Auch wenn ich nicht mehr zur eigentlichen Zielgruppe gehöre, möchte ich meinen Senf dazugeben, wenn ich darf.
Ich bin dann mal so frei
Ich war, seitdem ich bei meinen Eltern mit 18 auszog, bis auf 3 Jahre Single, ansonsten immer in festen Beziehungen. Immer berufstätig, trotz zweier Kinder,
Hauptverdiener, da wesentlich besserer Job als meine beiden Ehemänner und alle Dinge wie Kindererziehung und Haushalt oblagen mir alleine, weil beide Ehemänner ebenfalls jeweils direkt mit mir zusammenzogen, aus dem Elternhaus, ohne vorher auch nur eine geringe Zeit als Single, selbstständig und autark gelebt hatten. Und so erzogen waren, wie man das sich nicht wirklich wünscht. Ich hatte also dementsprechend nie einen Partner , der mich unterstützte, sondern eher ein drittes, bzw. viertes Kind an den Hacken. Und ich hatte es versäumt, in meiner anfänglichen Verliebtheit, sie sozusagen dazu zu ermuntern ( erziehen wäre hier zwar angebrachter, klingt mir aber zu dominant). mir tatkräftiger Partner zu sein.
Schuld eigene, würde ich mal sagen.
In die 3-Jahresphase meines Singledaseins bin ich dann auch nicht freiwillig gegangen, sondern "gegangen worden" besser gesagt, geschubst und das mit Vollkaracho, aus heiterem Himmel aiso, als mich mein damaliger Gatte wegen einer 17 Jahre jüngeren Frau verließ.( Ich gebe mir daran genau so viel Schuld wie ihm, nebenbei erwähnt).
Und da stand ich dann da, völlig hilflos, allein in einer Millionenstadt, ohne Freunde, da neu hier und ohne soziales Auffangnetz. Ich hätte nie vermutet, nachdem ich 26 Jahre lang in den 2 Ehen gelebt hatte (Übergang von der einen Beziehung in die andere war nahtlos), dass man wirklich so hilflos sein kann, wenn man sich so viele Jahre auf Partnerschaft verlassen, um nicht zu sagen, ausgeruht, hat. Auch wenn diese Partnerschaft keine wirkliche war, wie ich aber erst im Nachhinein feststellte...
Plötzlich waren hunderte Partnerrituale, die das tagtägliche Leben bestimmten, auf einen Schlag futsch. Man ist ja schon irritiert, wenn eines sich ändert, aber alle gleich auf einmal, war ein Absturz ins Bodenlose.
Am Tag, als mein Mann, auszog, bin ich mit meinen Kindern einkaufen gefahren, damit sie und ich nicht sahen, wie ihr Vater mit den Koffern zu seiner Geliebten zog.
Als ich die Einkäufe einladen wollte, ins Auto, war ich, man glaubt es kaum, NICHT dazu fähig. Ich stand dämlich vor dem Auto und wußte nicht, wie ich das Zeugs alle gescheit im Kofferraum verpacken sollte und heulte hemmungslos, bis mein damals 18-jähriger Sohn das in die Hand nahm. Und meinte, er würde diese "Aufgabe" nun übernehmen.
Nein, ich mußte das selber hinkriegen, wurde mir klar.
ALLES, was bisher die Aufgabe des Partners in der Beziehung war. Und das war
gar nicht soviel wie ich in diesem Moment dachte...
Und ich bekam es hin, Stück für Stück eroberte ich mir meine Selbstständigkeit,
und ich wurde autark. Vielleicht war ich es sogar schon in meinen Beziehungen,
aber das sah ich nicht so. Es war ja immer jemand da, wenn ich heimkam, ich fühlte mich zwar nicht entlastet, aber "beschützt". Und natürlich auch geliebt.
Das erste Jahr hasste ich es, abends und am Wochenende alleine zu sein (Sohn war mittlerweile auch ausgezogen und lebte in einer anderen Stadt, 500 km entfernt.
Wenn ich Paare am Wochenende gemeinsam beim Einkaufen sah, kriegte ich immer einen Kloß im Hals, weil sie das noch hatten, dieses "Gemeinsame" und ich nicht.
Dann entdeckte ich den Joy und lernte Freunde und YES-Strike
auch Liebhaber kennen. Und wollte erst mal keine feste Beziehung mehr in meinem Leben, nachdem ich mir unter seelischen Schmerzen meine Freiheit und Selbstständigkeit erobert hatte.
Es begann für mich die aufregenste Zeit meines Lebens, als ich mich endlich mit meinem Single-Dasein angefreundet hatte. Hätte nie gedacht, dass man sich so darüber freuen kann, nach Hause zu kommen, keiner will was von Einem, man kann kommen und gehen, ohne Rechenschaft über irgendwas ablegen zu müssen,
kann sich seine Freizeit gestalten, tun und lassen was man will und wie man will und all die hunderte von Partnerritualen hatte ich durch meine eigenen ersetzt
.
Ich begann dann eine Affaire mit einem verheirateten Mann, ein Part-Time-Lover also,
wo man nur die Rosinen-Seiten des jeweiligen anderen zu Gesicht bekam und genoß es. Etwa 1 Jahr lang, ich blieb ja "Quasi-Single" und sah ihn nur alle 6-8 Wochen für wenige kurze, gestohlene Stunden.
Bis- ja bis ich eines Tages immer mehr Sehnsucht nach einem neuen, festen Partner bekam.
Man könnte jetzt sagen : Dumm geboren - Dumm gestorben und dazwischen nix dazu gelernt (was ein prima Grabsteinspruch für später ist).
Tja und das konnte mir mein Lover natürlich nicht erfüllen, dazu war die Liebe zu einseitig.
Ich empfand meinen Single-Status nun mehr nicht mehr als Freude, sondern wieder als Last. Auf der anderen Seite waren da aber die Vorteile des Single-Seins.
Und ich saß in der emotionalen Zwickmühle - konkret suchen wollte ich nicht,
denn wer krampfhaft sucht, der strahlt dass auch aus und die Männer fliehen einem dann. Logisch.
An Angeboten für Sex mangelte es nicht, dazu bietet der Joy einem zu viele Gelegenheiten und als so ganz potthäßlich empfand ich mich nun auch nicht, als dass es daran hätte scheitern können. Aber das alleine reichte mir eben nicht mehr, ergo endeten so ziemlich alle Dates spätestens dann, wenn es zur Sache ging. Und ich komplimentierte meine potentiellen Sexpartner wieder aus meiner Wohnung, bevor es zum Sex kam.
Aber wie das Leben so spielt, begegnete mir dann hier ein Mann, der sich für mehr als bloß Sex mit mir interessierte, mit dem ich so viele neue Träume von Zukunft und gemeinsamen Leben träumen konnte und wir verliebten uns. Der auch schon 6 Jahre Single war und sich eine neue, feste Beziehung wünschte.
Und damit war dann meine Single-Zeit beendet.
Ich glaube, man muss immer abwägen, was genau man will und was genau man bereit ist, aufzugeben, wenn man vom Single-Dasein in eine Beziehung geht.
Und ich glaube, es gibt zwei Arten von Menschen.
Die Einen sind glücklich und zufrieden, mit dem, was einem das Single-Dasein bietet und wägen für sich ab (und das haben viele hier ja sehr glaubhaft und überzeugend geschildert, wie ich finde),
dass es ihnen nicht Wert ist, dafür die von ihnen gelebten Vorteile einzuschränken.
Und die Anderen finden ihre Erfüllung in Partnerschaft.
Natürlich habe ich mich gefragt, bin ich beziehungssüchtig und unfähig alleine zu leben. Aber da ich es ja 3 Jahre (erst mit Ach und Krach, dann mit Genuss) hinbekommen hatte, war ich nicht der Meinung, ich sei unfähig, alleine zu leben.
Aber glücklich auch nicht mehr.
Ich habe übrigens die These, dass es viele männliche Menschen gibt , die übergangslos, ohne mit dem vorherigen abzuschließen, sofort in eine andere Beziehung gehen, so wie ich das in meiner Jugend auch getan habe. Und das es viel mehr Frauen als Männer gibt, die ihr (meist mühsam erobertes) Single-Dasein um keinen Preis wieder missen möchten, wenn sie sich erst mal aus einer Beziehung freigestrampelt haben. Jedenfalls haben das meine beiden Ehemänner getan,
nach unserer Trennung und auch viele Männer aus meinem Bekanntenkreis, wenn ihre langjährigen Beziehungen scheiterten, da war keiner länger als 1-2 Monate Single.
Ich weiß nicht, ob dies tatsächlich so ist, dazu müsste man wissen, wie sich geschlechterspezifisch der Single-Status auf Männlein und Weiblein verteilt und
aus welchen Beweggründen man Single ist.
Frauen lecken auch, glaube ich, länger ihre Wunden, wenn sie eine schmerzhafte Trennung nach langjähriger Beziehung erlebt haben und lassen sich nicht so schnell wieder auf was Neues, festes ein.
Aber ich stelle mir vor, dass die Männer von heute wesentlich
selbstständiger sind, was z.B. Haushalt und Selbstverpflegung angeht, als noch vor 20 oder 30 Jahren. Und daher der Trend bei männlichen Singles dazu geht,
ebenfalls diesen Status beizubehalten. Weil er ihnen mehr Vorteile bietet, als eine
Beziehung.
Heute bin ich wieder, seit 4 Jahren in einer festen Beziehung, als Wiederholungstäterin
auch verheiratet
. Und ich bin glücklicher als in den vorherigen Ehen.
Vielleicht auch, weil ich jetzt den Unterschied von richtiger "Partnerschaft" zu
"Schein-Partnerschaft" kennengelernt habe.
Und ich habe die Sicherheit, dass, wenn ich eines Tages wieder Single werden sollte,
aus welchen Gründen auch immer, auch das wieder hinkriegen werde.