Sehe ich komplett anders
*********nd_69:
Ich gebe zu bedenken, dass der Mensch ein soziales Wesen ist. Und in einer Gesellschaftsform, wie wir sie hier haben, ist Anpassung ein höheres Gut als Selbstliebe und Selbstbestimmtheit. Und teilweise überlebenswichtig.
Sehe ich komplett anders.
Wenn wir Selbstliebe über die Weigerung von Anpassung oder Anpassung definieren, haben wir wieder eine Form der Selbstliebe, die sich über Eigenschaften definiert. Sich nicht anzupassen, also lieber tot als rot ist keine Selbstliebe. Sich anzupassen, ist auch nicht Selbstliebe. Hier schwingt die Idee, dass wir unser Selbst verraten müssen, wenn wir uns anpassen würden. Das aber deutet auf ein Selbst hin, dass über Eigenschaften definiert ist. Also ich bin Christ, und lieber Tot, bevor ich Rot bin bezieht sich auf ein SelbstBILD (christ), dass ich für mich halte. Selbstbilder kann man aufgeben, verraten, verändern, loslassen, oder auch behalten. Irrelevant für die Selbstliebe, die ich meine.
Von Aussen kann man auch keine Selbstliebe bekommen. Von Außen kann man nur Selbstbestätigung bekommen. Selbstbestätigung ist eine positiv-Urteils-Bestätigung über mein Ich-Bild. Die daraus möglicherweise entstehende Selbstliebe ist immer noch meine eigene, innere Entscheidung mir selbst gegenüber.
Es gibt m. E. mehrere Gründe warum das Außenurteil für die Selbstliebe irrelevant ist.
Ein Grund ist, Menschen, die mich beurteilen tun das anhand von Informationen, die mehr mit ihnen selbst zu tun haben als mit mir. Sie beobachen mein Verhalten und beurteilen es als "gut" bzw. "schlecht", belohnen es, oder bestrafen es. Jedoch tun sie das immer aus ihrer eigenen Sicht heraus, welches das Resultat IHRES Lebens, IHRER Erfahrungen sind. Wenn sie in meinen Schuhen gehen würden, wäre ihr Urteil fast immer anders. Das tun sie aber nicht, sondern gehen eben in ihren eigenen Schuhen.
Daher ist auf dieses Urteil überhaupt kein Verlass und dieser sagt auch nichts wirklich über mich aus.
Die Urteile anderer entsteht zudem aus einem großen Teil von ihrer Erziehung, ihrer Konditionierung, was widerum das Resultat ihrer Kultur ist.
Beipiel: Welchen Wert hat für mich als Mann das Urteil eines Sizilianischen Mafia Patriarchen, wenn er zu mir sagt, "du weichei!"? Garkeinen! Welchen Wert hat für ihn mein Urteil: "Macho"? Garkeinen! Und diese sind - nochmal - eben nur Eigenschaften.
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Ja wir sind soziale Wesen. Von Natur aus. Würden wir aber die natürliche Art der Sozialen Interaktion erlauben, so hieße dieses Empathie. Was wir aber mit Erziehung machen ist, die Zerstörung der Empathie (Natur) durch fiktionale und kulturelle Vorstellungen von Gesellschaftlichem Kontext. Fazit ist dann, dass ich mein Gegenüber versuche zu töten, weil er Kommunist ist, ich Kapitalist. (Beides fiktionale Vorstellungen gesellschaftlichen Kontextes, eigentlich irreal und nicht existent).