Gedanken - und Dank
Wie empfindet ein behinderter Mensch LiebeBezugnehmend auf den Thread den ich seinerzeit gestartet habe, möchte ich hier gerne noch etwas sagen:
Es ist, relativ betrachtet, vielleicht nicht sehr viel Zeit vergangen seit meinem ersten, diesbezüglichen Beitrag. Aber es ist inzwischen viel passiert in meinem Fühlen und Denken.
Ich hatte früher niemals etwas mit behinderten Menschen zu tun und als ich mich im Dezember 2006 in „meinen“ Tetra-Mann verliebte, war ich voller Ängste, ich könne etwas falsch machen; ich wüßte nicht, wie ich mit ihm umgehen sollte; ich wüßte nicht, wie er denkt; wie er fühlt; was er will und braucht.
Da war derart viel Unsicherheit – und doch auch so viel Wunsch, ihm gut zu tun...
Als Fussi ohne jedwelches Wissen über Behinderungen und keinerlei realer Kontakte mit irgendwie eingeschränkter Beweglichkeit fühlt man sich einfach nur dumm und unbeholfen.
Ich wußte nicht, ob ich es jemals schaffe, diesbezüglich sicherer und gelassener zu werden.
Zeitweise signalisierte er mir, daß er zu viel meiner Nähe nicht wolle und ich kannte bis dahin nur Fussi-Männer, die sich grundsätzlich von mir hatten „betüddeln“ lassen und davon sogar eher „abhängig“ zu sein schienen.
Ich wollte lernen, zu verstehen; zu akzeptieren. Ich wollte mich einfühlen können und alles „richtig“ machen.
Inzwischen fühle ich mich einfach nur noch wohl.
Es ist mir mittlerweile klar geworden, warum sich hier manch einer so sehr aufgeregt hat, weil ich „einen Unterschied“ gemacht hab.
Manchmal ist ER es, der Dinge sagt wie „Was glaubst Du denn, wie es anderen mir MIR geht“.... Und ich muß erst zurück denken, wie es für mich war, bei den ersten Begegnungen.
Ich dachte früher immer, um einem behinderten Menschen gut tun zu können, muß man WISSEN. Alles über sein Denken und Fühlen; seine Bedürfnisse und Wünsche; seine Möglichkeiten und wie man es umsetzen kann. Man will ja nix „falsch“ machen.
Ich war mir nicht klar darüber, daß der Betroffene selbst oft vieles garnicht weiß.
Daß es für Manches 2 Menschen braucht, um gemeinsam herauszufinden; auszuprobieren und zu experimentieren. Und daß es auch bei einem behinderten Menschen genauso wurscht ist, was man KANN – wichtig ist, daß man WILL.
Und dann lacht man halt gemeinsam, wenn man irgendwas gemurkst hat.
Aber diese Gelassenheit... – da muß man als Fussi erst reinwachsen.
Und ich denke, daß es vielen Fussis geht, wie es mir gegangen ist.
Ich finde es schön, daß es hier im Joy die Möglichkeit gibt, sich auszutauschen und sein eigenes Denken zu überdenken; gegebenenfalls zu revidieren. Manchmal fürchte ich jedoch auch, daß manche Begleiterscheinung einer Behinderung vom Betroffenen selbst als einschränkender empfunden wird, als es ein liebender Partner je tun würde....
Mir persönlich tun die zunehmenden Kontakte mit behinderten Menschen auf jeden Fall unglaublich gut. Ich bin froh, den Schritt gemacht zu haben; sowohl privat, als auch beruflich.
Liebe Grüße, Jenny