Handeln oder Gefühl? Und die Zusammenhänge?
das ist ja ein echter Turbo-Thread - aber selbst auf Seite 14 kommen noch echt gute, neue Erkenntnisse!
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Ich will nochmal auf die Unterscheidung Handeln oder Gefühl eingehen, denn ich denke, da kamen noch ein paar interessante Aspekte.
*******rus:
Ich kann und will dank meinen ganz persönlichen Erfahrungen und Eindrücken einfach nicht zustimmen, wenn behauptet wird, Liebe sei einfach ein Gefühl, ein Zustand.
(Hervorhebung von mir)
Ich glaube, jetzt verstehe ich langsam wo unser Dissens liegt. Ein Gefühl ist für mich kein Zustand, jedenfalls nicht Liebe. Liebe ist für mich - zumindest wenn sie mir ins Bewusstsein dringt - Denken oder Fühlen, also Gedanken. Wahrscheinlich das, was du mit "aktivem Denken" bezeichnet hast. Können wir uns darauf einigen?
Nichtsdestotrotz denke ich, dass die Landkarte nicht die Landschaft ist - was so ähnlich hier ja schon mal kam. Oder noch besser: Die Zahnschmerzen die ich fühle, sind nicht identisch mit dem, worüber ich mit dem Zahnarzt spreche.
Das Gefühl der Zahnschmerzen habe ich in mir drin - das ist quasi unveräußerlich. Ich kann lernen, dass dieses Gefühl als Zahnschmerz bezeichnet wird und ich kann meine Schmerzen dann mit dieser Bezeichnung
ausdrücken. Die Schmerzen sind aber nicht ihr Ausdruck. Der Ausdruck ist vielmehr ein Symbol, das verstanden werden kann - oder auch nicht.
Und da wird's auch noch mal spannend für unser Thema. Ich habe auch mal irgendwann gelernt: Symbole sind das, womit man lügen kann. Ich kann von meinen ach so schlimmen Zahnschmerzen sprechen, ohne dass ich welche fühle. Auch bei der Liebe geht das: Ich kann durch Fürsorglichkeit Liebe vortäuschen ohne auch nur einen Funken zu empfinden. Und wieviele "Ich liebe dich"s gibt es, die glatt gelogen sind?
Nein, der Ausdruck von Liebe und auch Selbstliebe ist nicht das Gleiche wie das Gefühl Liebe. Dementsprechend würde ich sagen: Zuerst ist die (Selbst)liebe und dann deren Ausdruck, der aber auch fehlen kann.
In der Ecke finde ich übrigens auch die Unterscheidung zwischen Liebe und Liebesbeziehung wichtig, die Trigon vertritt. Lieben kann ich auch ganz ohne Liebesbeziehung. Aber eine Liebesbeziehung ist genau durch den (gegenseitigen)
Ausdruck von Liebe gekennzeichnet.
Selbstliebe ist hier insofern speziell, weil ich - wie vor vielen Seiten schon mal durchgedacht - bei Selbstliebe Subjekt und Objekt einzigartigerweise nicht auseinander fallen. Eine Liebesbeziehung mit ihren Ausdrücken von Liebe brauche ich für Selbstliebe nicht, da ich ja keinen äußeren Ausdruck brauche um mir meine Selbstliebe irgendwie zu vermitteln. Ich weiß ja von ihr unmittelbar, ohne irgendeinen zwischengeschalteten Ausdruck zu brauchen.
D.h. sogar, dass eine tiefe, in sich ruhende Selbstliebe sogar wenig bis gar keinen Ausdruck braucht. Meine Frage aus dem EP:
Woran erkennt man Selbstliebe bei anderen? ist also vielleicht gar nicht so einfach zu beantworten.
*******rus:
Es gibt die Möglichkeit, Selbstliebe aktiv zu fördern, und zwar auf eine ganz einfache Art und Weise. Sich einfach mal in Gedanken (oder sogar laut) sagen: "Ich liebe mich". Damit ist natürlich nicht die narzisstische Selbstverliebtheit gemeint. Wiederhol das mal für ein paar Minuten, wie ein Mantra. Es kann erstaunliche Wirkung haben.
Hmm... Ja, ich befürchte so etwas könnte Wirkung zeigen
. Aber würde es auch so wirken, wenn ich sagen würde "Ich liebe dich"? Also ohne ein Liebesgefühl zu einer anderen Person ihr das sagen?
Im Falle von "Ich liebe mich" könnte ich mir aber vorstellen, dass ein solches Mantra hilft Barrieren einzureißen, quasi den Überbau über der Null zu entfernen.
Gruß
Stefan