Letzte Vorbereitungen
Wohlwollend ließ der High Steward seinen Blick über Tamsyns Körper streifen. Er nickte bedächtig. Dann legte er seine mächtige rechte Pranke um ihren Nacken, zog ihren Kopf ganz nah an sein Gesicht heran und gab ihr einen hungrigen, fordernden Kuss, den die Haussklavin gerne und bereitwillig erwiderte.
Deutlich spürte sie sein mühsam gezügeltes Verlangen und seine kaum bezähmbare Gier nach ihr, ein Gefühl, das ihr weder unbekannt noch unangenehm war. Ganz im Gegenteil. Ein solcher abschließender Kuss galt nicht nur bei den Ausbildern auf Steel Rose Manor, sondern grundsätzlich in der Gilde der Hohen Damen und Herren als die übliche Bekräftigung einer auf Eigeninitiative und selbständiges Handeln abzielenden Anweisung an eine Sklavin oder an einen Sklaven.
Er besiegelte gleichsam einen kleinen Vertrag zwischen Top und sub, bei dessen Ausführung sich, anders als bei einem präzise formulierten Befehl, erheblich mehr Optionen und freie Interpretationsspielräume boten, zugleich aber auch ein wesentlich größeres Risiko zu scheitern bestand.
Darüber war sich Tamsyn natürlich im Klaren. Doch letztlich war genau das die Art von Herausforderung, die ihr Leben seit ein paar Jahren bereicherte und so unvergleichlich machte, so dass sie sie für kein Geld der Welt mehr hätte missen wollen. Eine Welle von Lust durchströmte ihren nackten Leib.
„Überrasch mich, kleine Löwin“, raunte der High Steward der Ersten Haussklavin leise zu, als er seine Lippen schließlich von ihren löste. Nicht ohne einen letzten Blick auf uns Novizinnen geworfen zu haben, wandte er sich um, ging auf die schwere Eingangstür zum Schlafsaal zu, öffnete sie kraftvoll und entschwand in den nur schwach beleuchteten Gang dahinter.
Währenddessen spürte Tamsyn noch für einen Augenblick seinem Kuss nach und löste sich dann allmählich aus ihrer Inspektionsstellung, die sie seit weit über einer halben Stunde innegehabt und regungslos gehalten hatte. Sie schaute zu uns hinüber.
„Na, dann werde ich auch mal schnell duschen und mich danach für das Dinner bereit machen“, rief sie uns zu und schenkte uns ein breites Lächeln.
„Geht zu den Wandschränken und zieht schon mal die darin für euch bereitliegenden Sachen an. Ich bin dann auch gleich bei euch.“
Damit drehte sie sich um und eilte in den Duschbereich. Eine nach der anderen warfen wir die Handtücher auf die Betten und gingen zu den uns zugewiesenen Schränken, die ein jeder namentlich gekennzeichnet waren. Und zwar, wie wir zu unserer Überraschung und Freude feststellten, mit unseren richtigen Vornamen. Unsere kleine Spanierin war die erste, die neugierig die sie bald noch einmal um ihre eigene Körperlänge überragende Doppeltür aufzog. Kaum geöffnet, gingen mehrere Strahler an, die die einzelnen Fächer und Ablagen hell ausleuchteten.
Nerea stieß ein wütendes Schnauben aus, warf die Tür schwungvoll wieder zu und drehte sich zu Tamsyn um.
„Ihr habt echt einen Webfehler!“, blaffte sie die Haussklavin erbost an, die sich gerade vom Kopf bis zu den Füßen einseifte.
„Da ist ja gar nix drin. Außer einem nuttigen Strapsgürtel, einem Paar ebenso unsäglicher Strümpfe und Mörderheels, auf denen kein normaler Mensch laufen kann, ohne sich sämtliche Knochen zu brechen. So geh ich zu keinem Dinner!“
Zornig stemmte sie ihre beiden zu Fäusten zusammengeballten Hände in ihre Seiten und stampfte unwillig mit ihrem rechten Fuß auf den Boden.
Inzwischen hatten wir anderen ebenfalls unsere Schränke geöffnet und Nereas Aussage bestätigt gefunden. Außer dem knallroten Hüfthalter, der im Grunde aus nicht viel mehr als einem knapp männerhandbreiten elastischen Stoffstreifen mit einem Hauch unten angenähter Spitze und den vier Haltebändchen bestand, und den farblich dazu passenden, halbtransparenten Strümpfen im dritten von insgesamt sieben Fächern stand auf dem Boden eines jeden Schranks nur ein Paar ebenfalls rote Peeptoes mit wenigstens acht Zentimeter hohen Absätzen. Ansonsten herrschte in allen Schränken gähnende Leere, sowohl in den Kleiderfächern auf der rechten als auch an den Garderobenstangen auf der linken Seite.
Während Sarah sofort die Schuhe in näheren Augenschein nahm und Judith und Francesca mit spitzen Fingern ihre Strapsgürtel und Strümpfe aus den Fächern herausholten, musste ich ein paar Mal schlucken. Nerea hatte mir aus der Seele gesprochen. Die High Heels waren dabei noch das geringste Problem. Ich war es inzwischen gewohnt, mich sicher und elegant auf deutlich höheren Absätzen zu bewegen. Aber die Vorstellung, im Prinzip vollkommen nackt bei dem Dinner erscheinen zu sollen, gefiel mir ebenso wenig wie der Novizin aus Nordspanien.
Und dieser Farbton war einfach furchtbar. Ich verabscheute knallrote Dessous, weil ich mir darin, ohne es wirklich begründen zu können, tatsächlich wie eine dieser blutjungen Strichbienen von der Kurfürstenstraße vorkam. Nachtschwarz, saphirblau und petrolgrün, das waren die Kolorierungen meiner Wahl, und zur Not ging auch ein unschuldiges Weiß, auch wenn es nun schon ein paar Jahre her war, dass ich meine Jungfräulichkeit verloren hatte. Und wenn es schon rot sein musste, dann bitte wenigstens ein mattes tiefdunkles Rot. Aber doch nicht diese schrille, Augenkrebs erzeugende Farbverirrung!
Während ich noch mit dem bereitgestellten Outfit haderte, waren Sarah, Judith und Francesca bereits in ihre Strapsgürtel geschlüpft und hatten gerade damit begonnen, sich die Strümpfe überzustreifen.
„Stell dir vor, es ist ein Rollenspiel, Nerea“, sagte die nahtlos gebräunte Schwedin, hakte die Strümpfe in die Halter, stieg in ihre High Heels und ging ein paar Schritte auf und ab, verführerisch mit den Hüften und ihrem knackigen Hintern wackelnd.
„Heute sind wir die willigen Huren, morgen vielleicht ein paar unwissende Schulmädchen und übermorgen unschuldig Gefangene im Frauenknast. Ich find’s jedenfalls ziemlich aufregend und geil.“
Sie ging auf mich zu, nahm mir den Hüfthalter und die Strümpfe, die ich unentschlossen umklammert hielt, aus den Händen und ging vor mir in die Hocke.
„Los jetzt, zieh das Teil an!“, kommandierte sie. „Wir wollen wissen, wie scharf du darin aussiehst, Vanessa.“
Zögernd hob ich zuerst den einen und dann den anderen Fuß und stieg in den grässlichen Strapsgürtel, den Sarah mir sofort gekonnt hochzog und dann kurz zurechtrückte, bis er richtig in meiner Taille saß.
Inzwischen hatte sich Tamsyn zu uns gesellt.
„Das steht dir gut, meine Liebe“, sagte sie und rubbelte sich mit dem Handtuch weiter die Haare trocken.
„Ich weiß nicht. Aber wenn du meinst…“, erwiderte ich leise, kritisch an mir herunterblickend.
„Und es wird auch an dir super aussehen, Nerea“, wandte sich die Haussklavin an die immer noch verstockt etwas abseits stehende Spanierin.
„Denk nicht immer so viel über alles nach, sondern lass die Dinge einfach geschehen. Leg deine Hemmungen und deine Scheu ab, denn sie sind auf Steel Rose Manor fehl am Platze. Und wir sind alle da, um dir zu helfen, alles gut und richtig zu machen. Du wirst ganz schnell bemerken, wie sehr sich die Herrschaften an dem Anblick ergötzen werden, den nicht nur du abgeben wirst, sondern den ihr alle ihnen bieten werdet. Und jetzt kleidet euch fertig an, Ladies. Francesca, du gehst da vorne zu dem Sideboard und holst uns die große Holzschatulle daraus her.“
Nerea verzog unglücklich das Gesicht, als sie den Strapsgürtel anlegte und sich die Strümpfe überzog. Sie fühlte sich augenscheinlich noch viel unwohler als ich es tat und suchte immer wieder meinen Blick. Als ob ich, ausgerechnet ich, die richtige gewesen wäre, um ihr Mut, Kraft und Sicherheit zu geben!
Ich schlüpfte in meine roten Peeptoes und tat ein paar Schritte, um mich an sie zu gewöhnen. Wenigstens passten die perfekt. Das Leder war erstaunlich weich und es drückte nichts. Ich straffte meinen Körper, zupfte die Strümpfe noch einmal zurecht und blickte dann erwartungsvoll Francesca entgegen, die mit einer Holzkiste zu uns zurückkam, sie auf einem der Betten abstellte und dann den Deckel aufklappte.
Neugierig scharten wir Novizinnen uns um die Schatulle. Tamsyn, die inzwischen auch Hüfthalter, Strümpfe und High Heels trug und ansonsten so nackt wie wir war, bahnte sich den Weg zwischen Sarah und Judith hindurch und händigte uns einer nach der anderen die aus rotem Leder gefertigten Hand- und Fußmanschetten aus.
Für sich selbst entnahm sie der Holzkiste schwarze Lederfesseln, die an beiden Rändern rot abgesetzt waren und ihren Status als Haussklavin anzeigten.
Erst in diesem Augenblick wurde uns bewusst, dass sie auch einen entsprechend zweifarbigen Strapsgürtel sowie dunkle Strümpfe und schwarze Peeptoes anhatte.
„Legt euch die Fesseln an!“, befahl uns Tamsyn, mit einem Mal wieder die energische und uns führende Novizenbegleiterin. Während wir ihrer Anweisung schweigend nachkamen, beobachtete uns die Haussklavin aufmerksam. Kaum fertig geworden, folgte ihre nächste Ansage.
„Dann geht nun in einer Reihe nebeneinander auf die Knie, neigt den Kopf nach vorne und streift euch die Haare aus dem Nacken. Es wird Zeit, dass ich euch die euch während der nächsten Tage zustehenden Halsbänder umlege.“
Fast panisch fasste ich mir an den Hals, um den ich, seit ich gestern Abend die Kapelle betreten hatte, meinen Edelstahlreif trug, so wie du es in deinem ersten Brief angewiesen hattest. Nie zuvor hatte ihn mir jemand anderer abgenommen als du. Verstört schaute ich in die Runde.
Auch den übrigen Novizinnen stand der Schock ins Gesicht geschrieben. Einer Sklavin oder einem Sklaven das Halsband anzulegen und es wieder abzunehmen, oblag nach meinem und unser aller Verständnis alleine der jeweiligen Herrschaft, es sei denn, es gab spezielle Anweisungen oder ganz besondere Umstände, die eine Abweichung von dieser Grundregel erforderlich machten.
Tamsyn bemerkte unser Entsetzen.
„Es ehrt euch sehr, Novizinnen der Gilde, dass euch bei dieser Ankündigung der Schrecken in die Knochen fährt“, sagte die Novizenbegleiterin und gab ihrer Stimme einen beruhigenden Klang.
„Eure Herren sind alle von Mylady und dem High Steward in Kenntnis gesetzt worden, dass ihr ab heute Nacht anstelle eures jetzigen das Halsband der Novizin tragen werdet. Wenn ihr die Ausbildung erfolgreich besteht, und daran hege ich keinen Zweifel, werdet ihr während des Festbanketts am Freitagabend aus den Händen eurer Herren euer persönliches Halsband wieder empfangen, wobei es allerdings in deren Belieben gestellt ist, ob es dasselbe ist, das ihr bis jetzt schon mit Stolz getragen habt, oder ein neues sein wird, das euren dann erworbenen Status als Sklavinnen der Gilde zum Ausdruck bringt. Aber bis es soweit ist, werdet ihr alle das Halsband einer Novizin tragen. Und jetzt runter auf die Knie!“
Nacheinander sanken wir zu Boden und neigten gehorsam den Kopf vor. Uns war alles andere als wohl bei dem Gedanken, unsere bisherigen Halsbänder jetzt gegen fremde zu tauschen. Aber irgendwie ergab auch diese Regel ihren Sinn, so wie alle Regeln, die man uns bislang auf Steel Rose Manor vermittelt hatte.
Dennoch versetzte es uns allen einen Stich, als die Novizenbegleiterin uns unsere Halsbänder abnahm und sie durch grobe Gliederketten aus blankem Stahl ersetzte, die von einem silbrig schimmernden Vorhängeschloss zusammengehalten wurden und sich uns nun bleischwer und eiskalt um die Hälse legten.
Tamsyn ließ uns in der befohlenen Grundstellung verharren, während sie zu dem Sideboard am anderen Ende des Schlafsaals hinüberging und unsere angestammten Halsbänder in einem der Schubfächer deponierte.
„Kommt wieder auf die Füße!“, befahl sie uns kurze Zeit später. „Ich werde euch nun zu in die Herrenhalle bringen, wo uns der High Steward schon erwarten wird, um euch die Aufgaben für heute Nacht zuzuweisen.“
Damit schloss sie auch den Deckel der Schatulle wieder, ohne dass eine von uns einen Blick auf den weiteren Inhalt hatte werfen können, und drückte Sarah die Kiste in die Hände.
Unterdessen war Mister Branok, nachdem er den Schlafsaal verlassen hatte, in den Herrensaal gegangen, um sich davon zu überzeugen, dass alles zu seiner und Lady Loreanas Zufriedenheit für das erste gemeinsame Dinner vorbereitet worden war.
Kritisch ließ er seinen Kennerblick über die drei großen und bereits perfekt eingedeckten Tafeln wandern, die so zusammengestellt waren, dass sie einen entfernt an das Mercedes-Benz-Emblem erinnernden Stern formten. Diese außergewöhnliche Anordnung der Tische fand heute Abend zum ersten Mal Anwendung, nachdem es wegen der von Mylady gewünschten besonderen Ausstattungsmerkmale und Funktionalitäten nahezu sieben Monate gedauert hatte, bis die Maßanfertigung von einer kleinen Möbelmanufaktur in Truro produziert und zum Glück vor vier Tagen, also kurz vor Abreise von Lady Loreana auf den Kontinent und damit gerade noch rechtzeitig vor Beginn des neuen Ausbildungsgangs, angeliefert worden waren.
In der Mitte der aus Rio-Palisander gefertigten Konstruktion - erfreulicherweise verfügte die Möbelschreinerei noch über größere Bestände aus Importen vor dem Jahr 1992, als die Bäume unter Artenschutz gestellt und ihre Verarbeitung, ihr Handel und ihr Besitz den strengen CITES-Regularien unterworfen worden waren -, also da, wo die gewaltigen Tische aneinanderstießen und miteinander verbunden waren, befand sich eine massive drehbare Platte von beinahe vier Metern Durchmesser, deren Form einem Tolosanerkreuz nachempfunden war. Der High Steward konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er sich die ersten Diskussionen mit Lady Loreana über die Vorzüge und die tatsächliche Bestimmung dieses eigentümlichen Aufbaus in Erinnerung rief.
Er hatte derartige Tische mit Drehtellern bisher nur aus asiatischen und vor allem chinesischen Restaurants gekannt, wo sie der Bereitstellung der verschiedenen Speisen dienten. Da die klassische Essensfolge in Asien üblicherweise aus einer Vielzahl sehr unterschiedlicher Gerichte von Suppen, Fisch und Meeresfrüchten, Fleisch und Geflügel sowie vielerlei Gemüsen und Beilagen bestand, die dem einzelnen Gast in der Regel aber nicht individuell auf dem eigenen Geschirr, sondern für die gesamte Gruppe in Schüsseln und auf Platten serviert wurden, von denen sich dann jeder nach Belieben nehmen konnte, boten diese Drehscheiben eine ebenso effiziente wie genial einfache Möglichkeit des Zugriffs: Man musste sie immer nur solange in seine Richtung bewegen, bis die gewünschte Speise direkt vor einem stand.
Einen ganz ähnlichen Zweck würde auch das drehbare Tolosanerkreuz haben, hatte die Novizenmeisterin ihm augenzwinkernd erklärt. Allerdings dächte sie zumindest für die besonders festlichen Veranstaltungen keineswegs daran, die erlesenen Speisen aus der Küche von Mrs Hayes dann nur auf edlem Porzellan kredenzen zu lassen, sondern was ihr vorschwebe, sei eine Reminiszenz an die alte Welt der Samurai und der Geishas.
Lady Loreana hatte sein höfliches, aber gleichwohl völlig verständnisloses Lächeln mit einem herzhaften Lachen quittiert.
„Nun hören Sie aber auf, Archibald“, hatte sie ausgerufen, nachdem sie nach ein paar Sekunden endlich wieder zu Luft gekommen war.
„Sie wollen mir jetzt doch nicht allen Ernstes weismachen, dass Sie mit ‚Nyotaimori‘ und ‚Nantaimori‘, dem Servieren von Speisen auf den Körpern von nackten Frauen und Männern nichts anfangen können?!“
„Nein, das konnte ich bisher in der Tat nicht, Mylady“, hatte Mister Branok damals grinsend eingeräumt, „aber ich stelle es mir schon jetzt sehr anregend vor, das eine oder andere Häppchen direkt von der nackten Haut einer schönen Sklavin zu naschen. Und, wenn es gestattet ist, hätte ich da vielleicht noch eine weitere Idee, wozu der Drehteller ansonsten noch dienen könnte...“
„Alles in Ordnung, Sir?“, wurde der High Steward in diesem Augenblick von einer weiblichen Stimme aus seinen Erinnerungen gerissen, deren verführerisch-sanften Klang er mit großer Freude vernahm. Isabel Chesten, die junge Französin aus seinem Ausbilderteam und Freundin, Geliebte und Gespielin von Dafydd Kenver, stand am Fuß der ins Obergeschoss führenden Treppe und blickte ihn fragend an.
Er wandte sich zu ihr um und musterte sie aufmerksam. Sie trug ein schwarzes, ihre schlanke Figur perfekt zur Geltung bringendes Etuikleid, dunkle seidig schimmernde Strümpfe und die dazu passenden High Heels, hatte ihr dichtes rotes Haar in einem frech auf und ab wippenden Pferdeschwanz zusammengebunden und war nur äußerst dezent geschminkt. Mister Branok spürte die Energie und die Sicherheit, die von Mistress Chesten ausging. Er lächelte sie freundlich an.
„Ja, alles in Ordnung, Isabel. Ich freue mich sehr, dass Sie wieder bei uns sind. Haben Sie mit dem Novizen gesprochen, meine Liebe?“ Die Ausbilderin nickte.
„Ja, Sir, ich habe unter den Argusaugen von Mrs Hayes lange und ausführlich mit dem Novizen geredet. Sébastian sagt, dass er sich wieder gut und kräftig genug fühlt und dass er unbedingt am Dinner und der weiteren Ausbildung teilnehmen will, wenn er darf. Und ich habe mich anschließend mit Doktor Hanson unterhalten, der aus medizinischer Sicht und vom psychologischen Standpunkt aus vollkommen damit einverstanden ist. Wenn ich also eine Empfehlung geben darf, Sir, dann sollten wir den Novizen hinzunehmen. Er hat diese Chance mehr als verdient, finde ich.“
„Das höre ich gerne, Isabel“, erwiderte der High Steward, trat auf sie zu und streckte ihr die rechte Hand entgegen. „Dann ist das ja schon einmal geregelt. Ich wusste, dass ich mich auf Sie verlassen kann. Merci, Isabel!“ Die Französin schlug ein.
„Und ich danke Euch, Steward, dass Ihr mich nicht aufgegeben und mir rechtzeitig den Kopf zurechtgesetzt habt. Das werde ich Euch mein Lebtag nicht vergessen!“
Mister Branoks Lächeln verstärkte sich.
„Ich täusche mich nur selten in Menschen, Isabel. Und im Übrigen brauche ich Sie hier. Die nächsten Tage werden noch anstrengend genug werden, und da kann und will ich auf Sie nicht verzichten. Und Mylady ebenso wenig. Ich zähle also auf Sie, okay?!"
Der High Steward räusperte sich kurz, und sein Lächeln wirkte mit einem Mal etwas gequält.
„Dann werde ich jetzt die verehrte Madame Renée aufsuchen und sie bitten, ebenfalls an unserem Dinner teilzunehmen, damit wir wie geplant mit allem weitermachen können. Also drücken Sie mir die Daumen, Isabel, dass ich das ordentlich hinbekomme.“
tbc
© DieTraumweber, November 2016
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