in Israel nicht groß.

Die jordanische Artillerie hatte sich eingeschossen. Die Einschläge kamen immer dichter.

„Wir müssen fliehen, Leah!“ – „Wieder einmal“, seufzte die Angesprochene.

Sie kamen gerade bis zum Keller, da stürzte das Haus nach einem Volltreffer ein.

Die beiden Schauspielerinnen Natalie und Julia husteten, da man sie mit Staub und Trümmerteilen bedeckt hatte.

Wie durch ein Wunder blieben die Schwestern bis auf ein paar Schrammen unverletzt.

Jetzt war wieder einmal guter Rat teuer. Blieb nur der Weg nach Beit Shemesh, wo sie noch Bekannte hatten.
In den Wirren des Unabhängigkeitskrieges gelangten sie auf Umwegen dahin, mussten sich manchmal in den Straßengraben werfen, wenn eine jordanische Militärkolonne näher kam…

Julia und Markus promenierten entlang der King David Street, hatten auch schon einen Abstecher in die Altstadt gemacht mit den vier Vierteln.

Julia blieb vor dem Schaufenster eines Juweliers stehen, der Touristennepp in der Altstadt hatte sie nicht interessiert.
Kurz entschlossen ging sie hinein und zeigte auf ein Kettchen mit einem goldenen Kreuz.

Markus blickte seiner Frau über die Schulter, sie ihn erwartungsvoll an. Er handelte den Preis etwas herunter und legte seiner Frau die Kette um den Hals.

„Hast du deine Religiosität wieder entdeckt, Julia? Ich meine ja nur, wegen dem Kreuz…“

Markus zuckte entschuldigend mit den Schultern. Er wollte ihr keineswegs zu nahe treten.

„Mit einem Mal wurde mir klar, wo ich hier überhaupt bin, Markus. Diese ganze Atmosphäre – voller Spiritualität, spürst du es nicht auch?“

Nein, Markus spürte es nicht. Eine Stadt mit langer Geschichte – mehr war es für ihn nicht.

Julia wäre jetzt am liebsten in eine der Kirchen gerannt, um noch mehr von dieser Spiritualität aufzunehmen – doch dazu kam es nicht…

Plötzlich stand die Gespielin von letzter Nacht vor ihnen. Marit senkte verlegen den Blick.

„Ob ihr’s glaubt oder nicht – es ist wirklich Zufall…Ich bin euch noch eine Erklärung schuldig…“

Es brannte ihr auf der Zunge, Markus zu sagen, sie habe sich ich ihn verliebt, aber das hätte sie nicht einmal getan, wenn seine Frau nicht dabei gewesen wäre.

Julia sah das viel lockerer. „Weißt du was, Marit? Komm‘ doch nachher einfach ins King David, plantsche mit uns im Pool – okay?“

Sah die andere denn nicht die Gefahr? Spürte sie nicht, was in ihr vorging?

„Danke! Ich hole die Badesachen in meinem Hotel, bis dann!“ sagte sie und verbarg ihre Aufregung hinter einem Lächeln.

„Sag‘ der Security, du bist von uns eingeladen!“ Markus winkte der Davoneilenden hinterher.

Marit befolgte den Rat der Polizisten in Zivil und nahm ein Taxi, obwohl es noch heller Tag war.
Die Temperaturen waren frühlingshaft warm, dennoch würde kein Israeli bei 22 °C ins Wasser springen – die Gäste aus dem Norden sehr wohl.

Markus fragte seine Gattin, ob sie einen Cocktail oder ein Wasser möchte, da schlenderte Marit Johannsen am Beckenrand entlang.

„Mach‘ den Mund wieder zu, Markus, du hast sie doch schon mit weniger Kleidungsstücken gesehen“, kicherte Julia, der immer noch nicht dämmerte, warum die Norwegerin wieder aufgetaucht war. Dabei hatte sie sonst einen siebten Sinn dafür.

Der blaue Bikini, nicht zu knapp aber auch nicht zu altmodisch geschnitten, stand der Blondine ausgesprochen gut, musste Julia zugeben.

„Die sind hier aber sehr genau“, seufzte Marit, bevor sie sich auf einen Rattanstuhl setzte.

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