Verantwortung ohne Abhängigkeit? @ alle Unabhängigen
Ich würde behaupten wollen, daß jeder zuerst einmal für sich selbst verantwortlich ist. Dann gibt es natürlich Personen (Kinder, Alte, Kranke, ...), für die andere Verantwortung übernehmen müssen, weil sie selbst dazu nicht / noch nicht / nicht mehr fähig sind. Darüber hinaus ist es auch möglich, für Menschen Verantwortung zu übernehmen, die eigentlich für sich selbst verantwortlich sind.
Ist es nicht so, daß, sobald ich - gefragt oder ungefragt - Verantwortung für jemand anderen übernehme, dieser andere von mir abhängig wird? Kinder und Unmündige sind von ihren Eltern oder ihrem Vormund abhängig, Alte und Kranke von ihren Pflegern, ... Dasselbe gilt meines Erachtens auch dann, wenn Partner füreinander Verantwortung übernehmen. Im besten Falle übernehmen beide füreinander Verantwortung und sind voneinander abhängig. Wie biwipigi schrieb: sie ist von seinem Geld abhängig und er von ihren Dienstleistungen. Das ist eine Art positiver Abhängigkeit, die Vertrauen und ein gesundes Selbstbewußtsein erfordert – und wohl am meisten unter denjenigen verbreitet sein dürfte, die sich mit Liebesstil Nr. 1 am besten charakterisiert fühlen.
Die meisten derjenigen, die in diesem Thread geäußert haben, nicht abhängig sein zu wollen, haben sich jedoch beeilt zu versichern, daß es ihnen nichts ausmacht, wenn andere von ihnen abhängig sind. In einer solchen Beziehung ist die Abhängigkeit einseitig, die beiden Partner begegnen sich nicht auf einer Ebene, sondern einer übernimmt die Rolle des Elternteiles, der andere die des Kindes (übrigens keine graue Theorie, sondern am eigenen Leib gemachte Erfahrung – ich habe jahrelang in einer solchen Beziehung gelebt...).