Verwunderung
Ich bin verwundert, wie hoch die Emotionen bei diesem Thema gehen.Es ist doch schlicht eine Tatsache, dass es viele verschiedene Arten gibt, wie Frau und Mann Gefühle, Sex, Beziehung, Liebe und Treue handhaben. Das sind alles valable Möglichkeiten, wenn sie von beiden (oder allen) Beteiligten aus Überzeugung und mit Freude gelebt werden.
Zum Glück gibt es diese Vielfalt!
Ich könnte nie und nimmer in einer exklusiven Zweierbeziehung leben und meine Art, das Liebes- und Sexualleben zu führen, löst in Anderen mindestens ebenso starke Abneigung aus. Und es gibt Menschen, die der gleichen Ansicht sind, ein kompatibles Liebes- und Sexualleben führen. Diese wissen, wovon ich rede, sie verstehen und können nachfühlen.
Ich finde es sehr gut, dass dieser Artikel hier publiziert ist, dass klare «Regeln» aufgeschrieben sind, die zur Diskussion anregen und den bewussten Umgang mit dem Wunsch, so zu leben, sich viel nachhaltiger entwickeln zu lassen. So ist es einfacher, von Anfang an klare Ansagen zu machen, und so vielleicht den passenden Fuck-Buddy zu finden.
Das Schwierige an einem «ungewöhnlichen» (nicht dem der Mehrheit entsprechenden) Sexualpartnerkonzept ist oft die Intoleranz derjenigen, die einen mehrheitsfähigen Weg gewählt haben. Das ist hier deutlich zu spüren. Die Voten derjenigen, die den Fuck-Buddies negativ gegenüberstehen, sind sehr deutlich und zielen in den meisten Fällen auf eine moralische Aussage im Sinn «das geht doch nicht...das ist kalt und unnatürlich» und Fragen wie «warum muss ich vollkommen auf Emotionen verzichten?» und «wie kann man nur so unpersönlich mit einander umgehen?», sprechen eine klare Sprache.
Im Grunde sind es die gleichen Argumentationsmuster wie sie von jenen verwendet werden, die gegen eine offen gelebte Sexualität oder gegen gleichgeschlechtliche Liebe sind.
Lasst doch die Menschen ihre selbstbestimmte Sexualität so leben wie sie es für richtig halten, ohne es zu werten und mit dem Hinweis auf das eigene, kleine Weltbild zu verdammen. Das ist total unsexy...;)
Was mich betrifft ist der Fuck-Buddy genau das, was ich schon lange zu leben versuche. Meist gelingt das sehr gut, weil ich die klare Ansage für etwas sehr Wichtiges halte und lieber auf ein näheres Kennenlernen verzichte, als dass ich diese Ansage nicht mache und mich dann einer verliebten und eifersüchtigen Affäre gegenüber zu sehen.
Für mich besteht nie die Möglichkeit, mit einer Frau, mit der ich Sex gehabt habe, eine Beziehung eingehen zu wollen oder ihr ein naher Freund sein zu wollen, weil ich in einer zufriedenen und ausgewogenen Beziehung lebe und leben will.
«Man kann sich immer verlieben!», spüre ich einige schon schreiben wollen.
Dem halte ich gegenüber, dass mir das noch nie passiert ist - nicht weil ich unpersönlichen, kalten und emotionslosen Sex hätte, sondern weil ich den schönen Moment mit einer Fuck-Buddy voll und ganz, aber eben nur in DEM Moment, lebe.
Ich bin während der Zeit, in der ich mit dieser Frau zusammen bin, voll und ganz bei ihr, mein Körper, meine Seele und meine Lust sind ganz und gar auf sie ausgerichtet und ich gebe mich mit vielem meines Ich ihr hin, gehöre ihr für ein paar Stunden und möchte ihr in dieser Zeit ein Gefühl der Geborgenheit, der Sicherheit und vor allem des Begehrtseins schenken.
Trennen sich unsere Wege, bin ich wieder bei mir, mache den Schritt in die Welt, in die ich gerade gehe (Beruf, Beziehung, Alleinsein, Freunde, Öffentlichkeit, etc.) In jedem dieser Zustände lebe ich anders, verhalte mich anders und fühle mich anders. Ich trenne diese verschiedenen Welten konsequent, was mir bisher sehr zu Gute gekommen ist. Es zerstört Stress recht zuverlässig und gibt mir ein hohes Mass an Sicherheit.
Steht in einem dieser Teile eine Veränderung oder eine Trennung an, so wirkt sich diese nicht gleich auf alle Bereiche meines Lebens aus, sondern eben nur auf den einen, den sie betreffen. Das ist ganz praktisch und hat mir bei Scheidung, Stellenverlust, Krankheit und anderem schon beste Dienste erfüllt.
Selbstverständlich gibt es andere Modelle, die für andere Menschen perfekt passen...so wie dieses für mich.
Ich masse mir nicht an, eine klassische Zweierbeziehung anzuzweifeln oder ein Swingerpärchen zu kritisieren, weil sie einen für mich nicht passenden Lebensstil pflegen. Sie werden wohl überlegt haben, warum sie sich für dieses Modell entschieden haben, genau so wie ich es seit zwanzig Jahren mache.
Lebensumstände, Einstellungen und Konstellationen können sich verändern, deshalb schliesse ich nicht aus, dass ich in Zukunft ein anders Modell leben werde - aber im Moment stimmt dieses sehr gut für mich.
Nur damit jetzt nicht ein falsches Bild entsteht: solche Fuck-Buddies treffe ich alle drei bis vier Monate...es ist also nicht meine hauptsächliche Art, Sex zu leben, sondern stellt für mich eher die Ausnahme dar. Das hat sicher auch damit zu tun, dass vergleichsweise wenige Frauen auf den Freund mit den Benefits verzichten wollen. Da zeigt sich vielleicht auch ein ein bisschen der oft unterschiedliche Umgang von Frauen und Männern mit solchen Fragen. Ich kann von Glück reden, dass meine Lebenspartnerin genauso denkt und wir deshalb auf Augenhöhe miteinander kommunizieren können was ausserpartnerschaftliche Sexualaktivitäten angeht. Das bedingt jedoch einen bewussten und ehrlichen Umgang mit seinen Wünschen und mit dem Partner/der Partnerin.
Ich wünsche Euch allen, dass Ihr mit der von Euch gewählten Art der Sexualität zufrieden und erfüllt seid und dass sie Euch befriedige...;)...und ich freu e mich darauf, dass sich vielleicht ein offeneres und bewussteres Verständnis im Umgang mit dieser Art der Sexualität entwickelt. Vielleicht bringen wir Fuck-Buddies es fertig, einander offener zu begegnen und dadurch die Kontaktaufnahme zu erleichtern...;)