Freundschaften /6
Saxarba hatte sich bis zu den Schultern in die Fleischschüssel vertieft. Doch plötzlich zuckte sein Kopf hoch. Sein Schlangenhals ermöglichte es ihm ohne Probleme über seinen eigenen Rücken hinweg zur Tür zu schauen.
„Was hat er?“ wollte Margret wissen. Helena zuckte mit den Schultern „Keine Ahnung“.
Langsam drehte sich der kleine Drache um und richtete sich zu voller Grösse auf. Sein Schwanz zuckte unruhig hin und her wobei die Dornen an seiner Spitze Kratzer in die Tischplatte rissen. Als sich dann die Tür endlich einen Spalt öffnete stiess er ein leises Fauchen aus und stellte raschelnd seinen Nackenkamm auf. Wie gebannt starrten alle auf die Tür.
„Eine wundervolle Kreatur“. Erschrocken flogen drei Köpfe herum. Sinthoras stand lässig angelehnt im Schatten des Kühlschranks. „Und er hat Potenzial, auch wenn er noch recht klein ist. Aber das gibt sich sicher in den noch kommenden Momenten der Unendlichkeit“.
Margret griff sich an die linke Brust „Mein Fürst, Bitte“.
„Ich wollte nur sehen wie schnell er ist“. Sinthoras zog sich einen Hocker heran und setzte sich zu den anderen an den Tisch. „Und er ist beeindruckend schnell für eine Kreatur die zum Teil auch an eure Zeit gebunden ist“.
Dämon und Drache schauten sich in die Augen. Die Luft im Raum begann hörbar zu knistern.
`Was ist denn jetzt los? `
`Das ist mehr als wir jemals aufbringen können`
`Und dabei berühren sie sich nur freundschaftlich`
`Sind sie sich ebenbürtig? `
`Feuer und Feuer`
`Sie sind Gleich`
`Und doch verschieden`
`Wir müssen uns fern halten`
Wie in der Zeit eingefroren wirkte die Szene auf die Blondine. Und sie war Teil davon, konnte den Blick nicht abwenden, nicht einmal die Lider schliessen.
`Gebieter` wollte sie rufen. Aber auch das blieb nur ein flüchtiger Gedanke. Die Zeit stand für eine Unendlichkeit still.
Die Deckenbeleuchtung flackerte zuerst träge und erlosch schliesslich ganz.
Ein blassgelbes Licht erhellte die Küche plötzlich wie der Schein einer einzelnen Kerze und schreckte die schlanke Schönheit aus ihrer Starre.
„Mein Fürst, bitte“ Margret hatte einen Lichtkristall in der Hand „Yvonne bringt gerade Stefano in die Stadt zurück und ich kann das nicht reparieren“.
Helena richtete sich erschrocken auf „Wie lange…?“.
„Sie bleibt über Nacht im Hotel. Ich kann uns nichts kochen und bis morgen Früh ist der Kühlschrank…“. „Margret“ der dunkle Fürst ergriff die Hand seiner langjährigen Gefährtin „es ist alles in Ordnung“.
Helena war verwirrt. Erst dieser unendlich scheinende Augenblick. Dann fiel der Strom aus und Margret war so aufgeregt wie sie es von ihr niemals erwartet hätte. „Gebieter“ sprach sie ihren Fürsten an „Ich möchte nicht unhöflich erscheinen. Aber bitte, könnt ihr mir erklären was das war?“
Sinthoras stellte drei Gläser und eine Flasche mit einem handgeschriebenen Etikett auf den Tisch. „Den hab ich von Martin“ sagte er an die Köchin gewandt.
Margret entkorkte die Flasche, schenkte sich ein „Den kann ich jetzt gut gebrauchen“ und nahm einen grossen Schluck.
`Der redet nicht mit uns`
`Doch, doch. Warte nur ab`
Sinthoras füllte die anderen Gläser, schob eines zu Helena und schenkte seiner Gefährtin nach.
„Ich komme nicht aus eurer Welt“ Der Dämon setzte sich zwischen die beiden Frauen „Und ich komme auch nicht aus eurer Zeit. Ich habe meine eigene Zeit mitgebracht. Aber sie schien still zu stehen seit dem ich hier bin. Ich bin immer noch der junge Krieger, der ich einst war als man mich hierher zwang, auch wenn seit dem schon mehrere Zeitalter vergangen sind“.
Er machte eine Pause und nippte an seinem Glas. Erinnerungen an ihren ersten Abend kamen zurück.
„Ich hatte gerade eine sehr interessante Unterhaltung mir Saxarba und dabei hab ich mich etwas zu sehr ausgedehnt. Das ist es wohl was ihr verspürt habt“.
Die Blondine schaute recht verständnislos drein. Margret kippte das zweite Glas hinunter und sammelte sich ein bisschen.
„Darum altert nichts in seiner Umgebung“ versuchte sie ihrer Nachfolgerin zu erklären „So wie ich…und du jetzt auch. Und darum kann er sich auch so schnell bewegen. Nur wenn man da hinein gerät“ Margret wusste es anscheinend auch nicht besser zu beschreiben „Das ist schrecklich. Vielleicht ist es mir aber auch einfach nur schon zu oft passiert“.
„Saxarba ist auch nicht aus eurer Zeit“ Sinthoras schaute zu dem kleinen Drachen hinüber, der zusammengerollt neben der fast leeren Futterschüssel lag und friedlich zu schlafen schien… strich mit der Hand zärtlich über seine um den Körper geschlungenen Flügel „Sein Zeitalter ist schon lange der Vergessenheit anheimgefallen und das Hier und Jetzt hat kaum einen Einfluss auf ihn. Darin gleichen wir uns“.
Langsam drehte sich der Fürst zu seiner neuen Gefährtin um schenkte ihr wieder seine volle Aufmerksamkeit „Auch ihr, verehrte Nymphe, stammt aus einer längst vergangenen Zeit. Dieses Zeitalter akzeptiert unsere Anwesenheit nicht. Es wird sich gegen uns Auflehnen, auch wenn es damit seinen eigenen Untergang herauf beschwört“.
„Dann müssen wir uns so Unauffällig wie möglich verhalten“ raunte Helena mit verführerisch rauchiger Stimme.
„Es wird immer wieder Menschen geben die uns entdecken“ warf der Fürst ein „So gut ich darin auch bin nicht bemerkt zu werden wenn ich es nicht will, es hat sie immer gegeben und wird sie auch immer wieder geben. Menschen sind verdammt neugierig. Und nun sind wir auch noch zu Dritt“.
„Dann müssen wir sie beseitigen, sobald sie von uns wissen“
Helena teilte Nyreides Einstellung nicht. „Wir müssen sie, wenn sie uns entdecken, zu der Einsicht bringen, dass sie einsehen dass ihre Entscheidung den Untergang der Menschheit auslösen kann“.
„Das ist nicht unbedingt das Zeitalter der Einsicht, schöne Helena“. Sinthoras erhob sich und verliess ohne ein weiteres Wort die Küche.
`Ihm müssen wir es aber schon sagen`
`Ja, ja. Müssen wir`
Nyreide sprang auf. `Warte` Helena hob Saxarba vom Tisch und drückte ihn an Ihre Brust. Zu dritt folgten sie dem Dämon.
Margret schaute ihnen Kopfschüttelnd nach. Das leere Glas in der einen Hand, die Flasche in der anderen, legte sie ihre schlanken Beine auf den Tisch, nahm einen kräftigen Schluck aus der Flasche und träumte sich zu Roy.
In der Halle angekommen schaute sich das Doppelwesen suchend um
`Er ist Oben`
und lief dann die Treppe hinauf. Nyreide wollte die Tür zum Arbeitszimmer ihres Gebieters öffnen. Helena klopfte jedoch an. „Gebieter, dürfen wir eintreten“. Die Tür öffnete sich und sie betraten den Raum.
Allerlei Gerätschaften, auf dem Arbeitstisch vor dem Fenster stehend, zeichneten sich im blassen Mondlicht ab. Die Luft roch nach Rauch und beißendem Kräuterdampf.
„Ich bin hier, im Badezimmer“ schallte es durch die offene Tür.
Helena legte ihren schlafenden Dachen auf den freien Stuhl vor dem Schreibtisch t und ging ins Bad. Ihr Blick heftete sich sofort an ihren Gebieter. Ausgestreckt lag er auf einer der dafür in den Pool eingearbeiteten Fläche und präsentierte sich ihr in seiner ganzen Schönheit.
`Ich will ihn`
Die schöne Blonde setzte sich auf den Rand und streckte ihren Rücken durch um ihm ihre Brüste verführerisch darzubieten. „Darf ich zu euch kommen?“
Sinthoras liess sich ins tiefere Wasser gleiten und trieb langsam auf sie zu.
„Meine Teure“ raunte er „Ich brauche eure Säfte möglichst rein und möchte sie nicht erst aus hunderten Litern Badewasser destillieren müssen“. Verneinend schüttelte er leicht seinen Kopf. „Aber seit dessen Gewiss. Ich bedaure es ebenso wie ihr“.
`Lass mich ins Wasser`
`Du willst deinen Auftritt? `
`Ich will Ihn`
Schmollend beugte sich Helena nach vorne, tauchte eine Hand ins Wasser und plätscherte darin herum. „Das ist schade“ murmelte sie mehr zu sich selbst als zu dem Dämon der jetzt direkt unter ihr war.
`Übertreib es nicht`
Nyreide tauchte auf der anderen Seite des Pools auf. „Aber mir werdet ihr doch ein Bad mit euch nicht verwehren“.
Erstaunt drehte sich der dunkle Prinz um. Die Stimme hatte er schon gehört und erkannte sie problemlos.
„Ihr habt einen Weg gefunden, verehrte Nymphe“.
Die Nymphe wurde wieder Eins mit dem sie umgebenden Wasser…
`Mach keinen Scheiss`
…und tauchte unmittelbar vor ihrem Fürsten wieder auf. „Ja mein Gebieter“ raunte sie ihm verführerisch zu und schmiegte sich an ihn „Und dazu sogar einen der euch gefällt, wie ich fühle“. Sinthoras legte einen Arm um sie und zog sie dichter zu sich heran.
„Sie hat es heute Nachmittag am See entdeckt“ plapperte Helena plötzlich verlegen los als sie am eigenen Leib spürte wie ihr Gebieter die Nymphe an sich drückte „wir sind hier um es euch zu sagen“.
„Aber es euch so zu zeigen, ist noch viel amüsanter“ mischte sich Nyreide ein.
„Wir dachten, ihr solltet es zuerst erfahren und darum…Ha…“
Helena zuckte unwillkürlich zusammen als Sinthoras eine Hand zwischen die Beine der Nymphe gleiten liess und stöhnte verhalten, als sich diese dann lustvoll an seiner Hand zu reiben begann.
„Ihr seid immer noch miteinander verbunden“. Wie um seine Vermutung zu testen führte er Nyreide einen Finger ein.
„Jaaah“ stöhnte die Blondine vom Beckenrand aus.
Sinthoras lachte in sich hinein. Die Idee, die ihm gerade durch den Kopf schoss, war einfach zu lustvoll um sie nicht in die Tat umzusetzen.