Homosexualität
Ist - Wunder - eine Erfindung der Neuzeit und wurde als Begriff erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt Die Ablehnung von Praktiken, die in der Antike noch Gang und gäbe waren, geht auf die drei abrahamitischen Religionen zurück - und da geht es - noch einmal Wunder - gar nicht Prioritär um die Ablehnung des gleichgeschlechtlichen Verkehrs sondern um die Praxis der Sodomie - nein, nicht die, mit dem lieben Vieh sondern die des Analverkehrs - Schande damit über alle die, die in ihrem Profil unter "unbedingt" Buchstabe a eben diese Vorliebe aufgeführt haben: ihr seid sodomiten zusammen mit den un-normalen Schwulen und werdet von den drei großen Religionen zum in der Hölle verdammt, wo ihr euch dann mit den von euch als so ab-normal angesehenen Schawulen zum fröhlichen Stelldichein treffen könnt.
Erste Emanzipationsbestrebungen, die den sodomiten zumindest mal die Todesstrafe ersparten, kamen auf im Zuge der französischen Revolution und der Aufklärung - und ach ja, aufgeklärt wären wir doch alle gerne und befreit, aber natürlich nur in den Grenzen der Toleranz für unsere jeweils individuellen Obsessionen.
Mit der Entwicklung von Psychoanalyse und den damit verbundenen Therapien standen dann auch gleich wirksame Methoden zur pathologisierung jedweder sexueller Aberration zur Verfügung und die - nun auch so genannten - homosexuellen konnten sich munter die Seiten in den psychologischen Lehrbüchern und die ICD-Klassifikationen mit hypersexuellen, Masochisten, Sadisten, und anderen sexuell "verwirrt und verirrten" teilen.
[Zur Homosexualitaet gibt es tatsächlich mal nen sehr ausführlichen und informativen Artikel bei Ficki-paedia, dem diese Infos teilweise entnommen wurden, dort sind auch belastbare statistische Zahlen angegeben
http://de.m.wikipedia.org/wiki/Homosexualität]
Alle eben "nicht normal" (und hiermit komme ich zur Begriffsklärung: normal kann normal bedeuten im Sinne einer Norm, die den Durchschnitt einer Bevölkerung beschreibt und damit die anzutreffende Mehrheit. In dem Sinne ist ein relativ hoher Prozentsatz der hier anwesenden nicht ganz normal i.e. Durchschnittlich. normal kann aber auch die Bedeutung von normativ annehmen, in dem Moment, in dem eine Mehrheit erklärt, die eigene herrschende Norm sei als Maßstab anzusehen für das denken und handeln aller. So geschehen in einigen Beiträgen, aus denen eine nicht unbedingt tollER-ranzige Haltung Minderheiten gegenüber abzulesen ist.)
Diese normative Einstellung ist übrigens - wie schon einmal angemerkt - das unschöne Erbe eines Reiches, dass zu unser aller Glück keine 1000 Jahre - wie angestrebt- währte.
Ein Staat, der nicht nur Menschen verfolgte, die qua "Rassen"Gesetzgebung für nicht normal galten, sondern auch viele Andersdenkende und andere Realitäten lebende Menschen: wie Homosexuelle (Männer und Frauen), geistig und körperlich behinderte und viele mehr, die zu Hunderttausenden in Heime oder Lager verbracht wurden und im Sinne einer "gesunden", "normalen" Gesellschaft den widerlichsten medizinischen Experimenten ausgesetzt wurden und grausame Tode starben. Das ist genau 70 Jahre her und das Erbe verfolgte uns bis in die 70er Jahre - d.h. Die ü-40jaehrigen unter uns haben noch eine Welt erlebt, in der Homosexualität nach Paragraph 175 StGB verfolgt wurde. Und den Einsatz von Homo- und Heterosexuellen für die gleichen Rechte der gleichgeschlechtlich Liebenden.
Es ist also noch gar nicht so lange her, dass diese Art von Liebe und Sexualität als weit weg von Normalität angesehen wurde (wie übrigens weiterhin in fast der Hälfte der UNMitgliedsstaaten, und wen wundert es, dass das denken, es sei eine ab!norme (übrigens definitiv ein wertenden und pathologisierender Terminus) noch in vielen alten und jungen Köpfen verwurzelt ist.
Und ja, es gibt ein "hetero-normatives" Denken, dass uns das knutschende heterosexuelle Pärchen in der Öffentlichkeit (übrigens zu meiner Zeit der ersten Knutscherei noch absolut verpönt!) als normal ansehen lässt - das gleichgeschlechtlich Liebende aber als außerhalb der Norm. Die dargestellten Ampelpaerchen knutschen nicht einmal, sondern laufen nur Hand in Hand: ein kleines Kind würde sie Fröhlich als befreundete Mädchen und befreundete Jungen betrachten; es ist unser Kopfkino, das mit diesem Pärchen zwei sexuell miteinander aktive Menschen verbindet.
Homosexualität hat die Tendenz sich selber als außergewöhnlich darstellen zu wollen und gelegentlich wundere ich mich über den Schwulen Mann oder die lesbische Frau, die denken, laut betonen zu müssen, dass er/sie außerhalb der heterosexuellen Norm stehen und leben und Sex haben. Ich nehme in den meisten Fällen homoerotische Tendenzen gar nicht wahr und schrieb meinem früheren Homosexuellen Chef erst als er mir gegenüber von anderen als schwul geoutet wurde, die Fantasie zu, er müsse damit doch automatisch ein besserer und verständnisvollerer Mann/Führungspersoenlichkeit sein. Diese verblendete Sozialromantik entpuppte sich dann leider als bittere Illusion und er als machohafter und intriganter als mancher eingefleischte altertümliche Patriarch.
Immer noch nicht Last but Not least zum hier so strapazierten Gender mainstreaming gerne auch von den Kritikern als "Genderwahn" apostrophiert
Gendering bedeutet nicht die Gleichstellung von Homosexualität mit Heterosexualität sondern die Gleichstellung von Männern und Frauen in Gesellschaft, Beruf, Recht, Sprache
Eine Praxis, die in den USA schon seit den 70ern verwirklicht wird und die in den 90ern dann über den großen Teich schwappte
Und jetzt erst durch die vieldiskutierte "Frauenquote" in den letzten Betonköpfen ankommt.
Gendering bedeutet aber nicht nur!
"dumme Frauen nehmen Armen benachteiligten intelligenten Männern via Quote die guten Jobs weg"
Sondern die Schaffung gleicher Bedingungen für beide Geschlechter, durch gleiche Chancen in der Schule, Berufsbildung und im Studium und in den Schlüsselpositionen unserer Gesellschaft - für die, die das wollen (bis ebenfalls in die 70er dürfte einen Frau übrigens nur mit Erlaubnis ihres Ehemanns arbeiten). Für eine Kinderbetreuung, die es beiden Partnern ermöglicht, berufstätig zu sein, so es ihrer individuellen Lenrnsplanung entspricht, für Teilzeitstellen, Telearbeit oder jedwedes Arbeitszeitmodell, das es ermöglicht, dass Mütter und Väter arbeiten und beide Zeit mit ihren Kindern verbringen können - und häufiger anwesende Väter und nicht jene, die ihre Kinder mit viel Glück am Wochenende und sonst nur Seeligst schlafend erleben, sind zum nutzen und frommen einer modernen Gesellschaft und einer funktionalen und nicht dysfunktionalen Familie, ob man sie nun klassisch oder modern nennen und verstehen will.
Und zuletzt zur Sprache: nein, Mann muss nicht Artikel und das Genus von Substantiven zählen, um zu erkennen, dass Sprache männlich normativ ist - und Frauen oft nur mitgemeint
Es gab - natürlich zu Hochzeiten der Emanzipation - mal ein nettes Buch aus Dänemark mit dem Titel "die Töchter egalias" in dem konsequent die sprachlichen (und damit auch gesellschaftlichen) Verhältnisse umgedreht waren. Erst dadurch erkennen lesende, wie sehr Sprache eine männlich bestimmte Wirklichkeit abbildet
Und dazu muss Frau noch nicht mal die berüchtigte Kampfemanze sein.
Es reicht, sich an Universitäten zu bewegen, die alle "Elite" sein wollen und Konzepte zum Gender Mainstreaming entwickeln müssen und wollen, um im internationalen Vergleich mithalten zu können und nicht auf völliges Unverständnis der Monitoring Gremien zu stoßen, die aus internationaler Perspektive in Deutschland Bedingungen eines Entwicklungslandes vorfinden.
Ein neueres und umfassenderes Konzept, dass gar nicht mehr auf der Dichotomie der Geschlechter oder dem Unterschied Homo- oder heterosexualität beruht ist übrigens das der "Diversity", das erkannt und anerkannt hat, dass im Beruf, Wissenschaft und Privatleben die Unterschiede erst zu einer besonders erfolgreichen Team- und Zusammenarbeit führen und nicht homogene und homonyme Gruppen
Insofern halte ich die Förderung nach einer entsprechende Vielfalt an Ampelmaennchen, - Weibchen, Tierchen für eine idee