Er darf....
meiner Meinung nach!
Es ist eine Reinigung der Seele, so empfinde ich das!
Wer hin und wieder eine Träne verliert vermag auch mit dem herzen zu lachen oder so ähnlich....
Anbei eine Geschichte und ich hoffe mal ich verstoße nicht gegen irgendwelche Forumsregeln
"Liebesrausch einer Träne
Sie stemmte sich mit aller Macht gegen den immer stärker werdenden Druck. Nein, sie wollte nicht hinaus auf die Wange, in die kalte Luft auf der Haut, in das grelle Licht der Aussenseite des Körpers, um dann langsam am Kinn zu zerfliessen. Hier war es warm und dunkel, hier fühlte sie sich geborgen, hatte ihre Freunde und Fliessgenossen, hier fühlte sie sich daheim.
Doch der Druck stieg, und immer weiter schob es sie mit einigen anderen durch den schmalen Tränenkanal. Sie merkte, dass sie eine dicke Träne war, denn der Kanal war eng und liess ihr kaum Platz zum Luftholen. Ihre Haut zwängte sich unaufhaltsam durch die Röhre, und ihr salziger Körper waberte kaum noch in dem engen Schlauch.
Warum weinten diese Augen, deren weiblicher Körper ihr eine so heimelige Behausung gegeben hatte? Was war der Grund, dass sie nun ihre freundliche Stätte verlassen musste?
Wütend kämpfte sie noch einmal dagegen an, dann hing sie direkt am Ausgang des Kanals fest.
Unsere Träne blickte sich um. Ihr gegenüber gewahrte sie einen männlichen Körper, steif und regungslos, aber im linken Augenwinkel zuckte es ein wenig.
"Hey Mädels," rief sie leise," es scheint Liebeskummer zu sein!" In der Röhre ertönte wissendes Murmeln. Ja, davon hatten sie alle schon gehört, dass der Körper so etwas erlebte. Und dann wurden sie jedes Mal hinaus gedrückt, mussten durch den Tunnel und beendeten da draussen ihr Tränenleben.
"Ich will auch was sehen", piepste ein zartes Stimmchen und drängelte sich durch die anderen. Es war ein ganz kleines Tränchen, das sich vorwitzig nach vorn schob, sofort den Halt verlor und rasant die Nasenwand hinab schoss.
Unsere dicke Träne hörte noch ein flaches irgendwie ziehendes Geräusch, dann war die kleine verschwunden, hatte sich aufgelöst in eine winzige Lache, die sich nun ausbreitete auf der Oberlippe.
Mit einem unerwartet schnellen Schlag kam die Zunge heraus und verschlang sie für immer.
Unsere Träne war etwas bedrückt und kämpfte mühsam um ihren Platz im inneren Augenwinkel. Er war ein guter Beobachtungsposten, und sie schaute sich den männlichen Körper an. Regungslos stand er am Fenster und hatte sich ihrem weiblichen Körper zugewandt. Sie bemerkte wieder das leichte Zucken des einen Augenwinkels und überlegte:
wenn dort nun auch eine Tränenkollegin heraus käme...? Es wäre doch so interessant, sich einmal auszutauschen.
Ob es in einem männlichen Körper ebenso aussah wie bei ihr?
Gab es da auch den warmen dunklen Raum und diesen scheusslich engen Kanal, der das Ende einer Träne bedeutete?
Sahen sie alle gleich aus?
Oder hatten die Tränen anderer Körper vielleicht sogar andere Farben?
Ihre salzige Haut zitterte vor Anstrengung, während sie gespannt hinüber blickte.
Moment mal, kam da nicht....? Tatsächlich!
Aufgeregt hielt sie sich am Rande des Augenwinkels fest und spähte in das männliche Auge. Quälend langsam drückte sich eine dicke Träne durch den Kanal, verharrte sekundenlang an dem schmalen Ausgang und kämpfte dann gegen den Innendruck an, hing im Augenwinkel und klammerte sich an ein kleines Härchen im geröteten Dreieck.
Unsere Träne beobachtete ihr Gegenüber und war äusserst aufgeregt. Sie bebte angesichts der überraschenden Situation. Nie hatte sie an diese Möglichkeit gedacht - und plötzlich verspürte sie ein eigenartiges Kribbeln in ihrem wässerigen Bauch.
Fast wäre sie abgerutscht und die Wange hinabgeglitten, als sie den Blick des Mannes bemerkte. Er hatte die Augenlider aufgeschlagen und sah die Frau an, sehnsüchtig und verlangend und gleichzeitig wie ein weidwundes Tier.
Der Träne gegenüber hatte die Lage erfasst und sandte einen Gruss herüber. Lächelnd nickte unsere Träne zurück und rutschte auf eine Wimper, als der Lidschlag der Frau sie plötzlich fortzuwischen drohte.
Nun hing sie erstaunt auf dem borstigen harten Haar, schaukelte leicht auf ihrer Haut und - wurde sich urplötzlich ihrer Weiblichkeit bewusst.
Natürlich, jetzt verstand sie, sie war eine weibliche Träne, und gegenüber, das war eine männliche! Und wie hübsch er war mit seinem schillernden Bauch, den kleinen Salzpartikelchen im Inneren, die sich kreiselnd bewegten...
Der Mann löste sich langsam aus seiner Starre und ging zögernd auf die Frau zu. Unsere Träne bemerkte das Zittern ihres Körpers und klammerte sich an die Wimper. Schon hatte sie die Spitze erreicht, drohte auf die Wange zu fallen, aber ein kleines Häkchen am Ende des Haares gab ihr noch einmal Halt. So beobachtete sie weiter den Träne und empfand so etwas wie aufgeregte Zuneigung. Wie es wohl wäre, wenn....? Sie liess ihre Gedanken durch die Luft gleiten, klebte sie an den Staubkörnchen fest und schaukelte mit ihnen auf der Wimper umher. Ach, seufzte sie, wie es wohl wäre.... Sie dachte nicht zu Ende, wohl wissend, dass ihre Liebe nur von kurzer Dauer sein würde. Aber ein wohliges samtiges Gefühl breitete sich in ihr aus.
Während der Blick des Mannes weiterhin auf der Frau ruhte und er immer näher kam, nahm die Aufgeregtheit unserer Träne ungemein zu. Mühsam klammerte sie sich an die Wimper, hielt sich mit aller Kraft fest, stemmte sich einem erneuten Lidschlag der Frau entgegen und sandte sehnsüchtige Botschaften in die Augen des Mannes.
Sie glitzerte nun mit all ihrer Macht, leuchtete im sich brechenden Abendrot in verführerischen Farben und spürte ihr kleines Tränenherz wie wild klopfen.
Gleichzeitig bemerkte sie erstaunt, wie sie kleiner wurde und ihr Salzgehalt anstieg . Kleine Kristalle bohrten sich durch ihre Wasserhaut und gaben ihr ein wunderbares Gefühl von Schönheit und Verruchtheit.
Das Gesicht des Mannes näherte sich dem der Frau, und unsere Träne betrachtete seine Falten um die Augen, die ein wenig verschleiert waren.
Die männliche Träne sass auf einer kleinen Falte unterhalb des Auges und schwankte. Er wirkte dort gross und stolz und übte eine magische Anziehungskraft auf unsere Träne aus. Wie gerne würde sie ihn berühren, seinen Salzgehalt kosten, seine Haut spüren...
"Du bist wunderschön mit deiner dicken Träne auf der Wimper", sagte der Mann, und unsere Träne vergass fast zu atmen. Verliebt schaute sie hinüber, wünschte sich, mit ihm zu verschmelzen und spürte, wie ihr sehr, sehr warm wurde.
"Du siehst phantastisch aus", sagte die männliche Träne, "mit dir könnte ich glatt..."
In diesem Augenblick berührte der Mund des Mannes die leicht geöffneten Lippen der Frau. Ein Ruck ging durch die Körper, und ihre Gesichter drückten verlangend aneinander.
Mit einem glücklichen Lächeln nickte unsere dicke Träne zu ihrem Verehrer, liess das Häkchen an der Wimper los, liess sich fallen und zerfloss zwischen den glühenden Wangen.
Copyright by Alexandra de Pereira, Oktober 2003