Vertrag?
Ich muss sagen, ich kenne den Reiz davon. Inzwischen bin ich aber darüber hinaus.
Als ich meine frühere sub kennenlernte, bastelten wir innerhalb einer Woche einen Vertrag zusammen, der in der damaligen Situation wunderbar auf uns passte. Sie schrieb ihn dann schön mit der Hand ab, und wir unterschrieben ihn beide.
Wert? War er nicht einmal das Papier, auf dem er stand. Wenn sie Nein sagte, musste ich als Dom es akzeptieren, oder ich hätte keine sub mehr gehabt. (Vereinfacht ausgedrückt.)
Letztlich ist es so, dass alles bei BDSM immer nur freiwillig stattfinden kann. Also brauche ich auch keinen Vertrag, der ja in der Geschäftswelt dazu dienen soll, die Vertragspartner an ihre eingegangenen Verpflichtungen zu binden und ggf. auch dazu zu zwingen. Genau das geht bei BDSM aber nicht, auch nicht in Beziehungen oder bei Sex allgemein. Wer nicht will, der will nicht - und aus.
Allenfalls kann ein Vertrag ein Regelwerk sein, eine Aufstellung der gegenseitigen
freiwilligen Vereinbarungen. Boshaft ausgedrückt: für Leute mit schlechtem Gedächtnis. Ich persönlich bin der Ansicht, dass diese Regeln entweder wirklich verinnerlicht sind und von beiden voll akzeptiert werden, dann braucht man auch keine Aufstellung. Oder eben nicht. Aber das ist nur meine Meinung, und auch die kann sich wieder ändern. Warum nicht.
Wenn ich derzeit einen Sinn darin sehe, dann dass ein schriftlicher Vertrag ein
sichtbares Symbol für etwas ist, das
auch ohne ihn existiert. Dom und sub halten die Regeln nicht ein, weil sie im Vertrag stehen, sondern sie stehen im Vertrag, weil sie gelebt werden. Und es kann eine hübsche Aufgabe für sub sein, den Vertrag bzw. die Regelaufstellung handschriftlich und optisch ansprechend zu verfassen, als Schmuckstück für das gemeinsame Spielzimmer ... in dem das passiert, was sie gemeinsam vereinbart haben. Ja, so ist es vorstellbar. Nur, eines sollte immer klar sein: gelten die Vereinbarungen nicht mehr, hat auch dieses Stück seinen Sinn verloren. Ein Symbol, wie gesagt.
Gruß vom Drachen