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Die Kapelle

*********eber Paar
1.242 Beiträge
Themenersteller 
Die Kapelle
Deine Anweisungen waren klar und eindeutig. Wie immer, wenn Du mir Anweisungen erteiltest.

„Komme um 20.00 Uhr in die Ruine der alten Kapelle. Du wirst gebadet, eingecremt und frisch rasiert sein. Du trägst das neue Sternenkorsett und den auberginefarbenen Rock der O. Keinerlei Wäsche, keine Strümpfe. Dazu die schwarzen Slingpumps. Darüber den bodenlangen weiten Mantel. An Schmuck nur Wolfsamulett und Ring. Plus Halsband, Hand- und Fußfesseln. Sei pünktlich!“


Ohne dass er mir aufgefallen war, hatte ich den Briefumschlag heute Morgen auf dem Weg zur Arbeit zusammen mit den üblichen Werbeflyern für irgendwelche neuen Döner-, Sushi- und Thai-Food-Läden aus dem Postkasten gefischt und anschließend achtlos auf den Beifahrersitz geworfen. Endlich im Büro angekommen, hatte ich den ganzen Haufen schon ungelesen entsorgen wollen, als ich auf dem Umschlag plötzlich Dein Siegel erblickte.

Hektisch und mit zittrigen Fingern hatte ich ihn aufgerissen und ihm ein zweifach gefaltetes Blatt Deines schweren handgeschöpften Briefpapiers entnommen. Gelesen, was Du in Deiner ausdrucksstarken Handschrift geschrieben hattest. Den Bogen beiseitegelegt. Erneut gelesen. Wieder und immer wieder. Verwirrt. Verstört. Und gleichzeitig dennoch Anspannung und Erregung spürend.

Keine Anrede, kein Gruß am Ende. Nur diese kurzen Anweisungen. Zorn und Wut stieg in mir auf. Was bildetest Du Dir eigentlich ein? Seit zehn Tagen warst Du jetzt geschäftlich unterwegs. In China. Und während der ganzen Zeit hatten wir nur immer kurz über Skype chatten können. Und ein paar Mails ausgetauscht. Mehr war schon allein wegen des Zeitunterschieds einfach nicht drin gewesen. Aber so kurz diese Konversationen auch blieben, bleiben mussten, so voller Wärme und Liebe waren sie auch. Und jetzt dieser Brief und dieser harsche Befehlston, dessen Eiseskälte mich erneut erzittern ließ.

Du warst mir immer noch ein Rätsel. Auch nach über einem Jahr noch, das wir jetzt zusammen waren. Aber diese zwei Seiten übten natürlich auch immer noch den Reiz aus. Den Reiz, mit Dir zu leben. Es hatte mich von Anfang an fasziniert, wie schnell Du zwischen den Welten hin und her wechseln und aus der Rolle des zärtlichen, sanften und nahezu verschmusten Liebhabers in die des strengen und unnachgiebigen Doms schlüpfen konntest. Und das verrückteste daran war, dass Du beide Rollen authentisch ausfülltest. Da war nichts gespielt, nichts gekünstelt. Du warst einfach echt. Du warst Du. Mein Wolf. Mein Gefährte. Mein Master. Mein Freund.

Und ich? Anfangs hatte ich Dich dafür nur bewundert. Und mich über mich selbst gewundert. Dass ich mich auf Dich einlassen konnte. Dass ich mich bei Dir wohl fühlte. Dass ich endlich angekommen war. Die Bewunderung zu Beginn war über die Zeit nicht geringer geworden. Aber dann war Zuneigung hinzugekommen. Und mittlerweile Liebe. Bei Dir war ich zuhause. Ich wurde Dein Kätzchen. Deine Gefährtin. Deine kleine Serva. Deine Freundin. Ich war endlich ich, und Du hattest mich dazu gemacht. Und trotzdem…

„Mistkerl!“ schoss es mir durch den Kopf. „Der bringt mich noch total um den Verstand. Wie soll ich mich denn da einen ganzen Tag auf meine Arbeit konzentrieren, wenn ich ihn heute Abend endlich wiedersehe?“ Ich zerknüllte den Brief, stopfte ihn in meine Tasche und schaltete meinen PC ein.

Langsam trudelten die Kollegen ein, denn mittlerweile war es kurz vor neun an diesem trüben Herbsttag, der sich das Prädikat Indian Summer erst noch würde verdienen müssen. Immerhin waren die letzten Tage noch sonnig und warm gewesen, und so bestand wenigstens Anlass zur Hoffnung, dass es auch an diesem Freitag, meinem letzten Arbeitstag vor dem so lange herbeigesehnten Kurzurlaub, noch so werden könnte.

Vor mir lag eine ganze Woche ohne Stress, ohne Hektik. Keine Termine, keine Besprechungen, keine Protokolle. Stattdessen ausschlafen, herumtrödeln, spazieren gehen, vielleicht ein bisschen shoppen. Und das alles mit Dir, denn Du wolltest ja morgen mit dem Hainan-Direktflug aus Beijing zurückkommen und danach auch eine Woche frei machen. Oder warst Du vielleicht schon da?

Ich war verwirrt und bemerkte, wie ich immer mehr verspannte und die ersten Anzeichen von Kopfschmerzen vom Nacken heraufzogen. Unwillkürlich straffte ich meinen Körper, wie ich es in meiner Ausbildung zur O gelernt hatte, und dann ließ ich den Kopf langsam kreisen, um die Verspannungen zu lösen. Sabine, meine unentbehrliche und im ganzen Haus überaus beliebte Sekretärin, die mir gerade die übliche Tasse Weißen Tee zusammen mit der Post hereingebracht hatte, stellte die Teeschale ab, legte die Briefe und die Zeitungen neben meinem Laptop in den Eingangskorb und trat hinter mich. „Na, schon wieder verspannt, Chefin?“

Ihre Stimme bahnte sich langsam den Weg durch die Watte, die sich um meinen Kopf gelegt hatte. „Hmm“, antwortete ich und warf ihr einen kurzen Blick zu. „Bestimmt habe ich mir heute Nacht einen Zug geholt. Wenn Du so lieb wärst…“ „Aber sicher, das mach ich doch gerne“, sagte Sabine, legte ihre Hände in meinen Nacken und fing an, mich sanft zu massieren. „Du bist ein Schatz, Bine“, säuselte ich und überließ mich ihren schlanken und doch kräftigen Fingern.

Ich entspannte zusehends. „Du wärst bestimmt auch eine sehr gute Masseurin geworden, Bine. Aber zu meinem Glück hast Du Dich dann ja doch für einen Bürojob entschieden“, lobte ich sie. Sabine lachte auf. „Vielleicht wäre ich das. Aber hier gefällt es mir viel besser. Und seitdem Du unsere Chefin bist, sogar noch mehr als vorher. Hast Du eigentlich schon etwas von Deinem Wolf gehört? Der kommt doch morgen zurück, oder?“

„Wenn ich das so genau wüsste“, gab ich ihr zögernd zur Antwort…

tbc


© DieTraumweber, April 2015
*******ller Paar
142 Beiträge
Wie immer klasse
******ier Frau
38.506 Beiträge
*spitze* So muss das sein. Ich freue mich für euch. *g*
*********eber Paar
1.242 Beiträge
Themenersteller 
Die Kapelle (II)
Ich erzählte Sabine von Deinem verstörenden Brief, während sie mir weiterhin gekonnt die Schultern und den Nacken massierte, bis meine Verspannungen und auch die Kopfschmerzen völlig verschwunden waren.

Wir kannten uns jetzt seit fast vier Jahren und waren zusammen durch einige Höhen und Tiefen gegangen, bevor die Konzernleitung vor einem guten halben Jahr den Beschluss gefasst hatte, die Vertriebsorganisation komplett umzustrukturieren. Und mich mit der Leitung der neuen Abteilung beauftragt hatte. „Trauen Sie sich das denn auch zu, Vanessa?“ hatte mich der Vertriebsvorstand damals bei der Sitzung im Allerheiligsten auf der siebten Etage gefragt. „Wir, liebe Vanessa“, und damit hatte er lächelnd in die Runde seiner ausschließlich männlichen Vorstandskollegen geblickt und allseits zustimmendes Kopfnicken geerntet, „wir alle hier tun es nämlich.“

Sofort hatte ich gemerkt, wie mir die Röte ins Gesicht gestiegen war und ich schlucken musste. „Ja, das traue ich mir zu, meine Herren“, hatte ich dann aber mit fester Stimme geantwortet. „Und nicht nur das. Ich werde dieses Unternehmen mit der neuen Mannschaft dahin bringen, wohin es meiner - und ja auch Ihrer! - Meinung schon seit ein paar Jahren gehört. An die Spitze!“ Daraufhin war der Vorstandsvorsitzende aufgestanden, hatte mir kräftig die Hand geschüttelt und schmunzelnd zu unserem Vertriebschef gemeint, da müsse er sich ja wohl in Zukunft in Acht nehmen, damit er seinen Posten nicht so bald abgeben müsste.

Noch am selben Tag hatte ich Sabine, die seinerzeit in der Personalabteilung gearbeitet hatte, zu mir ins Büro geholt und sie gebeten, mich bei meiner neuen Aufgabe zu unterstützen. Als Sekretärin und Assistentin. Und als Freundin, die sie zu diesem Zeitpunkt bereits war. Sabine hatte sofort und ohne sich Bedenkzeit auszubedingen zugesagt. Seitdem war unsere Verbindung noch wesentlich freundschaftlicher und enger geworden, und so hatten wir sehr bald auch keine privaten Geheimnisse mehr voreinander.

Sabine wusste als eine meiner wenigen Vertrauten, was sich zwischen uns entwickelt hatte und welche dunklen Begierden ich mittlerweile mit Dir auslebte. Anfängliche Verwirrung war zunächst in vorsichtige Neugier und dann zunehmend in offenes Interesse umgeschlagen. Sabine behauptete zwar immer noch steif und fest, dass sie sich diese Form der Erotik für sich nicht wirklich vorstellen könnte. Aber dass meine Schilderungen unserer Spiele um Dominanz und Unterwerfung ihre Phantasie sehr wohl auf das Heftigste anregte, stand für mich inzwischen völlig außer Zweifel.

„Was hältst Du von der Sache heute Abend, Bine? Will er mich testen? Prüfen, wie weit ich noch zu gehen bereit bin? Soll ich mich darauf wirklich einlassen?“ wollte ich von ihr wissen, nachdem ich ihr eingestanden hatte, wie sehr mich Dein Brief irritiert und doch auch angemacht hatte.

„Als ob Du Dich nicht längst entschieden hättest, Süße!“ bekam ich lachend zur Antwort. „Und damit Du Zeit hast, Dich auf den Abend gut vorzubereiten, wirst Du um spätestens drei Uhr hier alles stehen und liegen lassen und nach Hause verduften. Ich kümmere mich schon um den Rest, falls noch etwas zu erledigen sein sollte. Und Du erzählst mir am Sonntag ganz genau, was in der Kapelle passiert ist, hörst Du?“ Sie wandte sich zum Gehen und wollte mein Büro schon verlassen, als ich sie am Arm festhielt. „Du bist wirklich ein Schatz, Bine!“

Wie immer, wenn man sich auf etwas besonders freut, wird einem die Zeit lang. Ganz genauso ging es mir heute. Der Vormittag floss zäh wie erkaltende Lava dahin, die Fragen, die es noch zu entscheiden galt, und die Anliegen und Vorgänge, die noch zu beantworten und abzuschließen waren, gingen mir einfach nicht so leicht wie gewohnt von der Hand.

Und als Sabine mir dann auch noch eine furchtbar aufgebrachte Kundin durchstellte, die sich von ihr trotz aller Überzeugungskraft nicht abwimmeln ließ, war ich kurz davor, in Tränen auszubrechen. Noch nie hatte ich mich wegen einer Reklamation, und wenn sie auch genauso hanebüchen wie die der Dame am Telefon gewesen war, so zusammenreißen müssen, um nicht völlig die Contenance zu verlieren. Ich schaffte es nur mit großer Mühe, die Kundin nicht anzuschreien, sie solle sich mit ihrer bescheuerten Beschwerde doch zum Teufel scheren.

Zum Glück war Sabine zu meiner moralischen Unterstützung ins Büro geschlüpft, hatte die Tür leise geschlossen, sich hinter mich gestellt, mir beruhigend über die Schultern gestrichen und mir, zum allerersten Mal seit wir uns kannten, einen zarten Kuss auf mein Haar gedrückt. Nur auf mein Haar zwar, was ich zu meiner gar nicht großen Überraschung sehr bedauerte, aber immerhin Ich war nun einmal bi, und ich mochte es sehr, wenn mich eine Frau verwöhnte und ich sie verwöhnen konnte. Und ich wusste, dass auch Sabine davon träumte, aber bisher den Schritt noch nicht gewagt hatte. War das jetzt ihr Schritt auf mich zu?

So professionell wie ich nur konnte, beendete ich das Telefonat mit der aufgebrachten Kundin, nachdem ich mich, entgegen meiner sonstigen Art, zu der Zusage hatte hinreißen lassen, ich würde mich in einer Woche wieder bei ihr melden, um ihr einen für beide Seiten annehmbaren Lösungsvorschlag zu unterbreiten, wenn sie im Gegenzug gewillt sei, die Sache so lange auf sich beruhen zu lassen und von ihrer Drohung, sich damit an die Öffentlichkeit zu wenden, abzusehen.

Zitternd legte ich den Hörer auf, und als Sabine mich von hinten vorsichtig umarmte und noch einmal sanft küsste, entlud sich meine über den Tag aufgebaute Anspannung in einem tiefen Schluchzen.

„Du musst jetzt ganz schnell hier raus, Süße“, flüsterte Sabine mir zu. „Hau endlich ab und triff heute Abend Deinen Wolf. Und pass auf, dass er Dich nicht auffrisst…!“

tbc


© DieTraumweber, April 2015
*******ller Paar
142 Beiträge
Gemein
Wie könnt Ihr uns nur so auf die Folter spannen wie es weitergeht. Da WE ist, schreiben schreiben .....
*********eber Paar
1.242 Beiträge
Themenersteller 
Die Kapelle (III)
Dankbar ließ ich meine Hände über Sabines Oberarme gleiten. „Ach, wenn ich Dich nicht hätte, Bine“, brachte ich mühsam hervor. Langsam erhob ich mich und fing an, halbherzig meine Sachen zusammenzupacken. Es war zwar erst halb drei, aber Sabine ließ keinen weiteren Widerspruch von mir zu, half mir beim Packen und schob mich durch die Tür. „Und mach Dich schön für Deinen Wolf!“ rief sie mir noch hinterher, als ich kraftlos und erschöpft in Richtung Aufzug verschwand.

Die Kabine brachte mich ohne Zwischenstopp aus der fünften Etage hinunter in die Tiefgarage, wo ich meinen Wagen auf dem für mich reservierten Platz in der hintersten Reihe abgestellt hatte. Mit der Funkfernbedienung öffnete ich die Türen, schwang mich hinter das Lenkrad, warf die Tasche, ebenso achtlos wie Deinen Brief heute Morgen, auf den Beifahrersitz und startete den Motor.

Ich war wirklich völlig fertig. Urlaubsreif. Wie schon lange nicht mehr. Und die Ungewissheit, was heute Abend passieren würde, und überhaupt die Unsicherheit, ob Du denn schon aus China zurück wärst und sich das Ganze nicht als ein besonders perfides Spiel herausstellen würde, taten ihr Übriges und machten mich nur noch fertiger als ich mich ohnehin schon fühlte.

So ähnlich musste es sich anfühlen, wenn man kurz vor einem Burn-out stand, kam es mir in den Sinn. „Was Dir jetzt am besten hilft, ist ein langes entspannendes Schaumbad und ein gutes Glas Rotwein“, sagte ich laut zu mir selbst, als ich entschlossen den Rückwärtsgang eingelegt hatte und aus der engen Parkbucht zurückstieß.

Im Schritttempo fuhr ich nach oben. An der bereits geöffneten Schranke bedeutete mir der Wachmann anzuhalten. Ich ließ das Seitenfenster herunter. „Was gibt’s denn, Herr Keyer?“

„Ich habe da einen Brief für Sie“, antwortete der stets freundliche Mann, der sich als Rentner mit dem Job als Security Officer ein paar Euro hinzuverdiente, nachdem er nach über dreißig Jahren aus dem aktiven Dienst in „seinem Unternehmen“, wie er immer voller Stolz betonte, ausgeschieden war.

„Den hat eben hier so ein junger Bursche für Sie abgegeben und gesagt, ich solle ihn Ihnen unbedingt noch heute aushändigen. Machte dabei ein furchtbar ernstes Gesicht, der Knabe“, sagte Herr Keyer mit einem Blinken in den Augen und versuchte dann, den Gesichtsausdruck nachzumachen, der ihn anscheinend schwer beeindruckt hatte.

Er hielt mir einen schmalen Briefumschlag entgegen, auf dem ich sogleich Dein Siegel erkannte. „Danke, Herr Keyer!“ sagte ich mit einer so dünnen Stimme, dass der alte Mann mich ganz erschrocken ansah. „Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Sie sind ja auf einmal ganz blass. Es wird doch hoffentlich nichts passiert sein?“

Ich hob meinen Blick und sah ihm direkt in die Augen. „Ja, es ist alles in Ordnung“, gab ich zurück und versuchte, meiner Stimme einen festeren Klang zu verleihen. „Und es ist auch nichts passiert, machen Sie sich keine Sorgen. Ein schönes Wochenende und bis in einer Woche.“ „Ach ja“, sagte er, beruhigt lächelnd. „Sie haben ja Urlaub. Dann erholen Sie sich mal gut und kommen Sie gesund an Körper und Geist wieder!“

Ich winkte ihm ebenfalls lächelnd zu und schloss das Fenster. Dann legte ich Deinen Brief auf die Laptoptasche, atmete tief ein, ließ die Luft langsam wieder aus meinen brennenden Lungen entweichen. Verstohlen schielte ich wieder nach dem Umschlag mit Deinem Siegel. „Ja, gesund an Körper und Geist… Das hoffe ich doch sehr, auch wenn ich nicht die geringste Ahnung habe, was heute Abend mit mir passiert“, seufzte ich auf, legte den ersten Gang ein und machte mich auf den Weg nach Hause.

Der Feierabendverkehr hatte bereits mit voller Wucht eingesetzt. Früher als normal, aber nicht ungewöhnlich für einen Freitagnachmittag. Und da, entgegen den Wettervoraussagen und Versprechungen auf einen weiteren Indian Summer Day, auch noch ein leichter Nieselregen vom Himmel fiel, war das Chaos auf den Straßen schon wieder nahezu perfekt.

Dass in Berlin bereits ein bisschen Regen ausreichte, um die Autofahrer, und allen voran die doch sonst so von sich überzeugten Droschkenkutscher, in Vollidioten auf vier Rädern zu verwandeln, würde ich nie verstehen. Schlimmer war es nur noch, wenn Frau Holle sich doch tatsächlich einmal erdreistete, die ersten Schneeflocken über der Hauptstadt auszuschütteln. Das war in Wiesbaden irgendwie anders gewesen. Und im Westerwald, wo ich ursprünglich herkam, sowieso.

Fluchend quälte ich mich durch den Verkehr und erreichte nach über einer Stunde Fahrzeit für eine Strecke, für die ich normalerweise gerade mal zwanzig Minuten brauchte, meine Wohnung. Wenigstens war mir aber der Gott der Parkplätze hold, denn ich fand einen Stellplatz in unmittelbarer Nähe. Schnell raffte ich meine Sachen zusammen und lief zum Hauseingang.

An die zweiundachtzig Stufen bis hoch zur vierten Etage hatte ich mich immer noch nicht gewöhnt, und so war ich außer Atem wie immer, als ich die Wohnungstür aufschloss, schnell hindurchschlüpfte und die Tür hinter mir leise ins Schloss fallen ließ.

Ich musste mich erst einmal an den Türrahmen anlehnen und durchatmen. Entschlossen streifte ich mir die Schuhe von den Füßen, ließ die Tasche vorsichtig auf den Boden gleiten, zog die Kostümjacke aus, warf sie über die Garderobe, griff nach Deinem Brief und ging auf Strümpfen ins Wohnzimmer, um mich auf das neue Sofa zu werfen. Ich wendete den Umschlag in meinen Händen, als wenn ich mich fürchtete, ihn zu öffnen, und brannte doch gleichzeitig darauf, ihn zu lesen. Entschlossen riss ich ihn auf.

„Verfluchst Du mich schon, Sklavin?“ fingen die Zeilen an, wieder ohne Gruß, wieder ohne Erklärung, ob Du schon angekommen seist. Absatz. Und dann ging es unvermittelt weiter...

tbc


© DieTraumweber, April 2015
Chapeau... einfach wunderbar geschrieben! *bravo*

Ich fühle mit der Protagonistin...
und bin so gespannt, was sie erwarten wird!

Danke! *kuss*
*********eber Paar
1.242 Beiträge
Themenersteller 
Dieser Beitrag wurde als FSK18 eingestuft.
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****sar Frau
7 Beiträge
Wunderbar ...
... wie die Geschichte sich langsam , sehr langsam aufbaut


Ich kann schon fast die kühle feuchte Luft in der dunklen Kapelle auf meiner Haut spüren

Ich freue mich auf das Weiterlesen ...

Einen lieben Gruß
Soinsar
********isir Paar
282 Beiträge
ja, jetzt wird's spannend
Mal sehen, wer da alles so in der Kapelle wartet ... *zwinker*
Tolle Geschichte!
*******ller Paar
142 Beiträge
superrrrrr
Eigentlich ist doch die Folter in Deutschland verboten. Das Warten auf die Fortsetzung ist eine solche. Werden uns mal an Amnesty international wenden.
*********eber Paar
1.242 Beiträge
Themenersteller 
Dieser Beitrag wurde als FSK18 eingestuft.
Zur Freischaltung

fesselnd geschrieben... *spitze*

ich bin gespannt, wie es weiter geht! *ja*
********sure Frau
348 Beiträge
gemein!
ich kann den Rest nicht lesen *motz* *snief2*
*********eber Paar
1.242 Beiträge
Themenersteller 
Vor dem Stephanus-Altar
Um kurz vor 20 Uhr betrat ich den kühlen und schon im Halbdunkel liegenden vormaligen Kirchenraum. Im frühen 11. Jahrhundert von Zisterziensern errichtet, wies die Architektur der Kapelle überwiegend romanische Züge auf.

Eher kleine Fenster, gedrungene Räume, dicke Säulen mit Würfelkapitellen, niedrige Kassettendecken, starke und wehrhafte Wände. Die Kirchenbänke und das Chorgestühl waren zwar schon vor ewigen Zeiten entfernt worden, aber die steinernen Altäre und Figuren, die Kreuze und selbst die schweren eisernen Leuchter waren alle noch vorhanden und auch noch halbwegs intakt, wenn auch die Jahrhunderte deutliche Spuren hinterlassen hatten.

Alles erschien mir düster und beklemmend, und die aufgezogene Dunkelheit und der halbverfallene Zustand der kleinen Kirche, durch deren zerborstene Fenster der Wind hineinblies, verstärkten diesen Eindruck noch einmal. Verstörende Bilder aus „Der Name der Rose“ schlichen sich in meinen Kopf, und ich glaubte sogar, von ganz weit her die monotonen und unheimlichen Gesänge der Mönche zu hören. Unsicher sah ich mich noch einmal um.

Es war niemand da. Zumindest konnte ich niemanden sehen. Aber was hatte das schon zu sagen?! Langsamen Schrittes bewegte ich mich in Richtung Stephanus-Altar und fand dort, wie beschrieben, einen Kerzenleuchter mit einer dicken schwarzen Kerze, eine Streichholzschachtel und - unter den Fuß des Kerzenständers geklemmt - einen Umschlag mit Deinem Siegel. Erneut wendete ich meinen Kopf und starrte in den dunklen Kirchenraum. Hatte sich da nicht etwas bewegt? Oder spielte meine Phantasie mir schon Streiche und ich fing an, Gespenster zu sehen?

„Jetzt dreh bloß nicht durch!“ sprach ich mir selber Mut zu. Aber konnte ich mir wirklich ganz sicher sein, dass ich nicht heimlich beobachtet wurde? War es tatsächlich nur das zusehends schwindende Tageslicht, das tanzende Schatten zwischen die massiven Säulen warf und auf die grauen Steinwände malte? Entschlossen hob ich den Kerzenständer an und zog mit der anderen Hand den Umschlag hervor. Dieses Mal vorsichtig, riss ich ihn auf und entnahm ihm ein handbeschriebenes Blatt. Verdammt! Es war tatsächlich schon viel zu dunkel, um Deine Schrift ohne Licht zu entziffern.

Also legte ich den Brief zurück auf die steinerne Altarplatte, tastete nach der Streichholzschachtel, entnahm ihr das einzige Zündholz und riss es an der rauen Seitenfläche an. In diesem Augenblick raschelte etwas vor meinen Füßen, und erschrocken sprang ich einen Meter zurück. Das brennende Streichholz rutschte mir aus den Fingern und fiel zu Boden. Im erlöschenden Schein der kleinen Flamme sah ich eine fette Ratte, die, durch das plötzliche Licht irritiert, kurz verharrte und ihren Kopf in meine Richtung wendete, um dann schnell in die zurückgekehrte Dunkelheit zu verschwinden. „Scheiße!“ entfuhr es mir lautstark und ich stieß eine wüste Schimpftirade aus. „Blödes Mistvieh, elendes! Konntest Du nicht woanders rumlaufen?! Scheiße, Scheiße, Scheiße!“

Hektisch durchwühlte ich meine Manteltaschen in der Hoffnung, darin ein Feuerzeug zu finden. Hatte ich denn nicht eines einstecken? Doch, da war es! Ein Grinsen stahl sich auf mein Gesicht. „Wie gut, dass eine kluge Frau immer einen Plan B hat“, dachte ich und schnippte das Feuerzeug an, um die Kerze zu entzünden.

Mit einem leisen Knistern entflammte der kurze Docht und erzeugte ein flackerndes Licht, das die drastische Darstellung des von den tödlichen Pfeilen durchbohrten heiligen Stephanus unwirklich und doch erschreckend deutlich beleuchtete. Ein Schauer des Entsetzens lief mir den Rücken hinunter. Ich schüttelte den Kopf, um das grässliche Bild ebenso loszuwerden wie die aufkeimende Furcht, was mir wohl geschehen würde, griff wieder nach dem vorhin beiseitegelegten Papierbogen und begann, Deine neuen Anweisungen zu lesen:

„Zieh Deinen Mantel aus, Sklavin! Falte ihn zusammen und leg ihn auf den Altar! Dann die Schuhe, die Du neben den Mantel stellst. Nimm den Kerzenleuchter in die linke und meine Briefe in die rechte Hand, tritt zurück in den Mittelraum, wende Dich nach links und gehe in Richtung Ostapsis.
Dort wirst Du eine schwere, eisenbeschlagene Eichenholztür finden. Öffne sie und steige die Treppe hinab. Vor der Krypta zweigt ein Gang nach rechts ab. Geh hinein und folge ihm bis zu seinem Ende. Dort ist eine weitere, jedoch noch verschlossene Tür, vor der ein Lederkissen liegt.
Du wirst darauf niederknien, den Kerzenleuchter vor Dir auf dem Boden abstellen, meine Briefe daneben legen, die Dir gebührende Haltung einnehmen, die Augen schließen und der Dinge harren, die Dir bestimmt sind!“



Erneut rollte ein Schaudern durch meinen Körper, und die Bilder des gemarterten Heiligen drängten sich wieder in meine Gedanken. Er stand mit dem Rücken zu einer Stele und war an sie angekettet. Pfeile schauten aus seinem geschundenen Körper, steckten tief in seiner Brust, in seinem Bauch, in seinen Oberschenkeln. Obwohl bereits schwer getroffen, stand er immer noch aufrecht, sein Gesicht zwar von tödlichem Schmerz gezeichnet, aber die Augen klar und weit offen, als ob er bereits die ihm verheißene Erlösung durch seinen Herrgott spüren konnte.

Entsetzlich und gleichzeitig Hoffnung gebend, ganz Ausdruck eines mittelalterlichen Glaubensverständnisses, mit dem die Kirchenfürsten und die weltlichen Herrscher das einfache Volk zu widerspruchslosem Gehorsam und zu unbedingter Ergebenheit in ihr erbärmliches irdisches Schicksal verpflichten und es auf ein jenseitiges Heil und die Erlösung von allem Leid nach dem Tode vertrösten konnten. „Was für eine dunkle und bedrückende Zeit“, dachte ich und versuchte erneut - und erneut vergeblich! -, die Marterszene aus meinem Kopf zu kriegen.

Natürlich war mir verstandesmäßig vollkommen klar, dass ich heute nicht zu Tode gefoltert werden würde. Aber welche Arten von Schmerz, welche Strafen und Erniedrigungen für mich heute ausersehen waren, wusste ich genauso wenig. Ein Gefühl der Beklemmung keimte auf und schnürte mir den Hals zu. Zum allerersten Mal, seit ich gemeinsam mit Dir in diese mir vorher verschlossene dunkle Welt eingetaucht war, spürte ich mehr als ein vages Unbehagen und bloße Unsicherheit. So sehr sich mein Verstand dagegen auch wehrte, ich fürchtete mich und empfand Angst.

Mit einer Gänsehaut auf dem ganzen Körper kramte ich die Briefe aus der Tasche meines Mantels hervor, bevor ich ihn öffnete und von den nackten Schultern streifte. Ich faltete ihn zusammen und legte ihn auf die Altarplatte. Die Luft war frisch und kühl, fast schon unangenehm kalt. Oder kam es mir nur so vor, weil ich selber eine solche Hitze ausstrahlte und innerlich glühte? Zitternd bückte ich mich, um meine Schuhe auszuziehen.

Als ich meine Füße aufsetzte und die blanken Fußsohlen die grob behauenen Steinplatten berührten, spürte ich, wie kalt auch der Boden war. Ich bibberte immer heftiger, meine Zähne schlugen laut klappernd aufeinander. Wie das scheppernde Stakkato des Trommelfeuers von schweren Maschinengewehren füllte es das Kirchenschiff in seiner bedrückenden Leere. Oder hörte es sich nur in meinem Kopf so laut an...?

tbc


© DieTraumweber, April 2015
Ich will mehr!!!!
Immer diese gemeinen lesepausen *fiesgrins*
Deine Geschichte ist sehr gut geschrieben.
********sure Frau
348 Beiträge
Klasse
Sehr schön und anschaulich geschrieben.
Konzentriert auf das Wesentliche und äußerst Kopfkinofördernd.

Danke!
*********eber Paar
1.242 Beiträge
Themenersteller 
In den Katakomben
Wie das scheppernde Stakkato des Trommelfeuers von schweren Maschinengewehren füllte es das Kirchenschiff in seiner bedrückenden Leere. Oder hörte es sich nur in meinem Kopf so laut an?


Ich umfasste den Kerzenleuchter mit dem flackernden Wachslicht mit meiner linken Hand und griff nach Deinen drei Briefen, nicht ohne den ersten nochmals - und nochmals vergeblich - glattzustreichen und den zweiten so zu halten, dass nicht gleich auffiel, dass es nur noch Schnipsel waren. Dann wandte ich mich um und, vorsichtig und behutsam einen Fuß vor den anderen setzend, ging ich durch das Mittelschiff der Kapelle in Richtung Ostapsis.

Mein Blick schweifte nach oben, wo immer noch ein verrostetes Eisenkreuz über dem bereits vor vielen Jahren profanierten Opfertisch hing. Das Kerzenlicht in meiner Hand spendete nicht sonderlich viel Licht und enthüllte keine Einzelheiten. Meine Sinne waren aufs Äußerste angespannt, und ich war sehr froh, dass das Halbdunkel mir keine weiteren verstörenden Heiligendarstellungen und Marterszenen enthüllte und mich zudem auch die Kälte des Steinfußbodens immer wieder in die Wirklichkeit zurückholte.

Als ich bei der geschickt in die Rundung der Apsis eingepassten Eichenholztür ankam, schlotterte ich am ganzen Körper. Ob eher vor Kälte, die sich meiner mittlerweile vollständig bemächtigt hatte, oder vor Furcht, vermochte ich nicht zu sagen. Ich spürte allerdings auch sehr deutlich, dass zu diesen Empfindungen auch eine in Anbetracht und Würdigung der Umstände eigentlich vollkommen verrückte und kaum nachvollziehbare Erregung gekommen war, die meinen Geist ebenso durcheinander brachte wie meinen Körper.

In meinem Inneren machte sich zunehmend eine geradezu wohlige Wärme breit, die die unangenehme Kälte der fortgeschrittenen Nacht und meine Angst vor dem mir gänzlich Unbekannten mehr und mehr in den Hintergrund drängte. Ich war ganz offensichtlich angekommen in der Geschichte, die Du heute Abend für mich inszeniert hattest. War endlich eingetaucht und fühlte mich dadurch immer sicherer, ja beinahe wohl, aller nach wie vor bestehenden Unwägbarkeiten darüber, was mich hinter dieser dunklen Pforte erwarten würde, zum Trotz.

Ich drückte gegen das schwere Eisenschloss. Unerwartet leicht schwang die Tür nach innen auf und gab den Blick und den Weg frei auf eine steile steinerne Treppe, die in engen Rechtsbögen nach unten führte. Nach nur wenigen Stufen wurde die Decke so niedrig, dass ich mich bücken musste, um nicht mit dem Kopf daran zu stoßen. Ich hörte, wie die Eichentür hinter mir mit einem dumpfen Geräusch in ihr Schloss zurückfiel. Schnell hielt ich meine Hand schützend um die Kerzenflamme, die wegen des plötzlich entstehenden Luftzugs sehr bedenklich flackerte, damit sie nicht erlosch. „Das wäre es jetzt noch gewesen!“ sagte ich laut zu mir und fühlte mich wie ein kleines Kind, das sich selbst Mut zusprechen muss.

Das flackernde Licht zauberte unwirkliche Schatten auf die Stufen und an die grob behauenen Steinwände. Nach ein paar weiteren Stufen wendete sich die Treppe unvermittelt nach links und endete alsbald in einem niedrigen, von zwölf massiven quadratischen Pfeilern gestützten Tonnengewölbe. Das musste die Krypta sein. An jeweils zwei Pfeilern am Anfang, in der Mitte und am Ende des Gewölbes brannten knisternd Pechfackeln in eisernen Wandhalterungen und tauchten den Raum in ein rußiges Zwielicht.

Im hinteren Teil stand ein im Laufe der Jahrhunderte nahezu vollständig geschwärzter Sarkophag, über dem ein ebenso verrußter, aber dennoch sehr gut zu erkennender und im flackernden Fackelschein diabolisch grinsender Sensenmann thronte. Es kostete mich nicht allzu viel Überwindung und Kraft, der Versuchung zu widerstehen, näher an den reliefverzierten Steinsarg heranzutreten, um zu sehen, wer dort begraben lag, und wendete mich der rechten Wand zu, von der, wie beschrieben, ein weiterer Gang abging.

Da der Weg von den Pechfackeln ausreichend erhellt wurde, erschien mir das Kerzenlicht in meiner Hand nicht länger erforderlich. Erleichtert, den mit der Zeit immer schwerer gewordenen Eisenständer nun nicht mehr am vorgereckten Arm vor mir hertragen zu müssen, blies ich kurzentschlossen die kleine Flamme aus und nahm die Hand herunter. Kerzenwachs tropfte auf den Fußboden, die Kerze löste sich von dem zu kurzen Dorn und fiel polternd herunter. Erschrocken blieb ich stehen. „War vielleicht doch keine so gute Idee, was?“ sagte ich wieder laut zu mir.

Meine Stimme hallte in dem engen niedrigen Gang wider und fast war mir, als nähme ich ihr eigenes Echo wahr. Bedächtig bückte ich mich hinunter, um die Kerze wieder vom Boden aufzuheben, peinlich darauf achtend, dass nichts von dem auf die Steinplatten hinabgetropften Kerzenwachs meinen Rock verklebte, nahm sie in dieselbe Hand, die bisher nur die Briefe festgehalten hatte, und richtete mich langsam wieder auf.

In der Aufwärtsbewegung blickte ich den Gang hinunter und sah in vierzig oder vielleicht auch nur dreißig Metern Entfernung die nächste Tür. Davor zeichnete sich ein dunkler Schatten ab, der das beschriebene Lederkissen sein musste. Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer. Das wäre also fast geschafft! Ich lief los, denn ich wollte diese Etappe endlich hinter mich bringen. Wollte mich hinknien dürfen und ein bisschen ausruhen. Durchatmen und Kraft sammeln für das, was dann unweigerlich folgen würde. Und Dich endlich wiederzusehen. Wenn Du überhaupt da sein würdest.

Am Ende des Gewölbegangs angekommen, fand ich alles so vor, wie es in Deiner letzten Anweisung stand. Auf dem Boden lag ein dickes schwarzes Lederkissen, vielleicht einen Meter auf einen Meter und bestimmt zwanzig Zentimeter hoch. Drei Meter zurück brannten die letzten Pechfackeln, und noch einmal zwei Meter voraus war die nächste Eichenholztür in die Wand eingelassen, die genau wie die obere Pforte mit kräftigen Beschlägen aus Eisen verstärkt war und ein ähnlich großes und vermutlich ebenso einfach konstruiertes Bartschloss aufwies, das einen massiven querlaufenden Metallriegel hin und her bewegte.

Ich stellte den Leuchter zwischen Kissen und Tür ab, nicht ohne die erloschene Kerze wieder darauf zu setzen, und legte die Briefe daneben auf den Boden. Dann ließ ich mich in der Mitte des Kissens auf meine Knie hinunter, ordnete den Rock so, dass er fächerförmig auf dem Leder lag und dennoch nach vorne und hinten offen stand, legte die Hände mit nach oben gewendeten Handflächen nahe der Knie auf meine Oberschenkel, richtete den Oberkörper auf, senkte den Kopf und schloss die Augen. Ich ließ die Luft regelmäßig, bewusst und ganz tief in meine Lungen hinein und wieder aus ihnen heraus strömen, wurde ruhig und konzentrierte mich. Auf mich, auf meine Rolle und auf das unausweichlich Kommende.

Meine Angst war verschwunden. Dass ich es bis hierher geschafft hatte, machte mich zufrieden und glücklich. Ich war stolz und ja, ich war erregt. Egal, welche weiteren Aufgaben vor mir lägen, ich würde mich ihnen mit Freuden stellen. Und mich voller Vertrauen all den Prüfungen unterziehen, die Du mir abzulegen auftragen würdest. Denn Du warst nicht nur mein Freund und Partner, mein Weggefährte und mein grauer Wolf, sondern Du warst auch und vor allem mein Master, mein Herr und der Hüter meiner Seele, und ich wusste, all das würdest Du immer für mich sein….

tbc


© DieTraumweber, April 2015
*******ller Paar
142 Beiträge
Wie immer ein highlight diese Geschichten zu lesen.
Schaurige Grüße von der Küste
*****Lee Paar
220 Beiträge
Puh... ich wollte doch schon längst im Bett sein... Konnte nun aber nicht aufhören, diese Geschichte zu lesen. Toll geschrieben. Beim Lesen wird nicht nur das Kopfkino angeregt sondern ich hab auch mit gefühlt... schaurigschöner Nervenkitzel der besonderen Art...
LG
Maggy
*******tte Paar
919 Beiträge
Folter
Ungeduldig .....

Bitte lass dieses Vorgeplänkel zu Ende sein. Der Kopf raucht und qualmt vor lauter Kopfkino und dann hört es hier auf??? Ihr seid ja auf die harte Schiene unterwegs.

Böse. Ganz böse

Der Adler
*********eber Paar
1.242 Beiträge
Themenersteller 
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Zur Freischaltung

*******tte Paar
919 Beiträge
*anbet*


Ich danke den Traumweber für ein weiteres fabelhaft gesponnenes Kapitel dieser exquisite DS Geschichte. (wenigstens bis jetzt DS.....)

Vielen Dank fürs Teilen diese pure Emotionen in Buchstabenform.

Der Adler
*******ller Paar
142 Beiträge
Bitte Bitte
Gebt uns mehr davon. Da läuft ja das Kopfkino auf hochtouren.
LG
Ollerdoller
*******tte Paar
919 Beiträge
An die Weber diesen Traumes
Was sollen wir tun, damit wir ein weiteres Kapitel diese exquisite Geschichte lesen dürfen?

Der Abstinenz weitere Folgen grenzt schon an Folter. Wir hätten gerne umgehend die süße Befriedigung weiterer Zeilen.

Der Adler
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