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Selbstliebe - was ist das eigentlich?

****are Frau
239 Beiträge
Was bedeutet Selbstliebe eigentlich genau? Gute Frage..

Für mich ist sie so erst einmal gar nicht wirklich möglich. Weil wir uns als ICH gar nicht kennen. Wir haben Bilder von uns selbst und Ideale, an die wir heranreichen sollen (es in der Regel aber gar nicht schaffen). Wir haben eine Vorstellung von dem, was wir sind oder was wir sein sollten. Aber kennen tun die meisten Menschen sich nicht - und ich glaube auch, dass man sich gar nie vollständig kennen kann, so wie man einen anderen Menschen nie in seiner Vollkommenheit kennen kann. Weil man immer durch die eigene Wahrnehmung behindert wird, und dem Bild, an dem man festhält bzw. das man durch die Wahrnehmung entwickelt hat. Es bleibt halt immer ein Bild, das einen bestimmten Blickwinkel hat und nicht alles sehen kann.
Ich denke, da wir nunmal unser gesamtes Leben mit uns verbringen, gehen wir oft einfach davon aus, dass wir uns kennen. Aber wie schon gesagt wurde, sind das letztlich Eigenschaften, über die wir uns definieren. Ich glaube, es ist schwierig, sich selbst wirklich kennen zu lernen, auch, weil man meint, sich schon zu kennen - wie sollte das auch anders gehen, nachdem man nie ohne sich ist?

In meinen Augen ist die Voraussetzung zu Selbstliebe zunächst einmal, sich selbst kennen zu lernen. So, wie man einen fremden Menschen kennen lernt. Offen zu sein und zu sehen, das Bild, das man hat und seine eigene Vorstellung von sich selbst kritisch zu hinterfragen und sich zu öffnen für das, was man wirklich wahrnehmen kann - in dem Bewusstsein, dass das auch immer nur ein Ausschnitt ist.
Allerdings ist dieses Kennen Lernen von sich selbst nicht nur Voraussetzung für Selbstliebe, sondern auch der erste Schritt dazu - wenn ich meine Vorstellungen und Ideale loslasse, diese Bilder, nach denen ich mich definiere und mich dem stelle, was da wirklich kommt, zulasse, dass ich es wahrnehme und nicht nur bestimmte Teile ansehe, dann ist das letztlich schon irgendwie Selbstliebe.

Selbstliebe ist für mich, mich zunächst einmal so vollständig wahrzunehmen, wie es mir möglich ist (oder zumindest die Absicht dazu). Und dann jeden Teil von mir, der mir begegnet, freundschaftlich zu begegnen, auch wenn er mich nervt, mich stört, mir Angst macht, ich ihn scheiße finde, oder sonstige negative Gefühle / Gedanken auslöst. Auf diese Teile zuzugehen und zu versuchen, sie zu verstehen. Sie anzunehmen und zu akzeptieren, dass es einen Grund gab, warum sich dieses Gefühl / Verhalten / "dieser Anteil" entwickelt hat, auch wenn dieser nun vielleicht nicht mehr da ist und / oder es schädlich für mich geworden ist. Zu sehen, was darunter liegt und mich darauf einzulassen. Dieses Teil zu integrieren in mein Ich, um vollständig zu werden, auch wenn ich es vielleicht nicht mag (weil es nicht meinem Ideal entspricht oder ähnliches) und lernen, es zu mögen und seine Stärken und Fähigkeiten zu schätzen und nicht nur seine negativen Seiten zu sehen.
Selbstliebe ist für mich also erstmal, sich selbst wirklich zu begegnen, sich kennen zu lernen und zu sehen. Und als Ganzes, oder besser: jedes "Einzelteil" zu wertschätzen und als Teil von mir zu erkennen. Zu erkennen, dass alles von mir einen Sinn hatte und einen Grund hat, dort zu sein - auch wenn es mir heute vielleicht schadet. Entsprechend also auch herauszufinden, was dem eigentlich zu Grunde liegt und nicht nur die Oberfläche betrachten - eben wirklich kennen lernen und verstehen. Aber auch akzeptieren, dass man nicht alles verstehen kann, einfach auch, weil man nicht alle nötigen Informationen hat.

Selbstliebe ist für mich auch, zu lernen, was ich will und brauche. Und zwar wirklich ICH. Nicht, was ich denke, was ich wollen und brauchen müsste, weil das nunmal so ist, alle es sagen oder alle anderen das so sehen, oder auch nur, weil es mein Ideal ist. Sondern wirklich herauszufinden, was ich für mich will, unabhängig von anderen. Und dann zu sehen, dass ich für mich sorge, dies erreichen und erwirken kann - nun nicht mehr losgelöst von anderen, sondern in Verbindungen mit diesen, aber ohne mich aufzugeben. In Rücksicht auf andere, ohne mich selbst zu vernachlässigen.

Letztlich geht es bei Selbstliebe für mich darum, mir selbst wirklich zu begegnen. Meine Vorstellungen loszulassen und mich auf mich einzulassen, mich selbst zu wirklich zu sehen. Und dann für mich da zu sein und für mich zu sorgen, ohne dabei andere Menschen (mir nahe stehende Menschen) aus dem Blick zu verlieren. Mich anzunehmen und mir zu vertrauen, für mich sein zu können, aber auch Nähe zulassen oder um Hilfe bitten zu können. Mir zu erlauben, nicht meinem Ideal entsprechen zu müssen, aber trotzdem zu erkennen, ein wundervoller Mensch zu sein. Das zu tun, was sich für mich richtig anfühlt, auch wenn es vielleicht nicht das ist, was mein Ideal oder auch andere Menschen von mir sehen wollten.
Verantwortung für mich, meine Gefühle und meine Entscheidungen zu übernehmen und hinter dem zu stehen, was ich bin, was ich will und was ich tue. Niemandem Schuld zu geben, sondern zu sehen, was ich dazu beigetragen habe. Mir selbst beim Heilen zu helfen und nicht zu warten, dass irgendwer anders kommt und mich repariert - weil ich weiß, dass das ohnehin kein anderer kann. Mich als Ganz zu sehen, obwohl ich "kaputt" bin (verletzt, nicht heil) und niemand anderen zu brauchen, um Ganz sein zu können - aber andere Menschen trotzdem als Bereicherung und Ergänzung wahrzunehmen und sie zu schätzen, um ihrer selbst willen.

Ich finde, Selbstliebe und Liebe zu einer anderen Person sind sich gar nicht so unähnlich. Es geht darum, dem "Gegenüber" (ob nun man selbst oder eine andere Person) mit offenen Augen und offenem Herzen, aber auch "open-minded" zu begegnen. Ihn so weit wie möglich wahrzunehmen, wie er ist und nicht, wie man ihn erwartet / haben will / ... . Seine Stärken und Schwächen zu erkennen und zu schätzen. Ihn zu verstehen, seine Motive, seine Gefühle, eben in der Gesamtheit - soweit möglich. Zu versuchen, immer auf's Neue eine gemeinsame Ebene zu finden und nicht aufzugeben und hinzuschmeißen, nur weil es mal länger dauert oder komplizierter ist. Jeden für sich als Ganzes betrachten und erstmal unabhängig voneinander, aber trotzdem aufeinander Bezug nehmend. Sich wirklich aufeinander einlassen und annehmen, was einem begegnet, was man zu sehen bekommt. Einen Weg finden, sinnvoll damit umzugehen, ob es nun etwas ist, das man gut heißt oder nicht.

Ich hoffe, es ist nicht zu verworren.. ich finde schwer, das wirklich auszudrücken. ^^"
******_he Mann
363 Beiträge
Guter Beitrag!
@****are: Nee, nicht zu verworren! Sehr schöner Beitrag, finde ich!
@****are

Ich kann allem, was du schreibst voll zustimmen. Das sind in meinem Empfinden sehr förderliche Dinge, die man für sich tun kann.

Gleichzeitig glaube ich aber, dass uns vor allem eine Sache bei der Selbstliebe im Wege steht: Unser Verstand, der die ganzen erlernten Verhaltensweisen und gesellschaftlichen Normen bewertet und uns sagt, wie wir zu fühlen und zu handeln haben.

Der Verstand tut ganz oft genau das Gegenteil von dem, was uns unsere Gefühle sagen. Der einzige Weg, wie ich mit meinem Inneren in Kontakt komme, ist den Verstand möglichst auszuschalten. Das Fühlen funktioniert - bei mir zumindest - nicht so gut, wenn der Kopf im Spiel ist. Ich kann bis heute Wut, Angst und Trauer nicht wirklich auseinander halten. Bevor ich mir das weiter mit dem Verstand erklären will, will ich viel mehr lernen, es zu fühlen.

Deshalb will ich mich zunächst einmal überhaupt nicht verstehen und kennen. Sondern nur fühlen.
********s_63 Frau
2.973 Beiträge
Mich Fühlen, nicht mich denken...
…ich muss mich nicht verstehen…warum?

Alles, was ich in mir fühle und wie ich bin…das macht mich...mein Wesen aus und so bin ich völlig in Ordnung…
Mag ich die Nähe...eines bestimmten Menschen…fühle ich mich wohl in seiner Nähe…ist er für mich auch völlig in Ordnung…selbst dann, wenn ich die ein oder andere Verhaltensweise nicht verstehe oder gut heiße…ich mag aber sein Wesen sein Inneres…deshalb bin ich gern und oft bei ihm…weil ich gut zu mir bin…und er mir gut tut..

******ung Mann
208 Beiträge
Gesche + Supermaus 63
Ihr beide habt recht und das eine schließt das andere nicht aus. Ich glaube das beides gut tut um in sich selbst hineinzuschauen. Und Wut, Verletztheit, ect. ist ofz gar nicht so schlecht, die eigenen Facetten sind in der Regel sehr aufschlußreich. Die Schattenseiten kennen heißt auch Stärke entwickeln, ist meine Erfahrung.
*****tas Frau
26 Beiträge
so viele hehre Worte...
Ich bin zutiefst beeindruckt was ihr da so alles schreibt und darlegt.

Lebt Ihr das, was da so eindrucksvoll über Eure Selbstliebe steht, tatsächlich?
Oder sind das Wunschgedanken?

Geht das wirklich permanent reflektiert und achtsam durch den Alltag zu gleiten?
Ich dachte bisher nur tibetische Mönche, indische Yogis oder ähnlich heilige, weise Menschen wären dazu in der Lage.

Wie macht ihr das?
****are Frau
239 Beiträge
Oh, wow.. danke. ^^"

@****he
Da würde ich dir ebenfalls erstmal zustimmen. Grundsätzlich.. allerdings ist das nicht unbedingt das, was ich mit verstehen meine. (Und jetzt wird es wirklich kompliziert.. ^^")
Mir geht es ebenfalls darum, das erstmal zu fühlen. Und das Gefühl sein zu lassen, es "auszukosten", auch wenn es eben kein "gutes" ist. Mir geht es nicht darum, den Verstand zu nutzen, um das "abzustellen" oder ähnliches. Sondern dann zu ergründen, woher dieses Gefühl kommt und worauf es hindeutet, was es mir zeigen will. Und zwar sowohl bei den "guten" als auch bei den "schlechten". Weil ich daraus lernen kann und mehr von mir erfahren, mich besser kennen lernen.

Für mich ist das aber auch gar nicht wirklich trennbar. Ich bin da aber mehr analytisch und hab Forscherdrang, der mich dazu veranlasst, das genau zu betrachten und die Ursachen zu finden und hab weniger das Problem, dass ich mir sage, das darf ich nicht - vom Verstand her.
Bei mir ist es eher so, dass da gern verinnerlichte Muster greifen, gegen die ich mit meinem Verstand dann gut ankomme und mir erlauben kann, dem nachzufühlen und nachzugehen. Aber ich denke, das ist dann eben bei jedem Menschen anders. (: Und jeder muss seinen Weg finden.
Ich denke aber, dass du Recht hast: Erstmal überhaupt wirklich fühlen ist wichtig. (:

@********s_63
Es ist schön, dass du dich nicht verstehen musst, um dich gern zu haben. Nicht jeder kann das. Für mich ist Verstehen essentiell für eine tiefere Verbindung zu jemandem - sowohl zu mir selbst als auch zu einem anderen Menschen. Wenn ich nicht verstehen kann, wenigstens grundsätzlich, wenn auch nicht alles, dann kann ich damit nicht umgehen. Nicht, dass es so sein müsste, wie ich es mir denke oder einen bestimmten Rahmen haben muss, ich muss es auch nicht nachvollziehen können (im Sinne von ich würde zu einem ähnlichen Schluss kommen), aber ich muss es verstehen können, um damit zurecht zu kommen. Darin ist dann aber noch keine Wertung. Für mich ist das dann mehr eine Beobachtung von "so ist es, da kommt es her, aha". Wenn ich nicht verstehe, woher es kommt, kann ich nicht damit umgehen.
Für mich ist es einfach essentiell, Verhaltensweisen begreifen zu können, um dann damit umzugehen, auch wenn ich sie vielleicht nicht gutheiße. Aber wenn ich sie nicht mal begreifen kann, kann ich auch keinen Weg finden, mich damit zu arrangieren oder gar zu versöhnen. Ich muss nicht alles ins kleinste Detail verstehen, aber ein grundsätzliches Begreifen ist für mich einfach wichtig. (:

@*****tas
Ich lebe das, was ich beschreibe durchaus. Nicht 24 Stunden am Tag und auch nicht durchgängig, weil das einfach gar nicht möglich ist. Aber insgesamt. Und natürlich ist das auch Ideal, meine Vorstellung. Und es ist definitiv nicht immer leicht, fordert viel Kraft und Mut.. und manchmal braucht es auch viel Zeit. Aber insgesamt ist das schon der Faden, nach dem ich handele.
Wie gesagt, für mich geht es nicht, permanent. Aber insgesamt. Ich schau es mir regelmäßig an, jeden Tag. Manchmal intensiver, manchmal nicht so intensiv. Aber letztlich doch jeden Tag.
******ung Mann
208 Beiträge
ich Lebe es
nicht immer, denke oft nicht daran achtsam mit/zu mir zu sein, aber das Bewustsein für die andere Seite der Münze ist geweckt. Ich stelle allerdings fest das sich meine Umgebung zum Teil schlecht damit zurechtfindet das ich mich verändert habe.

meinn Anfang ging so:

Morgens die ersten Minuten nach dem Aufwachen noch einige Minuten mit offenen Augen liegenbleiben. Sich des Wachseins bewusst werden; in die Atmung und in den Körper hineinspüren und sich darauf zu besinnen, den Erfahrungen des Tages mit Achtsamkeit zu begegnen.

Alternativ oder zusätzlich: Einen Moment lang aufrecht auf der Bettkannte sitzenbleiben und die Körperempfindungen und aufsteigenden Gedanken Emotionen/Stimmungen wahrnehmen.

bin 100% nicht der Psyho-Typ o.s. kann nur schreiben das es mein anfang war und ich jetzt
z.b. keine Angst oder Scheu habe "Nein" zu sagen wenn ich es meine.

lg.
*****a49 Frau
182 Beiträge
Das mit der Empathie ist einfach falsch. Auch aus wissenschaftlichen Gesichtspunkten heraus. Empathie ist in uns angelegt, nichts was erlernt werden kann. Siehe hierzu die Forschung über Spiegelneuronen. Die sind auch im Baby vorhanden.

Ein Baby hat auch schon Beine. Laufen kann es damit aber noch nicht.

Ein Baby, das Eltern voller gefühlter Liebe hat, deren Liebe aber nicht zu liebevoller Fürsorge führt, überlebt keine Woche. Wichtig für ein Kind ist nicht, dass sein Eltern Liebe für es empfinden. Wichtig für ein Kind ist, dass es sich von seinen Eltern geliebt fühlt. Ein auf den ersten Blick kleiner, aber auf den zweiten Blick ganz erheblicher Unterschied. Für ein Kind, das sich geliebt fühlt, gibt es keinen Grund, sich nicht selbst zu lieben.
******ung Mann
208 Beiträge
das sehe ich
auch so, Emphatie kann Mensch nicht lernen, entweder Mensch ist Emphatisch veranlagt oder nicht. Das jemand ist, bedeutet aber nicht das Sie/Er damit umgehen kann. Potenzial ist vorhanden aber der umgang damit, es ist ein Weg der Steinig ist,
******XXL Mann
3.802 Beiträge
Themenersteller 
(Selbst)liebe - Gefühl oder Handeln
Zunächst dachte ich, dass dieser Gedankenstrang das Thema schon ein bisschen dehnt, aber ich finde gerade die Verbindung *g* .

Meine Frage war ja, wie Selbstfürsorge und Selbstliebe miteinander zusammen hängen. Trigon hat schon - gewohnt drastisch *zwinker* - ausgeführt, dass es da gar nicht unbedingt einen Zusammenhang geben muss.

*****a49:
Eine Liebe, die sich nicht irgendwie auch in liebevollem Verhalten ausdrückt: Provokant gefragt: Was soll ich damit?

*******rus:
Sagt einer, der davon überzeugt ist, dass Fromm mit seinem Buch dem, was man unter Liebe verstehen kann, viel näher gekommen ist als alles andere, eben aktives Handeln.

Also ich habe Fromm nicht gelesen, aber das Buch steht recht weit oben auf meiner Musst-du-unbedingt-mal-lesen-Liste.

Ich würde aber Martha, TallTaurus und Fromm auch widersprechen: Liebe ist keine Handlung, sondern ein Gefühl. Liebe als Handlung klingt für mich sehr behavioristisch.

Aus der Handlungstheorie kenne ich die Definition: Handlung ist Körperbewegung. Ich habe da einige Zeit drüber nachgedacht, aber es ist wirklich die einzig sinnvolle Abgrenzung zwischen Handlung und Gedanke. Und tatsächlich ist der Kanal für Stephen Hawking sehr schmal um seine Gedanken via Handlungen(sic!) zu uns zu bringen.

Und da kommen wir auch wieder zum Thema: Den Gedanken Liebe kann ich durch Handlung zum Ausdruck bringen, kann den Gedanken z.B. jemandem mitteilen oder eben auch fürsorglich für jemanden sein. Damit sind wir wieder beim Außen und beim Innen.

Ich stimme der Fraktion zu, die denkt, dass Liebe etwas ist, was ich nur für mich habe und was niemand anderem zugänglich ist. Jedenfalls kenne ich aus eigener Erfahrung in mir Gefühle von Liebe, die sicher keine Verliebtheit sind, und mir ist klar, dass die mir alleine gehören und zunächst mal auch nur für mich von Bedeutung sind. Ich kann mir ähnlich Trigon auch vorstellen, jemanden quasi aus der Ferne zu lieben. Mir fällt sogar ein Beispiel ein. Liebe ist also für mich erst mal Innen.

Was ich zugänglich machen kann, ist Ausdruck dieser Liebe - via Handlung. Da kann ich Liebe nach Außen zeigen, aber es ist eben nur ein Ausdruck dieser Liebe, von ihr abgeleitet, aber nicht die eigentliche Sache.

Wenn ich Liebe dagegen als Handlung begreife und kein der Handlung zugrunde liegendes Gefühl zubillige, dann ist Selbstfürsorge tatsächlich identisch mit Selbstliebe! So wird ein Schuh daraus und ich verstehe auch, warum ich diese Verbindung nicht sehe!

Bei der Selbstliebe aber wird es auch sonst ein bisschen kompliziert. Mal angenommen das ganze Ich ist Objekt der Selbstliebe - wie viele hier geantwortet haben - dann bin ich nicht nur Objekt der Liebe, sondern gleichzeitig Subjekt. Es handelt sich also um eine einzigartige Konstellation, die mit keinem anderen Menschen möglich ist. Denn ausschließlich in dieser Konstellation empfinde ich nicht nur die Liebe, sondern sie ist mir auch unmittelbar zugänglich. Dies rührt daher, dass Liebender und Geliebter miteinander identisch sind.

Wie ich finde wirft diese Erkenntnis auf meine Frage aus dem EP Seht ihr Unterschiede zwischen Selbstliebe und Liebe zu einer anderen Person? nochmal ein ganz anderes Licht: Selbst wenn die Liebe an sich strukturell gleich ist, ist dieser Umstand doch einzigartig.


Gruß
Stefan
******XXL Mann
3.802 Beiträge
Themenersteller 
Selbstliebe und Herrschaft
****on:
Das Bemühen um eine konfliktkontrollierte Gesellschaft wird dann mit Erziehung umgesetzt: Eigenlob stinkt, die Anderen sind wichtiger, nieder mit dem Individualismus, hin zum angepassten Gemeinschaftswesen. Versehentlich oder absichtlich wird dabei die Selbstliebe zerrüttet.

Auch wenn wir später wie ich finde die Erkenntnis hatten, dass Selbstliebe und Anpassung nichts miteinander zu tun haben, hatten wir weiter vorne auch schon mal die Erkenntnis, dass Selbstliebe etwas mit Unabhängigkeit (vom Außen) zu tun hat.

Wenn ich das so herum lese, dann ist die Zerstörung von Selbstliebe eine "prima"
Herrschaftstechnik.


Gruß
Stefan
******XXL Mann
3.802 Beiträge
Themenersteller 
*****tas:
Ich bin zutiefst beeindruckt was ihr da so alles schreibt und darlegt.

Lebt Ihr das, was da so eindrucksvoll über Eure Selbstliebe steht, tatsächlich?
Oder sind das Wunschgedanken?

Da könnte ich nur für mich antworten und wäre aber nicht mal repräsentativ, da ich ja noch auf der Suche nach der Bedeutung bin.

*****tas:
Geht das wirklich permanent reflektiert und achtsam durch den Alltag zu gleiten?
Ich dachte bisher nur tibetische Mönche, indische Yogis oder ähnlich heilige, weise Menschen wären dazu in der Lage.

Wie macht ihr das?

Nun, ich habe mir schon immer Gedanken über mich und mein Verhältnis zur Welt gemacht. Ich mag diese Selbstreflexion (Selbstliebe würde jetzt wohl ergänzen: an mir) und sie ist ein wichtiger Bestandteil meines Lebens.

Einige weitere Begriffe für unser Wortfeld aus den letzten Beiträgen sind

  • Selbstbewusstsein
  • Selbstwarhnehmung
  • Achtsamkeit
  • Selbstbestätigung
  • Selbstzweifel
    Ein Extra-Danke übrigens für diesen Zusammenhang!

Liegt ja alles in der Nähe von Selbstreflexion. Vielleicht ist das ja schon ein Stück Selbstliebe?


Gruß
Stefan
Oft vermute ich, dass Menschen, die Liebe "nur" für ein Gefühl halten, noch nicht das Glück hatten, Liebe im Überfluss zu bekommen, geschweige denn zu geben.

Es gibt mMn diesen deutlichen Unterschied zwischen "verliebt sein" und "lieben". Ersteres ist ein Gefühl, das kommt und geht, zweiteres eben ein aktives Handeln. In meiner Umwelt kann ich beobachten, dass viele Menschen sich eindeutig selbst nicht lieben - denn sie wissen nicht, wie das geht. Beispiele dafür gibt es haufenweise im Strassenbild, im Berufsleben, überall.

Die Wissenschaft kann eben jenen Unterschied mittlerweile sogar nachweisen, aber auch das scheint Zweifler nicht zu überzeugen. Wie auch immer, ich wünsche allen, dass sie irgendwann die Chance bekommen, selbst zu erfahren, wie es ist und was es bedeutet, aktiv geliebt zu werden und aktiv zu lieben. Von ganzem Herzen.

Das Leben wäre eigentlich wesentlich leichter, als es sich viele gestalten. Da macht es auch keinen Sinn, dagegen anzuschreiben.

Namaste!
*********r_by Mann
546 Beiträge
@castitas
*****tas:
Geht das wirklich permanent reflektiert und achtsam durch den Alltag zu gleiten?
Ich dachte bisher nur tibetische Mönche, indische Yogis oder ähnlich heilige, weise Menschen wären dazu in der Lage.

Wie macht ihr das?

Das war auch so, doch dann wurden viele Geheimlehren öffentlich gemacht. Etwa vor 80 Jahren wurden z. B. in Indien und an anderen Orten das Gehütete und bislang nur Mönchen und Aspiranten zugängliche Material unter die Menschen gebracht.

Heute zu Tage werden diese Methoden selbst in der Psychotherapie eingesetzt und haben ihren Weg in den Alltag gefunden.

Ob man sie nun anwendet, das ist aber eine komplett andere Frage. Und diese Dinge sind sicherlich nicht für Jeden geeignet (es ist nur für die geeignet, die es auch machen wollen. Nichts falsch daran unachtsam durchs leben zu gehen.) Diese Praktiken sind NICHT zur Persönlichkeitsentwicklung (eher genau das Gegenteil davon). Sogesehen; wirklich nicht für jeden gedacht.

In meinem Fall war es keine Sache der Entscheidung, sondern schlicht überlebensnotwendig, ich hatte einfach keine Wahl. Und so schwer es am Anfang auch scheint, irgendwann wird es leichter und irgendwann ist es dann....
*********r_by Mann
546 Beiträge
Selbstreflektion
Selbstreflektion ist ein sehr interessantes Wort. Nach den wunderbaren Ausführungen von (amadare) lohnt hier die Frage was hier denn reflektiert wird. Eigentlich kann man sich selbst nämlich nicht reflektieren, nur Eigenschaften, die man sich selbst zuschreibt oder an sich durch Rückschlüsse beobachtet. Um Selbstreflektion als reale Erfahrung erleben zu können müsste man aus sich selbst heraus treten, in einen anderen Körper eintreten und von dort aus sich selbst begegnen können, was unmöglich ist. Und um mich als ein getrenntes Selbst erleben zu können brauche ich andere. Ohne andere Menschen, entwickeln Menschen kein Selbstbewusstsein. Selbstwertgefühl ist dann die eigene Wertbeurteilung im Kontext der Anderen. Wo wäre der Selbstwert, wenn ich der Einzige Mensch auf Erden wäre?

Ich finde amadare hat das sehr schön ausgedrückt. Man kann sich selbst garnciht kennen. Weil das "echte"Selbst (also jenseits der Eigenschaften, die Zeitweilig beobachtbar bzw. veränderlich sind) an sich kein Objekt ist. Das Auge, dass sieht, kann sich selbst nicht sehen. Und Narziss musste sein Spiegelbild sehen um sich in sich selbst zu verlieben.

Bevor ich mich hier verabschiede, hier noch ein Buchtipp zum Thema:

Nichts an dir ist verkehrt
von Cheri Huber
(einfach zu lesen)
*******ler:
Das war auch so, doch dann wurden viele Geheimlehren öffentlich gemacht. Etwa vor 80 Jahren wurden z. B. in Indien und an anderen Orten das Gehütete und bislang nur Mönchen und Aspiranten zugängliche Material unter die Menschen gebracht.
Es braucht keine geheimnisvollen Geheimlehren aus Indien oder sonstwo. Dieses elitäre Geschwurbel beweist von Anfang an: Da geht es einmal mehr darum, Schlangenfängertricks anzuwenden. Die erleuchtete Elite hat dann für sich das Gefühl, etwas ganz Besonderes zu sein.

*******ler:
Und diese Dinge sind sicherlich nicht für Jeden geeignet (es ist nur für die geeignet, die es auch machen wollen. Nichts falsch daran unachtsam durchs leben zu gehen.) Diese Praktiken sind NICHT zur Persönlichkeitsentwicklung (eher genau das Gegenteil davon). Sogesehen; wirklich nicht für jeden gedacht.
Mich interessiert, wie Persönlichkeitsentwicklung nach deiner elitären Methode aussieht. Klingt fast nach etwas Gefährlichem, wenn es nicht für jeden geeignet ist. Wir Menschen hier in der westlichen Welt scheinen sowieso das Gefühl zu haben, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben - dabei sind wir weiter entfernt vom Leben als jemals zuvor. Wir haben mehr Wissen zur Verfügung als jemals zuvor, und haben immer mehr Fragen. Übringens: Das Leben ist für jeden Menschen gedacht, es gibt keine Ausnahme.

*******ler:
Und Narziss musste sein Spiegelbild sehen um sich in sich selbst zu verlieben.
Narziss als Beispiel für Selbstliebe und Selbsterkenntnis? Sag das mal den zahlreichen Opfern von Narzissten. Die würden dich für diese Fehlinterpretation wahrscheinlich am liebstern in der Luft zerreissen. Davon abgesehen auch hier die Unterscheidung: Selbstverliebt zu sein ist etwas anderes als sich selbst zu lieben. Es braucht keinen Spiegel, um glücklich zu sein.
*******na57 Frau
22.279 Beiträge
JOY-Angels 
Östliche Geheimlehren
Die, die ich so kenne, stammen eher aus China oder Japan und nicht Indien. Sie sind keine Geheimlehren, sie sind etwas, was man lernen und üben kann und muss. Und sie enden in einem anderen Lebensstil - deshalb also Klöster und Mönche. Übrigens gibt es das bei uns auch - das Christentum bietet eine Menge an Spiritualität und spiritueller Praxis.

Anschließen konnte und kann sich dieser Lehre und Lebenspraktik jeder. Im Prinzip begibt sich jeder, der eine klassische Kampfkunst erlernt, auf diesen Weg. Der chinesische Begriff "Kung Fu" heißt eigentlich ‚Etwas durch harte/geduldige Arbeit Erreichtes‘ - und so, wie man es in einem Bereich zur Vollkommenheit bringt, so vervollkommnet man auch sich selbst. Laut chinesischer Philosophie.

Das heißt, ein bisschen chinesische Kalligraphie lernen ist es nicht. "Harte und geduldige Arbeit" - das habe ich auch beim Training eines Kampfsports lernen müssen, ohne, dass ich jemals auch nur in die Nähe von "Meisterschaft", geschweige denn "Vollkommenheit" komme. Aber der Weg ist hier das Ziel.

Der Bogen zum Thema schlägt sich für mich mit der Beobachtung, dass mir diese "Geduld mit mir selber" sehr gut getan hat auf meinem Weg zur Selbst-Liebe. Und das "Sich-Hingeben" an eine Tätigkeit führt mich dann auch von mir weg und im Grunde zu mir selber zurück.
*********nd_69 Frau
7.515 Beiträge
Ich breche es runter auf

"sich selbst als Teil des Großen, Ganzen begreifen und dadurch feststellen, dass das Ego auf der einen Seite eine gnadenlose Überschätzung seiner selbst darstellt und andererseits der klägliche Versuch ist, das irdische Dasein ohne die notwendige Demut, dafür aber mit dem Wunsch, sich selbst ein Denkmal zu setzen, zu leben." Das relativiert vieles und das ist keine Definition, die irgendwo steht, sondern das, was ich empfinde.


Und ich denke auch, dass genau das hier gemeint ist:
*******rus:
DerSpieler:Und diese Dinge sind sicherlich nicht für Jeden geeignet (es ist nur für die geeignet, die es auch machen wollen. Nichts falsch daran unachtsam durchs leben zu gehen.) Diese Praktiken sind NICHT zur Persönlichkeitsentwicklung (eher genau das Gegenteil davon). Sogesehen; wirklich nicht für jeden gedacht.


Mir fällt dazu in Bezug auf Selbstliebe ein: Wenn ich ein Teil des Universums bin (und das als das Große, Ganze definiere, in dem jede Aktion eine Reaktion hervorruft und vielleicht doch wieder alles mit einander verbunden ist), bedeutet für mich Selbstliebe, mich, diesen Teil, als kostbar zu schätzen, weil auch ich "so gedacht" bin. Genau so wie ich bin, eben. Und aus Demut und Dankbarkeit sorge ich für mich, um dieses Geschenk zu bewahren.

Für Techniker: Wenn in meinem Auto (Universum) der Bremsschlauch undicht ist, dann hat das System Auto ein Problem. Also muss der Bremsschlauch regelmäßig gewartet werden (Selbstfürsorge), um seinen Zweck erfüllen zu können. Ohne das Auto ist der Bremsschlauch jedoch total sinnlos.


Vielleicht klingt auch das nach Geschwurbel, aber das kann man jeder esoterischen /spirituellen / religiösen Theorie vorwerfen. Und ich renne nicht den ganzen Tag mit Heiligenschein-Politur in der Hand rum, sondern ich ärgere mich oft genug über Gegebenheiten auf der Arbeit, privat, ich bin nicht ständig dabei, gut für mich zu sorgen, sondern tue mir manchmal Dinge an, die mir schaden - aber das Bewusstsein über die Zusammenhänge (oder der Glaube daran) lassen mich vieles gelassener sehen. Spätestens im Rückblick *raeusper*.
****are Frau
239 Beiträge
Auch wenn sich das in meinen vorigen Posts vermutlich weniger danach anhört, denke ich auch nicht, dass Liebe - ob nun zum Selbst oder zu einer anderen Person - grundsätzlich eine Handlung ist.
Ich denke schon, dass es eine Entscheidung ist, die wir aktiv treffen können. Wenn man das als Handlung definieren will, okay. Aber Handlung als etwas, das ich tue - im Außen! - ist es für mich nicht. Ich kann Liebe empfinden, ohne sie nach Außen ausdrücken zu müssen. Ob nun, weil das nicht (mehr) möglich ist, oder die andere Person das einfach nicht (mehr) will, ist davon unabhängig. Bspw. muss ich nicht aufhören, meinen (ehemaligen) Partner zu lieben, nur, weil wir uns getrennt haben und ich keine Möglichkeit mehr habe, es auszudrücken. Aber es ist eine aktive Entscheidung, ob ich diese Liebe in mir aufrecht erhalten möchte oder nicht.

Ich kann meine Liebe zum Ausdruck bringen, indem ich bestimmte Handlungen vollziehe. Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche "love-languages", so hab ich letztens gelesen (http://de.wikipedia.org/wiki/Fünf_Sprachen_der_Liebe). Aber das ist dann nur Ausdruck dieser Liebe, und jeder macht das anders bzw. benötigt das in anderer Form, um sich geliebt zu fühlen. Zumindest ich kann aber auch lieben, ohne dass ich das ausdrücken muss - muss also nicht danach handeln.
Ich bin da also voll bei StefanXXL und einigen anderen. Trotzdem würde ich Liebe und Verliebtsein voneinander ebenfalls abgrenzen, indem das eine aktiv und das andere passiv ist - nämlich, weil ich aktiv beeinflussen kann, ob ich liebe oder nicht, aber nicht, ob ich verliebt bin oder nicht.

Mag sich komisch anhören, v.a. weil ich zuvor schrieb, was Selbstliebe für mich ist und das praktisch alles "Handlungen" waren. Allerdings.. würde ich sagen, dass das auch nicht unbedingt so ist. Es ist mehr eine generelle Haltung, die sich auch in Handlungen äußert. Aber.. es ist so schon schwer genug, das überhaupt in Worte zu fassen, und es dann noch vollkommen von der Haltung und den Handlungen zu lösen, durch die sie sichtbar wird, ist - zumindest für mich - quasi unmöglich.

Ich empfinde deine Aussage, @*******rus, entsprechend als nicht besonders angenehm, weil du mir meine Fähigkeit, Liebe zu empfinden und zu empfangen, absprichst, rein anhand der Tatsache, dass ich es nicht genau so wahrnehme wie du. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass, nur weil etwas nicht in das Bild passt, was wir von der Welt haben, es nicht unbedingt schlechter sein muss. Nur, weil ein Mensch seine Selbstliebe nicht so zum Ausdruck bringt, wie du (oder jemand anders) es erwartet oder meint, es sei das einzig richtige, heißt das nicht, dass sie nicht einen anderen Weg, oder besser: einen anderen Ausdruck gefunden haben dafür.
Und wie gesagt, ich sehe durchaus einen riesigen Unterschied zwischen Liebe und Verliebtsein, das ist aber nicht Gefühl vs. Handlung. Auch Verliebtsein hat Ausdrucksweisen, führt zu gewissen Handlungen etc. Es ist auch nicht "nur" reines Gefühl, wenn man nach deiner Vorstellung geht. Aber erstmal sind beides Gefühle, unabhängig, woher sie kommen, oder wie sie zum Ausdruck gebracht werden. Ihre Unterschiedlichkeit liegt - in meinen Augen! - an ganz anderer Stelle. Aber das hatte ich ja bereits ausgeführt. (;

*******ler:
Eigentlich kann man sich selbst nämlich nicht reflektieren, nur Eigenschaften, die man sich selbst zuschreibt oder an sich durch Rückschlüsse beobachtet. Um Selbstreflektion als reale Erfahrung erleben zu können müsste man aus sich selbst heraus treten, in einen anderen Körper eintreten und von dort aus sich selbst begegnen können, was unmöglich ist.
Und was genau ist der Unterschied, ob ich nun Rückschlüsse über mich selbst ziehe, oder ob ich Rückschlüsse über einen anderen ziehe, von dem ich noch deutlich weniger weiß als von mir, weil die gesamte Vergangenheit etc. meinem Blick verschlossen bleiben? Abgesehen davon betrachten wir als Menschen alles immer durch die Brille unserer Erfahrungen und können nie wirklich vollkommen objektiv sein, unabhängig davon, ob wir nun uns selbst oder einen anderen betrachten und Rückschlüsse ziehen. Ich kann auch innerlich von mir, meinen Gefühlen, meinen Eigenschaften etc. zurücktreten und mich (so) objektiv (wie möglich) betrachten, wie ich das mit einem anderen Menschen kann. Kann sicherlich nicht jeder, aber die wenigsten können ohnehin weit genug aus sich "heraustreten", um möglichst objektiv Rückschlüsse zu ziehen - auch nicht bei anderen. Nicht umsonst gibt es für Psychotherapeuten lange Ausbildungen, und es kommt nicht von irgendwo, dass darunter trotzdem einige sind, die nicht zu den wirklich guten gehören.
Ich empfinde deine Sichtweise hier als zu kurz, weil sie vernachlässigt, dass wir immer Menschen mit einem ganz eigenen Blickwinkel sind, den wir nicht verlassen können. Weil ich in einem anderen Körper, vollkommen losgelöst von mir selbst, letztlich auch nur einen anderen Blickwinkel hätte, der aber nicht besser ist - er kann besser sein, weil vielleicht bestimmte Dinge nicht verdeckt werden. Er kann aber genauso gut schlechter sein, weil aus diesem zu viel von meinen essentiellen Teilen verdeckt werden.
*********r_by Mann
546 Beiträge
@TallTaurus
Du verstehst es nicht und projizierst halt deine Vorstellung von Etwas da rein, dass du nicht kennst, daher ist eine Diskussion hier überflüssig und ausserdem Offtopic.

Nichts könnte weiter davon entfernt sein als dass dieses Wissen Elitär ist. Nur in des Egos Händen ist dieses Wissen giftig und so wurde es geheim gehalten und nur Schülern in den letzten 3 Jahren ihrer 12 Jährigen Ausbildung gezeigt, damit der Schüler, der es zu früh in die Hand bekommt nicht vollkommen wahnsinnig handelt. Nun heute ist das Wissen offen erhältlich und weder Elitär noch Anziehend für die Meisten. Im Grunde ist es etwas, was kaum jemand hören möchte, daher sehr unattraktiv für die meisten. Ich rede z.B. von den Upanishaden, die älter sind als der Buddhismus. Aber das gleiche Wissen ist in der Bibel, im Koran und jeder kann es lesen und finden. Wie giftig es jedoch für Menschen ist, die dies aus ihrer Ego-Perspektive interpretieren sieht man dann in den Religionskriegen.

Und die Persönlichkeitsentwicklung betreffend bedeutet das Wissen, dass man irgendwann den ganzen Kram mit Persönlichkeitsentwicklung aufgibt und glücklich wird. Die Existenz des begrenzten Selbst in Raum und Zeit, als das ich mich begreife ist bereits die Abspaltung vom Leben. Was will man daran nun entwickeln? Sinnlos!

Um zurück zum Thema zu kommen;
Selbstliebe ist eine Gute Sache weil (obwohl Ignoranz) es trotzdem dazu führt, dass der, der sich selbst bedingungslos lieben lernt, andere lieben lernt und so die Trennung zwischen mir und dem Anderen, zwischen mir und dem Leben sich nach und nach auflöst. Dadurch lebt man dann halt in Harmonie mit der Existenz und ist happy, nix elitäres.

Und TalTaurus, wenn du glücklich bist, so wie du die Welt siehst, dann ist alles in Bester Ordnung, was stört dich dann ein elitäres Gehabe? *g*
*********r_by Mann
546 Beiträge
@amadare
****are:
Ich empfinde deine Sichtweise hier als zu kurz, weil sie vernachlässigt, dass wir immer Menschen mit einem ganz eigenen Blickwinkel sind, den wir nicht verlassen können. Weil ich in einem anderen Körper, vollkommen losgelöst von mir selbst, letztlich auch nur einen anderen Blickwinkel hätte, der aber nicht besser ist - er kann besser sein, weil vielleicht bestimmte Dinge nicht verdeckt werden. Er kann aber genauso gut schlechter sein, weil aus diesem zu viel von meinen essentiellen Teilen verdeckt werden

Stell dir vor, dass es eine Möglichkeit gibt, einen Menschen so zu sehen, wie er wirklich ist. Ganz ohne deinen, meinen persönlichen Blickwinkel. Und das lustige daran ist, dass wir dies durch "objektivität" versuchen zu erreichen. Versuch mal genau den anderen Weg, den absolut subjektiven. Die persönliche Sicht ist nicht die subjektive Sicht. Die persönliche Sicht ist die persönliche Interpretation einer Wahrnehmung, die aus meinen Erfahrungen, Gefühlen, Stimmung etc. etc. entsteht. Diese verdeckt meinen Blick zu meinem Gegenüber (und übrigens auch zu mir selbst). Jemanden also ohne Projektionen wahrnehmen? Das geht, das kann man üben und da wartet eine riesen Überraschung.

Praktisches Beispiel: Einfach mal etwas anschauen und nach und nach alles, was man darüber weiß, alles was man darüber denkt, fühlt für einen Moment vergessen. Ein Moment reicht schon. Danach will man nie wieder die Welt durch seine persönlichen Augen sehen.

"Der Tag wird kommen, wenn durch eine einzelne Karotte, frisch beobachtet, eine Revolution ausgelöst wird." Paul Cezanne

Wir müssen vielleicht nicht selbst reflektieren, sondern wir müssen lediglich so gut wie möglich selbst sein.
****are Frau
239 Beiträge
@*******ler
Möglicherweise sehen du und ich das gar nicht so verschieden, drüchen es nur sehr anders aus und weil wir unterschiedlich funktionieren, wählen wir eben andere Worte.
Nach dem, was du gerade geschrieben hast, habe ich jedenfalls nicht das Gefühl, dass du wirklich etwas anderes meinst, als ich, auch wenn wir uns an der Wortwahl des anderen aufhängen.

Wenn ich von Reflektion spreche, meine ich, mich von diesen Dingen zu befreien und ohne Projektion darauf zu blicken, bzw. mir zumindest (im ersten Schritt) bewusst zu sein, dass ich welche habe - und dann die Möglichkeit zu haben, sie loszulassen. Aber um vergessen zu können, muss man sich auch erstmal klar werden, dass man es im Kopf hat. (;

Für mich wird "selbst sein" eben erst durch Reflektion möglich, weil ich erst dann sehe, was wirklich zu mir gehört, und was Projektionen sind oder Indoktrinationen oder Dinge, von denen ich glaubte, sie müssen nunmal ganz einfach so sein und es gäbe keine andere Möglichkeit. Reflektion ist für mich also ein Mittel zur Erkenntnis, um dann Loslassen zu können und an den Punkt zu kommen, den du hier beschreibst. (: Jedenfalls, wenn ich dich in diesem letzten Post nun wirklich verstanden habe.
*********r_by Mann
546 Beiträge
@amadare
Ja, das stimmt, wir sind da sehr nahe beieinander.

Ich möchte nur sicherstellen, dass Objektivität gewöhnlich ein urteilsfreie subjektive Wahrnehmung als ummöglich sieht und oft eine mentale Tätigkeit ist, die Eigenschaften eines Objekts aus möglichst vielen Perspektiven versucht zu sehen.

Selbstreflektion ist (im heraus treten aus sich selbst) eben auch eine mentale Tätigkeit, durch dessen Kriterien man sich dann selbst versucht neutral aber eben mental zu beurteilen. Auch hier betrifft es meine Eigenschaften.

Aus deinem früheren Posting geht aber hervor (und da sind wir nahe) dass du mit neugierde im intim-, sinnlichen erleben bleibst um dich selbst zu erfahren. Und das ist ganz Sicher die richtige Weise im Gegensatz zu der mentalen Beurteilung seiner Selbst, Person von fiktiven Perspektiven. Mentale Beurteilungen sind ausnahmslos erlerntes und Konditionierungen. Selbst die Sprache in der sie gedacht werden ist erlernt, die Worte die es benutzt um meine Person zu beurteilen sind kulturell belegt, daher eben nicht wahr. Die sinnliche Erfahrung des direkten Erlebens, ich zu sein ist aber jenseits von dem ganzen und führt zur Selbstliebe. Zumindest ist das so meine Erfahrung, andere können das anders erleben.
********s_63 Frau
2.973 Beiträge
Entwicklung zu mir selbst...
Und die Persönlichkeitsentwicklung betreffend bedeutet das Wissen, dass man irgendwann den ganzen Kram mit Persönlichkeitsentwicklung aufgibt und glücklich wird. Die Existenz des begrenzten Selbst in Raum und Zeit, als das ich mich begreife ist bereits die Abspaltung vom Leben. Was will man daran nun entwickeln? Sinnlos!

Persöhnlichkeitsentwicklung - würde ich in Verbindung mit „Selbstliebe“... als ein zurück...zum Urhaften, zum eigenen Wesen, zum einfach nur Mensch sein, sehen…zurück zu meine Natürlichkeit…ein Abstreifen der über Jahre von außen anhaftenden Patina…die meist nur zur Ego - Stärkung dient... *top*

Um zurück zum Thema zu kommen;
Selbstliebe ist eine Gute Sache weil (obwohl Ignoranz) es trotzdem dazu führt, dass der, der sich selbst bedingungslos lieben lernt, andere lieben lernt und so die Trennung zwischen mir und dem Anderen, zwischen mir und dem Leben sich nach und nach auflöst. Dadurch lebt man dann halt in Harmonie mit der Existenz und ist happy, nix elitäres.

…..und deshalb auch jedem seine Art...sich selbst kennen zu lernen, belässt…schön und erfüllend ist es...für diesen Menschen und für die, die Ihn gern haben…wenn er auch da angekommen ist…wo man selbst schon ist..man kann es spüren…wer noch auf dem Weg ist und wer schon bei sich angenommen ist…ich spüre es, als pure Nachsicht, Sanftmut…von innen nach außen strahlende Gelassenheit...
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