Schwieriges Thema, ...
... dessen Ambivalenz sich eben gerade darin spiegelt, dass der Tenor nahezu einhellig hin zum auch mal weinenden Mann geht. Nun, wäre dies in der Realität genauso, bräuchten wir gar nicht groß diskutieren. Die Tatsache,
dass wir überhaupt diskutieren, zeigt mir, dass der weinende Mann ein Tabuthema ist und vielleicht doch nicht so einhellig befürwortet wird, wie es ganz offensichtlich den Anschein hat.
Blackleathers Beispiel mag das verdeutlichen, sie konnte eben nicht verstehen,
warum Mann gerade deswegen weint. Und um das
Warum dreht es sich doch. Nahezu jede Frau wäre mit den Tränen des Mannes einverstanden, wenn sie die Gefühle verstehen kann. Sie muss sie nicht unbedingt teilen, aber verstehen. Dann ist auch das Weinen ein weniger großes Problem. Ich behaupte mal, dass man immer dann schockiert ist, wenn der Partner (oder auch die Partnerin) weint, weil man überhaupt nicht nachvollziehen kann, warum.
Es stellt sich die Frage, ob die Frauen, die hier die These vertreten, dass Männer ihre Gefühle zeigen dürfen und weinen, diese These auch dann noch vertreten, wenn der Grund in ihren Augen ein abolut lächerlicher Grund ist. Bayern wird/oder wird nicht Meister. Lieblings-T-Shirt hat sich beim Waschen aufgelöst. Katze wurde überfahren, egal. Irgendetwas, was frau eben nicht verstehen kann. Sind die Befürworterinnen denn dann immer noch auf der Pro-Weinen-Seite oder heißt es dann nicht doch viel mehr: »Was soll das denn? Heulst du etwa?«
Wir stehen fassungslos neben der weinenden Frau und denken, sie hat sich an der Scherbe geschnitten, dabei heult die blöde Kuh wegen der dämlichen Vase, die sie gerade beim Saugen der ohnehin sauberen Wohnung umgeworfen hat. Hätte sie nicht gesaugt, sondern in der Zeit besser geblasen, müsste sie jetzt auch nicht heulen!
Und so geht uns das Weinen des anderen in der Regel dann auf den Keks, wenn wir den Grund dafür nicht verstehen können, oder der Grund uns selbst zum Weinen nicht reichen würde, oder wir den Grund abartig, lächerlich, banal oder unzureichend finden. Wenn er/sie beim falschen Film weint, zum Beispiel! Also, wenn eine Frau bei einem Nicholas-Sparks-Roman weint, bin ich weg. Ohne Ausnahme. Sofort und unwiderbringlich. Kein Problem bei anderen Büchern, aber schlechter Geschmack ist unentschuldbar. Und ja doch:
Über Geschmack lässt sich streiten! Alles andere ist doch verlogen.
Mir widerstreben bei Frauen besonders überbordende Gefühlsausbrüche, beim Lesen oder Hören von Schicksalen Fremder. Wenn sie die Zeitung liest und heult, weil sie denkt, was jetzt aus den Kindern wird (welchen Kindern?) oder, oder, oder. Schicksale Fremder gehen mir im Prinzip am Arsch vorbei, weil man ja gar nicht weiß, ob die Kinder ohne die Eltern nicht vielleicht besser dran sind. Beim Film oder Buch ist das anders, da wird man ja hingeführt und es sind längst keine Fremden mehr. Trotzdem versuche ich, es zu vermeiden, wenn andere dabei sind, was leider nicht immer gelingt.