mutabor65: zeit ist eine illusion
Du hast vergessen: "und die Mittagszeit ganz besonders"
Mir fällt sofort die (meta?)physisch zu "Ist das Licht im Kühlschrank wirklich aus" äquivalente Frage ein: (Wie) läuft die Zeit wenn niemand hinschaut?
Ohne da irgendwie bewandert zu sein würde ich sagen, es gibt eine physikalische Zeit. Wenn ich einen Stein fallen lasse, benötigt er bei Erdschwerkraft eine Anzahl von Zeiteinheiten, um Distanz x zurückzulegen und auf dem Boden aufzuschlagen. Wie groß diese Zeiteinheiten sind und wie man sie nennt ist in diesem Fall egal - ohne wäre der Stein "eingefroren".
Um einen Film als solchen wahrzunehmen, brauchen wir ~24 Einzelbilder pro Sekunde. Nimmt diese Zahl ab, nehmen wir zunächst ein Flackern/Ruckeln wahr, und später Einzelbilder.
Eine Fliege hat eine andere Wahrnehmungsgeschwindigkeit, und sieht bei 24/S eine schöne Diashow. Darum ist sie auch ohne beschleunigte "Werkzeuge" so schwer zu treffen.
Ich denke, die meisten Menschen haben eine annähernd ähnliche spirituelle Zeit(um den Begriff aufzugreifen). Um hier eine Angleichung zu schaffen, wurde die Vereinbarung der Zeiteinheiten getroffen, so kann jeder, abweichend vom subjektiven Zeitempfinden, zu Zeitpunkt x an Ort y sein, und das zur selben Zeit, wie jemand, mit dem er eben jenen Zeitpunkt(auf der angelegten Zeitskala) und Ort vereinbart hat.
Das, was man von der Uhr abliest könnte man also als wirtschaftliche oder auch soziale Zeit bezeichnen.
(Nebenbei denke ich, daß auch gerade diese immer präzisere Messbarkeit für jede Person(Armbanduhr) den verstärkten Zwang zur Effizienz ("bis xx:yy geschafft haben") mit sich gebracht hat. Und es dürfte seinen Grund haben, warum in den wenigsten Ladengeschäften sichtbare Uhren zu finden sind - der Kunde soll in seiner subjektiven Zeit dahindümpeln und die Ware begutachten, nicht etwa feststellen, daß er schon länger da ist, als beabsichtigt)
Die spirituelle Zeit hat meiner Ansicht nach viel mit Aufmerksamkeit zu tun. Wer schonmal unter dem Einfluss gewisser Substanzen bemerkt hat, wie sich das taktile Empfinden verfeinern kann ("Berge auf dem Geldschein!"), der weiß, wie subjektiv und möglicherweise beschränkt das "normale" menschliche sensorische Erleben sein kann.
So kann ich mir vorstellen, das bei Ereignissen, die in besonderem Maße oder darüber hinaus unsere Aufmerksamkeit konzentrieren, auch das Verstreichen der spirituellen oder subjektiven Zeit deutlicher und damit langsamer wahrgenommen wird, so wie der Geschmack von etwas, was man in Ruhe isst, intensiver ist als der von etwas, was man hastig(und abgelenkt) herunterschlingt.
Nun gibt es auch derartige Momente, in denen die Zeit zu fliegen scheint. Ich meine beobachtet zu haben, daß das am ehesten eintritt, wenn die Aufmerksamkeit nicht primär auf dem Sein im Jetzt liegt, sondern bei einem (Schaffens-)Prozess(z.B. Malen).
Möglicherweise vergeht die Zeit daher auch subjektiv langsam, wenn man unkreative/unproduktive Fleißarbeit leisten muß.
In diesem Sinne finde ich auch den Begriff der spirituellen Zeit gar nicht so verkehrt - weil sie am ehesten wahrnehmbar ist, wenn man mit Herz und Seele dabei ist.
Darki