BL als dominante Aufgabe und Erlebnis
Wenn ich die bisherigen Beiträge so lese, dann sehe ich 2 Aspekte darin für mich ein wenig zu kurz gekommen.
Zum Ersten denke ich, wenn man über Borderlining im bdsm philosophiert, muss man sich schon ein wenig gewahr sein, daß es initial sehr oft männliches Versagen war (kindlicher Missbrauch), das die Biographie dieser Frauen zu einer Geschichte des seelischen und körperlichen Grenzganges deformierte. Wenn sich hier also Männer kontrovers darüber einlassen, so erscheint mir die Diskussion vergleichbar einer deutschen Stammtischrunde, die sich über die gesellschaftspolitischen Neurosen israelischer Innnpolitik beschweren. Das soll die Diskussion nicht unterbinden, aber es verleiht ihr zumindest einen gewissen „Grundton“.
Ich zumindest empfand und empfinde es in hohem Maße als einen spirituellen Akt männlicher Dominanz (im Sinne des BDSM), die Scherben die dieses Versagen schlug, gleich einem Archäologen der Seele, Mosaiksteinchen für Mosaiksteinchen zu neuem Inhalt zu führen - ganz ohne Zweifel jedoch auch unter dem Aspekt des zutiefst erotischen Gewinns, der einem Mann zu Teil wird, dem sich die Lust einer solchen Grenzgängerin verbindet. Ganz sicher ist es ihnen dabei gelungen, mein Fühlen, Denken und Handeln im Laufe der Jahre mit all ihren herrlichen und abgründigen Naturen ebenso zu bereichern wie herauszufordern – und nicht selten an meine eigenen mentalen Grenzen zu bringen.
Zum Zweiten ist es ja mit dem Borderlining – zumindest im Ursachenfall kindlichen Missbrauchs – oft nicht getan. SVV (Selbstverletzendes Verhalten), war zumindest bei den meisten MEINER BL-Subs stete Begleitsymptome, ebenso wie ein gewisser Hang zur Promiskuität. Ich denke daher, daß es für diese Frauen durchaus legitim ist, sich intuitiv einen Partner zu suchen, der mental in der Lage ist, ihr das Messer aus der Hand zu legen, oder ihrer Sexualität eine Richtung zu weisen.
Es ist also nicht die Frage einer Definition von Gesundheit oder Krankheit, sondern es ist die Frage einer individuellen seelisch- geistig-körperlichen Verhaltenskonzeptes – man mag das pathologisieren und versuchen dem Kind einen Namen zu geben, einzig wesentlich ist doch dann aber, als was sich dieses Konzept selbst betrachtet, und über welche Mechanismen es unter Umständen traumatischen seelischen Schmerz abzubauen, und sein SELBST zu befrieden vermag. Wenn hier das Machtgefälle innerhalb einer bdsm-Beziehung derlei Wirkung erzielen kann, wer möchte dem dann widersprechen. (Was sich meiner Erfahrung nach übrigens auch ganz gut mit einer fachlichen Psychotherapie verbinden lässt, sofern der Therapeut dafür offen genug ist).
Wenn ich also gefragt würde, Borderlining und BDSM – Auf jeden Fall.
Dann würde ich einer Borderlinerin mit entsprechend mentalen und sexuellen Neigungen jedoch eher zu einer festen bdsm-Beziehung als zu einer Session- / Spielbeziehung raten und zwar zu einer festen Dominanzbeziehung eher im D/s-Bereich, da hier sowohl den Stimmungsschwankungen des Alltags, wie auch eventuellen Flashback-Attacken durch Ritualisierung begegnet werden kann, ebenso wie dem sexuellen Grundmuster.
Eine Konstellation von verinnerlichtem Machtgefälle (Gehorsam über Stimmungslage) und sexuellem Rollenverhalten, ist in einer festen D/s eher realisierbar. (Wobei gerade das richtige sexuelle Rollenverhalten meiner Erfahrung nach enorme Wirkung auf die Selbstberuhigung und/oder den inneren psychischen Druck der Sub hat - von der exklusiven Dienerin bis zum Verhältnis Zuhälter / Heilige Hure ist da alles schon gedacht worden, letzteres immer in Verbindung mit einer ritualisierten „Reinigung“ - aber das würde jetzt thematisch zu weit führen).
Ich geh davon aus, daß ein Mann, der sich selbst als dominant im Sinn des Bdsm bezeichnet, eine BL-Partnerin zu „händeln“ vermag.
Ich habe sie nie gesucht, meine kleinen zerbrechlichen, kraftstrotzenden, göttlichen Huren, immerhin haben sie mich auf ihren Grenzspaziergängen irgendwie immer gefunden. Und ich hab mich dabei selten als “Opfer” empfunden – im Gegenteil, wer je mit ihrem Vertrauen auch ihre restlose Hingabe und ihre rückhaltlose Sexualität erwerben durfte, der weiß, daß ich es genossen habe.