Unsere 2 Cent
Mir san die Hautevolee...
Unterwegs. Unser Weg führt uns in die Westfalenmetropole; Gelegenheit, den dortigen neuen Club zu testen.
Wir stehen zwischen acht und halb neun (abends selbstverständlich) im örtlichen Industriegebiet. Auf unser Klingeln hin tut sich nichts. Mmh. Geöffnet haben sie aber; steht auf dem Schild neben der Tür. Ein Auto steht ja auch schon in der Auffahrt.
Als wir fast schon gehen wollen, macht uns ein Mädel auf. Sie blickt uns konsterniert an, teilt auf unsere Frage aber mit, dass geöffnet sei. Im gleichen Satz gibt sie zur Kenntnis, dass noch niemand da sei.
Wir sind auch schon mal freundlicher begrüßt worden. Eigentlich ein Grund, sofort wieder zu gehen, aber so kurz vor dem Ziel geben wir nicht auf.
30 Euro kostet der Spaß heute. Wir zahlen und werden zu den Umkleideräumlichkeiten verwiesen. Kaum sind wir bei den Schränken, erscheint dort auch ein Mann, grüßt und zieht sich - wie wir - um. Wir tippen auf den Chef oder einen weiteren Mitarbeiter, weil: Außer uns sind ja keine Gäste da.
Wir sind umgezogen und sehen das Mädel in einer Art Büro gegenüber am Computer tippen. Anscheinend checkt sie die Clubanmeldungen für den Abend in diversen Communities.
Wir nerven sie erstmal nicht und schauen uns den Club an.
Der Club ist in einer Industriehalle untergebracht. Das sieht man auch. Direkt am Eingang ist die Bar mit diversen Sitzgelegenheiten und Tanzfläche über die gesamte Breite der Halle eingerichtet.
Dahinter gibt es eine Sauna sowie ein kleines, aber nett gestaltetes Schwimmbecken, leider mit kaltem Wasser, anscheinend also das Tauchbecken für die Saunagänger ... oder eben ein ungeheiztes Schwimmbecken.
Ab da wird die Halle durch einen Mittelgang, von dem nach rechts und links verschiedene Räume abgehen, getrennt. Die Zimmer haben alle ungefähr Schlafzimmergröße und sind mit Spielflächen in Doppelbettgröße ausgestattet. Weiterhin liegt in sämtlichen Räumen Laminat oder Fliesen, jedenfalls nichts Trittschallgedämpftes. Im Flur fällt das wegen eines Läufers nicht weiter auf, hier aber spätestens, wenn man ins Spiel vertieft durch Pfennigabsätze auf Fliesen oder was-weiß-ich (Badelatschen, die hier sogar ausliegen, hören sich garantiert auch nett an) aufgeschreckt wird. Ansonsten ist die Einrichtung Kunstleder-lastig, sieht irgendwie selbst gebaut aus und scheint auf Putz- und Pflegeleichtigkeit hin ausgewählt worden zu sein. Der lange Gang in Verbindung mit den kleinen Räumen erinnert zudem an ein Bordell. Allerdings ist alles sauber (kein Wunder: Boden und Kunstlederbezüge lassen sich sicher trefflich reinigen) und einigermaßen nett eingerichtet, wenn man sich mit dem nicht so wertigen Plastiklook arrangieren kann.
Auf dem Rückweg schauen wir noch kurz in den SM-Raum - mit Holzmobiliar Marke Eigenbau, kommen am leeren Buffet vorbei (heute gibt's nichts zu essen, war ja klar) und finden uns schließlich an der Bar wieder.
Das Mädel reicht uns eher widerwillig den gewünschten Rotwein. Wir ziehen uns in den hinteren Teil des Raums zurück. Auch hier herrscht Kunstleder vor. Die Bänke scheinen selbstgebaut und sind dazu noch unbequem.
Der Mann von eben sitzt in einer anderen Ecke - wohl doch kein weiterer Mitarbeiter.
Das wäre doch jetzt die ideale Gelegenheit für das Mädel, sich als gute Gastgeberin zu erweisen: Sie könnte mit dem einzelnen Mann Konversation treiben, uns miteinander bekannt machen, eine Clubführung initiieren oder auch nur fragen, ob wir an diesem Abend noch die Sauna nutzen wollen oder Handtücher brauchen.
Aber: Sie ist schon längst wieder nebenan und daddelt am PC.
Nach und nach kommen noch einige Gäste, zwei Paare und zwei oder drei Männer.
Das zuerst kommende Paar fragt uns, ob sie sich zu uns setzen können. Das finden wir mal richtig gut! Ein Gespräch lässt sich an, kommt aber nicht so recht in Gang:
"Da kommt noch ein Paar. Ist ja ein neuer Besucherrekord für donnerstags."
"Sonst ist NOCH weniger los?"
"Ja, normal sind so ein Paar und ein oder zwei Männer da."
"Aaaah ja... Und ihr kommt noch her, trotzdem ihr nicht die Besitzer seid oder für eure Anwesenheit bezahlt werdet?"
"Hihi"
[...]
Wir machen noch 'nen Rundgang. In einem der Zimmer f***t das dritte Paar. Als wir vorbei kommen, ruft uns der männliche Teil (der Süße meint, es sei die Dame gewesen, aber das hier ist immerhin meine Geschichte, und da geht's nach meinen Wahrnehmungen) mit höherer Stimme als erwartet ein schmeichlerisches: "Komm' rein, sei nicht so schüchtern." zu. Wir sind erhaitert und gehen weiter.
Der letzte Raum links gefällt. Japanische Lampen an der Decke - wir müssen nur noch den Stecker in die Dose stöpseln, (künstliche) Marihuanapflanzen an der Wand und die übliche Kunstlederfläche. Bissl kalt hier - wie insgesamt in dem Laden.
Liegt es an dem suspekten Club oder daran, dass wir heute generell kicherig drauf sind? Jedenfalls amüsieren wir uns über alles und nichts, kichern blöd rum und werden dabei sogar ein bissl geil.
Vom üblichen Gebaren der Jungs („Darf ich euch zusehen?“ - „Bei nichts?!?“ - „Öhm…“) erzähle ich diesmal nichts, auch nicht von dem Paar, das nun zu uns kommt, weil wir ja „zu schüchtern“ waren, bei ihnen mitzumachen, und beim F***en über uns reden („Haaaa, schau mal wie geil sie seinen Schw*** kaut.“ - „Öhm, ICH hab hier ohne Untertitel bestellt“ - „…“).
Irgendwann wollen wir 'ne Pause und gehen wieder nach vorne. Oh Wunder, das Mädel hängt immer noch vor dem PC. Wäre ich hier Chef, würde ich sie… aber ich bin hier ja nicht Chef.
Nun [...] spricht mich der einzelne Mann, der sich in unsere Nähe gesetzt hat, an. Sie sprechen einen immer an, wenn der männliche Partner gerade mal nicht da ist. Er prostet mir jedenfalls zunächst zu, obwohl ich schon die ganze Zeit was trinke, und schleimt ein bissl rum. Unter anderem fragt er nach, ob ich Interesse an Fußerotik mit ihm habe. Himmel - ich habe noch nicht mal Interesse an anderer Erotik mit ihm!
Der Süße kehrt zurück, der Typ zieht sich erwartungsgemäß zurück.
Ein bissl fummeln wir mit dem Paar - dem einzelne Mann will mitmachen und ich leite ihn an, den Kopf der anderen Dame fest zu halten, was er sich wohl anders vorgestellt hatte, an mir rumstreicheln will und 'nen Verweis erhält - dann ziehen wir uns in einen der kalten Nebenräume zurück – ich will jetzt liegen! - und spielen alleine weiter.
Bevor wir auskühlen, kehren wir in den Barraum zurück - wir sind auch gerade fertig geworden (heute sind wir mal ein bisschen schneller als sonst). Es gibt noch eine kleine Plauderei mit dem Paar und neue Getränke von dem Mädel, das immer noch am PC rumspielt und immer noch so mies gelaunt ist.
Irgendwie habe ich heute den Drang zu duschen. Das Wasser ist abwechselnd heiß und kalt, na toll. [...]
Noch ein letztes Getränk und wir reisen ab. Kein empfehlenswerter Club hier. Kalt, unfreundlich, leer und keine Räumlichkeiten, die das wett machen könnten.
In den nächsten Tagen gibt es noch einen schriftlichen Austausch [mit dem Paarmann].
Der fragt uns tatsächlich, ob wir am kommenden Donnerstag wieder da hin kommen wollen. Sorry - es gibt nichts, was uns da aktuell hin zieht. [...]
(Besuch im Dezember 07, Bericht vom 05.01.08)
Wie mehrere andere schon geschrieben haben, stylisch und modern ist was anderes. Normalerweise erwarten wir in Swingerclubs auch keine optischen Offenbarungen, aber wer mit "frivoler Eleganz" und "stilvoller Ausstattung" wirbt, sollte doch wenigstens annähernd entsprechendes bieten ...oder den Mund einfach nicht zu voll nehmen.
Zu ähnlichen Preisen gehen wir - wenn wir solide Mittelklasse wünschen (und höher spielt die Schickeria keinesfalls) - lieber ins von uns in der Vergangenheit beileibe nicht mit Lob verwöhnte Beverly.
Wenn wir dann tatsächlich "eine verführerische wundersame Welt knisternder Leidenschaft" und "erotisches Flair" suchen, fahren wir ins benachbarte Ausland, wo eher umgesetzt als darüber geredet wird.