selbstgemachte Probleme
Sie hätte sich ohrfeigen können, denn ihr Vorschlag war, als würde sie ihr eigenes Gefängnis bauen, bzw. möglicherweise das vieler zukünftiger Frauen. Aber andererseits war Dr. Stepford so begeistert davon, dass er seinen Computermonitor zur Kim herumdrehte, um mit ihr zusammen an der Umsetzung arbeiten zu können. Weil sie dabei passende Fragen stellte und durch ihre schnelle Auffassungsgabe nach einer Zeit recht gut verstand, wie die Sache funktionierte, konnte sie weitere Tipps beisteuern.So ein Gerade-Vergessen-Haben ließ sich nämlich verblüffend einfach erzeugen, weil das Vergessene ja nicht wirklich gelöscht, sondern nur unzugänglich gemacht wurde. Eine weitere Idee Kims war, die Komplexität des Gesagten zu vereinfachen, also nur noch sehr einfache Sätze und Worte zuzulassen, also viel mehr an der Oberfläche zu arbeiten als Stepford dies zunächst wollte. Er ergänzte, dass er zu den beiden Vorschlägen nur eine leichte Verlangsamung der Gedanken einbinden wolle, so dass sie nicht bemerkt werde, und schaden würde das nicht.
Zudem hatte ihn Kims Idee der Manipulation der Zugriffsmöglichkeiten des Bewusstseins auf eine Idee gebracht: Ein Ehrlichkeitschip muss ja gar nicht wirken wie ein gefährliches Wahrheitsserum, es genügt ja, wenn die Zugriffsmöglichkeiten des Bewusstseins auf Lügenkonstrukte eingeschränkt wird in ähnlicher Weise, wie es nach Kims Vorschlag nicht mehr so gut auf Wissen zugreifen kann. Stepford programmierte auch diese Idee und hatte bald unter Kims Beobachtung zwei Programme fertig, die er schlicht "ehrlich" und "dumm" nannte.
Kim lehnte sich zurück, denn ihr Kopf schwirrte. Zum einen hatte sie gerade gelernt, wie man diese Chips programmierte, und zum anderen fragte sie sich, ob sie ihre Idee, die Pläne des Bösen zu erfahren, nicht einfach zu zu dessen Kollaborateurin gemacht hat. Während Stepford einige Kabel und Geräte herauskramte und anschloss, hatte sich Danuta hinter Kim gestellt, sich zu ihr heruntergebeugt und ihr ins Ohr geflüstert: "Ch wusste, dass du bist die rrichtige. So klug bist du!" und dann küsste sie ihr auf die Wange und umarmte sie.
Doch darüber war sich Kim alles andere als sicher. Allerdings genoss sie nach der mentalen Anstrengung Danutas Umarmung, und entschied sich spontan, zurück zu küssen, und nach einem heißen Kuss holte sich Danuta einen weiteren Stuhl, setzte sich eng neben Kim und dann hörte Kim, noch während sie Danuta ansah, deren Mann sprechen: "So, dann wollen wir das ganze mal ausprobieren." Entsetzt schwenkte sie den Kopf in dessen Richtung. "Der Chip ist natürlich noch nicht fertig, aber ich kann sofort die beiden Programme über diese Apparatur laufen lassen."
Von seinem Computer aus ging ein dickes Kabel zu einem ebenso über die Maßen dicken Halsband, was eher wie eine Art Halseisen aus einer mittelalterlichen Folterkammer aussah, wären da nicht die leuchtenden Dioden gewesen. "Das ist mein Prototyp, ein Riesenteil und unportabel, aber dafür sofort einsetzbar. Wenn der Test die Programme als brauchbar erweist, kann ich die kleinen Chips für ein Halsband in Auftrag geben." Kim starrte auf das furchteinflößende Gerät und Danuta hauchte: "Oh, ch bin so aufgeregt. Kim, ausprobiere es!"
Kim wollte zunächst fragen, warum ausgerechnet sie und nicht Danuta, aber sie kannte ja die Antwort: Sie war die richtige! Bei jemandem mit ihrer Intelligenz lohnte es sich, und zudem war sie in der Lage, das gefühlte wissenschaftstauglich zu beschreiben. Und: Sie hatte gerade selbst dabei mitgeholfen, diese Programme zu erzeugen. Dieses Problem war selbstgemacht, und sie konnte es nicht abwälzen, also nahm sie schluckend das schwere Gerät an sich, so weit das Kabel reichte, und legte es sich um den Hals. Sie hörte den Verschluss klicken, einige Dioden leuchteten auf und ihr Herz wummerte in der bangen Erwartung, was nun wohl mit ihr passieren möge.