Das mit dem Stolz sein kann ich vielleicht erklären:
(Achtung, Amateurpsychologie)
Üblicherweise ist man stolz auf etwas, das den eigenen Selbstwert hebt (in den eigenen Augen), das einem Anerkennung verschafft (in den Augen anderer). Ich nehme stark an, dass das mit dem Belohnungssystem im Hirn zu tun hat - Dopamin und so - aber genau weiß ich es nicht. Auf jeden Fall fühlt man sich gut.
Das sind Dinge, die entweder 1. man selbst oder 2. jemand einem Nahestehender (z.B. eigenes Kind) oder 3. sonst jemand, mit dem man sich identifiziert (Angehöriger derselben Gruppe, z.B. Nationalität)
a) aus eigener Kraft erreicht hat = immaterielle Dinge, Leistungen
b) oder besitzt = materielle Dinge. Wobei man üblicherweise auch diese wieder erreicht hat, analog zu a)
Je außergewöhnlicher und höherstehend im eigenen und gesellschaftlichen Wertesystem, desto größer ist das Gefühl des Stolzes.
Tja, das war es eigentlich schon. Stolz sein kann man demnach auf seine Karriere, auf ein besonderes Auto, auf ein Haus, das man gebaut hat, auf sein Kind (besonders, wenn es etwas tut, worauf man stolz sein kann, dann fallen 1. und 2. zusammen), auf eine hübsche Uhr oder ein Schmuckstück. Üblicherweise zeigt man den Gegenstand seines Stolzes auch, weil man ja damit Anerkennung erringen will, manchmal geht das bis zur Angeberei und sogar Arroganz.
Im Beziehungsbereich kann jemand stolz auf seinen Partner/seine Partnerin sein, weil diese/r besonders gut aussieht. Oder außergewöhnliche Leistungen bringt (z.B. im akademischen, sportlichen oder künstlerischen Bereich). Man "schmückt" sich quasi mit dem anderen und wertet sich damit selbst auf.
Man kann aber auch einfach stolz darauf sein, wie gut man als Paar zusammenpasst und harmoniert. Das ist zwar eigentlich keine eigene Leistung und somit nichts, worauf man stolz sein könnte, aber wohl ein besonderer Glücksfall. Ich müsste also zu meiner Beschreibung oben noch "besonderes Glück" hinzufügen.
So, und jetzt auf BDSM bezogen:
Ein Dom kann stolz sein auf seine hübsche sub (weil sie eben so hübsch ist). Oder auf andere Eigenschaften von ihr - Gehorsam, Tapferkeit bei Schmerzen usw.
Er kann aber unter Umständen auf sich selbst stolz sein: wenn er sie "gut erzogen" hat, darauf trainiert Schmerzen tapfer zu ertragen etc.
Eine sub kann stolz sein, dass sie so einen tollen Dom hat, dem sie dienen darf. Stolz kann aber auch bedeuten, dass sie auf sich selbst stolz ist - weil sie eben nicht alles für jeden macht, sondern nur ausgewählte Dinge für ausgewählte Doms. Stolz wäre hier also gleichzusetzen mit Entscheidungs- und Handlungsfreiheit, die in bewussten Entscheidungen gipfelt. Auch wenn dies bedeutet, die Kontrolle über sich selbst zu übergeben, und sie sich dazu überwinden muss. (Was wiederum bedeuten kann, einen Teil des Stolzes auf sich selbst aufzugeben, weil man so selbstbestimmt ist, und durch den Stolz, der aus der Fremdbestimmung
durch diesen einen besonderen Menschen entsteht, zu ersetzen.)
Es stimmt, dass es nicht einfach ist, Stolz und seine Herkunft zu beschreiben. Aber als Annäherung mag dieser kleine Exkurs genügen. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Gruß vom Drachen.