In meiner ersten Ehe
war ich ein großer Schweiger. Meine Ex hat mich manchesmal mit Wutausbrüchen dazu bringen wollen, endlich aus mir herauszukommen. Stattdessen bin ich dann irgendwann (na ja, nach über zwanzig Jahren) gegangen.Der ersten Frau, die ich dann per Kontaktanzeige kennen lernte, sagte ich gleich zu Anfang, dass ich ein großer Schweiger sei. Sie lachte. Es stimmte schon in dem Telefonat nicht mehr.
Später habe ich viel darüber nachgedacht, wieso ich früher ein solcher Schweiger war, der nicht äußern konnte, was ihn bewegte, worunter er litt, was er sich wünschte.
Heute weiß ich, dass es viel am Gegenüber liegt, ob man redselig ist/sein kann oder lieber schweigt und alles in sich hinein frisst. Das soll jetzt keine Schuldzuweisung sein, jeder ist ja selber für sich verantwortlich. Und dennoch bleibt festzustellen, dass Frauen, die über ein schweigendes Gegenüber klagen, erst einmal bei sich schauen müssen, ob sie vielleicht mit ihrer Haltung die Offenheit, die sie sich wünschen, die sie fordern, gerade verhindern.
In anderen Foren liest man häufig große Klagetiraden von Frauen, deren Partner "fremd gegangen" ist. Am meisten traf es sie, dass er es heimlich tat. Wenn man dann nachfragt, was passiert wäre, wenn er es nicht heimlich getan hätte, dann erhält man zur Antwort: Dann hätte ich in vor die Tür gesetzt. Oder so ähnlich. Muss ich noch etwas sagen zu Ursache und Wirkung?