********n_he:
Leider wird aus meiner Erfahrung die Liebe zu dem Anderen gern legitimiert zum Abwenden von sich selbst. Manches Mal geht dies bis zur Selbstaufgabe.
Das geschieht womöglich vielen Menschen, die (auch hier) behaupten, "Liebe" sei nur ein Gefühl.
Ein Mangel an Selbstliebe führt oft dazu, dass man mit dem Partner "verschmelzen" will, die eigenen Bedürfnisse treten völlig in den Hintergrund. Das "eins" werden mit dem Partner soll womöglich das Fortbestehen der Partnerschaft sicher stellen - dabei passiert genau das Gegenteil.
Davon abgesehen nimmt mich wunder, wie einige Menschen den Begriff "Handeln" interpretieren. "Handeln" ist nicht zwingend eine physische Tätigkeit, man kann ganz einfach auch aktiv denken. Aber anscheinend ist das vielen Menschen (auch hier) bereits zu einfach.
******XXL:
Ich kenne mich da nicht so gut aus, aber ich glaube Selbstverliebtheit ist im Gegensatz zu "Fremd"verliebheit ein recht dauerhaftes Phänomen. Oder?
Meinst du das ernst? In der so genannten "modernen" Welt, so auch im deutschsprachigen Raum, sind depressive Menschen an der Tagesordnung, die narzissistische Umwelt sorgt dafür, dass sich noch mehr Menschen nicht selbst lieben. Selbstverliebtheit kann auf Knopfdruck kommen und verschwinden heutzutage.
****on:
Erich Fromm (auch schon einige Seiten zuvor eingehend diskutiert), der mir in dieser Sache älter als das Alte Testament erscheint, ist in meinen Augen wegen eigener trauriger Erfahrungen mit seinen Auffassungen zur Liebe auf dem Holzweg. Oder ich, ist mir klar.
Eingehend war hauptsächlich dein Votum, ich bin da völlig anderer Meinung. Wenn du schon Beispiele wie das alte Testament bringst: Wozu soll das gut sein? Was da auf vielen Hundert Seiten geschrieben steht, sprengt das, was Fromm geschrieben hat, bei Weiten, auch an sehr fragwürdigen Dingen.
Davon abgesehen mag man darüber streiten, gewisse Sätze von Fromm so sehr zu gewichten, um ihn gleich als völlig daneben einzustufen - was du nämlich tust. Schaut man genauer hin, ist nämlich erstaunlich, wie präzise er die heutige narzisstische Welt vorausgesagt hat. Die Spirale dreht sich immer schneller, die lieblose Welt von heute ist keinen Deut besser geworden als die Zeit, als die Bibel oder Fromms Werk geschrieben wurde.