Was ist eurer Meinung nach die Motivation und was sind die Gründe, warum jemand fremdgeht und seinen/ PartnerIn lieber anlügt anstatt die Wahrheit zu sagen?
Da gibt es viele, kommt auf den jeweiligen Menschen an.
paar Fremdgehgründe: man will neue Heut spüren, man will neue Sexpraktiken ausprobieren, man sucht Selbstbestätigung und will den eigenen Marktwert testen, man fühlt sich einsam/vernachlässigt, man will dem Partner eins reinwürgen, man findet den anderen geil und will ihm näher kommen, man hat sich in den anderen verliebt und will ihm näher kommen...
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paar Verheimlichungsgründe: man ist zu feige, sich mit dem Partner auseinanderzusetzen, man ist zu bequem, sich mit dem Partner auseinanderzusetzen, man hat keine Lust auf Stress, man liebt den Partner und will nicht, dass er einen verlässt, man will die Basis der Familie nicht zerstören (oft hängen da ja noch Haus und Kinder dran), man findet Heimlichkeit spannend...
Wären Ehrlichkeit und Offenheit gegenüber dem Partner/in eine Lösung ?
Oder ist es gerade das Unehrliche und Heimliche was den Reiz ausmacht beim Seitensprung ?
Ich bin ein Freund von Ehrlichkeit und sehe mangelnde Aufrichtigkeit in den allermeisten Fällen als ziemliche Charakterschwäche an. Ich wäre also i.d.R. für Offenheit. Damit gibt man dem Partner die Chance, Entscheidungen zu treffen und entmündigt ihn nicht, indem man ihn dumm hält und über seinen Kopf hinweg Entscheidungen trifft ("er hat bei mir zu bleiben, deswegen sage ich ihm nichts", "ich will Fremdgehen können, deswegen gebe ich ihm keine Möglichkeit, auf Monogamie zu bestehen"). Und ausserdem können Ehrlichkeit und zusammen gelöste Probleme die Partner manchmal auch zusammenschweißen.
Allerdings komme das auch auf den Partner an - manche wollen ja gar nicht wissen, wenn sie betrogen werden und manche können auch nicht damit umgehen. Wenn Ehrlichkeit dem Partner mehr schadet, als hilft, dann ist sie kontraproduktiv... Nur mit Unehrlichkeit aus Bequemlichkeit, Feigheit, etc. kann ich nichts anfangen.
Wenn gerade das Unehrliche und das Heimliche den Reiz ausmacht, finde ich das bedenklich. Das würde nämlich bedeuten, dass der Vertrauensbruch nicht einfach nur eine unschöne Nebenfolge ist, sondern dass es
gerade darauf ankommt... Man findet es geil, den Partner unwissend zu halten und zieht daraus Lust. Aus der misslichen Lage, in der der doch angeblich geliebte Mensch steckt. Unfairness ist da kein notwendiges Übel, sondern positiv. Naja... Von solchen Menschen halte ich mich lieber fern.
Gibt es eine Lösung aus dem Fremdgehen rauszukommen oder ist es ein Teufelskreis, der nur Opfer fordert ?
Kommt darauf an, wie die Umstände sind...
Sind die Betrogenen Opfer oder Mittäter?
In den meisten Fällen eher Opfer. Es wäre natürlich bequem, wenn man dem Betrogenen noch eine Mitschuld reindrücken könnte, dann steht man als Betrügender nicht als der Alleinschuldige da, aber so einfach ist es eben nicht immer. Betrug kommt vor, ohne dass der Betrogene etwas "angestellt" hat und auch wenn er dazu beigetragen hat, dass es in der Partnerschaft nicht gut läuft, bedeutet es ja nicht, dass er es verdient hat, deswegen gleich betrogen zu werden. Von einer Mitschuld oder Mitverantwortung würde ich in den allerwenigsten Fällen ausgehen.
Wie würdet ihr damit umgehen wenn in eurer Beziehung der mehrmalige Seitensprung bzw. eine längere Affäre ans Tageslicht kommt?
ONSs sehe ich als unproblematisch an, kürzere Affären kann man auch klären. Ich bin da kein radikaler Typ á la "jeder Betrug = Beziehungsaus".
Bei langen Affären, die evtl. sogar über Jahre gehen oder sehr häufigen Seitensprüngen würde ich meinen Partner aber vermutlich rausschmeißen. Um sowas über längere Zeit hinweg durchzuziehen, bedarf es - in meinen Augen - entweder einer besonderen Skrupellosigkeit oder ganz viel Feigheit. Da ist mE zu viel Egozentrik im Spiel. Und da wären mein Vertrauen und mein Respekt nun mal dahin...
Ich bin in leichten Betrugsfällen eher locker, aber in krassen Situationen wäre mir der Betreffende es nicht wert, mit ihm an der Beziehung zu arbeiten, denn wer meine Interessen so sehr mit Füßen tritt, dass er mich ständig massiv hintergeht, der eignet sich für mich einfach nicht als Partner.
Und dann ist es wohl sogar besser für ihn, wenn ich die Beziehung beende... eine Alternative wäre nämlich, dass ich die Beziehung aufrecht erhalte und mal teste, wieviel Verachtung und Zurückweisung er aushält, bevor er aus Gründen des Selbstschutzes von sich aus geht. *fg
Und ich wäre enttäuscht, dass er mir nicht vorher was gesagt hat. Denn i.d.R. bin ich ein Mensch, mit dem man reden kann - sowohl i.S.v. "ich hätte mal Lust, mit einer anderen Frau ins Bett zu gehen", als auch i.S.v. "ich habe Dich betrogen und möchte mich aber nicht von Dir trennen". Der Bereich, in dem man nicht mehr mit mir reden kann, weil der Vertrauensbruch schon zu gravierend ist, kommt ja erst später...
So allgemein kommt es aber auch darauf an: Wenn ich es von ihm erfahre, ist es eher gut. Wenn ich es anderweitig erfahre, ist es eher schlecht. Wenn er die Seitensprünge nur verschwiegen hat - naja. Wenn er mich aktiv belogen und vielleicht sogar noch auf Alibis zurückgegriffen hat - schlecht. Wenn er in der Lage ist, Verantwortung zu übernehmen, versteht, dass ich verletzt bin und den Ball flach hält - gut. Wenn er sein Handeln relativiert und meint, ihm stünde gefälligst eine zweite Chance zu und ich solle mich nicht anstellen - schlecht.
Wie würdet ihr damit umgehen wenn ihr rausbekommt, das eure beste/r Freund/in von ihrem Mann/FreundIn/Frau betrogen wird ?
Ihm/Ihr reinen Wein einschenken, wenn ich weiß, dass er/sie sowas wissen wollen würde. Erstens weil ich nicht möchte, dass meine Freunde weiter hintergangen werden - ich fände es unfair und unloyal von meiner Seite, wenn ich den fremdfickenden Partner decken würde. Und zweitens weil ich selbst mir ja auch wünschen würde, dass man mir bescheid sagt, wenn es mal mich trifft... also warum soll ich nicht das leisten, was ich selber will?