Die Begegnung / 3
Ein leises Klopfen schreckte Sinthoras aus seinem lustvollen Tun.
Yvonne öffnete die Tür und trat ein. „Gebieter, ich sollte euch darauf hinweisen wenn es Zeit ist…“.
Mit einem letzten harten Stoss, den May mit einem lauten Aufschrei quittierte beendete er den Akt.
„Mach dich bereit“ wies er sie an. „Du wirst heute Abend unseren Gast bedienen, Yvonne wird mir zur Seite stehen“.
Sinthoras stieg aus der Wanne, lies sich von Yvonne in ein Handtuch hüllen und abtrocknen. Anschliessend begab er sich in sein Ankleidezimmer. Er wählte ein schwarzes Seidenhemd mit Rüschenbesatz, dazu eine eng anliegende schwarze Hose aus feinstem Leder, wadenhohe Stiefel und einen Gehrock aus schwarzen Samt.
Sein Blick fiel noch einmal auf das Kleid, das er für Helena anfertigen liess. Es befand sich auf einer Statue, die er genau nach ihren Massen angefertigt hatte. Das Oberteil aus schwarzem, golddurchwirktem Seidenstoff, Rücken und Schulter frei, mit einem Ausschnitt der erst am Bauchnabel endete.
Der Rock, aus demselben Material, vorne in geschwungenen Bögen hoch ausgeschnitten, so dass er kaum ihre Scham bedecken würde. Der hintere Bereich zu einer weiten Schleppe gearbeitet.
Alle Säume waren, mit in Gold gefassten dunkelroten Robinen, bestickt.
Die Schuhe dazu bestanden aus feinen Lederriemen. Gerade dick genug um die dünnen Solen mit den vierzehn Zentimeter hohen Absätze an ihren Füssen zu halten.
Er wandte sich ab und begab sich zu Yvonne, die am Frisiertisch auf ihn wartete.
Das Kleid würde gewiss rechtzeitig in der kleinen Halle sein und May würde auch mit Sicherheit dafür Sorge tragen das Helena es anziehen würde.
Yvonne flocht sein Haar am Hinterkopf zu einem dicken, langen Zopf. Das Vordere teilte sie und lies es in geschwungenen Bögen über seine spitzen Ohren hach hinten fallen wo sie es mit einer dezenten Silberspange fasste und über den Zopf ausbreitete.
„Und achtet mir darauf dass unser Gast nichts als ihre nackte Haut unter dem Kleid trägt“ bemerkte er im Gehen. Im Festsaal angekommen nahm er auf seinem bequemen Stuhl am Esstisch Platz. Yvonne stand pflichtbewusst neben ihm. May wartete in der Halle auf Helena.
Alles passte perfekt. Der Türklopfer meldete Helenas Ankunft und die Sonne versank hinter dem Horizont, seine katzenhaften Augen wechselten ihre Farbe von Schwarz zu einem Smaragdgrün.
Helena parkte ihr Fahrzeug auf dem schotterbestreuten Platz direkt vor dem ehemaligen Restaurant. Dann nahm sie sich noch einen Moment Zeit, um tief durchzuatmen. Kein Grund zur Panik.
Weit schwungvoller als sie sich fühlte, griff sie nach ihrer Handtasche, stieg aus und verschloss ihr Auto. Der Parkplatz war von einem dichten Wald umgeben. Wie gierige Gespenster ragten die dunklen Bäume gen Abendhimmel, ihre Äste streckten sie der jungen Frau entgegen, als würden sie mit Klauenhänden nach ihr greifen. Ein leichter Windstoss liess die Blätter rascheln und säuseln.
Helena bekam eine Gänsehaut.
Bevor sie es sich doch noch anders überlegte näherte sie sich dem Eingang des Gebäudes.
Links und rechts neben der Tür brannten Fackeln, von eisernen Ringen gehalten. Das Restaurant selber sah genauso aus wie auf den Bildern, die sie im Internet gesehen hatte. Viktorianischer Baustil mit vielen Erkern und schlanken Säulen, dunkelgrau und schmutziges Weiss waren die vorherrschenden Farben. Es hatte sogar einen kleinen Turm. Früher musste es sehr elegant gewesen sein, doch heute umgab es eine Aura des Verfalls. Was soll ich hier?
Langsam, bereit, jederzeit auf dem Absatz kehrt zu machen und zurück zum Auto zu rennen, erklomm sie die breite Treppe hinauf zum Eingang. Eine Klingel gab es nicht, dafür aber einen metallenen Türklopfer in Form eines Pantherkopfes mit weit aufgerissenem Maul.
Sie fasste sich ein Herz und pochte damit zwei Mal gegen die Tür. Laut hallte das Geräusch wider. Nichts passierte.
Gerade, als sie beschlossen hatte, dass sie umkehren und wieder heimfahren sollte …schliesslich hatte sie alles in ihrer Macht stehende getan, um ihre Neugierde zu befriedigen … wurde ein Flügel der Doppeltüre geräuschlos geöffnet.
Eine kleine Asiatin erschien, bis auf ihre Schuhe anscheinend völlig unbekleidet, im Türspalt. Sie lächelte höflich und deutete eine Verbeugung an.
„ Guten Abend. Ihr müsst Helena sein?“ Sie legte gerade so viel Bestimmtheit in ihre hohe Stimme, dass klar wurde, alles andere wäre inakzeptabel. Ihr Akzent war klar hörbar.
„ Guten Abend“. Helena nickte und versuchte sich an einem zittrigen Lächeln um ihre Verwunderung über die Nacktheit der Frau zu überspielen „Ja, bin ich. Ich habe eine Karte mit dieser Adresse hier erhalten, Moment, ich suche sie…“ Hektisch öffnete sie ihre Handtasche, aber die Asiatin wedelte ungeduldig mit der Hand.
„Schon gut, schon gut. Bitte, tretet ein. Mein Gebieter wartet bereits und bevor Sie mit ihm dinieren, müssen wir etwas an Ihrer Garderobe ändern“.
Die kleine Frau quittierte Helenas Kleidung mit einem spöttischen Blick und murmelte etwas über Stil und Angemessenheit in sich hinein.
Sofort sank Helena in sich zusammen. Dabei hatte sie sich solche Mühe gegeben, etwas Passendes auszusuchen. Ein kleiner Teil ihres Gehirns wies sie auf die ungewöhnliche Sprechweise der Asiatin hin, aber der weit grössere Teil schob das auf ihre fremde Kultur und war ohnehin viel zu beschäftigt damit, alles in sich aufzunehmen.
Mit einer übertrieben einladenden Geste forderte die Thaifrau die sie weit überragende Blondine auf einzutreten.
Die Einrichtung der kleinen Vorhalle war altmodisch. Ein grosser Spiegel auf klobigen Beinen dominierte die rechte Seitenwand, an beiden Seiten von grünen Samtvorhängen flankiert. Eine grosse Doppeltür, dem Spiegel gegenüber, führte ins Haus.
„ Mein Name ist May“, erklärte die Frau freundlich, während sie die Tür schloss, „wenn ihr euch nun bitte entkleiden würden. Auch die Unterwäsche.“
Stur baute Helena sich vor ihr auf. Mays Kopf befand sich unterhalb ihres Brustansatzes. Um Höflichkeit bemüht meinte sie: „Ich sehe wirklich keine Notwendigkeit hierfür. Meine Sachen sind neu und sauber. Ich bin wohl kaum zu einem Treffen mit dem Kaiser von China eingeladen, als dass es notwendig wäre, dass ich mich herausputze!“
Schweigend drehte May ihr den Rücken zu und zog an einer dunkelgrünen Kordel, so dass einer der schweren Samtvorhänge zur Seite schwang. Eine goldene Büste wurde sichtbar. Und die Büste trug … ein Kleid.
Skeptisch näherte sich Helena, vorsichtig berührte sie den erlesenen Stoff. Ihr Blick wanderte daran herab und sie erschrak. So wunderschön verarbeitet es auch war, sie hatte noch nie etwas Herrlicheres gesehen, geschweige denn berührt…doch, vorne war es einfach zu kurz. „Das soll ich tragen?!“
„Ja, Er gebietet es so.“
„Wer ist dieser Gebieter eigentlich?“ fragte sie lauter als beabsichtigt.
` Wer verlangt von einer fremden Frau, dass sie sich ihm in so etwas präsentiert? ` fragte sie sich selbst.
„Das werdet ihr bald sehen. Immer vorausgesetzt, ihr zieht das Kleid an.“
Helena überdrehte die Augen. „Na gut, na gut“, sie strich über einen der Säume und betastete die kleinen roten Steinchen, die daran angebracht waren, „was sind das überhaupt? Swarovski-Steine?“
„Rubine.“
„Ach ja, natürlich. Oder … Rubi-WAS?!“
„Zieht einfach das Kleid an. Verzichtet auf Unterwäsche. Und beeilt euch endlich!“
Helena konnte es sich nicht verbeissen, die kleine Frau nachzuäffen. Aber sie knöpfte ihre Bluse auf und reichte sie der Asiatin, als diese danach griff, dann schlüpfte sie auch aus Schuhen und Rock.
May liess alles in einem Schränkchen neben der Büste verschwinden.
Das Kleid war schwarz. Ihre Unterwäsche war schwarz. Bestimmt konnte sie doch einfach…
„Bitte, zieht euch einfach ganz aus. Auch diese hässliche Uhr. Ich helfe Ihnen dann in das Kleid.“
Fassungslos über so viel Frechheit übergab Helena ihr ihre Armbanduhr. Nach einem weiteren Zögern, das ihr einen bösen Blick einbrachte, zog sie auch BH und Höschen aus.
Ein raffiniertes Verschlusssystem sorgte dafür, dass es nicht lange dauerte, bis sich die Seide um ihren Körper schmiegte. Es sass perfekt. So perfekt, dass sie sich wunderte, woher…
„Die Schuhe noch!“
Skeptisch betrachtete sie die zarten Lederriemchen, die hohen Absätze. Sie würden das Ensemble perfekt machen. Eines musste man diesem „Gebieter“ lassen, Geschmack hatte er.
Schliesslich stand sie vor dem hohen Spiegel und bewunderte ihr Spiegelbild. Die langen Wellen ihres Blonden Haares bildeten einen perfekten Kontrast zum Schwarz des Stoffes, der durch die eingenähten, goldenen Fäden wieder aufgegriffen wurde. Es war ein schöner Effekt.
Auch ihre schmale Taille kam gut zur Geltung, der Schnitt liess ihre langen Beine endlos wirken.
Nur… vorne war das Kleid einfach zu kurz! Sie zog und zerrte daran, schaffte es aber nicht, es auf eine vernünftige Länge herunterzuziehen.
„Nun seit ihr bereit dem Meister entgegenzutreten.“
Mit sanfter Gewalt drängte May sie vom Spiegel ab, in Richtung Durchgang.
„ Meine Handtasche…“
„…kann durchaus eine Zeit lang hier liegen bleiben. Niemand wird sie stehlen.“
Die Doppeltüre wurde geöffnet, warmes Licht strahlte herein. Der Saal hinter der Tür war pompös, aber eigentlich sah Helena ihn gar nicht. Ihr Blick wurde gefangen genommen von einem Mann, der sich elegant erhob. Unwillkürlich hielt sie den Atem an. Er strahlte eine solche Macht aus! Und er war so wunderschön, dass sie meinte, er müsste eigentlich gleich verpuffen, wie ihr Traum heute Morgen. Tatsächlich gab es da eine gewisse Ähnlichkeit.
Mit einem Schlag wurden alle Gedanken aus ihrem Kopf gewischt.
Pan