Hallo zusammen,
das Thema spricht mir aus der Seele und war nun letztlich auch der Grund weshalb ich mich hier angemeldet habe, da ich mich persönlich davon betroffen fühle - zumindest im Ansatz, da ich nicht weiß, ob und inwiefern überhaupt etwas "tieferes" oder gar eine Beziehung daraus entstehen kann oder wird...
Fakt ist, ich komme aus einer langjährigen (über 10-jährigen) monogamen Beziehung und bin nun seit ein paar Monaten Single. Zumindest war ich monogam, was ich von meinem ehemaligen Partner leider nicht behaupten kann - aber das ist eine andere Geschichte. Zudem wurde ich recht religös und nach "klassischen" (gesellschaftlich anerkannten?), ja eigentlich recht stringenten, Wertvorstellungen erzogen. Die vergangene Beziehung war ebenfalls von diesen Einflüssen stark betroffen. Mit Polygamie und all den anderen "sexuell ausschweifenderen Dingen" hatte ich daher wenig bis gar nichts zu tun. Das heißt jedoch keineswegs, dass ich irgendwas in irgendeiner Form verurteile oder mir ein Urteil darüber erlauben möchte! Im Gegenteil - grundsätzlich versuche ich es stets zu vermeiden, über andere Leute zu urteilen. Denn ebenso wenig möchte ich für mein Verhalten, meine Ansicht, mein Sein ver- oder beurteilt werden. Außerdem finde ich, das Leben ist zu kurz und zu schön, um sich selber mit Engstirnigkeit einzuschränken, auch wenn das viele in einem Bekannten-, Freundes- und Familienkreis anders sehen oder nicht verstehen können. Dennoch bitte ich zu entschuldigen, falls ich mich hier etwas unbedarft zu dem Thema artikulieren sollte. Ich möchte damit keinesfalls irgendjemandem auf den Schlips treten, vielmehr liegt es dann an meinem Unwissen!
Fakt ist, ich habe einen Mann kennengelernt, der Verfechter der Polygamie ist. Über die Detail-Begrifflichkeiten und was er darunter genau versteht oder wie er es auslebt, kann ich im Detail jedoch noch nicht all zu viel sagen. Das gilt es im Laufe der Zeit noch zu klären. Ich weiß aber soviel, dass, sofern er sich in einer Beziehung befindet, die Sexualität mit anderen Personen gemeinsam mit seiner Partnerin auslebt bzw. ausleben möchte. Völlig darauf verzichten würde er nicht, da er auch zu "schwanzgeil" sei. Demnach kommt auch Bi-Sexualität hinzu.
Wir haben uns online kennen gelernt, wohnen jedoch einige Kilometer auseinander. Dennoch fanden wir uns beide wohl so interessant, dass wir uns zumindest einmal treffen wollten und es auch getan haben. Was soll ich sagen - ich fand das Treffen toll, ich finde den Mann toll. Er ist offen und ehrlich, mal fordern, mal einfühlsam. Trotz einer nicht von der Hand zu weisenden sexuellen Anziehung zwischen uns, fand bei dem Date aber nichts Sexuelles statt. Und würde seine Lebensweise, seine sexuelle Neigung, nicht so sehr meinen eingebleuten und seit Jahren gelebten Wertvorstellungen widersprechen, würde ich sagen er wäre ein Mann, mit dem ich mir eventuell mehr vorstellen könnte. Doch auch er sieht hierin und auch in meinem sehr ausbaufähigen Selbstwertgefühl die Hauptproblematik.
Der Mann scheint aber etwas in mir auszulösen. Ich fange an über Dinge nachzudenken, über die ich früher keinen Gedanken verschwendet hätte. Ich fange vorallem auch an über mich selber und mein Sein nachzudenken und manches in Frage zu stellen (was auch dringend notwendig ist). Er stimuliert mich sexuell, nur durch seine bloßen Ausdruck, die Art wie er kommuniziert, durch die Offenheit und Ehrlichkeit, die er mir entgegenbringt.
Nach einigen Wochen mehr oder weniger Funkstille haben wir nun wieder etwas häufiger Kontakt und haben beschlossen uns nochmal zu treffen. Offenbar scheine nicht nur ich an ihm Interesse zu haben, sondern auch er an mir. Ob dies nun rein sexueller Art ist, kann ich sehr schwer beurteilen. Er erwähnt hin und wieder, dass er meine Art sehr interessant findet und mich, es spannend findet, mich kennen zu lernen, zu sehen wie ich auf manche Dinge reagiere, wie ich auch mal über mich hinaus wachse. Das es zum Sex kommen wird, bei dem Treffen, steht für uns beide fest. Dennoch stelle ich mir immer und immer wieder die Frage, ob ich - im Falle einer Beziehung oder auch einer Affäre - mit seiner sexuellen Ausrichtung klar kommen könnte und dies auch wollte. Ich war und bin bisher immer sehr eifersüchtig gewesen - wie sich herausgestellt hat, wurde die Eifersucht auch mit Fakten begründet. Abgesehen davon, habe ich mich aber auch inzwischen viel mit dem Thema Eifersucht auseinander gesetzt und bin zu dem Schluss gekommen, dass vieles in mir selber begraben liegt und ich das aufzuarbeiten habe! Die Frage ist aber, wenn einer von Beginn an offen und ehrlich mit allem umgeht, ich an mir selber, an meinem Selbstbewusstsein, arbeiten möchte, werde und muss, und wir an einer absolut ehrlichen Kommunikation arbeiten und festhalten, ob es nicht doch eine Möglichkeit geben könnte, einen gemeinsamen Weg zu finden. Im Moment könnte ich es mir noch nicht vorstellen, mit einem Partner und einer weiteren Person oder auch mehreren Personen sexuell aktiv zu sein, möchte dies aber auch nicht kategorisch ausschließen. Vielleicht mache ich mir aber auch einfach zuviele Gedanken darüber und sollte es einfach auf mich zu kommen lassen?! Vielleicht fasziniert er mich aber auch nur deshalb, weil es völlig dem widerspricht, was ich bisher gelebt und gekannt habe?!