schon seit einer Weile
Ich führe seit einer Weile so eine offene Beziehung und bin überaus zufrieden.
Mein Problem mit den alten Beziehungsmodellen war der Besitzanspruch beider Seiten. Darüber hinaus habe ich auch nie verstanden, was jemanden "Fremden" denn dazu animiert zu glauben, dass er auch nur irgendwie einen Anspruch auf Gefühle der anderen Person hat.
Gerade ist es so, dass ich studiere (Technische Physik) und auch dementsprechend viel zu lernen habe. Eine Beziehung in alten Schemata gedacht könnte ich mir überhaupt nicht vorstellen. Ständig telefonieren und sich irgendwelche Geschichten anzuhören, sich in seiner Planungsfreiheit einschränken. Nichts für mich.
Ich halte es eher so, dass wir uns in unregelmäßigen Abständen treffen, entweder in meiner Stadt oder in ihrer oder ganz woanders und wir einfach die Zeit genießen, die wir miteinander haben. Viel unternehmen, auch sehr ausgiebigen Geschlechtsverkehr haben, aber es irgendwie immer aufhört, wenn es am Schönsten war. Dann ist erst mal wieder Ruhe angesagt. Was und mit wem wir alles etwas machen, interessiert uns beide nicht. Solange wir damit glücklich sind, ist alles möglich.
Ab und zu schlafe ich auch mit anderen, doch wenn, und das tue ich eigentlich fast immer, ich ihnen von meiner Beziehung erzähle, dann sehen sie es ähnlich und halten diese alten romantischen Zweierbeziehungen für überholt. Oft stößt das sogar auf umso mehr Zuneigung und es kommt ein gewisses Interesse in dem Gegenüber auf, was jeder, der in einer Beziehung ist kennen sollte. Dieses "Ich weiß, dass ist doof, weil du in einer Beziehung bist, aber ich will dich jetzt.", nur, dass bei mir das mit der Beziehung entfällt und ich auch einfach kann, wenn die Situation stimmt.
Es zählt wirklich nur noch der Moment und die Zeit die man miteinander hat.
Zurückzuführen ist das denke ich, auf den zunehmenden Zeitdruck in unserer digitalisierten Welt. Wir sind auch mehr und mehr ersetzbar geworden. Gefällt mir der Sex nicht mit ihm/ihr, nehme ich eben den/die Nächste(n). Einerseits traurig, andererseits aber auch eine Chance, die es für manche erst einmal zu begreifen gilt. Die richtigen Fragen muss man sich schon selbst stellen und ich glaube sogar, dass es für viele gar nicht möglich ist derart zu leben. Es hat auch viel mit der Liebe sich selbst gegenüber zu tun, teilweise auch einem gewissen spirituellen Ansatz, aber auch der geistigen Freiheit seine von außen aufgedrängten, strukturellen Defizite aufzubrechen um neue Dinge auszuprobieren.
Ich kann jedem nur empfehlen zu versuchen sich selbst zu finden und viel Zeit mit Meditation, Tai Chi und anderen Formen der Selbstverwirklichung zu verbringen. Das sind wir uns und unseren Körpern schuldig.