Es funktioniert, wenn alle mitmachen
Zunächst:Von meinen 5 langjährigen Beziehungen waren 3 nicht-exklusiv, aber sehr glücklich, und 2 monogam/exclusiv, aber unglücklich. Die letzte monogame Beziehung wurde dann aber in eine nicht-exklusive umgewandelt. Dazu weiter unten.
Generell:
Mir sind zu viele Stereotype in dem Thread. Außerdem kam viel zu schnell der Schwung von "offener Beziehung" zu Polyamorie, was nun mal zwei verschiedene Betten sind.
Ich bin auch nicht sehr glücklich darüber, das polyamor-lebende Menschen in diesem Thread vielfach pauschal mit "persönlichen Defiziten" abgestempelt wurden. Das Thema ist zu groß und vielfältig und vor allem sehr individuell, um pauschal und abwertend von Außenseitern bewertet zu werden.
Ich selbst lebte 1.5 Jahre lang in einer polyamoren Beziehung mit 2 Frauen und liebte sie beide. Hier mehrfach damit in Verbindung gebrachte persönliche Defizite habe ich ganz sicher, mindestens so viele wie jeder andere auch. Aber es war eine verdammt geile und intensive Zeit! Alle wussten von einander, alle Beteiligten kannten sich, die Frauen verstanden sich untereinander auch. Es gab übrigens keinen gemeinsamen Sex zu dritt, der war in dieser Beziehung stets zu zweit, falls die Frage aufkommt
Es ist übrigens nicht fair, darüber zu urteilen, ob andere Menschen mehrere Menschen gleichzeitig lieben können oder nicht. Emotionen sind nun mal individuell und schwer diskutabel.
Zurück zum Eröffnungs-Posting dieses Threads:
bezogen auf das gegenwärtige Profil von der TE "bru84" sehe ich Parallelen zu mir. Auch ich lebe in einer Beziehung (Ehe), die ungefähr im 10. Jahr "geöffnet" wurde. Wir bezeichnen unsere Beziehungsform nicht gerne als "offene Beziehung", weil die Interpretation dieser Begrifflichkeit zu viele Spielräume offen lässt und teilweise auch missverstanden werden kann.
Wir zwei sind eine feste Einheit, aufeinander eingespielt. Aber dann wurden beidseitig Wünsche geäußert, auch mit anderen Menschen Sex zu haben. Zum Einen kristallisierte sich die Lust heraus, den anderen/die andere beim Sex mit anderen Menschen zu beobachten, als auch selbst welchen mit anderen zu haben.
Wir gestatten uns somit Freigänge und sind hierbei aber ehrlich zu einander. Es funktioniert. Ja, es ist Eifersucht im Spiel. Mal mehr, mal weniger. Aber eine Art Eifersucht, die nicht schädlich ist. Mit der man gut umgehen kann.
Ich deute das Profil der TE so, das sie in ihrer Beziehung sattelfest und rein emotional glücklich ist, aber halt sexuell mehr Schwung braucht, von "außen" sozusagen. Das klingt für mich bislang noch nicht nach Polyamorie. Genau so ist es bei uns auch. Wir lieben uns. Wir haben nach wie vor äußerst befriedigenden Sex miteinander, sich so richtig fallen lassen geht auch nur unter uns. Meine Frau hat z.B. Probleme, bei anderen Männern zu kommen. Dafür braucht sie Vertrauen und somit gelingt ihr das i.d.R. nur bei mir. Dennoch besteht hin und wieder die Lust nach fremdem Fleisch. Und da ich sie sehr liebe, gebe ich ihr diese Freiheit. Und sie mir aus gleichen Gründen auch.
Da wir nicht ständig wild "fremd-vögeln" da draussen, und die Begrifflichkeit "offene Beziehung" bei vielen genau das assoziiert, benennen wir unsere Lebensform auch nicht so. Einen passenden Begriff haben wir bisher nicht gefunden. Aber den braucht es ja auch nicht
Oder kann das jemand betiteln?