@Zweiklassenmedizin:
Zwei Punkte
1) Grundsätzlich hat der Patient die freie Arztwahl und vor allem auch die Therapiehoheit. D.h., der Patient entscheidet, welche Therapie er bekommt. Natürlich kann es der Arzt (der im Behandlungsvertrag eher eine Beraterstelle hat) verweigern, z.B. wenn er der Meinung ist, der Patient schadet sich dadurch eher.
Ein Problem ist schlicht, daß viele Patienten Leistungen für sich in Anspruch nehmen wollen, die sie nicht versichert haben. Grundsätzlich kann jeder jede Therapie haben - allerdings muß sie eben logischerweise bezahlt werden. Entweder von der Krankenkasse oder vom Patienten selber. Das hängt einzig davon ab, welche Zusatzleistungen der Patient mitversichert hat oder von seiner Bereitschaft, unversicherte Leistungen selber zu übernehmen.
----> Sehe ich als durchaus fair und verständlich an
2) Häufig werden Privatversicherte Patienten beim Arzt bevorzugt. Das liegt schlicht daran, daß der Arzt beim Privatversicherten nicht budgetiert wird und der Privatversicherte jeden Arztkontakt, also jede Beratung auch bezahlen. Kassenversicherte (bzw. ihre Krankenkasse) zahlen 1x im Quartal und alle anderen Arztkontakte, egal wie viele, werden als kostenlose Serviceleistung angesehen.
Das Problem dabei: Nur mit Kassenversicherten macht der Arzt pleite, weil so mancher Kassenpatient deutlich mehr kostet, als "an ihm verdient" wird. Die "Quartalspauschale" deckt einfach nicht die Laboruntersuchungen, EKGs, den Zeitaufwand für Gespräche ab; und bei Medikamenten"zuviel"verordnung muß der Arzt aus seiner privaten Tasche bezahlen. Außerdem zahlt ein Privatversicherter für diesselbe Untersuchung schlicht mehr (z.B. Schilddrüsensono inkl. Befund beim Kassenpatienten ca 8€, beim Privaten ca 28€). Die Privaten zahlen halt den tatsächlichen Preis und nicht den von den Krankenkassen rabattmäßig ausgehandelten Dumping-Preis. Deshalb braucht eine Praxis schlicht Privatpatienten, damit aus ihrem "Überschuß" die Kassenpatienten mitfinanziert werden können. Deshalb hofieren die Ärzte die Privatpatienten häufig mit bevorzugter Behandlung...
----> Sehe ich als verständlich aber unfair an
Insofern wäre es in meinen Augen auch nicht verkehrt, wenn es eine Grundsicherung gäbe und jeder kann besondere Leistungen zusätzlich versichern - allerdings steht zu befürchten, daß bei der derzeitigen Kassenlage die Grundsicherung vielleicht gerademal das Minimum erfüllt. Und dann haben wir tatsächlich ein "versorgt ist, wer's sich leisten kann". Schwierige Situation.
Auf jeden Fall denke ich, daß es ein deutlicher Vorteil wäre, wenn die KVen nicht mehr Dumpingverträge mit den Krankenkassen aushandeln, sondern die Ärzte ihre Ansprüche selber verhandeln dürfen...