Die Session im bdsm – Mehr als ein Spiel ?
Seit etwa 10 Jahren begegnet mir im bdsm das Wort „Spielbeziehung“ – anfangs noch selten, finde ich es nach 7-jähriger Internetpause als die vielleicht häufigste Bezeichnung in bdsm-Foren, sogar als Bestandteil innerhalb fester D/S-Lebenspartnerschaften. (Wie man bemerkt schreibe ich beide Buchstaben „Groß“)Die Bezeichnung Session-Beziehung / Session-Partnerschaft scheint dagegen fast ausgestorben.
Session aus lateinisch sessio (von sedere, sitze), bedeutet in dert deutschen Übersetzung ursprünglich „Sitzung“, etwa eine sich über einen längeren Zeitraum erstreckende Tagungs- oder Sitzungsperiode.
In Musik und Kultur begegnet uns das Wort vorallem als Begriff für das „Zusammenspiel“ von Künstlern, die nicht üblicherweise zusammen arbeiten.
Unter Wikipedia wird der Begriff im BDSM gleich mit jenem der Psychtherapie genannt , für mich logische Verbindungen :
Als zusammenhängender Zeitabschnitt einer Zusammenkunft ist Session eine gebräuchliche Bezeichnung
im BDSM-Bereich
im Rollenspiel-Bereich,
in der Psychotherapie für eine Therapiesitzung
Seine Verwendung im kirchlichen Raum frönt dabei natürlich meinem spirituellen Verständnis von D/S :
Session (Altarraum), den hervorgehobenen Sitz für Priester oder Zelebranten im Altarraum von Kirchen oder eine Sitzungsperiode eines kirchlichen Konzils.
• Die D/S als Hohe Priesterschaft der Hingabe im göttlichen Verständnis - Hingabe‘ ‚Geweihtsein‘. (Devotion aus dem lat. Devotio für die kultische (Selbst-) Aufopferung an die Götter).
Sowohl Session als auch Devotion haben also spirituelle Wurzeln, aber auch einfach als altes Wort für „Zusammenspiel“ erhält das Wort „Session“ eine völlig andere Bedeutung als das Wort „Spiel“. Das Zusammenspiel ist Wesen und Ausdruck der Session – der Gleichklang das Ziel. Die Session ist Bestätigung einer Fernbeziehung (Session-Beziehung) als auch Bestätigung einer Alltags–D/S, im Gleichklang zweier Menschen.
Im (romantisch überhöhten) Idealfall verkörpert /materialisiert eine Session damit eine „Hiero Gamos (Heilige Hochzeit) im Kleinen“ . Die innere Göttin entäußert sich in der Devotion, um den göttlichen Heros als Herrn zuzulassen – Der innere Heros gewinnt in der Session seine Gestalt als „Herr“ aus der Devotio seiner Partnerin.
BDSM ist für mich kein Spiel – weder in einer Session-Beziehung und schon gar nicht als Teil einer festen D/S-Lebensbeziehung. Allein der Begriff veranschaulicht für mich nach 5 Tagen Lektüre schon das Problem, das in mehreren Threads angesprochen wurde. Daß dieses Wort nun schon als gesonderter Bestandteil innerhalb einer D/S-Alltagssituation bemüht wird, ist für mich zumindest erstaunlich.
Entgegen einiger Ansichten daß es sich ja nur um ein Wort beliebig ernsten oder spielerischen Inhalts handelt, wird für mich sehr wohl eine gewisse Grundhaltung innerhalb der bdsm-Kultur deutlich.
Dominanz in der bdsm-Beziehung setzt für mich 2 Dinge voraus ohne die ich Dominanz als solche nicht zu erkennen vermag - Sympathie und Empathie.
Betrachtet man viele der hier im Forum geäußerten Probleme unter diesen beiden Aspekten, wird einem sehr schnell der Hintergrund der Problemem deutlich.
Sympathie & Empathie als Wesensqualität dominanten Handelns (Heros), gilt in besonderem Maße für eine Session-Beziehung , in der wenige Stunden oder Tage zur gegenseitigen Bestätigung beider Gefühslwelten genutzt werden sollen - Gerade in einer D/S-Situation, in der die Dominaz dafür verantwortlich zeichnet, daß sich Devotion oder Submission inhaltlich zu entfalten vermögen, und mithin das eigentliche Wesen des S-Partners.
Das Zusammenspiel beider Aspekte können erst aus der Session heraus auch das psychische Gefühl der „Nähe“ erzeugen.
Bei mir bildet der Begriff der „Nähe“ dabei den Sammelbegriff für Gefühle wie „Geborgenheit“ , „das Gefühl gehalten zu werden“ , das Gefühl „geliebt“ zu werden /ohne das es sich im eigentlichen Sinn um Liebe handeln muss etc.
Das ist es, was hier vor allem weiblicher Seits oft diffus als „Gefühle“ bezeichnet wird, und was ich im Sinne dessen als „Eine Devota in ihr „Gefühl“ fallen lassen“ bezeichne, im Sinne einer Verwirklichung der latenten devoten oder submissiven Neigung im persönlichen Austausch der Session.
Session-Beziehungen im BDSM sind daher gerade in der D/S äußerst anspruchsvolle Beziehungen, die meiner Meinung nach auch ein gewisses Maß an dominanter Selbstdisziplin verlangen.
Ich sehe hier also weit mehr Inhalte, als es die Vorstellung einer „Spielbeziehung“ ideell auszudrücken vermag, und ihr inflationärer Gebrauch ist für mich Zeichen einer zunehmenden Verflachung dominanter Ideale.
Vielleicht vermag mein Beitrag ja ein wenig zum Gedankenaustausch darüber anzuregen.