****on:
Der Vater einer der Gladbecker Geiselgangster hatte im Fernsehen gesagt: "Ich habe keinen Sohn mehr." Was offenbarte, dass er seinen Sohn ohnehin nicht liebte, denn Liebe ist's egal, ob das Gegenüber Verurteilenswertes getan hat.
Das ist ein sehr interessantes Phänomen nicht? Es zeigt doch so deutlich, dass ich nicht den Menschen liebte, sondern mein Bild (mein guter Sohn) von diesem Menschen. Zerbricht das Bild und wird durch die Realität des Menschen (in dem Fall der echte Sohn, der offensichtlich nicht der Vorstellung seines Vaters entspricht, also Geiseln nimmt) wird der Mensch als Ganzes abgelehnt. Was da geschieht ist auch, dass der Vater den neuen Sohn, der Geiseln nimmt nicht mehr liebte. Und auch hier wieder ist die Reaktion des Vaters gegenüber einem eigenen Bild des Vaters; "mein böser Sohn, der Geiseln nimmt" geschuldet.
Wer ist aber nun der "echte" Sohn?
Wer sind wir in Wirklichkeit. (Schönes Wort; "Wirklichkeit" denn hier ist das Wort; "wirken" drinnen)
Offensichtlich sind wir das, was in seinem Wirken sowohl positiv als auch negativ sein kann, somit das Potential zum Guten wie zum Schlechten.
Und diesen Punkt finde ich unheimlich wichtig. Dieses komische 2000 jahre alte Buch gibt Rat und sagt; "Hasse die Sünde, nicht den Sünder!"
Es ist also völlig natürlich, in Ordnung usw. die Tat zu verurteilen, diese nicht zu lieben, aber den Täter eben schon. Nur wenn ich die Tat als den Menschen selbst sehe; "Täter, böser Mensch" nehme ich selbst meine Liebe als Geisel und lasse es nur unter der Bedingung frei, dass der Mensch meinen Erwartungen entspricht.
Des Geiselnehmers Vater nimmt seine Vaterliebe als Geisel und droht diese zu töten, wenn der Sohn nicht das macht, was er will. Tragische Ironie irgendwie...
Und tun wir das nicht ständig mit uns selbst? Tun wir das nicht ständig mit unserer Selbstliebe? Ich muss meine Schwächen nicht lieben, nicht gut heißen, ich kann an ihnen arbeiten. Dass ich jedoch Schwächen habe ist kein Grund mir selbst die Liebe zu entziehen. Und wenn ich mich versuche liebevoll zu behandeln und meine Schwächen anerkenne, sie willkommen heiße werde ich nicht mehr von ihnen in meinem Handeln kontrolliert.
Der Mensch ist eben nicht das, was er tut, denn das lässt sich auch ändern. Hasse die Sünde, nicht den Sünder!
@****he
volle Zustimmung.