Blindfolded Dinner (9) Feuchtes Dior-Höschen
Ein Summen riss M. aus seinen Gedanken. Auf dem internationalen Geldmarkt tat sich etwas. Seufzend wandte er sich von dem Fenster ab und ging hinüber zu dem riesigen Flachbildschirm, der die gesamte südliche Bürowand einnahm. Der Teppich dämpfte seine Schritte zur Unhörbarkeit, stirnrunzelnd betrachte er sich die Vorgänge der letzten halben Stunde.
M.s Abteilung war für die Fazilitäten zuständig, mehrere Großraumbüros waren rund um die Uhr besetzt. Über M.s Schreibtisch liefen lediglich die Fakten. Er hatte sie zu bewerten und sofortige Maßnahmen einzuleiten. Er war perfekt vernetzt. Jede Maßnahme enthielt ihren eigenen Code. Routineeingänge unterschieden sich von Alarmmeldungen. So wurden unnötige Personaleinsatzkapazitäten vermieden und Arbeitseffizienz ausgeschöpft. Jeder war an seinem Platz, die Informationen perfekt verteilt und Entscheidungsträgern vorbehalten, die wiederum weiter delegierten. Und dies innerhalb von Minuten, bestenfalls in Sekunden.
Einzelne Eurostaaten hatten die Möglichkeit, innerhalb festgelegter Grenzen kurzfristig Kredite in Anspruch zu nehmen oder Guthaben anzulegen. Auch über Nacht. Sinnigerweise wurde eine solche Aktion in der Bankenwelt „Übernachtkredit“ genannt. Eine Bezeichnung, die M. schon immer erheiternd fand. Das Summen verriet ihm, dass in diesem Moment sich kein Eurostaat Geld von der EZB leihen, sondern dass jemand etwas ablegen wollte. Italien blinkte.
M. stieß einen Pfiff aus. 6,8 Milliarden Euro wollte Italien ablegen? Ein nicht unerhebliches Sümmchen. Diese Italiener, dachte er, wo kommt das Geld nur wieder her? Die hatten doch erst vergangene Woche abgelegt.
M. blieb gelassen. Übernachtkredite und –ablegungen waren beliebt, der Zinssatz günstig, allerdings, er wusste, was nun erfolgen würde. Der Hochleisttungszentralcomputer würde die Veränderung des Tagesleitzinssatzes errechnen, möglicherweise. Falls sich auch nur eine Winzigkeit hinter dem Komma verändern sollte, entsprechende Mitteilungen an die Nationalen Zentralbanken verteilen, eine minimale, doch wirksame Veränderung am Finanzmarkt ergeben, und Anleger, Aktionäre, Spekulanten und Devisenmakler in ihren Transaktionen beeinflussen.
Dinge, die nicht in M.s Zuständigkeitsbereich fielen. Seine Abteilung war für die Kontrolle zuständig. Wo kam das Geld der Italiener her? Die italienische Zentralbank ist – anders als die Deutsche Bundesbank - im Eigentum italienischer Großbanken und Versicherungen und – man staune - einiger Pensionsfonds. Erst letztens hatten die Italiener einen äußerst frechen Coup gelandet, indem sie erklärten, sie werden jetzt ihre eigenen Euros drucken. Frisches Geld produzieren. Eine Aktion, die der EZB, und somit auch M., überhaupt nicht geschmeckt hatte.
Und jetzt? Hatten sie frisches Geld gedruckt und legten es als Staatseinlage bei der EZB ab? Das musste geprüft werden! Diese Italiener! Früher taten sie es mit der Lira, jetzt mit dem Euro.
Er schaltete die Deckenfluter an, dimmte das Licht herab und begab sich hinter seinen Schreibtisch. Er veranlasste einen C3 Code, was eine sofortige Überprüfung der italienischen Einlage zur Folge hatte, eine Routinemaßnahme, die nicht er persönlich ausführte, sondern die Angestellten, die unter ihm arbeiteten. M. war wach, er war da, er wies an. War sich sicher, dass seine Abteilung seine Präsenz zur Kenntnis nahm, denn keine 30 Sekunden waren verstrichen seit der italienischen Aktion und seiner Reaktion. Immerhin, es war gut, dass sie sich nicht nur mit Insidermeldungen bezüglich Griechenlands beschäftigen mussten, sondern dass Europa weiter funktionierte. Natürlich kannte er seine „Johnnys“, wie er es nannte, Staaten, die ständig versuchten zu tricksen und ihren Verbindlichkeiten und Auflagen aus dem Wege zu gehen.
6,8 Milliarden …. Kein Grund seinen Chef zu informieren und ihm den Abend zu stören, kein Grund, einen Alphacode einzugeben. Ruhe bewahren, cool bleiben. M. wechselte an seinem PC in den Privatmodus. Rief sein Emailaccount auf, lenkte seine Gedanken in eine andere Richtung. Die Nacht würde lang werden, bis 3:00 Uhr würde er zu tun haben, Europa schlief nicht. M. war ebenfalls wach. Zeit, sein Doppelleben zu frönen. Zeit sich um das Dinner zu kümmern, um Stella. Er rief aus der codierten Adressdatei einen Namen auf. Die Gastgeber. Und schrieb.
Empfänger: Margot von Hohenwald
Absender: M.
„Sehr verehrte Frau von Hohenwald,
hallo Margot, mein versautes Miststück,
ich habe die außerordentliche Ehre und das besondere Vergnügen, dir mitzuteilen, dass ich zu unserer bevorstehenden Soiree in Begleitung der überaus reizvollen Stella erscheinen werde. Einer Dame mit gänzlich unbeschriebener Vita, und doch vor Aufregung und Neugierde tropfendnasser Möse. Ich bin in heller Vorfreude, sie dir vorzuführen und vorzustellen. Sie wird meine Tischdame sein und es ist mir ein Verlangen dich zu erleben, wie du zur späteren Stunde dein wollüstiges Vergnügen an ihr empfinden und stillen wirst.
Darüber hinaus pocht schon jetzt mein Schwanz vor Begierde, auch dich wieder eingehend zu prüfen und in die Sphären höchster Lust zu führen. Wenn Alfred dich uns vorführt und anbietet. Du deine Schenkel für mich öffnest und deine wundervollen Brüste zur Benutzung entgegen reckst.
Ich weiß, dass dich diese meine Zeilen erregen und dir das Seidenhöschen einnässen, weil ich dich daran erinnere, dass du endlich wieder uns allen die zeige- und schwanzgeile Schlampe präsentieren wirst, die du bist!
Frau von Hohenwald, sechs harte Schwänze werden Ihnen zur Verfügung stehen. Meiner wird einer davon sein.
Mit schamlos versauten Grüßen!
M.“
Zufrieden ließ er sich in seinen Ledersessel zurück sinken. Er war sich sicher, dass seine Nachricht bei der Empfängerin eine hohe Priorität besaß und dass ein Vibrationssignal die liebe Margot informierte. Er wusste, wie er mit der Hohenwald umzugehen hatte, was sie erregte, und wie sie reagieren würde. Ein unschätzbarer Vorteil eines elitären, privaten Spielkreises. Die Teilnehmer kannten sich, wussten um ihre Gelüste, Rang und Namen zählten nicht. Understatement war die unausgesprochene Devise aller. Alles was zählte waren die Ausschweifung und die Wollust.
Natürlich trug der Umstand der Macht, die die Mitglieder des Zirkels besaßen, dazu bei, dass das Pulsieren des Blutes sich rasant beschleunigte, dass Gehirn und Genitalien bestens funktionierten. M. konnte sich gut daran erinnern, dass er damals bei jeder großen europäischen Finanztransaktion auch sexuell erregt wurde, und dies auf der Stelle. Sein Schwanz ihm die Anzughose beulte, und er sich nur mit Mühe dem Rausch der Macht entgegenstemmen konnte, indem er beschloss, für entsprechenden Ausgleich zu sorgen. Macht macht geil! Ein wahrer Spruch. Macht konnte einen aber auch in den Abgrund treiben, wenn man sie nicht kanalisiert bekommt.
Damals war er überzeugt davon, dass er nicht allein mit seiner Erregung in der Welt des Big Business stand, dass es auch anderen ähnlich ergehen musste. Menschen, die sich unter keinen Umständen einen Skandal leisten konnten, und die dennoch wollüstig waren. Was wäre wenn … sich, in einem ähnlich stehendem, pikantem Dilemma befindende Menschen, zusammen täten? Einen Privatkreis der sexuellen Ausschweifungen gründeten. Einem Kreis, dem nur Auserwählte beiwohnten. Männer und Frauen. Ein faszinierender und erregender Gedanke, der ihm sofort eine Erektion verschaffte, und er erinnerte sich gut daran, wie er die folgenden Wochen damit verbrachte, diese Menschen aufzuspüren.
Pling! M.s Inbox gab Zeichen.
Empfänger: M.
Absender Margot von Hohenwald
„Lieber M.,
mein heiß geliebter, versauter Mistkerl!
Und ob mich deine Zeilen erregen! Das wusstest du doch ganz genau. Hmmmmh! Und genau dafür liebe ich dich! Du verstehst es wie kein anderer, mich heiß zu machen, mich und sie anderen Damen. Wie du dir sicherlich denken kannst, stehe ich mit den Ladys in regem Kontakt, und du wirst es mir nachsehen, dass ich deine Stella sofort weiter ankündige und auch empfehle.
Auch mein Mann, Alfred, hat sich über deine Nachricht sehr gefreut, lässt Grüße ausrichten und erhebt im Geiste bereits das Glas mit dir.
Oh ja, du Schurke, schon bei deinen ersten Worten spürte ich die Feuchte in meinem Slip. (Heute mal einen von Dior.) Ist dir mit Stella also ein guter Fang gelungen. Das freut mich sehr und sei dir zu gönnen. Ich kenne dich, du würdest niemals eine Frau in unseren Zirkel einführen, bei der du dir nicht hundertprozentig sicher wärst. Ich wette sogar, dass sie über unsere kleine Veranstaltung hinaus ein äußerst hübsches Juwel für dich ist, etwas ganz Besonderes, und du gedenkst eine wie auch immer geartete Verbindung mit ihr einzugehen. Gehe ich Recht in dieser Annahme?
Na, dann wollen wir das leere Blatt Stella doch mal gut beschriften und die Seiten füllen.
Von Grantow hat übrigens auch ein neues Mädel dabei. Wieder eine Adlige. Ganz junges Ding noch. Tochter aus reicher, alter Familie. Baden Württembergerin. Soll – nach seiner Aussage – aber entzückend lüstern sein. Von Grantow ist erfreut, sie uns vorzuführen und zur Benutzung frei zu geben.
Unsere allseits geschätzte Inga aus Baden Baden erscheint wieder mit ihrem Guido, und Bellheimers vom Neckar haben ebenfalls fest zugesagt. Tina freut sich schon riesig, deine Bekanntschaft zu machen, mein Lieber. Kannst dich freuen! Sie will unbedingt als erste neben dir sitzen, bei Tisch, wenn die Augenbinden umgelegt sind und will deine Hände auf ihren Schenkeln und deine Finger in ihrem Schritt spüren. Ihr Mann Carlo ist auch ein Supertyp.
Und … zu guter Letzt hat auch dein Kollege von der EZB wieder zugesagt, zusammen mit seiner so reizend verdorbenen Gattin. Die van Houwtens.
Wir zwölf sind zusammen, Alfred und ich planen bereits das sechs Gänge Menü und eine feine Auswahl an Champagner und Weinen. Veuve Clicquot, Jahrgangsrosè dürfte allen genehm sein. Die Übernachtungszimmer werden selbstverständlich hergerichtet sein. Ja, wir haben uns für ein sechs Gänge Menü entschieden, damit die Herren öfter ihre Tischdamen wechseln können.
Ich bin schon unendlich heiß, mein Lieber M. . Niemand bringt mich so gut zum Spritzen wie du! Obwohl schon einige es versucht haben. Alfred freut sich bereits sehr, meinen Tank sich leeren zu sehen, ist wieder scharf darauf, mich der Abendgesellschaft vorzuführen und vor aller Augen meine Brüste zu kneten. Und ich will das auch! Vor allem … DICH in mir zu spüren! Wo hinein du auch immer willst. Der Gedanke daran erregt mich maßlos.
Auf deine Stella jedoch freue ich mich jetzt am meisten! Wir werden sie verderben. Rrrrrrrrrr!
Deine Margot“