Geschichte und Geschichten
Immer wieder kommt die Behauptung, früher sei alles anders und vor allem besser gewesen, Ehen hätten den Stürmen durch kürzere Lebensdauer besser trotzen können. Hier eine Strophe aus Ferdinand Raimunds "Verschwender" des Jahres 1834:Die Jugend will halt stets mit Gwalt / in allem glücklich sein. / Doch wird man nur ein bisserl alt, / da findt man sich schon drein! / Oft zankt mein Weib mit mir, o Graus! - / Das bringt mich nicht in Wut. / |: Da klopf ich meinen Hobel aus / und denk, du brummst mir gut! :|
Damals gab es allerdings keine Scheidung, sondern man blieb auf sich angewiesen. Und vermutlich hatte das auch größere Kompromissfähigkeit zur Folge. Wie es auch war oder ist, wir leben heute, haben uns heute zu bewähren und gegebenenfalls zu entscheiden. Und als Segen würde ich es betrachten, wenn man Schiller vor der Eheschließung ernst nehmen würde:
Drum prüfe, wer sich ewig bindet,
Ob sich das Herz zum Herzen findet!
Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.
Lieblich in der Bräute Locken
Spielt der jungfräuliche Kranz,
Wenn die hellen Kirchenglocken
Laden zu des Festes Glanz.
Ach! des Lebens schönste Feier
Endigt auch den Lebensmai,
Mit dem Gürtel, mit dem Schleier
Reißt der schöne Wahn entzwei.
Die Leidenschaft flieht!
Die Liebe muß bleiben,
Die Blume verblüht,
Die Frucht muß treiben...
Ob sich das Herz zum Herzen findet!
Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.
Lieblich in der Bräute Locken
Spielt der jungfräuliche Kranz,
Wenn die hellen Kirchenglocken
Laden zu des Festes Glanz.
Ach! des Lebens schönste Feier
Endigt auch den Lebensmai,
Mit dem Gürtel, mit dem Schleier
Reißt der schöne Wahn entzwei.
Die Leidenschaft flieht!
Die Liebe muß bleiben,
Die Blume verblüht,
Die Frucht muß treiben...