Wir haben
vor kurzem an einem solchen "Abend der <<O>>" teilgenommen.
Meine Sub hatte mir den Abend geschenkt. Er gehört zu den intensivsten, erregendsten und schönsten erotischen Stunden, die ich in meinem Leben erlebt habe.
Der Veranstalter verstand es, durch gekonnte Inszenierungen eine prickelnde Atmosphäre zu schaffen, die mich sofort in ihren Bann schlug.
Meine Bewunderung gilt den Subs, die sich größtenteils wunderbar in ihre "O"-Rolle fallen liessen und mir damit ermöglichten, meine Dominanz ausserhalb meiner Liebesbeziehung auszuleben. Diese Erfahrung war für mich einzigartig.
Das Einzigartige zu beschreiben fällt mir schwer, weil es mich ganz tief gepackt hat - jenseits meines bewussten Denkens. Ich möchte es die
Schönheit der Erotik nennen. Diese Schönheit konnte im Rahmen des Events in ihrer Reinheit aufscheinen.
Ich nenne dies Aufscheinen "rein", weil wir üblicherweise die Schönheit der Erotik in der Mischung mit unseren Liebesgefühlen für unsere Partner erfahren. Dies mag dazu führen, dass die Liebe zwar umso größer, die Schönheit jedoch weniger fassbar wird.
Dennoch ist ein solcher Abend nicht ohne Klippen. Insbesondere Dom sollte von sich höchste Präsenz und Aufmerksamkeit erwarten, denn ihm obliegt die Verantwortung über seine Sub.
Wir erlebten eine grenzwertige Szene, als ein anderer Dom mit meiner Sub mit durchaus härterer Gangart zu spielen begann. Ich signalisierte ihr, dass ich auf ein Zeichen von ihr dieses Spiel sofort unterbrechen würde. Allerdings war sie, wie sie mir später erklärte, nicht mehr in der Lage, mir das Zeichen zu geben, als es ihr eigentlich zu viel wurde. Als mir schließlich klar wurde, dass ich das Spiel abbrechen muss, war meine Sub am Rande eines Absturzes.
Wir haben uns daraufhin eine Zeitlang zurückgezogen und geredet und konnten den Abend im weiteren Verlauf zu einem überaus glücklichen Ausgang bringen. Aber die Grenzwertigkeit blieb.
Ich lernte daraus, dass der Zettel, den ich für meine Sub geschrieben hatte und auf dem mögliche "Benutzbarkeiten" aufgeführt waren, keinesfalls genügend Information gab, dass ein anderer Dom seine Spielgelüste entsprechend justieren konnte. So ist unter Doms durchaus unklar, was unter "zart" oder "hart" jeweils verstanden werden kann.
Ich lernte zudem, dass auch der überaus stilvolle Rahmen und das distinguierte Auftreten der Herren keinesfalls eine Garantie für das Einfühlungsvermögen eines jeden einzelnen Herrn ist. Wird ein Herr von der Gier gepackt, sind Derbheiten nicht auszuschliessen. Insofern ist Wachsamkeit oberstes Gebot.
Ich lernte, dass ich einen anderen Dom zuerst einmal kennen lernen und anfühlen muss, bevor ich ihm unbesehen meine Sub überlasse. Und selbst dann gibt es noch das Restrisiko, dass mein Fühlen mich täuscht.
All denen, in deren Kopfkino die Teilnahme an einem solchen Abend herumspukt, rate ich: tut es! Aber bereitet euch mental intensiv darauf vor. Für eine Sub mag es hilfreich sein, wenn sie zuvor - etwa in einem geschützten privaten Rahmen - einmal die Erfahrung gemacht hat, einem fremden Dom zu dessen Lust gedient zu haben. Und den Doms rate ich, sich klar zu machen, dass sie ihre eigene Lust hintanzustellen bereit sind, um sich
ganz auf das Wohlergehen ihrer Sub zu konzentrieren.
Für mich bleibt es ein unvergesslicher Abend.
stephensson
art_of_pain