monogame Freiheit
@*******ine
Wenn meine Worte abwertend gegenüber der monogamen Lebensweise rübergekommen sind, möchte ich mich entschuldigen - zumindest teilweise. Wie schon einmal erwähnt, möchte ich eigentlich nicht "poly" oder "mono" bewerten oder eins dem anderen vorziehen. Wer sein Glück gefunden hat, wird sowieso sagen, dass er "das Beste" hat, und das ist auch vollkommen in Ordnung so. Ich will ja auch nicht missionieren, aber...
In meinem bisherigen Leben bin ich allzu oft Leuten begegnet, die sehr voreingenommen waren. Mir erschienen sie, als hätten sie sich ein Weltbild errichtet, an dem sie stur festhielten, und an dem es kein Rütteln und kein Wanken gab. Mit diesen Leuten waren Gespräche allein über
Möglichkeiten unmöglich - was nicht in ihr Weltbild oder zu ihrer (festen) Überzeugung passte, wurde sofort abgewunken, zurückgewiesen o.ä.
Und wenn ich von "eingeschränktem Spielraum" rede, dann meine ich damit genau diesen Typ von Menschen, die sich so perfekt eingerichtet haben und nie wieder von ihrer Meinung abweichen wollen. Die sind für mich starr, ohne Entwicklung. Und gerade in Sachen Beziehung oftmals sehr dogmatisch. Da wird die monogame Beziehungsidee ohne zu hinterfragen übernommen, und wenn man dann auch nur Fragen stellt "Und was ist, wenn Du Dich neu verliebst? Machst Du dann Schluss?" dann weichen sie aus "Ich verliebe mich nicht neu!" o.ä.
Dieses Nicht-Nachdenken, dieses Ablehnen von überhaupt anderen Möglichkeiten, das Von-sich-weisen und für unmöglich erklären -
das bezeichne ich als "eingeschränkten Spielraum". Wenn ich dann total frustriert von einem solchen "Gespräch" zurückbleibe, halte ich diese Art von Menschen schlicht für "doof". Das mag Dir vielleicht als eingeschränkte Sichtweise erscheinen - aber ich kann mit diesen Personen schlicht nicht mehr angemessen umgehen - wie soll auch ein für mich interessantes Gespräch zustande kommen, wenn sie mir rein gedanklich schon nicht folgen können?
Dagegen kann ich es durchaus akzeptieren, wenn Menschen für sich entscheiden, monogam leben zu wollen, weil sie darin ihr Glück finden - hey, das freut mich sogar für die. Wenn so ein monogames Pärchen sagen kann: "Polyamorie ist ja schön und gut - aber für uns wär das nichts" dann ist das etwas ganz anderes als wenn sie sagen (und was ich mit "eingeschränkt" meinte): "Das geht doch gar nicht. Du wirst damit sicher auf die Schnauze fallen."
Was Du übrigens so zynisch schreibst:
Ketzerisch könnte ich fragen, ob dies aus einem Mangel an Differenzierung oder aus einem Defizit, sich zu fokussieren heraus entsteht, Mangel an Tiefsinn, Mangel an Fähigkeit oder Bereitschaft, bei sich und seinem Partner wirklich in die Tiefe zu gehen? Aus der Jugend kennen wir das doch alle: Wie oft hat man sich in die verschiedensten Menschen verliebt.... Oder steckt die große Enttäuschung dahinter, sich nicht wirklich binden zu können??
entspricht übrigens teilweise einer traurigen Wahrheit. Es
gibt tatsächlich Menschen, die unter Bindungsängsten oder einer gewissen Beziehungsunfähigkeit leiden und die dann, wenn sie vom Polyamoren Konzept erfahren, darin eine Lösung für ihre Probleme sehen. Mit mehr als einem Partner ist es ja nicht mehr so schlimm, wenn einer Schluss macht.
Allerdings scheinen diesen Menschen dann auch gewisse Fähigkeiten zu fehlen, die sie einfach brauchen, um
eine Beziehung vernünftig führen zu können. Mit einer solchen Ausgangsbasis steht die Mehrfachbeziehung schon unter keinem guten Stern und wird vermutlich viel Unglück über alle bringen.
Deswegen gehört es auch zu den "Poly-Don'ts", keine Poly-Beziehung anzufangen, wenn es in einer bestehenden Beziehung kriselt. Und ebenso verhängnisvoll ist es auch, zu meinen, dass eine Mehrfachbeziehung bestehende Beziehungsprobleme lösen könnte. Dass es trotzdem versucht wird und dann mit lautem Knall zerbricht, führt natürlich dazu, dass von der monogamen Warte aus solche Gedanken aufkommen. Verübeln kann ich es keinem.