Ansprüche
@*******aum
Ich sehe den Anspruch an mich selbst, jemandem anderen keinen Schmerz zuzufügen, solange ich das durch mein Tun oder meine Entscheidung vermeiden kann, nicht als überhöht an.
Wichtig ist die Einschränkung in deinem mit "solange" eingeleiteten Nebensatz. Eine nötige Einschränkung, denn eine einseitige Beendigung einer (Liebes)Beziehung wird schwerlich vonstatten gehen, ohne den verlassenen Part zu verletzen. Es geht also darum, wie eine Trennung so vollzogen werden kann, dass es dem verlassenen Part nicht unnötig schwer gemacht wird, mit der Verletzung klar zu kommen.
Es wurde im Thread ja schon beschrieben, welche beschwerenden Gefühle ausgelöst werden können, wenn sich ein Part klammheimlich aus dem Staub macht. Ich selber habe einen solchen Abgang aus einer verbindlich bestehenden Beziehung noch nicht erlebt. Glaube aber, dass es mir leichter fiele, mich zu lösen, wenn ich explizit von Angesicht zu Angesicht gesagt bekäme, dass ich nicht mehr gewollt werde.
@*******aum
Mich würden Beispiele interessieren für Situationen, in denen Du oben beschriebenes Verhalten für gerechtfertigt hältst.
Ich schrieb nicht von gerechtfertigtem Verhalten in dem Sinn, ein radikales Abtauchen von einem Tag auf den anderen sei eine empfehlenswerte und akzeptable Trennungsmethode. Ich hatte und habe gerade bei dem konstruierten Beispiel im Eingangspost langjährige Beziehungen vor Augen. Wenn sich da ein Part kommentarlos verdünnisiert und nicht mehr erreichbar ist, sich jeder weiteren Kommunikation verweigert, dann drängen sich mir zwei Aspekte bzw. Fragestellungen auf:
1.) Siehe meinen vorangegangenen Beitrag: die Frage, wie die Beziehungsstruktur und die Kommunikationsmuster ausgesehen haben. Und die ausreichende Vorstellungskraft, dass eine beständig fehlschlagende Kommunikation, in der sich ein Part andauernd missverstanden fühlt, Konflikte nicht nachhaltig ausgeräumt werden, kein konstruktives Streiten möglich ist, das in gegenseitigem Verstehen, gegenseitiger Akzeptanz und im besten Fall Veränderung, Wachsen mit- und aneinander mündet, bei einem Part zu einer Ermüdung und gefühlten Schwere führen kann, die nur den Befreiungsschlag eines strikten Cuts als Option lässt.
Gutheißen muss mensch das nicht.
2.) Die Erkenntnis, dass es wohl in Beziehungen tatsächlich vorkommen kann, dass ein Part sich wohl und zufrieden fühlt, während der andere Part unzufrieden, unglücklich ist. Baustellen nicht wahrgenommen werden oder deshalb nicht gesehen, weil sie nicht offen gelegt werden. Was mich wieder zu meinem ersten Beitrag bzw. hier zu 1.) führt.