Heute hatten wir einen Wellnesstag...
... sagte strongSec als wir durchnässt und verfroren vom Ausflug wieder zuhause ankamen. Wellness?? Also ehrlich strongSec, darunter stelle ich mir waas gaanz anderes vor, so mit Haman und lecker Kerlchen und Diener mit Cocktail und schöner Hintergrundmusik und Wohlfühlmassage... aber das Heute war doch nur einfach schauerlich, gruselig. Bei dem Wetter wurden noch nicht mal die Hunde vor die Tür geschickt!!! Wir waren überall ganz mutterseelenallein. "Doch, doch", meinte strongSec, "wir hatten einen sehr gesunden Tag heute!" Nun ja, irgendwie und um die Ecke gedacht, hatte sie schon recht gehabt. Also erstmal haben wir wieder was für unseren Teint getan, dann für die Schilddrüse und auch was für die Bronchien. Sozusagen das Überraschungsei der Mordsee! Es hatte gegossen wie aus Eimern, das soll ja gut sein für den Teint. Dann war die Luft schön jodhaltig, da freute sich die Schildkröte, äh -drüse. Und vom Nordseewind wurden die Bronchien beglückt! Ich wollte ja so gern mal Watt sehen, aber irgendwie hat sich strongSec im Tidenkalendar vertan oder sie ist einfach zu spät mit mir losgefahren. Kaum waren wir auf dem Weg Richtung Küste, fing es fies an zu hageln, stürmen, regnen und dann kam ein Sonnenstrahl dazu - und vor uns war ein wunderschöner Regenbogen. Da hielten wir mitten auf der Landstraße an, um den zu fotografieren. Dabei zeigte mir meine Gastmama auch gleich die modernen Windmühlen. Die produzierten gerade ganz viel Strom, denn es war doll windig. Mit einem Blick zurück sahen wir dann, dass wir uns mit der Nordsee beeilen mussten, es zog was Dunkles auf in unsere Richtung.
Wir kamen auch im Zickzackkurs durch die vielen Baustellen dann in Dornumersiel an. Das ist das Dichteste zu Aurich, wenn man ans Meer will. Dort sahen wir von Ferne einen merkwürdigen Vogel, der sich nicht fotografieren lassen wollte. Als wir näher ran robbten war er jedenfalls weg. Ich wär auch am liebsten wieder weggelaufen. Das war sooooo lausig kalt. Meine Pfötchen wären mir beinahe abgefroren. Kalter Regen und scharfer Wind pfiffen um meine Fühler. Ich sah dann auch strongSec dementsprechend vorwurfsvoll an. Ich solle aber etwas geduldig sein, sie hätte wieder eine Überraschung für mich. Hatte mich schon gewundert, warum sie wieder diesen großen rosa Korb dabei hatte. Etwas maulig schlurfte ich dann hinter ihr her und musste mir natürlich wieder erst einmal erklären lassen, wo wir gerade waren. Hab ich doch gelesen auf dem Schild vorhin, Dornumersiel.
Bei klarem Wetter hat man einen superdrupitollen Blick auf die Inseln Baltrum und Langeoog. Joo, klar war das Wetter aber nicht, warum soll ich dann hier rumstiefeln? Zu Ferienzeiten ist natürlich hier viel los. Heute war tote Hose, nix zu sehen von dem Campingplatz, der war wie leergefegt, also kein Zelt und kein Mobilheim und da wo im Sommer ganz viele Strandkörbe stehen, war heute Wasser. Alles vom Regen unter Wasser gesetzt. Das das Reethaus am Meer, die Touri-Information super schöne Angebote schon für Krabbelkinder bereit hält, hat mich dann nicht wirklich vom Hocker gerissen. Interessanter fand ich als sportliche B-Meise die Aussicht auf den ersten Fun-Agility-Park mit großem Auslauf und Hundestrand zwischen Neßmersiel und Dornumersiel. Das ist der erste seiner Art in Deutschland. Extra für Touri-Hunde. Vom Welpen bis zum Seniorhund kann sich jeder austoben. Auch gebrechliche Hunde. Die Geräte wurden extra so gebaut, dass alle ihre Freude daran haben können. Können - könnten traf es heute besser! Ich sah... nix. Alles unter Wasser. Heute hätte ich max. mein Seepferdchen machen können!
Also stemmten wir uns gegen den Wind und ließen unseren Teint verschönern. Endlich sah ich wieder das Meer und noch ein kleines bisschen Watt. Aber durch den Regen war alles ganz schön matschig und ich fing beinahe an zu weinen, weil ich wieder nicht im Wasser planschen konnte. Da zog strongSec so ein komisches Gebilde aus dem Korb. So eine Mischung zwischen Gummifuß und Schuh und setzte mich da einfach rein, dann hißte sie noch ein Segel und setzte mich nah ans Wasser. 'Jetzt passiert es' dachte ich mir. 'Ich war zu frech, zu ungeduldig, zu motzig. SIE WILL MICH AUSSETZEN! Und weil ich so dick geworden bin und in keine Flaschenpost mehr passe, setzt sie mich einfach der rauhen See aus...' Nun, sie tat es natürlich nicht, sondern passte auf mich auf, dass mich die fordernden Wellen nicht raustrugen. Und ich fühlte mich so frei, so frei, so frei.... Mit Watt war natürlich nix, aber es war so schön in meinem Piratenboot zwischen Seetang und Algen, unter mir die Muscheln und dieser wunderbare Weitblick... also Phantasie musst du schon selber aufbringen...
Das Grauen von unterwegs hatte uns eingeholt und so mussten wir wieder zurück zum Auto. Wir versuchten es dann noch mal im Ort, aber wir kamen gegen das Wetter nicht an. Es war menschenleer. Die standen bestimmt alle hinter den Gardinen und wunderten sich über die doofen Touristen, die bei jedem Wetter rausgehen. Dornumersiel ist ein netter kleiner Ort. Soviel konnte ich vom Auto aus sehen. Die haben vom Ortskern bis zum Strand auch schöne Parkanlagen immer am Siel entlang. Die beiden Ortschaften Dornumersiel und Westeraccumersiel gehen ineinander über und werden nur durch eine Brücke getrennt. Die Geschichte geht bis 1289 zurück. Also schon richtig alte Ortschaften. Dafür sehen sie aber jung aus. Die Dorfchroniken sprechen von allerlei Abenteuern, die die Menschen damals erlebten. So entstand die Dornumer Bucht durch die Marcellusflut 1362. Dann kamen Erschließungen und Eindeichungen und die Ortschaften bildeten sich so zwichen 1449 bis 1514. Dann schlossen ein echter Seeräuber und ein Landadeliger einen Pakt und arbeiteten zusammen. Auch Wegelagerer, Bettler werden erwähnt. Die haben die Reisenden ausgeraubt. Dann ging es über Jahrhunderte hinweg um Sielbauten, und Sturmfluten, die die wieder wegrissen und wieder Aufbau usw. Da machte ich dann meine Fühlerklappen dicht. Mit Zahlen habe ich es nicht so. Spannend fand ich es nur, dass die Leute damals viel mit Seeräubern und Piraten paktierten. Sie bei Sturm retteten oder ihre Sachen heile machten. Damals wuchs der Ort zu einem schmucken Städtchen heran, aber wie das so ist. Unrecht zahlt sich nicht aus. 1717 wurde es von der Weihnachtsflut fast völlig weggespült. Jetzt sind es nur Dörfer an der Küste, Badeorte und sie leben von den Touristen, von denen kommen reichlich. Im Sommer ist es immer voll. Das bringt viel ein, auch an Kurtaxe - eine Form der modernen Seeräuberei!
Meine Gastmama und ich versuchten es dann noch in Neßmersiel am Hafen. Da konnte ich ganz, ganz weit hinten die Insel Baltrum sehen. Im Hafen lag das Versorgungsschiff für Baltrum vor Anker. Sonst war da nix spannendes. Ach ja, da war so ein Zaun mit lauter Schlössern dran. Und die Schlösser waren mit Buchstaben oder mit Namen graviert. Das machen die verliebten Paare. Sie lassen sich ein Schloß mit ihren Namen gravieren und hängen es dann gemeinsam an den Zaun. Das soll ihre Liebe zusammen halten. Was sie mit den Schlüsseln machen. Weiß ich aber nicht. Ob sie die heimlich aufbewahren, wenn die Liebe sich verflüchtigt und sie dann das Schloss dann einfach wieder weg holen, um dann mit der nächsten Liebe wieder so ein Schloß hinzuhängen, konnte ich nicht in Erfahrung bringen.
strongSec hatte eigentlich gehofft, dass sie in einen der Häfen Krabben kaufen kann, aber da war diesmal nix. Kein Stand. Noch nicht mal die Geschäfte hatten auf. Die fahren wohl im November alle nach Malle.
Als es dunkelte wollten wir dann zurückfahren. Willste was erleben, dann fahre mit Navi! Der hat uns dann in zwei brenzlige Situationen am Deich geführt. Ganz enge Wege die auf den Deich führten, links und rechts ungesichert, Sackgasse und von der Bundesstraße keine Spur. Dann das Schietwetter, kannst kaum was sehen und keine Wendemöglichkeit... Das war heute das größte Abenteuer für mich, eine rückwärtsfahrende Gastmama, die kaum sehen konnte wo der Weg lag und nur wusste, links und rechts gehts bergab...
Völlig erschossen kamen wir heim und machten uns es auf dem Sofa kuschelnd gemütlich. Wir schliefen beide sofort ein...