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Die Wasserburg

********mann Mann
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********mann Mann
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Die Wasserburg
Anne kniff die Lippen zusammen, musste aber zugeben, dass die Thailänderin hübsch war.
Und wenn Sebastian sie mit den Augen vögelte – wenn schon – das machten die anderen männlichen Gäste auch.

Natürlich durfte Anne nicht selbst essen – sie wurde gefüttert. Sebastian schob ihr eine Garnele in den Mund – es hatte etwas sehr Sinnliches.
Mit einer Augenbinde hätte sie jetzt erraten müssen, was sie aß.
Gab es da nicht mal einen Film? Wie hieß der gleich?

„9 ½ Wochen“, fiel es Anne wieder ein, Mickey Rourke und Kim Basinger, BDSM-Erotik der besonderen Art.

Sie schloss für einen Moment die Augen, um sich wenigstens ein paar Sekunden lang wie Kim Basinger zu fühlen.

Sie spürte keine Enttäuschung, dass sie anstelle einer Erdbeere mit Sahne gebratenen Reis und knackiges Wok-Gemüse schmeckte.
Das war lecker und da sie zum Vorbereitungs-Komitee gehört hatte, war der Auftritt des kochenden Fesselungskünstlers auch keine große Überraschung.

Anne hätte gern noch mehr dieser sinnlichen Momente erlebt, aber ihr Herr erhob sich, hängte das andere Ende der Hundeleine in einen Ring ein, der in die Burgmauer eingelassen war und zu allem Überdruss fesselte Sebastian ihre Handgelenke auf dem Rücken aneinander.

„Ich muss mal dahin, wohin einst der Markgraf auch zu Fuß hin ging!“, sagte Sebastian und verkniff sich den albernen Gag: „Nicht weg laufen, Sub!“

Wo waren eigentlich die anderen Mitarbeiter abgeblieben, Walter und Lena, Kurt und Gabriela?
Auch Jenny und Jan hatte sie zwei Stunden nicht mehr gesehen.

Eine ihrer Fragen wurde beantwortet, als feste, derbe Lederschuhe und nackte Füße in ihr Blickfeld gerieten.
Anne schaute als gehorsame Sklavin zunächst nicht auf. Da ihr Herr keine Anweisungen hinterlassen hatte, würde sie Kontaktaufnahmen ignorieren.
Aber sie erkannte die Stimme!

„Hat dein Herrchen dich allein gelassen?“, höhnte Kurt, den sie so gar nicht kannte.

Der war aus irgendeinem Grund immer noch verärgert und Anne hoffte, sie würde auch mal erfahren, was es war.
Immer noch der flotte Dreier mit Sebastian und diesem unseligen Mark?

„Sklavin Gabi, hol mal eine Schüssel, damit Wauwi hier trinken kann, es ist heiß!“

Anne hob nun doch leicht den Kopf und ihr Blick wanderte über die kräftigen Oberschenkel von Gabriela.
Diese trug einen dünnen Lederstreifen um den Bauch, an dem ein Lappen baumelte, nicht größer als eine Männerhand, der ihre Scham gerade so bedeckte.

Die Sklavin mit den Sonder-Privilegien. Die war gar nicht bei der Feuerwehr aufgetaucht, sondern hatte sich wie eine Prinzessin im Wellness-Bereich gereinigt, der zum Hotel-Projekt gehörte, welches man 2016 in Betrieb nehmen wollte.
Pärchen sollten dort ihr Liebesleben wieder in Schwung bringen können.
Eine Idee von Anne und Kurt – Walter hatte die Investition genehmigt …

Anne mochte die Neue von Kurt nicht und die Abneigung beruhte auf Gegenseitigkeit, denn Gabriela war von Anne im Schlamm-Catchen geschlagen worden und hatte noch eine halbe Stunde später gehustet.

Jetzt war die Gelegenheit, diese arrogante Deutsche mal zu demütigen!

Gabi kam mit einem Schüsselchen zurück, füllte Mineralwasser hinein, stellte es so schwunghaft vor Anne, dass es überschwappte.

„Fein ausschlabbern, Hündin!“, sagte die Tschechin auf Deutsch mit Akzent.

Als Anne nicht reagierte, stieß sie die Schüssel mit dem Fuß näher an die Knie der Kontrahentin – wieder schwappte etwas über.

„Du hast mir gar nichts zu befehlen, du bist auch nur eine Sklavin!“, zischte Anne.

Kurt kannte natürlich den Widerspruchsgeist, der in Anne wohnte. Gerade das machte es für einen Dom interessant und er hätte sie auch gern wieder – aber gegen diesen reichen, jungen Schnösel hatte er wohl keine Chance.

„Und wenn es mein Herr befiehlt?“

Die Tschechin gab nicht auf. Einige Gäste verfolgten die neueste Shibari-Einlage des japanischen Kochs, aber einige starrten auch auf das Trio im Schatten der Burgmauer.

„Bei allem Respekt, Kurt ist nicht mehr mein Herr! – Darf ich eine Bitte an dich richten, Kurt – dienstlich?“

Gabriela versuchte noch, der widerspenstigen Deutschen einen Tritt zu geben, aber Kurt stellte ein Bein dazwischen und fing ihren Schwung auf.

„Was gibt es denn, Anne?“, fragte Kurt, nun doch neugierig geworden.

„Vormittags, bei diesem improvisierten Wagenrennen …“

„Ich weiß“, unterbrach Kurt sie, „das Gelände ist dafür nicht geeignet, die Gäste werden bei der Einweisung darauf hingewiesen …“

„Das meine ich nicht, Kurt! Die Sklavin dieses Dominus Jochen hat mir zugeraunt, mit ihrem Herrn stimme etwas nicht, er habe sich womöglich unter falschen Angaben eingeschlichen. Ich meine ja nur, wenn eine Sklavin so etwas behauptet, die ihrem Herrn eigentlich ergeben sein sollte, müsste man dann dem nicht nachgehen?“

„Hm“, Kurt kratzte sich am Dreitagebart, „Ist auf Empfehlung von Julius aus Berlin hier, ich kenne ihn nicht persönlich und gehe der Sache nach! Danke, Anne!“

Die Sklavin Gabriela stampfte mit dem nackten rechten Fuß auf, weil ihr Herr dem Geplapper der blöden Zicke so viel Aufmerksamkeit schenkte.

Prompt zeichneten sich zur Freude der Umstehenden fünf Finger auf ihrem nackten Arsch ab.
Der Klatscher war weithin vernehmbar gewesen.

Anne schöpfte Hoffnung, mit Kurt auch wieder privat ein besseres Verhältnis zu haben.

Was aber, wenn die Tschechin über dieses Event hinaus hier blieb?
Das bedeutete Zickenkrieg – ein paar Wochen lang …

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********mann Mann
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Die Wasserburg
Die thailändische Bedienung, die jetzt nur noch den Hauch eines String-Tangas trug, kam und nahm den Hundenapf weg.
Sie goss Mineralwasser in ein richtiges Glas und führte es Anne an den Mund.

„Was heißt Dankeschön auf Thai?“

„Khop khun kaa – aber ich würde antworten: Mai pen rai kaa, das macht doch nichts, ist doch selbstverständlich!“

Sebastian kam zurück und befreite Anne von den Fesseln.

„Alles in Ordnung, Subbie? Gab es etwas, das ich wissen müsste?“

„Nein, Herr, alles in Ordnung!“, sagte Anne und senkte den Kopf.

Das gold-braune Haar schlängelte sich über ihre Brüste und Sebastian hatte nicht übel Lust, sie in den nächsten Minuten in eines der Zelte zu zerren, die vor der Zugbrücke standen, um sie zu vernaschen.

Er griff nach ihrem Kinn, so wie es auch Kurt immer getan hatte, und durchbohrte sie mit seinem Blick.
Manches hatte er sich schon während der vergangenen Stunden abgeschaut. Sebastian lernte schnell.

„Ich erwarte nicht nur Gehorsam, sondern auch grenzenloses Vertrauen, dazu gehört die Wahrheit!“

„Entschuldigung, Herr! Die Sklavin von Kurt hat mich wie eine Hündin behandelt, daher die Pfütze zu meinen Füßen! Ich habe wiederum Kurt in seiner Funktion als Veranstalter gebeten, die Personalien von diesem angeblichen Jochen Herrmann zu überprüfen!“

„Kann er sich sparen, habe ich schon gemacht!“, entfuhr es Sebastian, der sich im gleichen Augenblick auf die Lippen biss.

Von Anne erwartete er die ganze Wahrheit, aber er ließ sie im Dunkeln tappen.
Sie durfte erst dann alles erfahren, wenn er ihr heute Abend bei einem Schoppen Wein den goldenen Ring gezeigt hatte.

Sebastian winkte der fast nackten Kellnerin, die sicher jeder Dom hier gern als Zweit-Sub gehabt hätte – aber die eintätowierten japanischen Schriftzeichen auf ihrem Unterleib wiesen sie als Eigentum von Kobayashi-san aus – es konnte nur keiner lesen.

Nach dem bezahlt worden war, entschied Sebastian anders, zerrte Anne nicht in ein Zelt, sondern führte sie zum Relaxen zum Badeteich.

„Ich habe eine Firma angerufen, die ähnlich der Polizei eine umfangreiche Daten- und Fotosammlung hat, ich weiß, ist datenschutzrechtlich nicht korrekt – aber sei’s drum …“

Es handelte sich um die firmeneigene Security, die weniger Daten als die NSA, aber mehr als das Bundeskriminalamt hatte. Nicht nur der angebliche Jochen hatte fotografiert – sondern auch Sebastian.

„Gesichtserkennungs-Software, nach drei Minuten Match: Unser Jochen heißt Bernd Roleder und ist Journalist!“, sagte Sebastian.

Um genauer zu sein: Fester freier Mitarbeiter, na, bei wem schon? Ihn hatte das Ergebnis nicht wirklich überrascht.

„Bitte, Herr, du solltest Kurt das Foto und eine Nachricht schicken!“

„Und du hast die Handy-Nummer im Kopf?“, wunderte sich Sebastian.

„Ja!“ Anne diktierte sie ihm und Sebastian schickte die Nachricht ab. So brauchte er den Veranstalter nicht erst lange auf dem Burghof suchen.

Sebastian trieb aber noch eine andere Sorge um: Wenn dieser Kurt mit Anne gesprochen hatte – war es da auch um ihn gegangen?

„Hat der Veranstalter etwas über mich gesagt?“, krächzte Sebastian.

„Nein, warum fragst du, Herr?“, wunderte sich Anne. Sie hatte natürlich auch die Veränderung in der Stimmfärbung bemerkt.

„Ach, nichts weiter, ich erkläre es dir beim Abendessen, Subbie!“

Anne war mit der Aussage nicht ganz zufrieden, wollte aber ihren neuen Herrn nicht nerven.

Am Badeteich der Burg-Angestellten, der heute natürlich den Gästen gehörte, herrschte reges Treiben.
Kein Wunder, die Sonne meinte es in diesem August gut, seit Tagen Temperaturen im tropischen Bereich jenseits der 25 °C.

Man hatte ein Netz gespannt, und jeweils zwei Sklavenpärchen spielten gemischtes Doppel im Beach-Volley-Ball.

„He, Anne, schon wieder fit, um da mitzumachen?“, sagte Sebastian lachend, mit dem Hintergedanken, die Sub vom Grübeln um seine Person abzulenken.
Sie mussten allerdings warten, bis das laufende Spiel nach 2:1 Sätzen entschieden war, erst dann wurden neue Pärchen gebildet.

Anne hätte gern mit Jan zusammen gespielt – aber er und seine Jenny waren nicht zu sehen.

Sie musste zugeben, der Sklave, mit dem sie ein Team bilden sollte, sah auch nicht übel aus. Blondes Haar, knackiger Hintern …

Anne hatte ihre Beweglichkeit bereits beim Schlamm-Catchen unter Beweis gestellt und Sebastian zweifelte keinen Moment daran, dass sie mit dem sportlichen Sklaven an ihrer Seite den Sieg davon tragen würde.

Das Handy piepte – eine Nachricht des Veranstalters: Kurt bedankte sich und schrieb, er habe diesen Undercover-Journalisten von der Security zum Parkplatz begleiten lassen.
Zuvor habe man die Fotos von dessen Handy gelöscht, könne aber nicht sicher sein, ob es bereits weitergeleitet worden war.

Genau das machte Sebastian Sorgen. Irgendwann würden die das gegen ihn verwenden und niemand wusste, wann das sein würde.

Dann konzentrierte er sich wieder auf seine Sklavin und wenn alles klappte – auch zukünftige Frau.

Wäre Anne dem gewachsen? Es würde nicht einfach werden, ganz gewiss nicht, die Ablehnung würde schon in der Familie beginnen – eine Mittelalter-Porno-Darstellerin – puh! Aber auch eine intelligente, bildschöne Frau, die mit ihrem Charme überzeugen konnte.

Der Sklave legte für Anne auf, die stieg am Netz hoch, knallte den Ball ins gegnerische Spielfeld – wieder ein Punkt für das Team! 21:10 – klare Sache!

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********mann Mann
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Die Wasserburg
Anne und ihr Partner Ben gaben zwar den zweiten Satz ab, gewannen aber den entscheidenden dritten.

Sebastian gestattete der völlig verschwitzten Anne das Bad im Teich, betrachtete fasziniert den unglaublichen Arsch – was für eine Frau!
Sie hatte sein Herz erobert – sie würde es auch bei seiner kritischen Mutter schaffen!

Ein Schäferstündchen wäre jetzt genau das Richtige! Aber gehörte zu BDSM nicht auch die Kontrolle über die Triebe?
Sowohl bei der Sub, als auch bei sich selbst?

Sebastian beschloss, noch zu warten, obwohl das Kribbeln in seinem Unterleib immer spürbarer wurde.
Egal, was heute noch geschah - ihr Bild hatte sich bei ihm eingebrannt – wie ein Foto, welches zu lange auf einem Computerbildschirm angezeigt wurde.

Anne hatte auch am Badeteich wieder Punkte gesammelt, um spät am Abend als beste Sklavin ausgezeichnet zu werden.

Er nahm das metallene Halsband ab, griff nach ihrer Hand und sie schlenderten zurück Richtung Burghof.

Eine Sklavin stöhnte festgeschnallt vor der Fickmaschine, man stoppte die Zeit, zehn Minuten hielt sie das schon durch.

Wie aus dem Boden gestampft stand plötzlich wieder Kurt vor ihnen.
Anne reckte den Hals, konnte aber die Mätresse Gabi nirgendwo entdecken.

„Wenn du willst, dass sie gewinnt, sollte sie hier mitmachen und etwa achtzehn Minuten durchhalten!“, raunte Kurt Sebastian ins Ohr.

„Wie werdet ihr gegen diesen Roleder vorgehen?“

„Erstmal gar nicht – aber wir behalten ihn im Auge!“, sagte Sebastian.

Alles in ihm sträubte sich dagegen, Anne hier noch einmal öffentlich zu demütigen, in dem sie vor allen Leuten von einer Maschine durchgefickt wurde.

Ihm kam der Zufall zu Hilfe – aber war es wirklich Zufall?

Ein Mann mit dunklem Haar, Grauansatz an den Schläfen und stechendem Blick aus braunen Augen stellte sich ihm in den Weg.

Anne erstarrte. D e n hatte sie hier nicht erwartet! Was sollte das?
Sie kannte ihn von zwei Besuchen hier auf der Burg, senkte verlegen den Kopf, kannte aber nicht einmal den Vornamen.

„Ich will sie – für eine Stunde!“, knurrte der Mann, den Anne bisher nur in Begleitung gesehen hatte – in Begleitung eines kleinen Mädchens.

„He, das ist meine Sklavin!“, sagte Sebastian, seiner Sache sicher, aber im gleichen Atemzug wusste er auch – das war eine harte Nuss – der würde nicht gehen, nur weil er es sagte.

Ein Mann, der es gewohnt war, Befehle zu erteilen. Im Vergleich dazu war er, Sebastian, ein Azubi, der die Lehre gerade erst begonnen hatte.

„Draußen vor der Burg sind Zelte. Ich will sie – eine Stunde!“, sagte der andere Mann hartnäckig.

„Gesetzt den Fall, ich stimme zu – was haben Sie, was hast du vor? Darf ich auch den Namen erfahren?“

Sebastian war das alles nicht geheuer, der Mann machte den Eindruck, sein Vorhaben durchsetzen zu wollen, notfalls auch mit Gewalt.

„Rolf! Die Sklavin kennt mich, ich war schon hier!“

Anne nickte ergeben. Rolf – der liebevolle Vater von Sofia.

„Damit ist meine Frage nicht beantwortet, Rolf!“, meckerte Sebastian.

„Fesselspiele und sie soll nachdenken – darüber, was ihr im Leben wirklich wichtig ist!“, sagte der geheimnisvolle Mann.

Anne wusste auch, sie hatte hier als Sklavin überhaupt nichts zu entscheiden, zumindest nicht im Moment – alles hing jetzt von Sebastian ab.

„Vierhundert Euro für eine Stunde“, sagte Rolf und hielt Sebastian die zusammen gerollten Scheine hin.

Sebastian wollte abwinken. Lächerlich, er brauchte kein Geld, davon hatte er genug, es ging hier um etwas ganz anderes.
Er hatte nicht übel Lust, den Fehde-Handschuh zu werfen – aber das bedeutete eine Schlägerei mit ungewissem Ausgang.
Außerdem würde sich der Veranstalter einschalten – und der hatte auch einen fitten Eindruck gemacht.

Blieb nur die Variante, es als Probe für Anne zu sehen. Wenn sie diese Stunde durchstand und ihm dann wieder um den Hals fiel – dann würde heute noch wie geplant die Verlobungsfeier starten.
Mit Rotwein im Fackelschein und einem goldenen Ring an ihrem Finger.

Von seinen Eltern hatte Sebastian gelernt, sich nicht zu billig zu verkaufen. Es ging nicht ums Geld – es ging ums Prinzip.

„Okay – tausend Euro!“, sagte er.

Anne war fassungslos. Hier wurde tatsächlich um sie gefeilscht!
Hatte das Sebastian mit seinen teuren Klamotten wirklich nötig?

Man einigte sich auf dann auf sechshundert Euro und Rolf ergriff Annes Handgelenk, führte sie über die Zugbrücke zu den Zelten.
Er sagte kein Wort. Anne wagte es auch nicht, nach der Tochter zu fragen – die war sicher bei der Oma oder einer Nanny.

Anne musste sich in einem abgetrennten Abteil eines Zeltes hinknien, die Arme nach hinten durch die Beine durchstrecken.
Dann wurden die Hand- an die Fußgelenke gefesselt.

Kobayashi-san von der Imbiss-Bude würde es Momo-Shibari nennen – aber das war Anne egal, sie spürte nur, es würde äußerst unangenehm werden.

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********mann Mann
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Die Wasserburg
Ein herzlicher Dank für Euer Interesse und daraus resultierenden mehr als 4000 Klicks!
Ein spezielles Dankeschön auch an alle, die die Fortsetzungen täglich "liken"!

Wünsche Euch allen einen schönen Sonntag - unter anderem auch hier im JC - und weiterhin viel Spaß bei meinen Geschichten! *wink*
********mann Mann
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********mann Mann
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********mann Mann
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********mann Mann
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Die Wasserburg
„Kurt – du instruierst sofort die Security! Niemand verlässt das Gelände, erst nach Befragung mit einem Passierschein, von mir oder einem anderen Kripo-Beamten ausgestellt! Die uniformierten Kollegen treffen jeden Moment ein!“

Dann griff sich der Haupt-Kommissar an den Kopf, holte einen Block hervor, kritzelte etwas auf ein Blatt und unterschrieb.

„Hier, du brauchst ja auch einen Passierschein“, wandte er sich an Anne, dann war er verschwunden.

Die junge Frau stand da, nackt und zitternd, mit drei Zetteln in der Hand.
Sie folgte Rolf, Kurt und Lena mit wackligen Knien, hatte ja die gleiche Richtung, wenn sie packen wollte. Sie war wie in Trance.

Natürlich ließ man sie nicht ins Büro, um Abschied zu nehmen. Rolf wollte nicht, dass Spuren verwischt wurden.

Sie zog sich an, der Slip kniffte zwischen ihren Beinen. Sie räumte ohne nachzudenken den Schrank aus, stopfte alles in einen Rollkoffer, holte ihre Sachen aus dem Bad.

Lena torkelte blass durch die Tür. Sie hatte inzwischen keine Tränen mehr.

„Du kannst mich doch jetzt nicht allein lassen, Sunny!“, kreischte sie. „Bitte bleib‘, ich brauche dich!“

Anne nahm die Freundin in den Arm. Ja, sie wäre gern geblieben, um Lena beizustehen – aber eine höhere Macht hatte etwas anderes entschieden.

„Es tut mir leid, Lena, ich kann nicht mehr. Ich war schon einmal an so einem Punkt und bin es jetzt wieder. Ich brauche Abstand … Jenny, Jan, Kurt und Peter – alle werden dir beistehen! Ich hingegen kann dir nicht einmal versprechen, irgendwann wieder zu kommen!“

Anne war es selbst ein Rätsel, wie die Worte aus ihr heraus sprudelten.
Eigentlich war sie viel zu kaputt zum Diskutieren.

Kurt bestieg die Bühne und griff zum Mikrofon.
Der schwerste Augenblick dieses Tages!

‚Scheiße! Alles war prima gelaufen, bis jemand Walter erstochen hatte!‘

„Verehrte Damen und Herren, liebe Gäste! Ich habe mir auch ein anderes Ende des heutigen Events auf der Wasserburg gewünscht: Mit einem Schoppen Rotwein in der Hand das Abschluss-Feuerwerk genießen! Leider gab es einen ernsten Zwischenfall, der mich zwingt, die Veranstaltung abzubrechen!“

Vereinzelt gab es Zwischenrufe, sogar Pfiffe und Buh-Rufe.

„Der Schirmherr der Veranstaltung, Walter von Beckstein, ist unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen! Ich bitte Sie, Ruhe zu bewahren und den Anweisungen der Security und der Polizei Folge zu leisten! Ich entschuldige mich für die Umstände – aber Sie dürfen erst nach Vernehmung durch die Kriminalpolizei mit einem gültigen Passierschein zu ihren Autos auf dem Parkplatz! Ich danke für ihr Verständnis!“

Kurt ignorierte die Pfiffe und Buh-Rufe. Jetzt, da Walter tot war, hatte er die ganze Verantwortung auf den Schultern.
Und er wusste, das Schlimmste stand noch bevor:
Die Kripo würde alle verdächtigen, die heute hier waren, die Mitarbeiter eingeschlossen.

Als die ersten Streifenwagen mit Blaulicht und Sirenengeheul eintrafen, wurde dem Letzten klar:
Der Veranstalter hatte die Wahrheit gesagt!

Sebastian versuchte noch, zu seinem Mercedes zu gelangen, nur eines der Fahrzeuge, welches zu seinem Fuhrpark gehörte.

Wenn die gegnerische Presse, die schon diesen Bernd Roleder her geschickt hatte, Wind davon bekam, dass er, Sebastian John, in einem Mordfall während einer BDSM-Party festgehalten wurde …
Er kam zwar noch über die Zugbrücke, aber vor dem Parkplatz wurde er aufgehalten.
Ein Security-Mann und ein Polizist verlangten nach einem Passierschein, mindestens unterschrieben von einem Haupt-Kommissar.

Sebastian blieb nichts anderes übrig, als zum Burghof zurück zu schlendern.

Der Tag war so gut gelaufen, er hatte diese Anne so gut wie in der Tasche.
Er weigerte sich auch, sie als „dusslige Kuh“ zu bezeichnen, weil die sich für die kleinbürgerliche Variante entschieden hatte:
Reihenhäuschen mit gepflegtem Vorgarten, Familienidylle, samstags mal ein paar Hiebe in einem Hinterzimmer eines Fetisch-Clubs.
Und die Pflegetochter durfte nicht erfahren, was Papi und neue Mami so trieben.

Sebastian schüttelte den Kopf. Nein, diese Anne war zu wertvoll, um sie abzuschreiben.
Irgendwann würde sie zur Besinnung kommen und zu ihm zurück kriechen.

Aber jetzt brauchte er dringend Abwechslung. Den ganzen Tag hatte er sich auf Sex mit Anne gefreut und dann hatte der greise Burgherr sich umbringen lassen.

Es waren ein paar hübsche Sklavinnen dabei und einige der Doms nicht abgeneigt, sie ihm eine halbe Stunde zu überlassen.
Die meisten trugen jetzt am frühen Abend bereits leichte Sommerkleidung – man wollte sie der Kriminalpolizei nicht nackt präsentieren.

Sebastian suchte nach etwas ganz Bestimmten, streifte weiter umher.
Die Doms und Femdoms arrangierten sich mit den Umständen. Die Getränke- und Imbiss-Buden machten reißenden Absatz.
Bis man an der Reihe war, konnte man auch in Ruhe ein Bier oder ein Gläschen Wein trinken.

Dann sah er sie! Haar- und Augenfarbe, Statur – alles stimmte!
Man hätte sie für die Schwester von Anne halten können, aber die hoch stehenden Wangenknochen verhinderten dies.
Sie trug ein luftiges Sommerkleid, aber vermutlich keine Unterwäsche.

Sebastian machte nicht viel Federlesen, er sprach den Eigentümer der Sklavin direkt an.

Ursprünglich hatte er vorgehabt, eine Sklavin nur für eine halbe Stunde zu mieten, aber jetzt ging er aufs Ganze:

„Ich kaufe sie – wie viel?“

Der etwas unscheinbar wirkende Dom mit schütter werdendem Haar drehte sich verwundert um.

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********mann Mann
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Die Wasserburg
„Ich verstehe nicht – nur Benutzung oder Ablösesumme?“, knurrte er.

„Ablöse – ich will sie haben, sofort und für immer!“ Es war nicht besonders klug gewesen, das Interesse so deutlich zu artikulieren, es würde den Preis in die Höhe treiben.
Der Dom witterte sofort die große Chance, diese widerspenstige Nutte aus Osteuropa mit einem horrenden Gewinn abzustoßen.

„50000 Euro!“, sagte er bestimmt mit einem listigen Grinsen.

‚Tja, Bürschlein, dein Interesse ist zu offensichtlich!‘

Die Sklavin machte große Augen. Sie wurde hier gerade wie auf einem Viehmarkt verschachert, aber der Bieter machte einen guten Eindruck auf sie.
Jung, gut aussehend, gepflegt und vermutlich wohlhabend.

Sebastian lachte auf. „Ich möchte keinen Profi-Fußballer kaufen, sondern nur eine Sklavin!“

Man einigte sich auf 20000 Euro Ablösesumme, für den Dom ein Bombengeschäft, auch wenn er künftig auf die Einnahmen verzichten musste, die diese Anna gebracht hatte.
Fünfzig Euro von jedem, dem die gefesselte Anna den Schwanz lutschte.

Sebastian unterschrieb einen Schuldschein, gab seine Studenten-Adresse in Berlin an und versprach, das Geld zu überweisen.

Es war nicht der sprichwörtliche Kauf der Katze im Sack gewesen, Sebastian hatte erahnen können, dass sich unter dem Kleid ein schlanker, femininer Körper verbarg.
Aber sonst wusste er nichts über sie, rein gar nichts.

„Wie ist dein Name, Sklavin?“ Er zog sie am Handgelenk weiter zu einer Getränkebude.

„Anna!“ Das war nahezu perfekt, da es wie Anne klang!

„Wo kommst du her, Anna?“

„Ukraine, Herr!“

Sebastian verkniff sich die politisch brisante Frage, ob aus der West- oder der Ost-Ukraine.

Dies ließ sich etwas geschickter mit einem Nachhaken klären.

„Welche Sprachen beherrscht du, Anna?“

Sebastian war es wichtig, nicht nur eine hübsche, willige Sklavin zu haben, sondern auch eine intelligente, mit der man sich unterhalten konnte.
Genau deshalb war ja seine Wahl auf Anne gefallen – aber die war im Moment weit weg …

„Ukrainisch, Russisch, Rumänisch, Englisch und ein bisschen Deutsch!“

Das „bisschen Deutsch“ klang passabel, wenn auch mit Akzent gesprochen.

„Darf ich fragen, warum Rumänisch?“

„Ich bin in einem Dorf an der Grenze zu Moldawien groß geworden, bin dann nach Lwiw gegangen und vor einem Jahr nach Deutschland!“

Sebastian strich ihr über die leicht hervor tretenden Wangenknochen, die den Unterschied zu Anne ausmachten.

„Du gefällst mir, Anne … Iswenitje, Anna! Ich möchte dich nicht nur als Sklavin, sondern auch als Gefährtin. Kannst du dir das vorstellen?“

Anna zuckte zusammen. Seit wann wurde eine Sklavin, die man gerade verkauft hatte, um ihre Meinung gefragt?
Meinte dieser junge, gut aussehende Mann das ernst?

„Sie sprechen auch Russisch?“, entfuhr es ihr, weil er „Entschuldigung“ auf Russisch gesagt hatte.

„Nicht nur das, Anna, ich glaube, wir werden keine Kommunikations-Schwierigkeiten haben!“, lachte er.

In diesem Moment wurde der jungen Frau aus einem Dorf an der Grenze zu Moldawien klar, dass sie sich verbessert hatte - um wie viel, würde sie noch erfahren.

Sebastian befand, von der gebe es wenigstens keine Mittelalter-Folter-Pornos im Internet – zumindest hoffte er das.

Er fand auch auf dem Burghof ein Zelt mit einer bequemen Liegestätte.
Sie rissen sich die Kleider vom Leib und surften auf einer Welle der Leidenschaft einem gemeinsamen Höhepunkt entgegen …


Anne hatte ein Dejá-vú-Erlebnis. Wieder einmal polterte ihr Roll-Koffer über den Gang.

Es war so viel passiert an diesem Tag, aber sie sollte noch einige Überraschungen erleben.

Die Tür zur Wohnung von Kurt ging auf und heraus trat die rassige Schwarzhaarige, gegen die sie das Wagenrennen gewonnen hatte.
Wie lange war das her? Ein paar Stunden? Anne kam es wie eine Ewigkeit vor.

Ina trug jetzt Hot Pants und ein bauchfreies Oberteil.

„Hallo, Ina! Darf ich fragen, warum du noch hier bist?“, wunderte sich Anne.

„Du weißt ja, dieser Herr, der mich kurzfristig gemietet hat, war mir suspekt …“

„Der übrigens Bernd Roleder heißt und Journalist ist“, wurde sie von Anne unterbrochen.

„Jedenfalls habe ich Herrn Kurt Friedrichs gebeten, hier bleiben zu dürfen, der mir gleich das Angebot machte, seine Sklavin zu werden!“

„Moment mal! Der hatte doch den ganzen Tag diese Tschechin als Leibsklavin?“, wunderte sich Anne.

An so einem Tag sollte man sich das Wundern eigentlich abgewöhnen.

„Soweit ich weiß, ist diese Gabriela Soukova Star in einem Fetisch-Club in Prag und wollte sich die Wochenend-Trinkgeld-Einnahmen nicht entgehen lassen. Ein Security-Mitarbeiter hat sie zum Flughafen Tegel gebracht.“

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********mann Mann
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Die Wasserburg
„Und du bist jetzt fest mit Kurt zusammen?“ Anne wollte es immer noch nicht glauben, wie schnell sich hier die Dinge änderten.

„Na, ja, immer noch besser als mit diesem komischen Vogel unter falschem Namen! Kurt ist ein richtig guter Dom – hart, aber gerecht!“, sagte Ina.

„Ich weiß!“, stöhnte Anne und zog weiter, in der Handtasche drei Zettel.

Obwohl es immer noch nicht ganz dunkel war, wurde sie jenseits der Zugbrücke vom Strahl einer starken Taschenlampe geblendet.
Ein Security-Mann und ein Polizist hielten sie auf.

„Halt! Passierschein bitte!“

Anne sortierte die Zettel und überreichte hoffentlich den richtigen.

„Frau Alexandra Langner darf passieren, sie wird später vernommen. Unterschrift: Haupt-Kommissar Becker!“, las der uniformierte Polizist vor.

„Moment!“, mischte sich der Security-Mann ein. „Die kennt hier jeder als Anne! Personalausweis oder Pass, bitte!“

Anne schnaufte durch – auch das noch! Sie fand im Handgepäck ihren Personalausweis, der sie als Alexandra Maria Langner auswies.

„Sie können passieren, Frau Langner! Gute Fahrt!“, sagte der freundliche Polizist.

Anne setzte sich in den roten Toyota, den ihr einst Walter geschenkt hatte, damit sie zwischen Berlin und der Burg pendeln konnte.
Ihre Hände zitterten, der Schlüssel fand nicht den Weg zum Zündschloss.

Ihr Gesicht fiel auf das Lenkrad, sie weinte fünf Minuten lang hemmungslos.
Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass Walter nicht mehr lebte.
Wer hatte ihn umgebracht und warum?

Es würde mit der Burg weiter gehen – dafür würden schon Kurt und dieser Karl-Wilhelm Brunner sorgen – aber das war nicht mehr länger ihr Problem – sie war raus.

Man würde alle im Umfeld von Walter verdächtigen – vermutlich auch sie.
Zum Glück hatte Walter die Ampulle mit dem Gift vor ihren Augen vernichtet …

Anne gelang es jetzt, den Motor zu starten. Sie würde sich zusammen reißen und Sofia bei der Oma abholen – die erste Konfrontation mit der Schwiegermutter in spe … Was für ein verrückter Tag!

„Danke, dass du so schnell gekommen bist, Klaus!“ Rolf drückte seinem langjährigen Partner die Hand.

Sie hatten zusammen einige knifflige Mordfälle in diesem Landkreis nördlich von Berlin gelöst – und sie würden es auch diesmal schaffen – auch wenn der Kreis der Verdächtigen unüberschaubar groß war.

„Ich weiß, was du denkst, Klaus!“

„Ach, ja, wirklich?“ Klaus Lorenz gelang es gerade noch ein Grinsen zu unterdrücken.

„Bevor die Kollegen sich am Montag das Maul zerfetzen, was ich da privat zu suchen hatte, werde ich in die Offensive gehen und mich erklären!“, sagte Rolf und hoffte, es klang selbstbewusst genug.

„Deine Sache, Rolf, aber mir ist zu Ohren gekommen, du hast eine Tatverdächtige laufen lassen?“

„Alexandra Langner? Die ist so unschuldig wie einst Maria von Nazareth als sie die Nachricht erhielt, schwanger zu sein!“

„Du bist persönlich involviert, Rolf, sollte da nicht ich die Leitung der Ermittlungen übernehmen?“

„Wir lösen das wie immer gemeinsam, Klaus!“, sagte Rolf Becker bestimmt. „Okay, die Befragung von Frau Langner übernimmst du!“

„Da draußen tobt ein Baulöwe, Karl-Wilhelm Brunner und droht mit einer Armada von Anwälten – sollten wir den nicht erstmal ruhig stellen?“

Inzwischen war auch der Forensiker, der Gerichtsmediziner eingetroffen, der nach zwei Minuten im weißen Schutzanzug schwitzte.

„Lieber Herr Dr. Reichelt, können Sie uns schon etwas über den Todeszeitpunkt sagen?“, fragte Haupt-Kommissar Lorenz.

Der Gerichtsmediziner putzte umständlich seine angeschlagene Brille.
Natürlich nervten diese übereifrigen Kripo-Beamten, wie überall auf der Welt.
Aber sie alle waren Profis und hatten einen unnatürlichen Todesfall zu klären.
Animositäten dachten sich nur die Drehbuchautoren der zahllosen Krimis im Fernsehen aus.

„Da gleich zwei Haupt-Kommissare vor Ort sind, gehe ich mal davon aus, dass dieser Fall nicht einer gewissen Brisanz entbehrt …“

„Das können Sie laut sagen“, grinste Klaus Lorenz.

Rolf und dieser Kurt hatten ihm gesteckt, dass es sich um einen bedeutenden Investor aus dem Westen handele und zudem waren mit Karl-Wilhelm Brunner und Sebastian John mindestens zwei Promis involviert, wenn auch im Moment nicht dringend tatverdächtig.

„Um die Frage zu beantworten: Zwischen 15:30 Uhr und 16:30 Uhr, eher 16 Uhr, wenn ich mich festlegen soll. Tatwaffe, Hergang, Links- oder Rechtshänder, Mann oder Frau als Täter – all das steht in meinem Obduktions-Bericht, den Sie am Montag bekommen. Daher auch meine Frage nach der Brisanz. Auf höheren Befehl lege ich auch eine Sonderschicht ein“, bot der Gerichtsmediziner an.

Die Hauptkommissare Lorenz und Becker wechselten einen schnellen Blick.

„Okay, ich rufe den Chef an!“, knurrte Lorenz.

Man war mitten in einem heißen Hochsommer-Wochenende, da wollten sowohl der Polizeichef als auch der Staatsanwalt ihre Ruhe haben.

„Der Chef in Neuruppin sagt, morgen bitte ein kurzer Zwischenbericht, Montag den ausführlichen Obduktionsbericht!“

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********mann Mann
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Die Wasserburg
„Also doch Sonderschicht!“, klagte der Gerichtsmediziner. „Aber wenigstens habe ich eine gut funktionierende Klimaanlage … Jetzt muss ich nur noch meine Assistentin überzeugen, dass sie sich morgen für zwei Stunden einen Kittel über den Bikini zieht!“

Lorenz und Becker grinsten sich wieder an. Diese Anette war der Grund, warum man sich gerne mal am Seziertisch die Ergebnisse der Obduktion erklären ließ.

„Die Tatwaffe wurde nicht gefunden?“, fragte Dr. Reichelt.

„Nein“, sagte Klaus Lorenz. „Die Zeugin Lena Berger, die den Toten fand, sagte gegenüber Haupt-Kommissar Becker aus, keine Tatwaffe, und sie wurde auch bisher nicht gefunden!“

„Zur Todesursache muss ich nichts sagen, seht ihr ja selber. Stichkanal unterhalb des linken Schulterblattes zu einer der Herzkammern, sofortiger Exitus. So, noch ein paar Fotos und dann raus aus dieser tragbaren Sauna!“, stöhnte Dr. Reichelt.

„So, dann mal ran an die Arbeit!“, sagte Klaus Lorenz entschlossen. „106 Tatverdächtige –puh!“

„Wie kommst du auf 106, Klaus?“

Dann rechnete Rolf selbst nach: 100 Gäste dieses bizarren Events plus die Mitarbeiter des Verstorbenen – es sei denn, der berühmt-berüchtigte große Unbekannte, der mit dem Herrn von Beckstein noch eine Rechnung offen hatte, wäre hier eingestiegen.
Aber daran glaubten die Ermittler nicht wirklich …

Anne schlug das Herz bis zum Hals. Warum eigentlich Anne?
Es war ihr neues Leben und sie würde sich hier gleich ganz anders vorstellen.

Rolf hatte sie ins kalte Wasser geworfen – da musste sie jetzt durch. Sie zögerte noch einen Moment, aber als sie an Sofia dachte, drückte sie entschlossen den Klingelknopf.

Eine freundliche ältere Dame öffnete – alles nur halb so schlimm.

„Guten Abend, Frau Becker! Mein Name ist Sandra Langner und ihr Sohn Rolf hat mich gebeten, Sofia nach Hause und ins Bett zu bringen!“

„Kommen Sie doch … ach, komm‘ doch bitte rein, Sandra!“, sagte Frau Becker lächelnd.

„Ein Glas Wasser oder ein Tee? Und nenn‘ mich bitte Marianne!“

„Nein, danke, Marianne, sehr freundlich …“

„Sofia? Sofia!! Die Kinder heutzutage sind ganz anders, wir tobten damals im Sommer bis 20:00 Uhr draußen, die sitzen wie gebannt vor Computer, Handy oder Fernseher!“

Ein Mädchen mit blonden Locken und braunen Augen hüpfte in die Küche und hielt mitten in der Bewegung inne.

Sie rannte zu Sandra und schmiegte sich an die rechte Hüfte.

„Papa hat Wort gehalten, Oma! Mein Geburtstagsgeschenk! Ich habe mir das Burgfräulein Anne als neue Mutti gewünscht und jetzt ist sie hier, wow! Danke, Anne!“

Es bestand Erklärungsbedarf gegenüber Frau Becker.

„Anne ist so etwas wie mein Künstlername, Sofia hat mich so kennengelernt, aber wie ich schon sagte, heiße ich Alexandra, Rufname Sandra! Und du wirst dich auch daran gewöhnen müssen, Sofia!“

Die Frage nach der leiblichen Mutter von Sofia wagte Sandra noch nicht zu stellen. Sie spürte instinktiv, das wäre ein Fettnäpfchen, zumindest aber ein heikles Thema.

Sie verabschiedeten sich von der Oma und nur wenige Straßen weiter stand ein Eigenheim mit einem gepflegten Vorgarten.
Sandra kramte die Schlüssel hervor, die sie von Marianne Becker erhalten hatte.

Nach dem Waschen und Zähne putzen wirkte die kleine Sofia nicht mehr so euphorisch, beinahe ein wenig traurig.

„Warum ist Papa nicht mitgekommen? Warum muss ich dich Sandra nennen?“

„Dein Papa muss jemand fangen, der dem Burgherrn etwas Böses angetan hat, er kommt sicher noch heute Abend oder heute Nacht, Sofia!“

„Ist der Burgherr tot?“

Sandra war erschüttert ob dieser direkten Frage. Die Kleine war viel weiter entwickelt, als es ihr Alter vermuten ließ.

„Ja, Sofia, du hast recht!“ Sie nahm das Mädchen in den Arm – aber brauchte sie nicht selbst Trost?

„Du bist sicher traurig, du hast dort gearbeitet, als Burgfräulein“, schluchzte das Mädchen.

Nicht nur das, auch als Folteropfer, Porno-Darstellerin … Sandra hoffte, das Mädchen, das ihr anvertraut war, würde nie die ganze Wahrheit erfahren, auch in ein paar Jahren nicht.

„Ja, ich bin traurig, Sofia, der Burgherr war ein großzügiger Mensch!“

Davon zeugte der rote Toyota, der draußen in der Einfahrt parkte.

Um das Mädchen von diesen Gedanken abzubringen, begann sie, ein Märchen zu erzählen, eines, das in keinem Buch der Gebrüder Grimm stand.

„Prinzessin Lilli lebte auf einem Schloss, umgeben von Wiesen, Wasser und Bäumen. Es war schön dort, sie hatte alles, was sie begehrte: Schicke Kleider, eine neue Kutsche – aber dennoch kam es Lilli vor, wie in einem goldenen Käfig zu leben. Sie hatte von Händlern gehört, drüben in der großen Stadt mit den hohen Mauern wäre man frei, könne tun und lassen, was man wolle. Lilli hatte sich heimlich in den Hauptmann der Stadtwache verliebt, und bevor ihr Vater, der König, Wind davon bekam und sie unter Stubenarrest stellte, floh die Prinzessin vom Schloss …“

Sandra hörte die gleichmäßigen Atemzüge von Sofia, zog die Decke höher und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.

War das dieses neue Leben, das sie sich gewünscht hatte? Oder war sie nur auf der Flucht?

Sie hatte sich, eher unbewusst, dafür entschieden. Der Anfang war gemacht.
Die Schwiegermutter in spe war in Ordnung und Sofia – Sophie, die Weise – stellte Fragen, die weit über das hinaus gingen, was man von einer Sechsjährigen erwarten konnte.

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********mann Mann
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Die Wasserburg
Als Rolf Becker spät in der Nacht nach Hause kam, fand er die beiden weiblichen Wesen, die ihm so viel bedeuteten, friedlich schlafend vor.

Er war geneigt, Sandra die Schultern zu massieren, denn die Momo-Shibari-Fesselung war eine harte Tortur gewesen.
Aber damit würde er seine Traumfrau, die nackt unter der Bettdecke lag, nur wecken.

Rolf Becker ließ den Tag und den Abend noch einmal Revue passieren. Er war viel zu aufgewühlt, um gleich schlafen zu können.

Die Traumfrau und Wunschkandidatin von Sofia hatte sich für ihn, für die kleine Familie entschieden.
Dazu hatte er eine Sklavin, deren Schmerzgrenze irgendwo an einem Horizont lag, den er erst erforschen musste, unglaublich die Frau!
Sie würden das sehr diskret ausleben müssen, schon mit Rücksicht auf die Tochter.

Die Kollegen wussten nun um seine dunklen Neigungen.
Klaus hatte unmissverständlich gesagt, dass es nicht in Ordnung gewesen war, diese Sandra Langner laufen zu lassen.
Die war genau so tatverdächtig wie alle anderen auch.

„Die hat das beste Alibi der Welt“, hatte er zu seinem Freund und Partner gesagt.

„Ach, ja, welches?“, hatte Klaus gefragt.

„Ich habe sie selbst gefesselt, Klaus, sie kann es definitiv nicht gewesen sein! Und zwar so, dass sie sich nicht befreien konnte um mal eben schnell ins Büro von Beckstein zu huschen!“

Lorenz hatte geantwortet, dass er dies nicht so gemeint habe, die Erfahrung zeige aber, dass in der Mehrzahl der Fälle die Täter aus dem Umfeld des Opfers kämen.

Irgendwann fiel auch Rolf Becker in einen unruhigen Schlaf.
Er spürte zwar die glatte, zarte Haut von Sandra, war aber viel zu kaputt, um an Sex zu denken.

Auch ein Quickie und die Behandlung der Morgenlatte entfielen.

„Aufstehen!! Ich will reiten oder an einen See zum Baden!“, schallte es durchs Schlafzimmer.

Sandra sprang sofort aus dem Bett, ging in die Hocke, neigte den Kopf.

„Wie Sie wünschen, Prinzessin! Aber müssen wir nicht erst noch den Herrn Kutscher fragen, ob er Zeit hat?“

„Heiß hier drinnen, da hast du das Nachthemd gleich weg gelassen?“

Sofia schien allerdings kein Problem mit Sandras Nacktheit zu haben.

Auf der Burg hätte sie sich zumindest jetzt im Sommer gar nicht angezogen – aber sie war nicht mehr auf der Wasserburg, musste sich erst neu zurecht finden.
So zog sich Sandra wenigstens ein leichtes Sommerkleid über.

„Wenn du keinen Schlüppi trägst, ziehe ich meinen auch wieder aus“, wurde es von der neunmalklugen Sechsjährigen kommentiert.

„Wir müssen auch keine Badesachen mitnehmen, wir schwimmen ohne!“

„Komm‘, Schatz, wir machen Frühstück für Papi und für uns, hilfst du mir? Ich kenne mich noch nicht so gut aus!“

Unterdessen telefonierte Rolf Becker. „Klaus? Wie sieht es aus – brauchst du mich dringend?“

„Nicht unbedingt, Rolf. Die Wasserburg bleibt für Besucher gesperrt, Beamte suchen nach der Tatwaffe, einem langen spitzen Gegenstand, genauer gesagt einem Dolch. Kurt Friedrichs hat mir in der Waffensammlung die Stelle gezeigt, wo so etwas fehlt. Wir haben jetzt ein Foto und eine Beschreibung. Es reicht, wenn du morgen wieder aufschlägst, viel Spaß mit den Mädels, Alter!“

„Werde ich haben, danke, Klaus!“

Aus der Küche duftete es verführerisch nach Kaffee.

Sie fuhren zu einem See nördlich der Kreisstadt. Der FKK-Badestrand war an so einem warmen Spätsommer-Sonntag natürlich gut besucht.

„Wer zuerst im Wasser ist!“, rief Sandra übermütig.

Der Tod des Walter von Beckstein war in weite Ferne gerückt, es zählte nur das Glück des Augenblicks.

Während Sandra bereits nackt im Wasser planschte – verfolgt von den Blicken einiger Männer, stand Rolf noch in Jeans da und Sofia zog sich das Kleidchen über den Kopf.

„Das ist Beschmuh!“, maulte sie. „Die hat das geübt!“

„Ja, ich glaube auch, die hat das geübt!“, lachte Rolf.

Er konnte ja seiner kleinen Tochter unmöglich auf das süße Näschen binden, warum Sandra das geübt hatte.
Eine Sklavin hatte stets Sorge zu tragen, dass ihr Herr leicht an die Körperöffnungen heran kam.

Trug sie noch Kleidung, hatte sie diese auf ein Fingerschnippen hin umgehend abzulegen.
Und zwar in der Zeitspanne, so lange das Fingerschnippen noch im Raum nachhallte.

Dann rannten sie Sandra hinterher, bespritzten sich mit Wasser.
Rolf bedeutete Sandra, sich ein paar Meter entfernt von ihm im seichten Wasser aufzustellen.

Sofia schwamm mit unsicheren Bewegungen, hielt sich aber über Wasser und erreichte Sandra.

„He, du kannst ja schon schwimmen, Große, toll gemacht!“

Für die anderen Badegäste wirkte es wie eine glückliche Bilderbuch-Familie, auch wenn die Mutter noch vergleichsweise jung war.

Aber sie konnten nicht die Gespräche auf der Decke belauschen – eher ein leiser Monolog von Rolf.

Sofia hatte man im Blick. Die hatte sich mit einem etwa gleichaltrigen Jungen angefreundet und sie bauten jetzt gemeinsam eine Wasserburg.

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********mann Mann
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Die Wasserburg
Linda wusch die Gurke und machte Gemüsesticks daraus. Ein paar Körner Salz und Pfeffer – ihr Abendessen.
Sie duschte, putzte die Zähne und ging zu Bett.

Sie warf den Kopf hin und her. Das vorhin war nicht sie selbst gewesen, sondern etwas, das ihr Angst machte …

„Frau Behrends? Frau Behrends!! Sind Sie noch bei uns?“, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen.

Linda straffte sich. Sie würde ab sofort professionell mitarbeiten, auch wenn diese Provinz-Polizisten vielleicht dachten, so etwas wie eine junge Profilerin gäbe es nur in amerikanischen Krimi-Serien im Fernsehen.

„Ja, alles in Ordnung! Ich war nur in Gedanken bei den Zeugenaussagen, die ich gestern auf Video gesehen habe!“

„Ich hätte Sie gern bei der Zeugen-Befragung von Frau Alexandra Langner dabei. Sie geben mir bitte anschließend eine Einschätzung zur Glaubwürdigkeit der Zeugin, okay?"

Klaus Lorenz runzelte die Stirn. Der Chef hatte der Praktikantin sonntags Zugang zu allen relevanten Daten gewährt?

„Ja, ist okay“, sagte Linda, immer noch etwas zerstreut.

„Darf ich fragen, warum die Zeugin nicht wie alle anderen am Samstag vernommen wurde?“

„Da müssen Sie Haupt-Kommissar Becker fragen, er hat ihr einen Passierschein ausgestellt, private Gründe, sie sollte die Tochter abholen.“

Als Linda Behrends auf den Flur trat, geriet ihr Weltbild wieder ins Wanken. Die gleiche Frau, die in all diesen Pornos mitgespielt hatte!
Die bronzefarbene Haut wirkte intakt, aber irgendwo unter der Kleidung waren bestimmt Striemen und Hämatome versteckt.

Sie führten Sandra in einen Verhörraum, der gar nicht so ungemütlich wirkte, wie in den Krimis im Fernsehen.

„Ich weise Sie darauf hin, dass wir die Vernehmung auf Video aufzeichnen. Dies wird nur für unsere Ermittlungen verwendet, jedoch nicht vor Gericht. Einverstanden, Frau Langner?“

„Ja, einverstanden!“

„Ich bin Haupt-Kommissar Lorenz, der Vernehmung wohnt bei Frau Linda Behrends, Fallanalytikerin in Ausbildung!“

Es folgten die üblichen Fragen nach Namen, Geburtstag, Wohnanschrift.
Sandra gab die Adresse von Rolf Becker an.

‚Oha!‘, dachte Lorenz, ‚die ist also schon dort eingezogen!‘

„Nach unseren bisherigen Erkenntnissen wurde Walter von Beckstein gegen 16:00 Uhr ermordet …“

Klaus Lorenz meinte damit die Zeugenaussage von Lena Berger und den vorläufigen Obduktionsbericht.
Aber kein Kripobeamter erzählte einer Tatverdächtigen, woher er was wusste.

„Können Sie uns sagen, wo Sie sich zum möglichen Tatzeitpunkt befanden, Frau Langner? Ich präzisiere die Frage: Schildern Sie den Tagesablauf aus ihrer Sicht von morgens bis gegen 17:00 Uhr!“

Für Linda Behrends war es nach den Erlebnissen des Sonntagabend kein großer Schock mehr, zu erfahren, dass diese Alexandra Langner, Rufname Sandra, Nickname Anne, nackt an einer Hundeleine herum geführt wurde, einen Sulky ziehen musste, beim Schlamm-Catchen gegen eine Frau aus Tschechien gewann und Beach-Volleyball spielte.

„Sie waren also von 10:00 Uhr bis gegen 15:30 Uhr immer in Begleitung von Herrn Sebastian John, ist das richtig?“

„Ja, das ist richtig! Als Herr John auf die Toilette musste, ließ er mich gefesselt zurück!“, sagte Sandra.

Sie wusste genau – der schwierigste Part würde jetzt erst kommen.

„Was geschah dann, Frau Langner?“

Linda Behrends achtete genau auf die Körpersprache, vor allem auf die Hände und Füße, aber auch die Mimik. Und sie spürte – die Zeugin wurde jetzt unruhig.

„Herr Rolf Becker bot eine Ablösesumme für mich, für etwa eine Stunde. Da ich keine Armbanduhr trug, weiß ich die exakte Zeit nicht mehr.“

Lindas Augen wurden immer größer. Haupt-Kommissar Becker hatte die Frau dem begehrtesten Junggesellen Deutschlands abgekauft?

Klaus Lorenz schien dies nicht zu beeindrucken, er hatte das offensichtlich gewusst.

„Ich befand mich zum von Ihnen genannten Tatzeitpunkt in gefesselter Position“, sagte Sandra. „Darf ich es Ihnen vorführen? Sie verstehen dann besser, dass ich dort nicht weg konnte.“

Klaus Lorenz nickte. Darauf war er jetzt mal gespannt, was sein Partner mit der angestellt hatte.

Sandra ging in den Vierfüßerstand, streckte die Arme weit nach hinten unter dem Körper durch, die Hände berührten die Fußgelenke.

„Mein Haar war zusätzlich mit einem dünnen Seil, das zu einem Ring im Dach-Gestänge des Zeltes führte, fixiert.“

Linda bekam bereits bei der Vorführung ohne Seile und nur beim Zuschauen Schmerzen in den Schultergelenken.

„Herr Becker hat sie so gefesselt?“, fragte Linda fassungslos, die sich eigentlich vorgenommen hatte, sich nicht in die Zeugenbefragung einzumischen, sondern nur zu beobachten.

Der Fall war viel brisanter, als sie geglaubt hatte. Jetzt war auch klar, warum Lorenz die Ermittlungen leitete und nicht Becker.

„Wie war Ihr Verhältnis zu Walter von Beckstein, Frau Langner?“, wollte Lorenz wissen.

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********mann Mann
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Die Wasserburg
Sandra berichtete wahrheitsgemäß von dem Dreiecksverhältnis zwischen ihr, Walter und Jan.
Sie waren immer tiefer in den Sog der Dominanz des älteren Herrn geraten, hatten alles mitgemacht.
Irgendwann sei es ihr zu viel geworden, die Mehrfachbelastung Studium, die vielen Termine an den Wochenenden, Dreharbeiten, manchmal eine ganze Nacht lang.

Sie wollte aussteigen, hatte dann aber Kurt Friedrichs kennen gelernt. Die Beziehung zerbrach, weil er ihr unterstellte, sich bewusst den Erben eines Medienkonzerns geangelt zu haben, was aber nicht stimmte.
Sie habe anfangs nicht geahnt, wer Sebastian John ist.

Klaus Lorenz wusste, man durfte keine Suggestivfragen stellen.
In einer Studie hatte eine Psychologin Studenten so lange bequatscht, bis diese glaubten, vor Jahren eine Straftat begangen zu haben und sich sogar an Einzelheiten erinnerten.

Also unterließ er die Frage, ob Sandra Langner auch mal über andere Mittel und Wege nachgesonnen habe, dem ein Ende zu bereiten.

„Danke, Sie können gehen, Frau Langner! Grüßen Sie die kleine Sofia!“, fügte er lächelnd hinzu.

Im Großraumbüro dann die erste Lagebesprechung der Soko „Wasserburg“ ohne Chef.

„Da Rolf und ich uns Duzen, biete ich es den anderen Teammitgliedern auch an! Einverstanden, Linda und Lars?“

„Ja, klar!“

„Ich bin der Klaus! Zuerst bitte ich dich um die Einschätzung der Zeugenaussage Alexandra Langner, Linda!“

Rolf Becker horchte auf. Es war nicht ganz einfach, so tief persönlich in einer Ermittlung drin zu stecken.
Nicht nur, dass er privat auf dieser Veranstaltung gewesen war, nein, auch seine aktuelle Lebenspartnerin war eine wichtige Zeugin, ja sogar Verdächtige.

Vielleicht war es ganz gut, mal zu hören, was andere, was eine andere Frau, über seine Angebetete dachte.

Linda nahm auf einem Drehsessel Platz. Die drei Männer hingen gebannt an ihren Lippen.

Zwei davon waren gespannt, was eine angehende Fallanalytikerin beitragen könne, die von Drehbuchautoren fälschlicherweise immer Profiler genannt wurden.
Dabei gab es diese Berufsbezeichnung nicht einmal beim FBI und schon gar nicht bei der realen deutschen Polizei.

Der dritte im Bunde, Rolf, hatte natürlich auch ein rein persönliches Interesse, dass Sandra entlastet würde – obwohl sie es unmöglich gewesen sein konnte.

„Offene Körpersprache, Blickkontakt zum Fragesteller, sparsame Gestik, Handflächen nach oben, als habe sie nichts zu verbergen. Erst kurz bevor sie die Fesselung demonstrierte, die …“, Linda räusperte sich kurz, da es auch in ihren Augen ungewöhnlich schien, dass ein Mann, der involviert war, an den Ermittlungen beteiligt war, „… die Rolf anwandte, veränderte sie häufig die Fußstellung.“

Lars Möller riss die Augen auf. Rolf hatte die Zeugin gefesselt? Am Samstag?

„Dies deute ich als emotionale Belastung. Fazit: Die Zeugin ist glaubwürdig!“

Rolf Becker atmete auf.

„Kommen wir zum eigentlichen Kerngeschäft einer Fallanalytikerin“, sagte Klaus Lorenz lauernd.
„Kann aufgrund der bisherigen Erkenntnisse, wobei wir erst am Anfang sind, der Täterkreis eingeengt werden oder bleibt es bei 106 minus dieses …“, Lorenz wischte über seinen Tablet-PC und Linda würde sich nicht wundern, wenn die hier morgen einen Tisch aufstellen würden, dessen ganze Oberfläche ein Display wäre.

So viel zu ihren Befürchtungen, in der ostdeutschen Provinz würde man noch auf Bäumen leben und einen Stein werfen, wenn man mit den Nachbarn kommunizieren wolle.

„… minus dieses freien Journalisten Bernd Roleder“, vollendete Klaus Lorenz den Satz.

„Gemäß dem vorläufigen Obduktions-Bericht – der ausführliche müsste heute noch ankommen – handelt es sich meines Erachtens nach um eine Beziehungstat, geleitet von Hass und anderen Emotionen. Kein Raubmord, kein Zufallsopfer, womöglich auch kein politischer Hintergrund, was noch zu klären wäre. Es fehlt nur die Tatwaffe …“

Hier irrte Linda – es fehlte auch ein Foto, aber das konnten weder sie noch die anderen Ermittler wissen.

„Es ist noch zu früh und wäre vermessen, den Täterkreis einzuengen, aber wenn ihr meine persönliche Meinung wissen wollt:
Der Täter oder die Täterin kommen aus dem Umfeld des Opfers. Die meisten Gäste dieser Party waren Walter von Beckstein nicht einmal bekannt, dafür aber Herrn Friedrichs!“

„Danke, Linda! Sehr aufschlussreich!“ Ein leichtes Zucken der Mundwinkel verriet ihr, dass Klaus lieber auf altbewährte Techniken setzte, wie Fingerabdrücke, aber man hatte keine gefunden.

„Und wie sollten wir deiner Meinung nach weiter verfahren, Linda?“

„Wir sollten in alle Richtungen ermitteln, auch in der Vergangenheit kramen. Kann ebenso gut möglich sein, dass sich jemand eingeschlichen hat, der noch eine alte Rechnung offen hatte …Ich würde gerne die engsten Mitarbeiter in ihrem Umfeld befragen, sie mit dem Tatort konfrontieren, auf ihre Reaktionen achten – wenn es recht ist!“

Linda blieb selbstbewusst, auch wenn sie spürte, dass die Männer ihrem Ansatz nicht wirklich trauten.

„Okay, Linda! Wenn ich es einrichten kann, komme ich nachmittags mit – oder wolltest du lieber alleine?“

Lorenz trat von einem Bein auf das andere, wollte gern mit Handfesterem weiter machen.

„Du leitest die Ermittlungen, ich bin nur die Praktikantin!“

Mit dem Lächeln aus ihren blauen Augen klang es nicht mehr so aggressiv, und insgeheim waren die Männer auch froh, so eine intelligente, selbstbewusste, attraktive Frau dabei zu haben – nur würde das keiner laut sagen.

„Ich habe von Kurt Friedrichs eine Luftaufnahme der Wasserburg bekommen. Lars?“

„Ja, hier!“

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********mann Mann
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Die Wasserburg
Einen herzlichen Dank an alle Leser für mehr als 5000 Klicks! Freut mich, wenn die Geschichte ankommt!
Ein großes Dankeschön an die Leser, die Beiträge "liken"!
Auch wenn ich mich nicht mehr bei jedem einzelnen bedanke - es wird mit Freude registriert! *freu2*
Anlass für mich, weiterzuschreiben, auch wenn es das aktuelle Projekt wegen zu weniger Sex-Szenen nicht in den JC schaffen wird ... *tipp*
********mann Mann
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Die Wasserburg
„Ich bitte dich, anhand der vorliegenden Zeugenaussagen am Computer einzutragen, wo sich die Gäste gegen 16:00 Uhr am Samstag aufhielten. Ich weiß, ist eine Sisyphus-Arbeit, ich spendiere dir und den anderen Teammitgliedern natürlich auch heute Abend ein Bier!“

Lorenz wandte sich an Rolf Becker. Der musste mit etwas beschäftigt werden, das nicht mit seiner Freundin zusammen hing – zumindest nicht unmittelbar.

„Rolf, krame bitte mal in der Vergangenheit, wie es Linda bereits angedeutet hat! Geschäftsbeziehungen, mögliche Feinde des Opfers. Überprüfe die Konten, kontaktiere dazu den Staatsanwalt. Versuche bitte, das LKA fern zu halten. Wenn wir nicht bald Ergebnisse liefern, hängen die sich rein!“

„Wird gemacht, Klaus!“, sagte Rolf Becker, froh darüber, überhaupt noch dabei sein zu dürfen.

Der Chef hätte auch anders entscheiden können, als bekannt wurde, dass er involviert war.

Auf der Wasserburg war man schon einen Schritt weiter.
Um die weitere Finanzierung zu sichern, unter anderem des Hoteltraktes, drängte Kurt Friedrichs auf einen Totenschein.

Mit diesem hatte er den Notar einbestellt, der auch bei der Neugründung der Wasserburg Lobenau Betriebsgesellschaft mbH schon dabei gewesen war.

„Gestatten Sie mir, Ihnen mein Beileid auszusprechen, Frau Berger und allen anderen Damen und Herren natürlich auch!“

Herr Lehmann öffnete umständlich einen Umschlag. Er verstand die Unruhe der Anwesenden, der Burgherr lag zwar noch in einem Kühlfach der Gerichtsmedizin, aber es musste ja mit der Firma, mit der Burg, irgendwie weiter gehen.

„Eigenhändiges Testament vom 21. Juli 2015. Mein letzter Wille: Hiermit setze ich Frau Lena Susanna Berger, geboren am 15. Juni 1989, als Alleinerbin ein. Ich übertrage ihr die Immobilie Wasserburg Lobenau einschließlich der dazu gehörenden Ländereien gemäß Grundbuchamt. Zudem übertrage ich Lena Berger die Wohnblöcke in der Mörike- und Mozartstraße in Balingen, Baden-Württemberg. Die Entscheidung über die weitere Nutzung oder dem Verkauf obliegt allein Lena Berger. Sollten wider Erwarten Erben mit einem begründeten Rechtsanspruch auftauchen, ist ihnen der Pflichtteil auszuzahlen. Eigenhändige Unterschrift, Walter August von Beckstein, Neuruppin, 21. Juli 2015.“

Notar Lehmann schob die Brille, die abzustürzen drohte, wieder höher auf die Nasenwurzel.

Jenny, Jan, Kurt und Peter wechselten schnelle Blicke. So eine große Sensation war das nun auch wieder nicht.
Lena und Walter waren schließlich verlobt gewesen und da Walter in seiner alten Heimat offenbar keine Verwandten ersten Grades hatte, erbte Lena alles.

„Noch Fragen zur Testaments-Eröffnung?“, wollte der Notar wissen.

„Vielen Dank, Herr Lehmann! Im Moment nicht, falls noch Fragen auftauchen, rufe ich Sie an oder beauftrage Herrn Peter Brunner damit!“, sagte eine leichenblasse Lena.

„Ach, ich habe hier noch etwas, hätte ich beinahe übersehen – ein Anhang zum gültigen Testament. Wenn ich das richtig deute, der Zugangscode zum Online-Banking, Frau Berger!“

„Danke für Ihre Mühe, Herr Notar“, mischte sich jetzt Kurt ein.

Lena war zwar die Chefin, aber er immer noch der Geschäftsführer – so lange nichts anderes bestimmt wurde.

Auch wenn alle trauerten und vor allem Lena noch traumatisiert schien – er musste pragmatisch denken.
Folglich bat er Lena um die Zugangsdaten, die ihm den Zettel mit zitternden Händen überreichte.

Noch war es nicht soweit, dass man sich gegenseitig belauerte, weil der Täter ja auch aus den eigenen Reihen kommen konnte.
Kurt hatte ein reines Gewissen, er war Veranstalter des Events und gegen 16:00 Uhr nicht im Büro von Walter gewesen.
Aber sah das die Kripo auch so? Immerhin konnte er auf die prominenten Zeugen Rolf Becker und Sebastian John verweisen.

Schon nach wenigen Klicks stand fest, um die Wasserburg stand es finanziell keineswegs so gut, wie sie alle geglaubt hatten.
Das Objekt verschlang Unsummen, die Walter mit Transfers aus den Mieteinnahmen in Baden-Württemberg auffing.
Die Mieter dort würden sich bald beschweren, weil in Balingen nichts mehr instand gesetzt wurde.

Zu dem war Walter bei einigen Banken verschuldet, hatte aber die fälligen Monatsraten immer bezahlt.

Wenn Lena wieder ganz bei sich war, würde er mit ihr darüber reden müssen.

Kurt kratzte sich den kahlen Kopf. Keine leichte Aufgabe, er würde bald einen Ersatz für Anne finden müssen.
Das Internetgeschäft mit den Pornos brachte wenigstens ein paar Euro in die Kasse – jede Stunde …

Zwischen Jenny und Jan kam es nach der Testamentseröffnung zu einem ernsthaften Streit, der nicht unmittelbar mit dem Ableben des Burgherrn zusammen hing.
Oder vielleicht doch?

Jenny hatte sich verändert, war jetzt noch kratzbürstiger, ja manchmal unleidlich geworden.
Jan hatte es hingenommen, aus einem Hundenapf zu essen und zu trinken, aber Auslöser des Streits war eine Nichtigkeit:
Er sollte mit einer Zahnbürste das Bad reinigen und mit dem Klobecken beginnen.

Jan war devot, ordnete sich gern unter, aber das ging zu weit! So hatte er sich das nicht vorgestellt!

„Ich habe keinen Bock mehr auf diesen 24/7-Sklaven-Scheiß!“

Zuvor hatte er sich geweigert, die Kleidung abzulegen und mit dem Putzen zu beginnen.
Er war hier auch Technischer Leiter und hatte noch mehr zu tun.

„Habe ich richtig gehört? Das Arschloch von einem Sklaven verweigert einen Befehl?“, schnaubte Jenny.

Sie drohte mit einem Schuhanzieher, da sie die Peitsche gerade nicht zur Hand hatte.

„Weißt du was, Jenny? Ich verordne uns eine Beziehungspause!“

Jan duckte sich, der Schuhanzieher verfehlte knapp seinen Kopf.

„Bevor hier noch mehr Dinge unerwartet das Fliegen lernen, haue ich lieber ab!“

„Wo willst du hin, du Arsch?“

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Die Wasserburg
„Sanitärfirma, ich möchte eine Reklamation direkt mit denen besprechen! Übrigens erwarte ich von dir weiterhin eine professionelle Zusammenarbeit – Anne und Kurt haben es nach ihrer Trennung auch hinbekommen!“

Jan knallte die Tür zu, hörte von draußen den Einschlag irgendeines Gegenstandes – aber das ging ihn nichts mehr an.

Jenny warf sich weinend aufs Bett. Drehten jetzt alle am Rad, sogar der sonst so fügsame Jan? Irgendwie lief alles schief auf dieser Scheiß-Wasserburg.
Wäre sie doch nur in ihrem Kaff im Schwarzwald geblieben …

Linda schlenderte in der Mittagspause von der Dienststelle über die Straße zu einem Imbiss.
Der Sommer schien kein Ende zu nehmen, es war immer noch so warm wie auf Hawaii.

Die Kerle himmelten sie zwar an, außer diesem Rolf, aber niemand war bereit gewesen, sie zu begleiten.

Hoffentlich hatten die hier auch Veggie-Burger im Angebot. Auf Curry-Wurst hatte sie keinen Appetit.

Linda studierte noch die Speisekarte, da stoppte an der Bordsteinkante ein weißer Mercedes und hupte sie an.
Sie wollte schon den Stinkefinger zeigen, aber ihre Hand sank nach unten. Am Steuer saß der Traummann und stieg doch tatsächlich aus!

Linda Behrends schüttelte das lange blonde Haar mit dem Rotstich, das sie heute offen trug.

„Hallo, darf ich dich zu einem Kaffee einladen?“, sagte der Traummann.

Der Anmachspruch war nicht originell, aber wenn er von so einem Kerl kam?

„Die haben hier nur fettige Pommes, Steaks und Bratwürste, es bleibt bei einem Kaffee zum Mittag – gerne!“

Sie schenkte diesem Jan, der in ihren Gedanken keine Kleidung trug, ihr charmantestes Flirt-Lächeln.

Jan bestellte bei der Imbiss-Buden-Besitzerin zwei Café au lait, reichte Linda das heiße Getränk.

Sie spürte sofort wieder dieses Kribbeln im Unterleib, wie bei den verruchenen Pornos, die sie sich Sonntagabend angeschaut hatte.

Manch einer nannte das Schmetterlinge, andere wieder Flugzeuge im Bauch.
An diesen Hit konnte sich Linda sogar erinnern – da war sie noch ein Kind gewesen.

Jan schlürfte am Kaffee, verbrannte sich beinahe den Mund.

„Darf ich ein Kompliment machen? Ich stehe eigentlich nicht auf Rothaarige!“

„Ach, und das soll ein Kompliment sein?“, fragte Linda scheinbar entrüstet.

„Bei dir ist es nur ein Schimmer, es sieht aus wie flüssiges Gold, wie sich dein Haar um deine Schultern schlängelt!“

Linda wurde verlegen – das hatte noch kein Mann so formuliert. Sie trat täglich nackt vor den Spiegel, fand es okay, was sie sah, aber so schön wie diese Sandra war sie nun mal nicht.

Jan wusste selbst nicht so recht, warum er hier so intensiv flirtete.
Erst die devote Anne, die sich wieder Sandra nannte, dann die mehr als dominante Jenny – vielleicht hatte er einfach nur Sehnsucht nach einer „normalen“ Frau?
War es das?

„Deine lächelnden blauen Augen, das goldene Haar – du bist schön, Linda!“

Beide hielt nun nichts mehr. Linda hätte am liebsten sofort den Mann mit genommen und die Mittagspause in die Horizontale verlagert – aber das ging natürlich nicht.
Sie spürte die heißen Lippen auf den ihren, dann die fordernde Zunge.

Nach einer Minute machte sie dem Treiben ein Ende, welches von der Imbiss-Buden-Besitzerin grinsend verfolgt wurde.

Verdammt! Sie gehörte zum Ermittlerteam, der Traummann ein Verdächtiger, ihre Lust musste warten.

„Man sieht sich, Jan! Ich komme heute Nachmittag auf die Burg!“, sagte sie und versuchte gleichzeitig, die Atmung wieder zu kontrollieren.

„Ich habe hier in der Stadt zu tun, kann dich abholen und hinfahren“, sagte Jan.

Das Lächeln sorgte wieder für Unruhe in ihrem Unterleib.

„Ich fahre selbst und bringe vielleicht Haupt-Kommissar Lorenz mit!“, sagte sie fest, krampfhaft bemüht, ihre Lust im Zaume zu halten.

Was war nur los mit ihr seit Sonntag?
Mischten die hier in Brandenburg dem Trinkwasser ein Aphrodisiakum bei?

Linda trank ihren Kaffee aus, winkte Jan hinterher und schlenderte wieder zurück zur Dienststelle, wo ihr Haupt-Kommissar Lorenz eröffnete, er habe noch zu tun und sie solle allein zur Wasserburg fahren.

„Herr Jan Sommer hat sich bereit erklärt, mir alles zu zeigen!“, übertrieb sie. „Ich habe ihn gerade zufällig getroffen.“

„Gibt es was Neues, Kollegen?“, fragte Lorenz in die kleine Runde.

„Ja“, meldete sich Lars. „Der ausführliche Obduktionsbericht ist da. Enthält nichts grundsätzlich Neues. Der Täter vermutlich Rechtshänder, der Stoß wurde mit Kraft geführt, deutet auf einen Mann hin, da die Tatwaffe aber sehr spitz und scharf war, kann es auch eine trainierte Frau gewesen sein usw. Soll die Suche nach der Tatwaffe in den Gewässern wieder aufgenommen werden, Klaus?“

Lorenz kratzte sich am langsam grau werdenden Haarschopf. Eine Spezialeinheit mit Metalldetektoren, Taucher – das alles war zeitaufwändig und teuer.

„Sollen der Chef und der Staatsanwalt entscheiden, ob der Aufwand gerechtfertigt ist! Linda, wenn du nachher hin fährst, lass‘ dir die Stelle zeigen, wo die Tatwaffe gestohlen wurde. Wenn es eine Videoüberwachung gibt, haben wir den Täter noch heute!“

Dabei zwinkerte er mit einem Auge.
Lorenz wusste, es wäre viel zu schön um wahr zu sein.

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Die Wasserburg
Wenn sich der Täter auf der Burg auskannte, hatte er drei Möglichkeiten:
Sich selbst unkenntlich machen durch eine Skimaske, eine einzelne Kamera gezielt zerstören oder einen Teil der Aufzeichnungen später löschen.

‚Das hätte ich gleich am Samstagabend erledigen müssen!‘, schalt sich Klaus selber.

Rolf Becker zuckte mit den Schultern – er hatte auch nicht daran gedacht. Es war eben wichtiger gewesen, alle potenziellen Täter im Auge zu behalten und zu vernehmen.

Um von dem Versäumnis beider Haupt-Kommissare abzulenken, sagte Rolf:

„Ich bin auf etwas Interessantes gestoßen: Zum einen wurden die Kredite für die Restaurierung der Wasserburg durch Transfers aus Konten in Baden-Württemberg bezahlt, Mieteinnahmen aus Wohnblocks in Balingen – und jetzt kommt’s! Die Wohnblöcke daneben und davor gehören Rudolf Brunner, Bauunternehmer und Bruder von Karl-Wilhelm Brunner, dessen Sohn Peter in der Geschäftsführung der Wasserburg sitzt! Es gibt da ein Firmengeflecht, das ich weiter entwirren werde!“

„Danke, Rolf! Aber jemand muss so viel Hass entwickelt haben, dass er von Beckstein erstochen hat!“

„Okay, Jungs, ich mache mich dann mal auf die Socken!“, sagte Linda.

„Brauchst du einen Dienstwagen?“, rief ihr Klaus hinterher.

„Nö, ich nehme meinen eigenen! Ich hoffe, es gibt Kilometergeld!“, lachte sie.

Linda stieg in ihren grünen Peugeot mit Bremer Kennzeichen, fuhr die zehn Kilometer bis zur Burg und sah nun vom Besucherparkplatz erstmalig das imposante Gebäude direkt vor sich aufragen.
Wegen des breiten Wassergrabens und dem ansteigenden Gelände hatten es damals feindliche Truppen sicher schwer gehabt, die Burg zu erobern.

Ein Security-Mann in dunkler Kleidung mit Sonnenbrille und Funkgerät stand am Ende der Zugbrücke.

„Die Wasserburg ist zur Zeit leider noch für Besucher gesperrt, junge Frau!“

Linda zückte ihren nagelneuen Dienstausweis aus Brandenburg, nannte aber ihren alten Dienstgrad in Bremen:
„Polizeioberkommissarin Linda Behrends, Mitglied des Ermittlerteams! Sind denn die Herren Sommer und Friedrichs auf der Burg?“

„Meines Wissens nach ja, Herr Sommer ist vorhin wieder gekommen und Herr Friedrichs müsste im Büro sein!“

Der Security-Mann machte eine einladende Handbewegung und Linda durfte passieren.

Ein Wegweiser zeigte ihr, wo es zur Ausstellung und wo es zu den Geschäftsräumen der Betreibergesellschaft ging.

Die düsteren Mauern und Gänge machten Eindruck auf Linda. Irgendwann kam sie zu einer offen stehenden Bürotür.
Vor einem Computer saß eine junge Frau mit modischem Kurzhaarschnitt und einem bildhübschen Puppengesicht, die sie allerdings finster anstarrte.

„Wie sind Sie hier herein gekommen? Was wollen Sie?“, knurrte Jenny.

Linda zückte zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten ihren Dienstausweis und sagte ihren Spruch auf.
Wenn sie schon mal hier war, konnte diese Tussi ihr auch gleich den Tatort zeigen.

„Wie Sie sehen, Frau Polizeioberkommissarin, ist da überall noch Flatterband! Ich bin nicht befugt, Sie …“

„Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Frau Kreuzer! Haupt-Kommissar Lorenz ist nur deshalb nicht dabei, weil er anderweitig beschäftigt ist! Soll ich Kriminalrat Braun anrufen, Ihnen das Handy reichen, damit er Ihnen den Marsch bläst?“

Linda bedauerte diese Entwicklung. Sie hätte gern mit dieser Assistentin der Geschäftsführung eine persönliche Beziehung aufgebaut, ein wenig nett geplauscht, um dann ein paar pikante Fragen einzustreuen. Aber bei dieser übellaunigen Tussi …

„Also, gut, bitte!“, zischte Jenny, hob das gelbe Flatterband, damit Linda hindurch schlüpfen konnte, blieb aber im Türrahmen stehen.

Linda hatte die Tatortfotos nicht nur gesehen, sondern auf ihrem Tablet auch mit dabei.
So konnte sie sich gut vorstellen, wie der alte Mann an seinem Schreibtisch vermutlich überrumpelt von der plötzlichen Attacke nach vorn zusammengesackt war.

Am meisten überraschte Linda aber der Raum dahinter, der wie eine Nebenstelle des amerikanischen Geheimdienstes NSA wirkte:
Mehrere Bildschirme und Computer!

Sofort erinnerte sie sich an den Zusatzauftrag, den der leitende Ermittler ihr erteilt hatte.

„Frau Kreuzer!!“

„Ja!!“, tönte es durch zwei Räume hindurch.

„Wenn Herr von Beckstein so ein perfektes Überwachungssystem hatte, dann gibt es doch sicher auch eine Videoaufzeichnung des Ausstellungsraumes von Samstag zwischen 14:00 und 16:00 Uhr?“

Linda lief zurück, um sich mit der wenig kooperativen Assistentin besser verständigen zu können.

Diese brachte jetzt sogar so etwas wie ein Lächeln zustande.

„Komisch, dass keiner ihrer ach so erfahrenen Kollegen danach gefragt hat, Glückwunsch, Sie sind die Erste!“, säuselte Jenny und Linda hätte ihr dafür eine kleben können.

„Weil die Kripo nicht danach gefragt hat, haben wir es selbst überprüft, das heißt, Herr Friedrichs!“

„Und darf ich auch erfahren, was bei dieser internen Prüfung heraus gekommen ist?“

Linda bemühte sich um einen strengen Tonfall, einer angehenden Fallanalytikerin angemessen.

„Drei Mal dürfen Sie raten, Frau Behrends! Richtig! Genau diese zwei Stunden Aufzeichnung der Überwachungskamera wurden gelöscht, nichts mehr auf der Festplatte!“, triumphierte Jenny.

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„Dies bedeutet für mich Insider-Kenntnisse, Frau Kreuzer! Ich will Ihnen nicht unterstellen, dass Sie es selbst waren, aber Sie hatten seit Samstag Zeit genug und auch das Wissen … Aber lassen wir das! Wo waren Sie eigentlich am Samstag gegen 16:00 Uhr?“

Linda beobachtete die Körpersprache genau. Jenny zupfte sich an einer Haarsträhne, die etwas länger auf der rechten Kopfseite über das Ohr hing.

„Wie ich bereits aussagte – in einem Zelt auf der Wiese vor der Zugbrücke, zusammen mit Jan Sommer bei einem gewissen Benno, der in Hamburg auch mal als Transe auftritt!“

Linda fragte nicht weiter nach. Sie kannte die Videoaufzeichnung der Aussage und ihr waren am Sonntag Schauer über den Rücken gelaufen – und sie hatte gelernt, dass CBT die Abkürzung für Schwanz- und Sackfolter war.

Linda musste schlucken. Um zu vertuschen, dass sie nicht nur als Ermittlerin sondern auch wegen Jan hier war, fragte sie zunächst nach Kurt Friedrichs und dann erst nach Jan Sommer.

Jenny gab ihre Rolle als zickige, trauernde Mitarbeiterin auf.

„Sorry, ich bin wegen des Todes von Walter immer noch ein bisschen durch den Wind!“

In Wirklichkeit war sie es, weil Jan sich vorübergehend von ihr getrennt hatte.

„Jan Sommer lässt eine Wasserleitung im neuen Wellnessbereich verlegen. Den Gang zurück, eine Treppe runter, dann links halten, Frau Behrends! Kurt Friedrichs und die Chefin, Lena Berger, sind auch im Hause, aber ich weiß im Moment nicht, wo!“

„Danke, Frau Kreuzer!“ So wie diese Jenny jetzt lächelte, wirkte sie fast schon sympathisch.

Linda folgte der Wegbeschreibung – auf den letzten Metern hörte sie Handwerkergeräusche – Rohrzangen und Hämmer auf Metall.

„Hallo, Jan! Ich hatte ja versprochen, ich komme her! Hast du Zeit für eine kurze Führung?“, strahlte sie ihren Traummann an.

„Hallo, Linda! Gib‘ mir noch zwei Minuten, dann bin ich für dich da!“

Was für ein Unterschied zu dieser Kratzbürste vorhin! Linda spürte nur beim Blick in dieses beinahe mädchenhaft wirkende Gesicht schon wieder ein Kribbeln im Bauch, das sich nach unten ausweitete.
Sie musste unbedingt Ermittlungsarbeit von Privatem trennen – aber wie angesichts eines solchen Mannes?

„Herr Müller! Nach der Verlegung der Wasserleitung die Fliesen wieder ankleben und neu verfugen!“

„Wird gemacht, Herr Sommer!“, knurrte der Chef der Sanitärfirma, denn man hatte die Wasserleitung schon einmal verlegt, aber nicht entsprechend dem Rohrleitungsplan.

Jan führte Linda ein paar Schritte abseits von den fluchenden Mitarbeitern der Sanitärfirma.

„In acht Tagen weihen wir den neuen Wellnessbereich ein, einem orientalischen Hamam nachempfunden! Am liebsten würde ich es mir dir einweihen, Linda! Du auf einem heißen Stein, dein Körper nur von einem Badetuch verhüllt …“

Linda gab sich für zwei Sekunden erotischen Fantasien hin, dann straffte sie sich wieder.

„Danke für die Einladung, Jan, aber du weisst, weshalb ich hier bin? Tut mir leid, aber ich muss dich das fragen: Wo warst du am Samstag gegen 16:00 Uhr?“

„In einem Zelt vor der Burg, Jenny hatte mich dahin gebracht! Und du willst wirklich die Details wissen? Ich habe doch schon ausgesagt! Also gut: Ich lag in diesem Zelt nackt und gefesselt, ein Mann, der Benno heißt, aber sich als Frau verkleidet auch Bella nennt, fummelte an meinen Genitalien, ich trug eine Augenbinde. Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht, ob es exakt 16:00 Uhr war, Linda! Keine Armbanduhr, dafür Augenbinde! Jenny schaute zu, trat auch mal vor das Zelt … Muss das wirklich sein, Linda?“

Sie senkte verlegen den Kopf, um dann wieder in diese unglaublichen blauen Augen zu starren.

„Es muss sein, Jan, bringen wir es hinter uns!“, flüsterte Linda.

Plötzlich spürte sie, wie ihre Schultern regelrecht an den kalten Granitstein des Ganges genagelt wurden.
Die Kälte kroch durch ihre leichte Sommerkleidung. Dieser junge Mann, auf den sie so scharf war, hatte noch eine dunkle, gefährliche Seite.
Seine Augen blitzten sie an.

„Verstehe! Da ich diesem Benno, aber vor allem Walter meinen Hintern hingehalten habe, obwohl ich nicht homosexuell bin, gelte ich als verdächtig! In deinen Augen lässt sich kein normaler Mann so etwas gefallen, richtig? Er hasst die Leute, die ihm das antun, obwohl er devot ist! Lass dir eines gesagt sein, Linda: Ich habe dabei weder Abscheu noch Ekel empfunden und ich habe Walter von Beckstein nicht umgebracht!!“

Jan verstärkte den Druck auf das Schlüsselbein von Linda. Bevor sie keuchen konnte, er solle los lassen, ließ er los und trat einen Schritt zurück.

„Das habe ich nie behauptet, Jan!“, schniefte Linda.

Warum musste alles so kompliziert sein? Warum nur hatte sie sich in einen Tatverdächtigen verliebt?

Bei aller Subjektivität – der Ausbruch eben hatte nicht gerade zu seiner Entlastung beigetragen!
Da schlummerte ein Vulkan unter der schönen, devoten Fassade!

Linda wünschte sich, sie hätte diese Seite von Jan bei anderer Gelegenheit kennengelernt.

„Lass‘ uns nach Lena Berger und Kurt Friedrichs suchen, Jan!“, flehte sie.

„Ja, suchen wir sie! Schon mal darüber nachgedacht, wem es nutzt? Cui bono? Cicero – aber immer noch gültig! Ganz nebenbei bemerkt war heute die Testamentseröffnung, Linda, und weißt du, wer alles geerbt hat?“

„Ich kann es mir denken, Jenny hat vorhin Lena Berger als ‚Chefin‘ bezeichnet.“

Die verdächtigten sich inzwischen gegenseitig, stellte Linda nüchtern fest. Ungeachtet des eruptiven Ausbruchs lagen ihre Sympathien bei Jan.

Sie liefen treppauf, treppab durch dunkle Gänge, kamen an eine Schießscharte, blickten nach unten.

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Linda unterbrach den Wortschwall mit einer Handbewegung.

„Ich habe mich in den letzten Tagen ein wenig mit BDSM beschäftigt“, Linda fiel es immer noch schwer, diese englische Abkürzung zu verwenden, „und versuche, Sie zu verstehen, Frau Berger! Schildern Sie mir doch bitte, warum Sie sich hier beworben haben, obwohl Sie für die Stelle eigentlich überqualifiziert sind!“

Linda nahm einen Schluck Kaffee, den Jenny gebraut hatte und der gut schmeckte.

„Ich spürte schon immer den Wunsch nach Unterwerfung in mir und als meine Freundin Sunny anrief …“

„Sunny?“, wurde sie von Linda unterbrochen.

„Sandra Langner, auf der Burg Anne genannt. Sandra rief mich an, eine Stelle wäre frei und ich kam sofort tags darauf zum Vorstellungsgespräch. Na, ja, es endete damit, dass Walter, also Herr von Beckstein, Strip-Quiz mit mir spielte. Ich musste dann auch den Slip abstreifen, weil ich nicht mehr wusste, in welchem Fluss Kaiser Friedrich Barbarossa ertrunken war …“

„Wollen Sie damit andeuten, dass Sie bereits beim Vorstellungsgespräch beziehungsweise unmittelbar danach Sex mit Herrn von Beckstein hatten?“

Linda hatte sich vorgenommen, sich über nichts mehr zu wundern, aber in diesem Brandenburg war alles anders – und vor allem auf dieser Burg!

„Ja!“ Das immer noch vorhandene Rouge auf ihren Wangen überdeckte das erneute Rotwerden bei Lena.

Linda beugte sich ein wenig vor, senkte die Stimme.

„Darf ich eine sehr direkte, indiskrete Frage stellen? Haben Sie diesen Mann wirklich geliebt?“

Lena beugte sich auch nach vorn – Linda achtete wieder auf jedes Detail der Körpersprache.

„Ja, habe ich, auch wenn mir das keiner glaubt! Ich war sogar bereit, diesem nicht mehr ganz jungen Mann ein Kind zu schenken, er hatte es sich gewünscht! Wir waren untröstlich, als ich ins Krankenhaus musste, Unterleib-OP, keine Kinder mehr!“

Lena hatte jetzt Tränen in den Augen, die Euphorie nach der Session mit Kurt war verflogen.

Linda sah keine Anzeichen von Schauspielerei – das wirkte echt.
Die Frau war wirklich verzweifelt, denn auch mit einem neuen, jüngeren Partner würde sie keine Kinder haben.

„Übrigens kann ich Sie auch verstehen, Frau Behrends, Sie müssen das fragen! Junge Frau angelt sich 70-jährigen Mann, um alles zu erben! Um die Wartezeit zu verkürzen, habe ich den Mann …Nein, Frau Behrends, habe ich nicht! Bevor Sie weiter fragen – ich war bei Walter im Büro, gegen 15:00 Uhr, da war er noch sehr lebendig. Ich habe ihn gefragt, ob er nicht mal in das bunte Treiben unten eintauchen wolle, statt sich alles nur an Bildschirmen anzusehen …“

Lena tupfte sich mit einem Papiertaschentuch die Tränen von den Wangen.

Wenn sie das spielte, dann hätte sie einen Academy Award, einen Oscar, verdient, da war sich Linda sicher.
Es gab nur ein Problem: Sie redete mehr, als die Frage her gab.
Wollte sie damit etwas verschleiern?

Lena weinte immer noch, weil sie einen Mann verloren hatte, den sie liebte und weil sie keine Babies mehr bekommen konnte.
Aber das Bild einer trauernden Witwe war nur schwer in Einklang zu bringen mit dem, was Linda vorhin im Folterkeller gesehen hatte.

Linda gab ihrem Impuls nach, stand auf, ging um den Schreibtisch und nahm die fast gleichaltrige Frau kurz in den Arm.

„Mein aufrichtiges Beileid, Lena! Wenn es dir hilft – ich bin geneigt, dir zu glauben!“

„Danke, Linda!“, schluchzte die neue Burgherrin.

Unbewusst waren beide auf das „Du“ gekommen, weil sie beide nur wenige Monate an Lebenserfahrung trennte.

Linda hatte für heute eigentlich genug von der Burg und den emotionalen Abgründen, die sich da auftaten, dabei hatte sie nur wenige Verdächtige interviewen können.

„Frau Kreuzer …“

„Jenny …nennen Sie mich Jenny, wir sind doch fast im gleichen Alter!“

„Okay, Jenny, du hast doch den besten Überblick! Wer von den Bewohnern dieser Burg ist zur Zeit unterwegs, den ich bei anderer Gelegenheit befragen müsste?“

„Herr Brunner ist bei seinem Vater, kommt heute Abend wieder. Frau Langner ist ausgezogen, wohnt jetzt woanders und Frau Ina Lehnigk …“

„Moment mal, wer ist Ina Lehnigk?“

„Die neue Partnerin von Herrn Friedrichs! Sie ist in Berlin und holt ihre Sachen, zieht hier morgen ein.“

Jenny rollte ihre grau-blauen Augen, schien kein großer Fan von Frau Lehnigk zu sein.

„Danke, Jenny, der Kaffee hat ausgezeichnet geschmeckt!“

Linda eilte nach draußen, stieß dort beinahe mit Kurt Friedrichs zusammen.
Wenn der schon mal hier war, konnte sie den auch gleich noch befragen.

„Ich möchte ein Statement abgeben, Frau Behrends! Ich weiß, Sie schnüffeln hier nicht herum wie die anderen Kripo-Beamten, Sie wollen tiefer blicken, haben einen anderen Ansatz.“

„Ich höre, Herr Friedrichs!“, sagte Linda, die fast geneigt war, den aus den Kreis der Verdächtigen auszuschließen.
Er war sehr kooperativ gewesen, hatte Klaus und Rolf alles geliefert, was sie wollten.
Oder war das nur ein Trick, um von sich abzulenken?

„Die bizarre Situation vorhin …In der Südsee haben sich einst die Ureinwohner bei einem Abschied von einem geliebten Menschen mit Kämmen aus Haifischzähnen oder Knochen die Kopfhaut zerkratzt als Zeichen der Trauer bis Blut floss. Bevor Lena es aussprach, habe ich diese Bitte in ihren Augen gesehen. Sie wollte das auch – ihr Leid durch körperliches Leiden nicht bekämpfen, sondern verarbeiten. Ich weiß, es klingt bekloppt …“

„Ich habe das gerade mit Lena besprochen und beginne, Verständnis dafür zu entwickeln“, sagte Linda.

„He, nicht dass Sie auch noch auf den Trip kommen!“

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